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ach fische V och kituH. 49. Jahrgang Dienstag, dell 20. September 1887 Feuilleton werden di» Montag, Mittwoch «. Freitag Mittag angenommen und losten: dte1spa!i.Zeile IbPfg. Unter Eingesandt: MPfg- Politische Weltschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm ist am 17. September nach Berlin zurückgekehrt, ohne vorher seinen kaiserlichen Neffen begrüßt zu haben. Don der Stunde an. wo daS Eintreffen deS österreichischen Ministers deS Auswärtigen, Kalnoky, in Friedrichsruhe gemeldet wurde, war überhaupt daS Interesse an der Kaiser-Cntrevue in bedeutendem Grade zurückgetreten. DaS sichere Gefühl, daß die Kanzlerzusammrnkunft bei Weitem zuverlässigere Faktoren in die Rechnung für die Zukunft einstelle als die Begegnung der beiden Mo narchen. hatte der letzteren die Theilnahme entwandt, welche sich nun auf den Besuch in Friedrichsruhe koncentrirte. ES ist der vierte Besuch, welchen Kalnoky dem Fürsten BiSmarck abstattet. Der erste fand am 15. August 1884 in Barzin statt und galt in erster Reihe dem Drei Kaiser-Bündniffe, welches einen Monat später zu der Drei-Kaiser-Begegnung in Skierniewice führte. Die Zeiten ändern sich! Heute betonen die russischen Osficiösen unermüdlich, daß Rußland die Politik „der freien Hand- verfolge. Einigen Eindruck scheint allerdings in Petersburg daS jDorgehen der deutschen Regierung gegen Bulgarien (siehe dieses Land) gemacht zu haben, wonach es auch dem Verstocktesten klar werden muß, daß Deutschland die Vorgänge in Bulgarien mit Mißbilligung betrachtet. Bisher war bekanntlich in allen russischen Blättern die Behauptung aufrecht ge halten worden, daß Deutschland, das heuchlerische Deutschland, wie eS die Russen mit Vorliebe nennen, nur zum Scheine eine unfreundliche Haltung gegen die Bulgaren beobachte. Die Zusammenkunft in Friedrichsruhe wird mit ungetheilter Befriedigung von allen deutschen und öster reichischen Blättern (die ertrem-slavischen natürlich aus genommen) begrüßt. Sie darf abermals alS ein Be weis für die unveränderte Fortdauer unseres Freund- schaftSbundeS mit Oesterreich-Ungarn betrachtet werden. Besonderer Abmachungen wird eS heute so wenig als früher bedürfen, um den Bund zu sichern und zu festigen. Sein Hauptziel ist dasselbe wie vorher geblieben: die Verhinderung von Aktionen, welche zu europäischen Verwickelungen führen könnten. Zwischen der letzten Minister-Begegnung und der diesjährigen liegen die bul garischen Wirren, deren Lösung heute noch aussteht und ungewiß ist. Während dieser Zeit internationaler diplomatischer Schwierigkeiten, in denen die deutschen und österreichischen Interessen nicht vollkommen die gleichen waren — Oesterreich hat natürlich mehr In teressen auf der Balkanhalbinsel als Deutschland — ist daS sichere und vertraute Verhältniß, wie eS nie zur Zett deS deutschen Bundes gewesen, daS alte geblieben und die gelegentlichen Verstimmungen in der Presse haben nicht zu den leitenden Kreisen der beiden Mächte heravgereicht. Die bulgarische Frage ist jedenfalls nicht dazu angethan, die beiden Reiche zu entzweien. Allem Anscheine nach dürfte sie überhaupt in ihrer gegenwärtigen Gestalt bald in sich selbst zusammenfaken, da die Zustände in Bul garien von Tag zu Tag verworrenere und einer Kata