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iiliMft NoißeilMS 49. Jahrgang Sonnabend, den 19. Wovemker 1887 Feuilleton ff HpeL. u. Redaktion WreStzen-Reuftadl ll. Meißner Lasse L Wie Zeitung erschein. gebrochen werden." »Es kommt darauf an, unter welchen Verhältnissen es gegeben wurde. Dir ist es unter dem entsetzlichsten moralischen Zwange abgerungen, wobei das Mitleid mit des Vaters schlimmer Lage den Kupplerdienst über- nommen — da bindet es nicht, kann es nicht binden." werden bi» Montag, Minwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: s dietspaltLeilelSPsg. Unter Eingesandt: SO PK Aufgehoben? Kann sie denn aufgehoben werden?" Warum nicht?" Ich gab mein Wort und ein Wort kann nicht . Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dres en Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Wüller in Dresden. Inferaten- Nn«ah«efteSen: Die Arnoldische Buchhandlung, Invaliden dank, HaastnsteinLBogler, Rudolf Mosse, N. L. Daube « C». in Dresden, Leipzig, Hainburg, Berlin,' Frankfurt a/M Wechsel —" „Es ist dennoch zu spät!" rief Isabella verzweifelt au». Ach, wenn Sie wüßten, wa» unterdeß geschehen! „Ein Wort bindet immer und auch mich bindet e»! Aber reisen Sie nach Hohenfels, erwirken Sie vom Vetter die Summe, die der Papa zu zahlen hat, so brauchen der Kommercienrath und sein Neffe sich der selben nicht zu entäußern und ich werde nicht von dem furchtbaren Gefühle zu Boden gedrückt, daß mein ge liebter Papa durch sie gerettet ist und daß man mich wie eine Waare für dreimalhunderttausend Mark ge kauft hat. Ich werde dann mein Haupt freier erheben und meine Zukunft in ganz anderer Weise einrichteu können." „Du denkst doch nicht im Ernste daran, Dich mit diesem — Menschen ru vermählen?" „Muß ich nicht? Nichts kann mich von meinem Worte entbinden, als wenn er freiwillig zurücktritt!" „Ach", dachte die alte Gräfin, „so wollen wir ihn schon dazu veranlassen, eS zu thun, das werde ich allein besorgen und wenn ich em ganzes Jntriguenspiel ein- letten müßte! Ich werde das arme Mädchen retten. Sie denkt zu strenge über solche Dinge und eher würde sie dlrekt ins Verderben rennen, als daß sie sich von nner solchen Auffassung zurückbringen ließe! — Tie Tante wird Dir helfen und Du wirst ihr fpäter danken für diesen Dienst!" r- ^^^o^hch und sagte laut: „So will ich denn für Ole Reife die nöthigen Vorbereitungen treffen!" „Noch Eins, Tante", sagte Isabella. „Sie müssen Versprechen geben, dem Vater nicht zu ver- Ä k"' daß ich um seine Verlegenheiten gewußt, daß ich sein Gespräch mit dem Kommercienrath gehört. Er überzeugt bleiben, daß ich Willhöft aus ruebe und aus freiem Antriebe die Hand reiche." Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der osficielle „Reichs- und Staatsanzeiger" schreibt an hervorragender Stelle: Aus Anlaß der jüngst bekannt gewordenen betrübenden Nach richten über die Krankheit des deutschen Kronprinzen hat sich im ganzen deutschen Vaterlande und weit über dessen Grenzen hinaus die wärmste Theilnahme für den hohen Patienten kundgegeben. Aber nicht nur das schwere Geschick, welches über den künftigen Thronfolger ver hängt zu sein scheint, sondern auch die harte Prüfung, welche dadurch über den greisen Kaiser, wie über das ganze königliche Haus hereingebrochen ist, hat aller Orten tiefes Mitgefühl hervorgerufen. Dasselbe findet seinen Ausdruck in zahlreichen Eingaben, welche nicht nur aus allen Theilen des deutschen Reiches, sondern auch aus dem Auslande, insbesondere aus Oesterreich, Rußland, Frankreich, Belgien, Holland, England, Ita lien, Spanien u. s. w. im kaiserlichen Palais einge gangen sind. Der greise Monarch ist von dieser allge meinen Theilnahme und Liebe für seinen Sohn tief gerührt und hat befohlen, daß dies zur Kenntniß aller Betheiligten gebracht werde. Mit Rücksicht auf die hochgradige Aufregung, welche die Nachricht von dem hoffnungslosen Zu stande des Kronprinzen in Deutschland hervor- gerufen hat, schreibt man aus den Rheinlanden tehr richtig: „Es sind keineswegs vorwiegend politische Erwägungen, die diese Ausregung erzeugt haben; in dm weitesten Kreisen der. Bevölkerung. Herrscht in dieser Hinsicht das vollste Vertrauen. Man weiß, daß die deutsche Politik unter allen Umständen in den vorge zeichneten festen Bahnen auch in