Volltext Seite (XML)
Ejpc- ». NeSakii»» W Sächsische Docheilung. U»»„c«eulS- I L Preis: Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. !üftÄ!!»"Ä durch Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, lür die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, WM" Tharandt und Moritzburg. werde« bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spalt.Zeile15Pfg. Unter Eingesandt: »OPfg. Jnserateu- Aunahmesteleu: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaascnsteinLBogler, Rudols Moise, Ä. L. Daube L E». in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. 52. Jahrgang Die Regierung, welche eine eingehende Untersuchung der von den Bergarbeitern erhobenen Beschwerden und Forderungen hat vornehmen lassen, wendet dieser Frage unausgesetzt ihre Aufmerksamkeit zu. Auch hat sie Vorsorge getroffen, daß jeder Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung sofort mit Erfolg entgegengetreten werden kann. Ihrer Fürsorge für die Wohlfahrt der arbeitenden Klassen hat sie durch die Mitwirkung an Politische Weltschau. Deutsches Reich. Mittwoch Mittag 12 Uhr wurde im Weißen Saale des königlichen Schlosses zu Berlin durch den Staatsminister v. Bötticher die Session des preußischen Landtages unter Beobachtung des alt, hergebrachten Ceremoniells eröffnet. Die zur Verlesung gelangte Thronrede gedenkt zunächst des Ablebens der Kaiserin-Wittwe Augusta und der „zahlreichen Beweise von Treue und Ergebenheit, welche dem Herrscherhause aus diesem Anlasse zu Theil geworden sind." Dann heißt es in der Thronrede weiter: „Die Finanzlage des Staate- ist nach dem Abschlusse des letzten und nach den bisherigen Ergebnissen des laufenden Rechnungs jahres wiederum eine günstige. Die über die Voran schläge hinausgehenden Einnahmen wichtiger Ver» waltungszweige sind indessen in gleicher Höhe für die nächsten Jahre nicht zu erwar-en, während eine Ver minderung des Ausgabebedarfes fast nirgends, ein weiteres nothwendiges Wachsen desselben dagegen an zahlreichen Stellen in Aussicht steht. Schon für das nächste Jahr wird eine erhebliche Steigerung des Matrikularbeitrages seitens Preußens an das Reich vor» zusehen sein. Die Gunst der heutigen Lage entbindet deshalb nicht davon, durch vermehrte Tilgung der Staatsschuld die Zukunft thunlichst zu entlasten. Unter Ihrer bereitwilligen Mitwirkung sind in den letzten Jahren Verbesserungen der Beamtenbesoldungen durch geführt, welche zwar erfreuliche und werthvolle An fänge zu der erstrebten allgemeinen Erhöhung der Diensteinnahmen bilden, welche aber hinter dem Be dürfnisse, namentlich der unteren und mittleren Beamten, immer noch wesentlich zurückbleiben. Die Regierung hält sich deshalb für verpflichtet, weitere Gehalts erhöhungen mit Ihnen zu vereinbaren. Außerdem werden neue und vermehrte Ausgaben vorzusehen sein für die Erfordernisse des Staatsdienstes, für die Pflege von Kunst und Wissenschaft, für die Verkehrsanstalten aller Art, sowie für das landwirthschaftliche Gewerbe. Der für die vorige Session in Aussicht gestellte Gesetz entwurf, welcher die bisherige Klassen- und Einkommen steuer in eine einheitliche Einkommensteuer umzugestalten und weitere Reformen auf dem Gebiete der direkten Steuern zu verwirklichen bestimmt war, sollte die be stehende Grund- und Gebäudesteuer zunächst unberührt lassen. Im Landtage gepflogene Verhandlungen ließen jedoch erkennen, daß auf die seit geraumer Zeit beab sichtigte Ueberweisung der Erträgnisse der Grund- und Gebäudesteuer an die Kommunalverbände der größere dergestalt zu erweitern, daß beide Angelegenheiten — die Reform der Einkommensteuer und die Ueberweisung der Erträgnisse der Rcalsteuer an die Kommunal verbände — mit einander verbunden und gleichzeitig zur Erledigung gebracht werden können. — Um die Vor theile der einheitlichen Staatsverwaltung auf dem Ge biete des Eisenbahnwesens weiteren Landestheilen zu zuwenden, wird Ihnen die Erwerbung noch einiger Privateisenbahnen in Vorschlag gebracht werden. — Die vorjährige Ernte ist in mehreren Gegenden eine ungünstige gewesen. Dank der Förderung, welche die Zolleinrichtungen des Reiche- der vaterländischen