Volltext Seite (XML)
Sächsische Vortzettmg ' D. v^mimn-Kdr.: Vorfzeitvnz Drerden. Dresden, Donnerstag, den 21. September 1905 67. Jahrgang Nr. 220 Abg. Förster berichtete kurz über die 104^0« MIL» > 1 ««t»»k«k k,«»»»<" 101,?b » 10lH* 10Ü.7S« M^O, 10b,10 k» SbZÜ» 1<iÜ« ML» 10V.SV- 1«,-» lOl'Ltz 100^0» 10SM» SS>» 100,-» 100,-» 100,40» 100,10« 100,-tz ss'so» »,41» »M» «PS» ».so» Sö,OS» am nötigsten gebraucht werden, nämlich in den Gegenden, wo der Großgrundbesitz überwiegt. Um ihre Ansiede lung zu bewirken, ist es nötig, daß in geeignet ge legenen Dörfern ein oder ein paar Bauernhöfe ange kauft und in Kleinstellen zerlegt' werden. Das Ver fahren wird ein ähnliches fein müssen, wie es bei der Errichtung von Rentengütern nach dem Gesetze von 1891 innegehalten wird. Bei den auf Schaffung ländlicher Kleinstellen ge richteten Bestrebungen wird daher unseren Ausführungen gemäß viel davon abhängen, ob in der Praxis der richtige Weg eingeschlagen wird. Im allgemeinen aber verdient die Absicht einer ausgedehnten Seßhaftmachuug ländlicher Arbeiter sicherlich ungeteilte Zustimmung und hat sich deshalb auch wohlwollender Förderung seitens der staatlichen Behörden zu erfreuen. 103,äü Lr 104,1b vr! 10U-. ! 101,- » 104,50« 104,80» lOpib» MW» 100W » 104 Üb» 10b,dO» R,öO» 100,-» 10Ü,-» VkerreOe. Die Ersatzwahl zum Reichstag im Wahlkreise Essen ergab Stichwahl zwischen GiesbertS (Zentrum) ünd Gewehr (Sozialdemokrat). Nach einer Meldung aus Deutsch-Südwestafrika setzt Major Meister die Verfolgung der fliehen den Hottentotten fort. General v. Trotha begibt sich nach Keetmanshoop. Die Gesamtzahl der Cholerafälle beträgt l>j- jetzt 208 Erkrankungen, von denen 75 tödlich Verliesen. Der russische Minister des Innern hat den Elisabethgrader Semstwo ermächtigt, einen Kongreß der Grundbesitzer des Reiches zur Regelung der Agrarfrage einzuberufen. In Odessa wurden eine Division Infanterie und 18Schnellfeuergeschütze zu Schiffe nach Batum verladen, um die Unruhen im Kaukasus zu unter drücken. Kaiser Menelik von Abessinien hat seinen Neffen Liag Manu zum Negus von Caffa und Thron erben von Aethiopien ernannt. lob,-» 100,50» Parteiangelegenheiten. Schars getadelt wurden von einzelnen Rednern die Genossen in Mainz und Darm stadt, weil sie bei den dortigen Kommunalwahlen Kom promisse mit bürgerlichen Parteien eingegangen waren. Ihre Verteidigung führte 0r. David-Mainz mit dem Hinweis auf die besonderen Verhältnisse in den hessischen Gemeinden, wo zum Teil das Proportionalmahlfystem besteht. Dieses nötige die Sozialdemokraten, wenn sie nicht ganz ausfallen wollen, sich mit anderen Parteien auf eine gemeinsame Liste zu einigen. Kolb-Karlsruhe protestierte gegen die in Baden ergangenen Redeverbote gegen ausländische Sozialdemokraten. Das widerspreche der badischen Verfassung, die den Begriff des „lästigen Ausländers' nicht kenne. Offenbar habe die badnche Regierung das Verbot nicht aus sich selbst heraus er lassen. (Bebel: Sehr richtig!) Da sei gewiß wieder ein Auftrag aus Berlin gekommen. Bon dem Erlaß des badischen Kriegsministers, der Nachforschungen nach der politischer. Gesinnung der einzustellenden Rekruten anordnet, wisse er ganz bestimmt, daß der badische Minister dem preußischen Kriegsminister begreiflich zu machen suchte, daß ein solcher Erlaß wenig moralisch sei. Der preußische Kriegsminister habe sich aber auf nichts eingelassen und so sei der Erlaß auch in Baden ergangen. — Abg. Förster berichtete kurz über die parlamentarische