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Sächsische Vorszeitmg Bezugsbedingungen vl« «rlchttia >«dr» wvchrnia, ^pnittaz« b Uhr mit dem Volum b« folgrud«« t-q« VU v«zug^«dühr detrügl 1.S0 Marl ^«»«»jährlich od«r b0 pfg für >«-«« Nlonal. vt« .oortztttung" P zu brzUhen durch dt« kaiserlich«?, poftanstalten, di« Lauddriesträgrr und durch ,Ha«Vot«r v«< freier Lieferung in» Hau» rrhedt »i« poft "och di« SusteNun-tgrbühr von 4S Pf,. Irlegramm-Kdr.: vorfzettung vrerden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Vresden-Neustadt, für das Ugl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz Anzeigen-Preise: vt« einspaltig» Seile 1» Pf,, unter ,Eingesandt' 4V Pf» Nnzeioen - tinnohm« ersol-t bi» mittag» 12 Uhr — annahm«tt«lleu sind: Unser« L«schastrst»Il«. Nein« M.ihner »ais« Nr. 4. Snvallde><ü<i„», Noasenstetn 4, Vogler, Uud. Moss«, s c. Vaud« L La. in Leipzig, Frankfurt a M ; ch.Uohl tnUesf«l»d»rf^ Hugo MlichleN, Uiitzschen. droda, Dtto vittrich in Nettzendors, Hugo Dpttz in ceudnitz-Nevostra, Emil No Nau in Seriowitz, Und. tbrinnn tu vre»d«n»walfnttz, Friedrich leuchert i» Cosseb^de. n-dch. wotlh« in Moritzburg, Dtto nunath in Lotto, Max Feurich in Loschtvitz. Telephon: vreiden, Nr. 2916. Dresden, Sonntag, den 26. Februar 1905. Nr. 48. 67. Jahrgang. Das Neueste. König Friedrich August wird am 29. April auf dem Linoenthaler Exerzierplätze bei Leipzig eine Parade über die Truppen der Garnison Leipzig und andere, noch besonders hinzugezogene Truppenteile ab nehmen. Eine neue Audienz Andrassys beim Kaiser Franz Josef ist wiederum erfolglos geblieben. Der König tzon Italien und die italienische Kammer drückten den Ingenieuren des SimplontunnelS ihre Anerkennung aus. Die russische Regierung soll beabsichtigen, die Mobilmachung auf alle vom Streik betroffenen Bahnlinien auszudehnen. Alle Bahnbeamten in Moskau und Kasan sind in den Ausstand getreten. Die französische Deputiertenkammer hat das Marinebudget angenommen. Am Schaho macht sich ein Vorschieben ja panischer Truppen bemerkbar. Zwanzig japa nische Torpedoboote und ein Linienschiff sind nach Wladiwostok unterwegs. Die landwirtschaftliche Ausstellung in Gt. Louis ISVlt und die Bodenproduk tiv n von Nordamerika. (Nachdruck verboten.) Ueber dieses Thema sprach am gestrigen Freitag nachmittag in den „Drei Raben" zu Dresden in einer Gesell; ckmftsversammlung der Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen Herr Geheimer Hofrat Professor l)r. Drude-Dresden, der seinerzeit nach dem Lande des Dollars gegangen war, um an dem Zentrum des all gemeinen Wissens, als welches jene Ausstellung geplant war, ein wissenschaftliches Thema zu vertreten. Zu nächst entwickelte der Herr Redner eine Reihe allge meiner Gesichtspunkte, unter denen die nordamerikanische Union allein beurteilt werden kann. Er gab damit eine Ergänzung zu den Vorträgen, die die Herren Sachße-Merschwitz und Winkler-Kauscha über ihre Teil nahme an der von deutschen Landwirten im Vorjahre veranstalteten Gesellschaftsreise nach Amerika hier in der Ökonomischen Gestllschaft gehalten haben, zumal seine mit der Amerikareise verbundenen botanischen Studien ihn weitab von der gewöhnlichen Heerstraße geführt und auch veranlaßt Häven, daß er fast nur amerikanische Führer besaß, vielfach aber auch sich selbst