Land- wirthschaft gewähren, erscheint jedoch die Hoffnung be gründet, daß die schwierige Lage, in welche die länd liche Bevölkerung durch den Ernteausfall gerathen ist, ohne dauernd nachtheilige Folgen zu überwinden sein wird. Die Regierung Sr. Majestät hält es aber für nothwendig, die Möglichkeit, Grundeigenthum zu erwerben und sich seßhaft zu machen, mehr als bisher zu erleichtern. Es wird Ihnen deshalb ein Gesetzentwurf zugehen, durch welchen für den Erwerb landwirthschaftlicher Grundstücke da- Rechtsinstitut der Rentengüter eingesührt werden soll. — Das erfreuliche Bild, welches der Aufschwung des Handels und der Gewerbthätigkeit im Laufe des letzten JahreS darge boten hat, ist getrübt worden durch die Arbeiter- ausstände, welche namentlich in den Steinkohlenbezirken in großem Umfange unter Nichtinnehaltung der gesetz lichen Kündigungsfrist und theilweise nicht ohne Ge- waltthätigkeilen stattgefunden haben. Es hat Se. Majestät den Kaiser und König mit Befriedigung er füllt, daß die Arbeitgeber, vielfach unter Zurückstellung ihrer eigenen Interessen, bestrebt gewesen sind, den Beschwerden der Bergarbeiter, soweit sie begründet waren, Rechnung zu tragen und selbst weitgehenden Forderungen entgegenzukommen. Se. Majestät halten sich danach zu der Erwartung berechtigt, daß fernere Versuche zur Störung der Eintracht zwischen den Grubenbesitzern und den Bergarbeitern an dem ge sunden Sinne der Bevölkerung scheitern und daß die für die gesammte Arbeiterschaft nicht minder wie für den Bestand der Industrie gefährlichen Unterbrechungen wirthschastlicher Thätigkeit fortan unterbleiben werden. ' , d« A-b-U-r g-g-n die Folge» »°» «»»khej. Laae die Arbeiter in wachsendem Umfange werde - Zur Freude Sr. Majestät de- Ka.krs und Königs sind die Beziehungen Deutschland- ,u den auswärtigen Mächten nach allen Seiten hin aute - Meine Herren! Se. Majestät giebt sich der Zuversicht hin, daß Ihre Arbeiten auch in der neuen SeiNon von dem Geiste vertrauensvollen Zusammen- mir-ns'mit der Staatsregierung getragen, zur Förde rung des Wohles und Gedeihens des Landes beitragen werden." — Mit einem von dem Präsidenten des Herren- Hauses, Herzog von Ratibor, auf den Kaiser ausge- brachten Hoch endete der feierliche Akt, dem sammtliche Minister, nur Fürst Bismarck ausgenommen und etwa 200 Landtagsmitglieder beiwohnten. Die unserem Kaiserhause so nahe stehende Groß- kerzogin von Baden, welche in der Zeit von kaum zwei Jahren ihren blühenden Sohn, den Vater und den Bruder, sowie nun auch ihre ehrwürdige Mutter ver- loren hat, ist leider von dem herben Schicksale be troffen, auch ihre Tochter, die jüngst vermählte Kron prinzessin von Schweden, kränkeln zu sehen. Schon vor der Entbindung der hohen Frau traten, wie au- Stockholm berichtet wird, so beunruhigende Symptome ein, daß das großherzogliche Aelternpaar sich veranlaßt sah, mehrere Wochen in Stockholm m der Nähe ihrer Tochter zu verweilen. Die Stunde der Geburt ging äußerst glücklich vorüber; die hohe Frau genas eines prächtigen Prinzen, aber trotz der aufmerksamsten Pflege auf dem idyllisch gelegenen Schlosse zu Drottningholm mußte die hohe Wöchnerin, da sich ihre Lunge etwas angegriffen zeigte, erst nach FranzenSbad und daun nach Meran gesandt werden. Man hatte nun für diesen Monat die Rückkehr der in Schweden sehr be liebten Prinzessin erwartet, jedoch fühlt sich die Kron prinzessin auf den dringenden Rath ihrer Aerzte be wogen, Meran mit der Riviera zu vertauschen. Hoffent lich stärkt sich ^dort ihre zarte Gesundheit in der er wünschten Weise, so daß die hohe Frau den Frühling wieder im nordischen Klima zubringen kann. Einer Meldung aus Anhalt zufolge war die Her zogin in den letzten Tagen an der Influenza schwer erkrankt. Der Oberhofprediger, Generalsuperintendent Teichmüller, hatte ihr am Sonntag bereits das Abend mahl gereicht und die hohe Frau sah ihrem Hinscheiden entgegen, als Plötzlich gegen jede Erwartung in dem Werth gelegt und deren unmittelbare Verwirklichung in erster Linie erstrebt wird. Die Regierung hat daher Veranlassung genommen, den Rahmen der Vorlage der Gesetzgebung des Reiches, betreffend