strophe näher drängende werden. Die „Berl. Pol Nachr." schreiben officiöS: „In der Presse verschiedener Parteien wird die Frage der Verlängerung der Legislaturperiode von 3 auf 5 Jahre besprochen. Nach dem Gesammteindruck dieser Erörte rungen gewinnt eS den Anschein, als ob innerhalb der Mehrheitsparteien deS Reichstage-, wie deS preußischen Abgeordnetenhauses Uebereinstimmung sowohl darüber bestehe, daß eine Verlängerung der Legislaturperiode im Reiche, wie in Preußen geboten ist, alö auch, daß beide Maaßregeln in der nächsten parlamentarischen Kampagne nötigenfalls auS der Initiative d.r bezeichneten gesetz gebenden Körperschaften in s Werk gesetzt werden sollen. ES handelt sich also zunächst um die Stellungnahme der politischen Parteien und ihrer parlamentarischen Ver tretung zu der Frage; in diesem Stadium der Sache liegt für die verbündeten Regierungen noch kein Anlaß, in eine Erwägung der Frage einzutreten oder Ent schließungen über dieselbe zu fassen. Der Standpunkt der verbündeten Regierungen ist bereits in der Ver- faffungSänderungsvorlage von 1880, welche u. A. eine Verlängerung der Legislaturperiode vorsah, zum Aus drucke gebracht. Umstände, welche auf eine Aenderovg dieser Auffassung schließen ließen, liegen nicht vor; die Gründe aber, welche damals schon zu dem Vorschläge einer Verlängerung der Wahl periode führten, sind inzwischen nur um so stärker geworden." Die Meldung von dem Ohnmachtsanfalle, welcher den Kaiser in Stettin beim Cercle der Kaiserin be troffen haben sollte, wird dahin berichtigt, daß der Kaiser sich nach längerem Stehen und andauernder Unterhaltung mit den Damen der Provinz matt gefühlt und deshalb in s Nebenzimmer habe leiten lassen. Jeden falls ist der hohe Herr den nächsten Tag wieder völlig wohl und bei Kräften gewesen. — Die Kaiserin kehrte bereits am 16. Septbr. mittags von Stettin nach Berlin zurück. Am 17. Septbr. abends 7 Uhr traten auch der Kaiser, sowie der Prinz und die Prinzessin Wilhelm die Rückreise an. Sowohl in den Straßen wie auf dem Bahnhofe wurden dem greisen Monarchen von der dichtgedrängten Menge begeisterte Ovationen dargebracht. DaS Dampfer-SubventionSgesetz wird den Reichs tag wahrscheinlich in der nächsten Session wiederum und drückte ihm mit den gewähltesten, wärmsten Worten ; ihre Freude und Anerkennung über daS gut getroffene ! Portrait auS. „ES wird mir eine unendliche Freude bereiten", er klärte darauf der glückliche junge Mann, „wenn meine hochherzige, edle Wohlthäterin daS Porträt-Gemälde alS ein Zeichen meines tiefgefühlten DankeS von mir in Empfang nehmen will." „Ick soll zahl' for die Porträt of Mylady zwei hundert Pound Sterling", unterbrach der nun auch herbeigekommene und daS Tableau betrachtende Engländer den Maler. „OK ves, ick muß besitz' die beaulisul oilpaintinß for ein Remember von die kapp^ Meeting auf die Steamer l'Amerique!" „Man hat bereits 300 Pfund Sterling für daS Porträt geboten, Mylord", fiel ihm Sarah Bernhard in'ö Wort. „DieS ist daS bestgetroffene Brustbild von meiner Wenigkeit, welches biS jetzt gemalt worden. My lord werden daher begreifen, daß dasselbe nicht billig verkauft wird." Sarah Bernhardts Schützling oder Ein blinder Passagier. Novelle von I. H a r i S b e r g. (b. Fortsetzung.) Sarah Bernhard entsprach lächelnd seinem