Zukunft fortgeführt werden wird und daß alle gegentheiUgen Behauptungen ausländischer Blätter auf völliger Unkenntniß der Sach lage beruhen. Die mächtige Bewegung, die augenblick lich die deutsche Nation erfaßt hat, ist vorwiegend auf rein menschliche Gründe zurückzuführen. Man em pfindet innige Theilnahme mit dem greisen Kaiserpaare, welches am Spätabend eines vom seltenen Glücke be günstigten Lebens den größten Schmerz erleiden muß, den es für zärtlich liebende Aeltern giebt. Man be dauert ferner die Gattin, die Söhne und Töchter des Kronprinzen, denen in absehbarer Zeit der Verlust des theueren Familienoberhauptes droht. Vor Allem aber wendet sich die innigste, aufrichtigste Theilnahme dem hohen Kranken selbst zu. Es ist ein herbes, schweres Schicksal, welches unser Kaiserhaus wre unser Volk be troffen hat. Aber der Starke wird durch eine der artige Prüfung nur noch mehr gestählt und das deutsche Volk wird — wir hoffen es mit Bestimmtheit — gewiß Waanerfta» und Sonnabend früh. >tzonne«e«t»- Peet». ^rttljährl.Mk.1,50. Z» beziehen durch die kaiserlichen Post- «paUen und durch unsere Boten. En freier Lieferung Ms Hau» erhebt die -ost noch elne Gr- Hr von 25 Pfg Die Pflegekinder des KommercienralhS. Novelle von Earl Hartmann-Plön. lL8. Fortsetzung.) „Nach diesen Worten drehte ich mich kurz herum und schritt mit hoch erhobenem Haupte davon, hatte aber noch zuvor die Genuathuung, zu sehen, wie dieser eitle Patron durch die Wucht meiner Worte förmlich zu sammenzuckte." „Und nun", fuhr sie fort, „reise ich sogleich nach Hohenfels; der Vetter hat mich in der That am Taye vor unserer Abreise gefragt, ob die Schuldenmasse, tue der Vater für Adelbert hat bezahlen müssen, wirklich, wie er gehört, eine so erhebliche gewesen sei und als ich ihm die Frage bejahte, sagte er mir, falls der Papa dadurch in irgend eine Geldverlegenheit gerathen wäre, so möae er sich nur getrost zuerst an ihn wenden." „Ach, Tante", sagte Isabella, .warum haben Sie dies dem Papa damals nicht gleich mitgethcilt, Sie hätten ihm manche kummervolle Stunde erspart und etwas Entsetzliches verhütet." „Wie konnte ich ahnen, daß wirklich Sorgen ihn drückten, ich habe seine Verhältnisse stet- für sehr wohl geordnet gehalten. Es ist gottlob jetzt noch nicht zu spät — bis morgen Abend kann ich zurück sein, ent weder mit dem Gelde, oder einer Anweisung, oder einem m-in °»st--»g-u um dst Dumeu occh-h-u zu Am Krriwp ist d-r Ezar mit i-m» Fumili- zu ^m kuiuu Besuche de« deutschen Kaiser« IN Berlin -»»"r'ff-n wo man ihn mit aller der Ehrerbietung empsäuaen haben diirste, welche dem Perr,^ 2en Mil Deutschland m Friede» lebenden Reiche« r Früher hatte eine derartige Begegnung de« Rutschen Kaiser« mit dem Szaren eine gröbere B-deu- tunq al« heute, deun sie bekunde,- -,u- P°Itt,,ch-Freund, »ast we chc sür beide Länder nützlich war Nach den diplomatische» Erörterungen, welche dem diesmal,gen. nur aus de?Durchreist ersolgenden Besuche des Ezaren ,n Berlin uorausgegauge» fi°d. darf stch dieser Nicht wun. dern wenn er bei aller Beobachtung der Formen den noch'ein- ->w°s kühlere Ausnahme denn ionft m der deutschen R-ichshanptstadt finden wnd. Der Buiiderralh, dessen Ausschuss- -ifrig mi, d-r Durcharbkitunq d-s Sp--ial-tals dcschästigt find wird tunst zu kin-r Pl-naisitzung zus-mm-ntr-t-n, >n w-lch-r d-r a-sammt- Etat -ndgiltig ststg-st-llt w-rd-n dürft-. Nunmehr ist dem BundeSrathe du b-retts lang- erwartete Vorlage, betreffend die Alte^- und In validenversicherung, zugegangem In der dem Ge setzentwürfe beigegebenen Denkschrift heißt es u. A.. Die Altersversorgung muß sich auf alle Personen er strecken, welche ein hohes Lebensalter (etwa da- 70. Jahr) erreicht haben, ohne Rücksicht auf den Nachweis der Invalidität und ebenso darf auch wieder die In- Validenversorgung nur von der Erwerbsunfähigkeit und nicht etwa von dem Lebensalter abhängig ge macht werden. Die Invalidenversicherung wird hier- nach insbesondere bei dem Vorhandensein einer der artigen Erwerbsunfähigkeit eintreten, welche die Folge von Krankheiten, von allmähligem Verbrauche der Kräfte oder von solchen Unfällen ist, die nicht „bei dem Be triebe" sich ereignet haben. Die gleichzeitige Regelung der Wittwen- und Waisenfürsorge wäre zwar erwünscht; es empfiehlt sich jedoch, diesen