Tätigkeit der Fraktion, worauf die Fortsetzung der Verhandlungen auf heute vertagt wurde Die abgelösten Offiziere und Mannschaften der ostasiatischen Besatzungsbrigade, etwa 800 Mann, Transportführer Major Nissen-Meyer, sind gestern mit dem Dampfer „Silvia" m Hamburg ein getroffen. Zu dem letzten Gefecht in Südwestafrika, in dem Major Meister eine starke Hottentottenbande nach hartnäckigem Ringen aus festen Stellungen ver trieb, liegt jetzt eine die bisherigen Berichte ergänzende Meldung des Oberbefehlshaber vor, welche dem Erfolg unserer Truppen eine erhöhte Bedeutung zu verleihe» geeignet ist. Amtlich wird mitgeteilt: Generalleutnant v. Trotha meldet unter dem 16. September aus Chamis, daß der Feind in dem Gefecht bei Nubib am 13. September etwa 300 Köpfe stark war, darunter 200 Mann mit Gewehren, Hottentotten und auch Herero unter Andreas. Während Major v. Uthmann mit der siebenten Kompagnie Regiments 1, Halbbatterie Nadrowski und '/« Maschinengewehr - Abteilung 1 die Westausgänge der 2000 bis 3000 Meter hohen Achab- Berge sperrte, griff Major Meister mit der 4. Kompagnie des 2. Regiments, 2. Ersatz-Kompagnie 1» und 6. Batterie die feindliche'Stellung an. Der siegreiche Ausgang des Gefechts in der völlig unbekannten Gegend wurde nur durch die von langer Hand vor bereiteten persönlichen Erkundungen des Majors Maercker ermöglicht. Der Feind floh unter Zurück lassung von (wie bereits gemeldet) 60 Toten und 50 gesattelten Pferden in kleinen Trupps in nord östlicher Richtung. Die unmittelbare Verfolgung wird durch Major Meister fortgesetzt, während Ersatz- Kompagnie I» auf die Linie Unis—NomtsaS angesetzt ist und die 4. Etappen-Kompagnie die Raullust-Eingänge besetzt hält. Generalleutnant v. Trotha begibt sich nunmehr über Bethanien zunächst nach Keetmanshoop. — Der Korrespondent der „Times" in Johannesburg er klärt in einer Widerlegung der deutschen Behauptungen bezüglich der auf britisches Gebiet geflüchteten Herero und des Waffenhandel-, daß der einzige Trupp von Flüchtlingen, der sich unter dem Betschuana-Protektorat befindet, aus 840 Herero, Männern, Frauen und Kindern, bestehe, die entwaffnet und in beträchtlicher Entfernung von der Grenze in der Niederlassung Batowana untergebracht worden seien. Die .An wesenheit eine- Gerichtsbeamten und eingeborener Polizei biete genügend Gewähr dafür, daß dieselben keinen freien Zugang zur Grenze hätten. Südlich jener Niederlassung bis zur Grenze der Kapkolonie sei em Teil des angrenzenden Protektorats und das deutsche Gebiet nicht angebaut. Der einzige Punkt dieser Gegend, der den Namen Heimstätte verdiene, Lehutulu, befinde sich 100 Meilen von der Grenze. Man könne sagen, daß eine Sendung von Gewehren von dort unmöglich sei. Die Befürchtungen, daß große Mengen Flüchtiger sich des Protektorat- bedienten, um den Aufständischen zu helfen, seien daher unbegründet. Italien. Der Präsident der Deputierten kammer richtete bei der Rückkehr de- König- aus Calabrien nach Racconigi ein Schreiben an ihn, in Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser gedenkt einige Tage in der Schorfheide zu verweilen und sich dann von Hubertusstock direkt nach Rominten zu begeben, wo zu gleicher Zeit auch die Kaiserin und die Kaiser prinzessin eintreffen werden. Die Kaiserin traf gestern abend gegen 8 Uhr, von Plön kommend, in Potsdam ein und nahm im Neuen Palais Aufenthalt. In den Kreisen der Industrie- und Bankwelt ist augenblicklich das Gerücht verbreitet, daß der