Wunsche, indem sie ihren Namen auf die Rückseite der Karte schrieb. Mylord brachte dieselbe darauf mit glücklicher Miene wie ein Heiligthum in rin besonderes Fach seines Portefeuilles unter. Nun wendete sich die Künstlerin mit der Frage an dm Maler, warum er sich die ganze Zeit seither so zu rückgezogen. „Ich habe gearbeitet, Mademoiselle, um" — — der Kapitän hatte seinen Platz am Tische bei diesen Worten verlassen und enthüllte die zwei TableauS. Aller Blicke richteten sich darauf und auS jedem Munde hörte man Worte der Bewunderung über diese schönen Gebilde von Künstlerhand. „Oh! Oh! daS ist 'errlik ein oilpamtmg die Porträt von die Mylady!" machte Mylord seiner Tischnachbarin ein Kompliment. Diese verließ nun ebenfalls die Tafel, trat vor die zwei Oelgemälde und betrachtete mit Kenner miene eine ganze Weile daS Porträt. Fritz näherte sich schüchtern mit klopfendem Herzen der Artistin, um ihr Urtheil über feine Arbeit zu vernehmen. Nach eingehen der, scharfer Prüfung deS BildeS wendete sie sich um, reichte mit freundlichster Miene dem Maler die Hand beschäftigen und zwar soll dasselbe durch die Einfügung der früher abgelehnten Lime längS der westafnkan,scheu Küste biS zum Kap der guten Hoffnung und der Zweig linie von Aden über Lamu nach Zanzibar oder nach der Delagoa-Bai erweitert werden. In Elsaß-Lothringen wnd jetzt gegen solche Per sonen, welche sich aufrührerische Rufe oder MajestätS- beleidiaungen zu Schulden kommen lassen, unaachsicht lich streng vorgegangen. So wurde ein Dienstknecht auS Wörth wegen ersteren Vergehens zu 7 Monaten Gesängniß und 32 M. Geldstrafe, ein anderer Knecht wegen ähnlichen UnfugeS zu 6 Monaten Gefängniß und 16 M. Geldstrafe verurtheilt. In einzelnen Fällen sind auch Geldstrafen biS zu 1000 M. und mehr neben Ge fängnisstrafen auSgeworfen worden. — AuS BreSlau wird gemeldet, daß dort am Freitag früh 26 Eocial- demokraten verhaftet worden sind, darunter Bruno Geiser und Maurer Konrad. Di« Anschuldigung lautet auf Theilnahme an einer geheimen Verbindung. — Auch in Halle sollen zahlreiche Verhaftungen von Social demokraten stattgefunden haben. In der Presse wird eine Rede viel kommen- tirt, welche der Pfarrer Thümmel am 11. d. M. in Weitmar bei Bochum vor dem evangelischen Arbeiter vereine gehalten und in welcher er nach den vorliegenden Berichten verschiedener Blätter sich in d?n heftigsten An- griffen gegen die katholische Kirche ergangen hat. Pfarrer Thümmel hatte unter Anderem von dem Verhalten katholischer Geistlichen alS einem tyrannischen gesprochen und sich dabei zu dem AuSdrucke „viehisch" Hinreißen lassen. Die Presse ist einmüthig in der Verurtheiluag dieses Vorgehens und nach einer Meldung deS „Mär kischen Sprechers" ist eS wahrscheinlich, daß gegen den Redner Anklage erhoben werden wird, da Zeugen bereits vernommen worden seien. Das „Rheinisch-Westfälische Tageblatt", welches sonst auf Seiten deS genannten Geistlichen steht, nennt ihn einen Provokateur der ge richtlichen Bestrafung und betont, daß er die Angriffe der katholischen Mitbürger absichtlich herausgefordert habe. Eesterr. - Ungar. Monarchie. Der Kaiser verließ nach Beendigung der Manöver deS 6. Armee korps Töte TerebeS und ist zu weiteren Truppen- besichtigungen nach Deva in Siebenbürgen abzereist. — In Triest hat zu