überlassen war. Bei all diesen Betrachtungen tritt die Größe des Landes und die Mannigfaltigkeit seiner Produkte in den Vordergrund, ein Umstand, der von dem Pflanzen geograph mit ganz anderen Augen angesehen wird. Ebenso verhält es sich mit der Produktionskraft, denn diese ist abhängig von den klimatischen Verhältnissen. Da wir in Deutschland jedenfalls an der Grenze der Ernährungsfähigkeit deS eigenen Landes stehen und sonach mit der amerikanischen Konkurrenz zu rechnen haben, so ist eine Kenntnis dieses Landes um so wich tiger, als es für uns wichtige und unentbehrliche Dinge erzeugt. Bettachtel man die Produktionskraft der Vereinigten Staaten und deren Verschiedenartigkeit, so muß man von der Größe derselben ausgehen, von welcher man sich meistens ein nicht genügendes Bild macht. Die nordamerikanische Union ist zwanzigmal so groß wie Deutschland, besitzt aber nur N,mal soviel Einwohner (rund 90 Millionen) wie dieses. Die Osthälfte der Union ist wirtschaftlich die am meisten fortgeschrittene, doch ist die westliche Hälfte mit ihrem meist noch jung fräulichen Land viel größer an Umfang. So ist z. B. der Staat Montana so groß wie ganz Preußen, während er nicht mehr Einwohner aufzuweisen vermag wie die Stadt Lhemnih. Bei einem Vergleiche der Union mit Deutschland findet man bei nnS Zollgrenzen und schwankende Konstellationen auf politischem Gebiete, während eS dort keine Zollschranken gibt und auch sonst die einzelnen Staaten ein einheitliches Ganze- bilden. Indessen besitzen aber auch beide Staaten viele über einstimmende Einrichtungen, die besonders auf inner politischem Gebiete in der Freiheit der Entwicklung zu Tage treten. Dies führte den Herrn Redner dazu, sich im besonderen mit der amerikanischen Negerfrage, dem dortigen Bildungswesen, mit den Lebens- und Gewohn- heitsverhältnissen der Bevölkerung bsw. zu befassen, um an der Hand dieser Darlegungen ein volles Verständnis für die Union und ihre Bewohner zu schaffen Bezüglich der klimatischen Verhältnisse wird die Union in drei Zonen eingeteilt, in denen der Wechsel in der Temperatur bis zu 30 Grad im Monatsmittel ausmacht. Nur aus diesen Angaben heraus erklärt sich die ungemein hohe Produktivität des Landes und die Verschiedenartigkeit der Früchte desselben. Besonders günstig ist der Boden dem Weizen- und Haferanbau, während natürlich Roggen, Gerste und Kartoffeln eben falls gut fortkommen. Der Mais liefert dort bis den lOfachcn Betrag unserer Halmfrüchte; als Ersatz der Kartoffeln gelten die Bataten und im Süden der Union, in Florida usw., gedeihen die südtropischen Kräuter wie Tabak, Baumwolle und Mais in ganz besonderer Ueppig- keit und reicher Ertragsfähigkeit. Wo wüste Steppen das Land bedecken, da schafft der Amerikaner ein aus gedehntes BerieselungS-System; auch pflanzt er an solchen Stellen andere Produkte an, wie beispielsweise Dattelpalmen. Hieraus erkennt man die große Ver schiedenartigkeit in der Bewirtschaftung des Landes und die Notwendigkeit dazu. Der Roggen- und auch der Kartoffelbau spielen hauptsächlich ihre Rolle in der nordöstlichen Spitze der Union ; im Westen ist dagegen mehr der Weizen vorherrschend. Aber auch der Hafer bau wird besonders im Westen, und, merkwürdigerweise, auch im Süden ganz bedeutend gepflegt. Auf den Präriestaaten wird viel