Theil der socialpolitischen Gesetzgebung zunächst noch nicht in Angriff zu nehmen, um zuvor auf Grund der bei der Durchführung der Alters- und Invalidenversicherung zu fammelnden Erfahrungen zu einem Urtheile darüber zu gelangen, ob die in Be tracht kommenden Berufsklassen auch die mit der Wittwen- und Waisenversorgung nothwendig verknüpfte erhebliche finanzielle Mehrbelastung zu tragen im Stande sind. Ueberdies ist für Wittwen und Waisen durch eine Reihe von Wohlthätigkeitsanstalten, wenn auch nicht ausreichend, so doch einigermaaßen gesorgt. Was nun die Durchführung der Alters- und Invaliden- auch in diesem Falle seinen lauernden Feinden den Beweis liefern, daß eS stark ist!" Professor Virchow, der bekanntlich wiederholt mit der mikroskopischen Untersuchung der durch den vr. Mackenzie der Halsgeschwulst des Kronprinzen ent- nommenen Partikelchen betraut worden ist, hielt am Dienstag in der „Berliner medicinischen Gesellschaft" einen Vortrag, worin er ganz entschieden Verwahrung dagegen einleate, daß, wie es in letzter Zeit seitens des genannten englischen Arztes geschehen sei, man ihm die Verant wortung für die falsche Behandlung des hohen Patienten zuschiebe. Der Berliner Arzt konstatirte, daß die ihm zur Untersuchung übergebenen Partikelchen viel zu klein ge wesen seien, als daß man aus der Natur derselben auf den Charakter der ganzen Geschwulst hätte Schlüsse ziehen können und daß er dies auch in seinen Gut achten wiederholt betont habe. „Ich bemerke ferner noch" — fuhr Virchow fort — „daß Herr Mackenzie, mit dem ich weder gesprochen noch schriftlich verkehrt habe, seinerseits nichts gethan hat, um mich ihm persönlich gegenüber etwa zu einem eingehenden Urtheile über das Leiden des Kronprinzen zu veranlassen. Inzwischen kamen Nachrichten, welche in der bestimmtesten Weise die vollständige Entfernung aller krankhaften Stellen aus dem Halse des Patienten meldeten. Nach den von vr. Schmidt mir persönlich gemachten Mit- theilungen ist auch der Theil des linken Stimmbandes, welchem die exstirpirten und von mir untersuchten Stücke entstammen, an der Affektion in keiner Weise direkt betheiligt, sondern die letztere befindet sich weit tiefer. Ich kann nur annehmen, daß in der That die jenigen Stellen, an welchen man die operativen Ein griffe vornahm, geheilt sind und daß die von mir untersuchten Partikelchen nicht der krebsartigen Ge schwulst angehört haben." Virchow macht somit den vr. Mackenzie allein und, wie es uns scheinen will, mit Recht für die verkehrte Behandlung des Kronprinzen verantwortlich. Der deutsche Kronprinz ist, wie man nunmehr er fährt, schon einmal und zwar im Jahre 1872 fünf Monate hindurch lebensgefährlich krank gewesen. Er wurde von dem Leiden während seiner Anwesenheit in Karlsruhe überrascht, wo ihn, da eine Ueberführung nach Berlin unmöglich war, im großherzoglichen Schlosse seine Schwester, die Großherzogin von Baden, mit un ermüdlicher Ausdauer pflegte. Diese Erkrankung hielt man damals aber — aus welchem Grunde ist unbe kannt — streng geheim und es drangen nur unbe stimmte Gerüchte darüber in die Oeffentlichkeit; jedoch hieß es allgemein, daß „der Kronprinz vollständig heiser sei". Bekanntlich sprechen auch die Kaiserin und ihre Tochter, die Großherzogin von Baden, „Was ist denn geschehen? Du erschreckst mich! Um Gotteswillen, sprich!" „Ich war vorhin in der Laube und habe dar Ge spräch zwischen dem Vater und dem Kommercienrathe wider Willen belauscht. Tante! Aus einer Aeußerung des Vaters entnahm ich, daß er die Schmach nicht überleben würde, da bin ich »hm zuvorgekommen, bin in sein Zimmer gegangen, habe ihm gesagt, daß ich Willhöft liebe und habe ihn gebeten, ihm zu schreiben, daß ich seinen Antrag annähme." „Unglückliche, was hast Du gethan!" „Jetzt bin ich verlobt — der Würfel ist gefallen, vor wenig Augenblicken hat der Papa den Brief an Willhöft abgeschickt." „Oh, sage, daß Du scherzest, oder mich trifft der Schlag! Den Brief abgeschickt? Verlobt mit einem Plebejer, verwandt mit einer Krämerfamilie? Es ist nicht möglich!" „Und unglücklich, Tante, für mein ganzes Leben!" Einen Augenblick schwieg die Gräfin Scheck, dann sagte sie: „Aber, mein Gott, warum erregen wir uns nur gar so sehr? Die Verlobung wird selbstverständlich sofort wieder aufgehoben."