preußi sche Handelsminister Möller demnächst zurücktreten und durch einen industriellen Parlamentarier derselben politischen Richtung ersetzt werden solle. Gegenüber den Vorwürfen der französischen Presse, daß Deutschland durch sein Verhalten eine Verständigung in den Verhandlungen, Marokko betreffend, erschwere, sowie der Be hauptung des „Matin", Deutschland habe durchblicken lassen, daß es einen Hafen an der marokkanischen Küste beanspruche, wird es dem Pariser Korrespondenten der „Kölnischen Zeitung" von zuständiger Seite versichert, daß, entsprechend den Versicherungen Deutschlands, keine Gebietserwerbungen zu beanspruchen, von irgend welchem Ansprüche aus Häfen in den Verhandlungen nicht die Rede gewesen sei. Das Wort Mogador, von dem man spreche, sei aus dem Munde des deutschen Gesandten Rosen überhaupt nicht gefallen. Zu dem Vorwurf, daß Deutschland die Verhandlungen verzögere, sei zu be merken, daß die Unterbrechung der Verhandlungen sich durch die Abwesenheit Rouviers erklärt, da die Ver handlungen anscheinend auf einem Punkte stehen, bei dem die persönliche Anwesenheit des Ministerpräsidenten wünschenswert erscheint. Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Esten a. d. R. wurden bis 10'/, Uhr abends gezählt für den Zentrumskandidaten GiesbertS 32 021, für den Sozialdemokraten Gewehr 25419, für den Nationalliberalen 0r. Niemeyer 17 911 und für den Christlich-Sozialen Behrens 1914 Stimmen. Einzelne Orte stehen noch aus. In der gestrigen Vormittagssitzung des sozial demokratischen Parteitages wurden zunächst auf Vorschlag Singers alle Anträge, die sich mit den Streitig keiten zwischen einzelnen Parteiorganen befassen, einer Kommission zur Vorprüfung überwiesen. Dadurch soll vermieden werden, daß schon im Plenum auf diese Differenzen eingegangen werde, ehe ein Ausgleich ge funden ist, und Singer kündigte an, daß, falls es doch geschehen sollte, man dies verhindern werde. Darauf erstattete Abg. Molkenbuhr den Geschäftsbericht. Er konstatierte mit besonderer Freude gegenüber dem Rück gang der Sozialdemokratie bei den Reichstag-wahleu die Fortschritte bei den Landtagswahlen und vor allem bei den Wahlen zu den kommunalen Körperschaften. In Württemberg sitzen 284 Sozialdemokraten in den Gemeindevertretungen, in Hessen-Nassau 121 und in Sachsen gewannen sie im letzten Jahre nicht weniger als 364 Sitze. Besonders eingehend behandelte Redner die Frage der Fleischnot. Die Arbeiter müßten er kennen, daß sie eS hier mit dem Anfang einer allgemeinen Verteuerung der LebenSmittel zu tun hätten, und müßten alles aufbieten, um der Regierung durch diese agrarische Rechnung einen Strich zu machen. Die Debatte über den von Molkenbuhr erstatteten Geschäftsbericht füllte die gestrige Nachmittagssitzung des sozialdemokratischen Parteitages fast ausschließlich aus Sie verlief in voller Ruhe und bewegte sich überwiegend in inneren Bezugsbedingungen: t>k «rfch«im i«d«, wach««»«« »Zmittag» » Uhr mit d«M Datum d« folg«nü«, .EL DK V«Mtg»-,bLhr betrüg! ILO Marl , «uVhrlich »4« b» für j«d«n Moaat DK «ft p, ixzt.he» durch dk katkrUch« s Hstaustalt««, dk LaudbrtestrLger uud durch «ftnBdk» »«i srrkr ctrfrrung ftmyaus erhrdt ,« päft »ch dk LuMIun^rbühr oou « Pf» Anzeiger für Stadt und Land mit bei Beilage: „Illustrierter Zonntags-Blatt" Amtsblatt für die Kgl. Nmtshauptinannschasten Vresden-Nltstadt und Dresden-Neustadt, für das Kgl. Amtsgericht Dresden, die Kgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Seßhaftmachuug