Futterbau getrieben und bevor zugt man dabei als Hauptprodukt die Luzerne, aber auch Timotegras kommt häufig genug vor. Auf die Ausstellung in St. Louis selbst zukommend, legte der Herr Redner zunächst die Größenverhältnisse derselben dar. Man kann sich davon einen Begriff machen, wenn man erwägt, daß diese da- sechsfache deS Großen Gartens in Dresden ausmachten, welches Terrain fast ganz mit Bauten bedeckt war. Unter diesen war der größte die Agrikulturhalle, dasjenige Gebäude, wo die landwirtschaftlichen Produkte der nordamerikanischen Union wesentlich nach wissenschaft licher Methode ausgebaut waren. Das Interessanteste war die Bodenprodüktion, aber auch die Tierproduktion, der tm große Bersuchsgarten und die großartige Obsthalle, in welcher die Aepfel fast des ganzen Raumes einnahmen, beanspruchten die gebührende Be achtung. Den Schluß der Ausführungen des Herrn Redners bildete eine allgemeine Betrachtung über das Amerikaner- tum. Die deutsche Arbeir wird dort geschätzt und der Deutsche hochgeachtet, aber er darf wenigstens äußerlich seine Nationalität nicht wahren, sondern muß vielmehr aufgehen in das freie Amerikanertum, was der zweiten Generation schon nicht mehr schwer fällt, wie ver schiedene bezeichnende Beispiele zur Genüge bewiesen haben. Die Union biete noch viel freie- Feld für deutsche Arbeit, die sich dort bestens betätigen könne. Es sei ein Gebot der Klugheit, die beiden Völker einander näher zu bringen, nicht allein au- politischen, sondern vielmehr noch äuS wirtschaftlichen Gründen Damit hatte der fesselnde, von seltener Beobach tungsgabe zeugende und von zahlreichen, vorzüglichen Lichtbildern unterstützte Vortrag sein Ende erreicht, und der ihm nachfolgende lebhafte Beifall bewies hinreichend die Dankbarkeit der Hörer. Vor dem Vortrage wurden einige geschäftliche Angelegenheiten erledigt und nach her, da ein Meinungsaustausch dem Vorträge nicht folgte, die hochinteressante Sitzung geschloffen. ) Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser besichtigte gestern nachmittag die Werke der Allg ElektrizitätsgeseUschaft in Oberschöneweide, wo er von dem Admiral Hollmann und dem Direktor Mamroth empfangen wurde. Der Rundgang dauerte über zwei Stunden. Der Kaiser unterhielt sich mit den Arbeitern, die ihn überall freudig begrüßten. Gegen 4 Uhr traf auch Geheimrat Rathenau aus Hamburg zur Begrüßung de- Kaisers ein. Zn der Budgetkommission de- Reichstages erklärte am gestrigen Freitag bei der Beratung deS Etats de- Reichsinvalidenfonds Staatssekretär Freiherr v. Stcngel: Sollten die bewilligten Mittel für 1905 nicht auSreickien, so würde die Möglichkeit bestehen, durch einen Nachtragsetat demnächst nachzuhelfen. Bei der Beratung deS Etats deS Reichsamts deS Innern genehmigte die Kommission einstimmig die erste Rate zur Erweiterung der Diensträume deS Reichsschatzamtes von l 5,000 M und 50,000 M. zu baulichen Aende- rungen und Herstellungen im Kaiserpalast zu Straßburg In der Presse wird hier und da mitgeteilt, daß^s den Anschein gewinne, als ob man im Bundesrat die bis herigen Bedenken gegen eine ReichSerbschaftSfteuer fallen lassen wolle. Diese Auffassung ist unrichtig. Die Bedenken gegen die Einführung einer Erbschafts steuer seitens des Reiches walten vielmehr in der alten Stärke auch jetzt noch ob. Die zweite