Ehren der englischen Gäste eine große Festlichkeit vor dem Rathhause stattgefunden. Der Herzog und die Herzogin von Edinburg, der Prinz von Wales, der MarquiS of Lorne und der Prinz Batten berg haben auf dem Balkon deS RathhauseS einem von über 50,000 Menschen besuchten Volks-Koncerte bei- gewohnt. — Zur Statistik der böhmischen Ergänzungs wahlen sei mitgetheilt, daß die Deutschen in 28 Land gemeindebezirken, 32 Stadtbezirken und 2 HandelS- I ein ganz netteS Sümmchen, daS Sie gut gebrauchen ! können. Auf diese Weise ist unS allen Dreien gedient." Fritz, welcher wie auS den Wolken gefallen war, ging natürlich auf diesen Vorschlag ein und Sarah Bernhard erklärte nun dem mit seinem eleganten Port,- - feuille in der Hand erwartungsvoll einer Antwort ent« gegensehenden englischen Kunstfreunde, daß sie. auS be sonderem Wohlwollen für ihn intervenirt habe, daß ihm also jetzt dje zwei Oelgemälde zu dem Preise von. 500 Pfund Sterling überlassen würden. „OK pretly ^vell, tvkat an konour! Ick uill in England erzähl' to all k'rienäs an3 rela- tions von daS splendide Reiß' in die schöne krenek- Oounlry, and die Porträt of Mylady soll hab' daS beste Platz in meine ärarvioxroom!* Nach diesen Worten nahm er fünf Banknoten L 100 Pfund Ster- - ling auS der Brieftasche und überreichte dieselben dem Maler. Man begab sich darauf wieder zur Tafel. Die Künstlerin setzte bald nach dieser Unterbrechung der hei- , teren angenehmen Unterhaltung dadurch die Krone auf, , daß sie» mehrseitigen lautgewordenen Wünschen ent« . sprechend, einige musikalische Vorträge auf dem Piano zum Besten gab und durch ihre große Virtuosität auf - demselben die ganze Gesellschaft zur höchsten Begeisterung . bunig Ein Böllerschuß auf dem Verdecke, welcher an- , zeigte, daß die französische Küste in Sicht sei, machte, der Festlichkeit ein schnelle- Ende. Mit warmem Händedruck« und anerkennenden Worten über die ge nossen« Gastfreundschaft, Ehre und Freud« empfahlen sich die Passagiere dem Kapitäne, sodann zogen sie sich in ihre Kabinen zurück, um all,-Röthig« zur «u-schiffuo- b«r«it zu machen. * „OK röell, ver^ well, ick begreifen, Mylady; ick uill geb' vierhondert Pound for die Porträt and hondert Pound for die ander Pikture. Ick uill aben vill Plaisir mit die 'errlik oilpaintinxs." „Sie müssen diese Gelegenheit benutzen und dem Engländer nun die TableauS um diesen hohen Preis zu schlagen, mein Herr", wendete sich die kluge Künstlerin etwa- abseits an den höchst überraschten Maler. „Wenn Sie mir die Freude durch Malen meines Porträt- be reiten wollen, so werde ich Ihnen in Havre mit Ver-, gnügen fitzen. 500 Pfund Sterling sind 12,500 Krank-, zuferateu- Aunahmestellenr Die Arnolbische Buchhandluna, Invalidendank, HaafensteinLVogler, Rudolf Moise, G. L. Daube « Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f. v. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften DreSden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau» Musser m Dre-den tzped. n. Redaktion preSdeu-Reuftadt kl. Meißner «Sasse 4. Pie Zeitung erscheint Dteuftag, . -onnerftag und ronuaden» früh- Udonnement»- Preis: tzierteljährl. Mk. 1,50. Z« beziehen durch St kaiserlichen Post- «stalten und durch unsere Boten. tzei freier Lieferung tut HauS erbebt die host noch eine Ge bühr von 2b Pfg.