ländlicher Arbeiter. Seit längerer Zeit schon beschäftigen sich praktische Landwirte damit, weiteren Kreisen der ländlichen Arbeiter eigenen Grundbesitz und ein festes Heim zu verschaffen. Solche Unternehmungen müssen von allen, denen das Wohl der Landwirtschaft, der ländlichen Arbeitgeber sowohl wie der ländlichen Arbeiter, am Herzen liegt, freudig begrüßt werden. Will man eines der Haupt übel, unter denen die Landwirtschaft gegenwärtig leidet, die massenhafte Abwanderung der ländlichen Arbeiter, erfolgreich bekämpfen, so muß man den Arbeitern die Möglichkeit gewähren, einmal selbst in den Besitz eines kleinen Grundstücks zu gelangen. Gerade die Aussichts losigkeit für die Zukunft bewegt zahlreiche Gutstage löhner und Einlieger, der Landarbeit den Rücken zu kehren. Sie würden dies nicht tun, wenn ihnen aus reichende Gelegenheit geboten wäre, mit Hilfe ihrer Ersparnisse eine kleine Landstelle zu erwerben. Mit Recht ist hierauf bereits mehrfach von unseren hervor ragendsten Agrarpolitikern, wie Gering und von der Äoltz, hingewiesen worden. Die Baustelle wird zwar stets so wenig umfangreich sein, daß der Besitzer von ihrem Ertrage allein nicht leben kann und daher auch ui Zukunft vorzugsweise auf Lohnarbeit angewiesen bleibt. Aber er hat dann doch einen festen Wohnsitz und eine sichere Heimat, einen Fleck Erde, von dem ihn niemand vertreiben kann. Auf dem Domanium des Großherzogtums Mecklen- burg-Schweriu, d. h. auf den im Besitze des Staates befindlichen Gütern, ist der Staat schon seit Jahrzehnten höchst erfolgreich mit der Ansiedelung von Häuslern und Mnern vorgegangen. In den östlichen Provinzen Preußens ist hier und da etwas Aehnliches von Privat leuten ins Werk gesetzt worden, aber es blieb bis jetzt bei ganz vereinzelten Unternehmungen, und es ist dringend zu wirklichen, daß die betreffende Bewegung in immer regeren Fluß kommt. Wie die bisherigen Versuche gelehrt haben, ist es unzweckmäßig, eine ganz aus solchen kleinen Landstellen bestehende Kolonie innerhalb eines Gutsbeurks ins Leben zu rufen. In einer solchen Kolonie fühlen die Arbeiter selbst sich nicht wohl, und dem Gutsbesitzer erwächst daraus möglicherweise später eine drückende Last. Ls empfiehlt sich vielmehr die Angliederuiw an ein Bauerndorf. Zu dem Wesen einer rechten Oorf- geweinde gehört eS, daß sich darin neben den Eigen- Äuern von Bauerngütern mannigfacher Größe auch Aleinftellen-Besitzer befinden. Die verschiedenen Grup- ergänzen und unterstützen sich gegenseitig; sie Zersen eine naturgemäße Gliederung aus, die zahlreiche vtufen in sich schließt oder doch zuläßt. 2)em auf unteren Stufe befindlichen Grundbesitzer ist nicht r«. „sicht genommen, durch wirtschaftliche Tätigkeit ilch allmülmch zu einer höheren emporzuarbeiten. S^ht fehlt es in den Bauerndörfern des nord östlichen Deutschlands noch sehr an Kleinstellenbesitzern, ^n nnzelnen wenigen Bezirken sind sie wohl zahlreich, ost zu zahlreich vorhanden, aber sie mangeln gerade dort, wo sie los^i» lOU^S» io°0>0» loch-» Anzeigen-Preis«: DK S«ik I» Pf», --t« <0 la^^Nnuachm« «rfol-1 dk »kiiaM 12 N»«adm«stell«, Nud: Nuk>« , N«tn« M«chu«r TÄ« »ft. 4, , S- voul«r, Nud lNolk, ». L Dau»« » Lo. i» Leipzig. Frankfurt A. A Xohlt»x«nu^x>rt: kuaormülakxaMch«», droda. Vito Vkii ich t» SLendarf, lf««a ft, Lrudnttz-lleuoltro, t«N Nollau tu Na»«»«ul, Nu». Lriimn tu Dr«rd«u.lvSlfuttz, Zrktrtch ft« L-IKbaud«, Dito ÜmiaU, k> Eatta. Ma, Z«urkh tu kafchMtz. Lelephon: Dresden, Nr. 2916.