die Ver'siche- Berantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann ZKüsser in Dresden. Sonnabend, den 18. Januar 189«. Feuilleton. Die Betrogenen. Roman von Eduard Heftermann. (61. Fortsttzlllig.) „Schon gut. — So heile die Wunde, aber ein Versprechen mußt Du mir geben." „Welches?" „Niemandem, wer es auch sei, ein Wörtchen von dem Vorgefallenen mitzutheilen; ich kenne Dein Plapper maul, aber diesmal mußt Du Dir Gewalt anthun. Du giebst mir Dein Ehrenwort zu schweigen und ich bezahle diese Deine Verschwiegenheit mit zehn^ Thalern extra. Verstanden?" „Sehr wohl", sagte der Barbier lachend. „Du sprichst ganz in der Manier eines gnädigen Herrn. Aber was kümmert's mich? Ich werde schweigen wie ein Taubstummer." Dann reinigte der unechte Jünger AeskulapS die Wunde auf'S Neue, legte sorgfältig und mit vieler Ge schicklichkeit einen zweiten Verband an und entfernte sich endlich mit dem Versprechen, täglich nach der Wunde zu sehen. Am anderen Morgen erschien Daniel, anstatt nach Handwerktgebrauch um 6 Uhr, erst um die Frühstücks tunde in der Werkstatt seine- Meisters. Der letztere chalt und drohte dem nachlässigen Arbeiter mit Ent- assung. Daniel antwortete im höhnischen Tone: „Ich komme von Ihrem Schwiegersöhne; er ist krank und ich habe ihn gepflegt." So war's in der That. Lemke hatte während der ganzen Nacht in Fieberphantasien gelegen und als der neue Morgen ihm da- Bewußtsein zurückbrachte, hatte er — von Angst geschüttelt — jeden Augenblick geglaubt, die Polizei eintreten zu sehen. Um 6 Uhr war Daniel gekommen; er hatte den Tischler in Schweiß gebadet vorgefunden. „Er ist todt — ich habe ihn erschlagen — nicht wahr?" stöhnte Lemke. „Ja", entgegnete Daniel, „der arme Junge raucht jetzt keine Pfeife Tabak mehr. Gott hab' ihn selig!" Lemke warf sich im Bette hin und her. „O, diese Qualen!" schrie er. „Kommen sie denn noch nicht — sind sie denn noch nicht da, um mich von dieser Angst zu erlösen? Ich will ja Alles bekennen — aber mir graut so sehr vor dem Zuchthause und vor unehrlichem Tode — o, mein Gott, was hast Du aus mir gemacht!" „WaS soll denn das Gezeter?" fiel Daniel ein; „Du plärrst Dir ja die Nachbarn auf den Hals. Ruhig doch, Freundchen, ruhig! Wer wird denn gleich den Kopf verlieren?" „Man wird die Leiche finden" — begann Lemke wieder — „und dann bin ich verloren." „Dumme- Zeug!" sagte Daniel grinsend. „Glaub test Du, daß ich meinen guten Kameraden so schmählich im Stiche lassen würde?! Die Leiche wird kein Mensch finden, ich habe sie heute Na t t — al- ich vor jeder Ueberraschung sicher war — verscharrt. Die liegt, den Würmern zum Gaudium, tief in der Erde. Kein Mensch wird jemals von Deiner übereilten That auch nur ein Wörtchen vernehmen. Du bist sicher wie in Abraham- Schooß — denn daß ich plaudern werde — da- denkst Du doch von dem Daniel nicht?" „Du nimmst eine Riesenlast von meiner Seele", versetzte Lemke, dem Genossen die Hand reichend. „Du bist ein braver Kerl und ich bitte Dir reumüthig ab, was ich früher wohl mitunter Unrechtes von Dir ge dacht. Man wird die Leiche also nicht aufzufinden ver mögen?" „Gewiß nicht — und wenn man sie auch später durch Zufall fände, so würde sie doch in ihrer Verwesung von Niemand wieder erkannt werden, das Gesicht ist ohnehin total entstellt. Alle Teufel! Du hast ihn furcht bar zugerichtet!" „Schweig davon!" bat Lemke, da- Antlitz abwen dend. „Es war ein Akt der Nothwehr — er griff mich ' 'ch konnte nicht ander-. Und doch", setzte er mit unsäglich traurigem Tone hinzu, „fühle ich, daß diese blutige That ein Gespenst gebiert, da- mich ohne Rast durch mem ganze- Leben verfolgen wird." geschehene Dinge sind nicht zu ändern", lakonisch, „sprechen wir nicht weiter da, rüber. Aber — Du mußt'- mir nicht übel nehmen — vn dem Todtengräbergeschäfie habe ich meine ganze ^!oung verdorben — eS ist gewiß nicht mehr al- billig, daß Tu mir —" " , , f.. ich Dir den Schaden ersetze", fiel Lemke HAg /"^^erifflen Blick auf Daniel richtend. „Ohne Zweifel! Wie viel verlangst Du? Ich gebe Dir gern mehr, als Dein Verlust beträgt; Du hast mir emen großen Dienst erwiesen. Dort steht mein Koffer,