Lesung der Novelle zum Berg gesetz, die sich mit der Regelung der Arbeiterverhälr- niffe im Steinkohlenbergbau befaßt, wird noch einige Zeit auf sich warten lassen, weil der Entwurf nochmals umgearbeitet werden soll. Die Aeußerung des Finanzministers Frei herrn v. Rheinbaben über das Verhältnis der galizischen Polen gegenüber den Ruthenen hat der öster reichisch-ungarischen Regierung Veranlassung gegeben, in Berlin vorstellig zu werden. Die Verhandlungen werden in durchaus freundschaftlicher Form geführt, und die Erklärung der deutschen Regierung dürste befriedigend ausfallen, da es dem Finanzminister selbst verständlich ganz fern gelegen hat, sich in die inneren Verhältnisse eines anderen Staates zu mischen, oder gar Völkerschaften zu verletzen. Ein langgehegter Wunsch Oesterreichs und Deutschlands, besonders Bayerns, in bezug auf internationale Eisenbahnverbindung gebt nun endlich in Erfüllung. Die Bahnlinie Trient-Primo- lano, österr.-ital. Grenze, die sogenannte Valsuganabahn, harrt seit Jahren der italienischen Anschlußlinie, durch die eine direkte Verbindung Berlin-Leipzig-München- JnnSbruck-Trient-Benedig hergestellt wird, die um 2*/« Stunden gegenüber der Linie Trient - Ala - Verona- Venedig abkürzt. Am 19. Februar ist in Rom der Vertrag zwischen dem Staat einerseits, der Provinz und Stadt Venedig andererseits unterzeichnet worden, der diese zur sofortigen Herstellung einer Linie Baffano- Castelfranco Veneto-Tazza österr. Grenze mit Anschluß an die Linie Primolano-Trient einerseits, Bassano- Padua-Venedig andererseits verpflichtet. Nach ihrer Eröffnung wird man also aus Deutschland direkt nach Venedig fahren können. In der Schutztruppe für Südwcftafrika werden wiederum 30 Offiziere und 6 Militärärzte an gestellt, darunter ans Sachsen nach erfolgtem Aus scheiden aus der königl. säch. Armee: Leutnant Sommer von der 2. Maschinengewehrabteilung Nr. 19, Leutnant Daubenkropf im Regiment „Kronprinz" 9K. >04, Leutnant von Abendroth vom 1. Leibgrenadier-Regiment Nr. 100. Als Kommandeur des neuen Transport- geht nach Südafrika Major Dehnicke. bisher Stabs offizier im Ulanen-Regiment Nr. 15 (Königin Wilhel- mina der Niederlande), das in WandSveck bei Hamburg steht Oefterreicd-Ungarn. GrafAndrassy wurde gestern mittag in einer halbstündigen Audienz vom Kaiser empfangen, in welcher er seine Vorschläge zur Entwirrung der Lage unterbreitete. Der Kaiser behielt sich die Entscheidung vor. Graf Andrasfy kehrte im Laufe des Tages nach Budapest zurück und wird die Verhandlungen einstweilen nicht fortsetzen. Kranfreick. Die Kammer nahm einen vom Marineminister Thomson gebilligten Beschlußantrag an, der dahin geht, große Linienschiffe zu bauen; ebenso wird ein anderer Antrag, der den Bau von Unterseebooten betrifft, angenommen, nachdem vom Marineminister Vorbehalte gemacht sind. Aus dem Schlußprotokoll der Hullkonferenz wird von zuverlässiger Seite mitgeteilt: Folgende Haupt fragen wurden den fünf Admiralen zur Abstimmung vorgelegt: Hatte Rojestwenskij Ursache, sein Geschwader für gefährdet zu halten? Antwort: Ja! Waren Rojest wenskij- Anordnungen in dem guten Glauben getroffen, daß feindliche Schiffe sich in Angriff-nähe befanden? Antwort: Ja! Hat Rojestwenskij da- Feuer im Ueber- eifer fortsetzen lasten, als britische Schiffe gesichtet