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älhsische DorßeiluG «LMM. 8-«-»Pf. ABogler, «Pallen und durch unsere dolen bll 62. Jahrgang Sonnabend, dm 15. Decemöer 1900 — Austrat«» Unuatzmestetstu r tzauuerftOO «u- Gauuabeub «»»»«ment»- MTVKG; »tert-lfiistl. daffelbe nur mit Gewalt eingreifm und seine politischen Argumente mit der Armee unterstützen müssen. Dat aber konnte kein vernünftiger Mann mit kaltem Blute irgend einer Grohmacht Vorschlägen. Bülow hat zur Evidenz bewiesen, daß Deutschland und Europa im Allgemeinen nicht anders handeln konnten, als fie handelten. Und wie fast sämmtltche französischen Blätter finden, daß die Politik deS neuen Reichskanzler- sich in der That ausschließlich von den Interessen Deutsch lands letten läßt, so wird sich auch das deutsche Bolk in seiner Gesammtheit, so wett eS nicht bereit- der selben Ansicht ist, zu ihr bekehren. Allerding- erheben sich die Stimmen immer lauter, daß dem verderblichen südafrikanischen Kriege ein Ende gebracht werden muß und England würde viele Sympathien, die e- in seinem Verlaufe verloren hat, fich zurück erwerben können, wenn eS sich wenigsten- einigermaaßen entschließen könnte, in letzter Stunde Großmuth zu -eigen und die den Buren gestellten Bedingungen zu mildern. ». »chl, S-siMmi, Hugo Mächler, S-tzjchenbrvda U. s. W. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmans Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dre-den-Altstadt und Dresden-Neusta , für die Ortschaften deS kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. ForstrentLmter Dres en, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und verleg« Aerrnran» Müller in Dresden. — politische Weltfcha«. Deutsches Reich. Die Etatsberathung wurde auch in der 18 Sitzung deS Reichstage- vom 12. Deeember fortgesetzt. Sbg. Rickert (freis. Der.) fand in der LinleitungSrede nicht, daß der Etat zu solch düsteren Propbezeihung« Anlaß gebe, wie der Schatzsekretär von Thielmann ausgeführt habe. „ES wird immer von Sparsamkeit geredet, aber wo will man denn sparen? Mit einem Abstrich von 1 oder 2 Millionen ist doch nickt- gethan; selbst wenn wir rm nächsten Jahre eine 400 Millionen Anleihe ausnehmen muffen, so ist da- doch nicht so schlimm, daß wir davor erschrecken müßten. Deutschland ist ein großes, reiche- Land und kann da- sehr wohl leisten; andere Länder bezahlen viel mehr. Eine Reichtfinanzresorm, wie fie Herr von Miquel vor einigen Jahren vorschlug, wollen wir nicht. Dagegen sind wir wohl für eine Reichs- ftnanzresorm mit verfassungsmäßigen ReichSsteuern, wie RetchSetnkommen' oder Reichsvermögensteuer.- Indem der Redner sodann auf die Agrarier und ihre Wünsche zu sprechen kam, bemerkte er, daß an den hohen Getreide- Preisen der kleine und mittlere Bauer oar kein Interesse habe, da dieser vielmehr oft noch Getreide zukaufen müsse. Bortheil zögen au- diesen hohen Preisen nur die Großgrundbesitzer, eS sei aber durchaus nicht be rechtigt, wegen der paar Tausend Großgrundbesitzer die GesetzgebungSmaschine in Bewegung zu setzen und ihrethalben die ganze Bevölkerung mit hohen Korn- zöllen zu belasten. Zu der Vurenfrage bemerkte der Redner schließlich: .Da« deutsche Balk bat «roße Deutschland ««d die Bure«. Die allgemeine Verhandlung über den Etat, welche sonst den Inhalt der ersten größeren Debatte einer ReichStag-seffion zu bilden pflegt, ist dieses Mal an eine spätere Stelle geschoben worden und neben der China.Politik, der 12 000 Mark-Angelegenheit und den Kohlen preisen nahm in erster Linie die Frage de- Nichtrmpfangc» Krüger'S die Aufmerksamkeit in An spruch. Der Reichskanzler gab dem Mitgefühle deS deutschen Volke- für die Buren wiederholten Autdruck. Aber er stellte, zum Theil durch Borlefung von Schrift, stücken au- dem jüngst erschienenen holländischen Gelb buche, sest, daß Deutschland rechtzeitig den Präsidenten Krüger wiederholt gewarnt halte, England gegenüber den Bogen nicht zu Überspannen; Graf Bülow erklärte, die TranSvaal-Regierung sei rechtzeitig benachrichtigt worden, daß Deutschland unbedingt neutral bleiben würde. Im Juni 1899 hat die Reaierung von Pretoria eine Vermittelung, die damals vielleicht nicht auksichtS» los gewesen wäre, abgelehnt. Im August klagte Krüger allerdings schon, daß kein Schiedsspruch zu erreichen sei; darauf wurde er nochmals zur Mäßigung in den direkten Verhandlungen mit England gemahnt. Au- alledem braucht nicht gefolgert zu werden, daß der Krieg zu vermeiden war; eS ist sehr wahrscheinlich, daß England ihn wollte und ihn einige Monate »rüher oder später jedenfall- würde herbeigeführt haben. Ebenso wahrscheinlich aber ist, daß auch Krüger und seine Rathgeber den Krieg wollten, weil sie eben auf einen großen Afrikander» Ausstand in der Kapkolonte rechneten; dieser blieb au- und so find die Buren unterlegen. Nach der Entscheidung aber hat Eng land erst recht jede Bermiitelung schroff abgelehnt. Ein Besuch Krüger'S in Berlin würde nun höchsten- Beranlaffung zu Demonstrationen gegeben haben, welche die internationalen Beziehungen Hütten trüben können und diese zu vermeiden, mußte in einer ohne hin schwierigen Zeitlage Pflicht der Regierung sein. Da- Brrhältniß gegenseitiger völliger Unabhängigkeit zwischen Deutschland und England wird dadurch nicht berührt. Selbst Frankreich, das ferne Burenfreund lichkeit in den letzten Wochen offen genug und mit einer gewissen französischen Koketterie, die doch im Grunde zu nicht- verbindet, zur Schau getragen hat, kommt zu derselben Anficht zurück. Eine bedeutende Pariser Stimme läßt fich hören: Angesicht- der formellen Weigerung England-, den Streitfall Europa zu unter, breiten, den eS al- eine interne Angelegenheit betrachtet, war jede freundliche Intervention unmöglich. Wenn Europa den Krieg bätte Verbindern wollen, io hätte Boltük de» Grafen Bülow ist ab« nur zu »UU'c. K'Uich st-dm süd-Mkantlchm «rk, »nschul^t «"» vor England dm Prtkdm.m nicht »nnianaen dab- Der R«ichskan,l<r konnle oder dmllch- ALdÄch-rMui "ich- lür di-«u»n .ins^n, Nädern diese auf die Warnungen nicht gehört! (Sehr Bül°» ha. °.n, Recht, daß m für Frankreich nicht die Kastanien au» dem Feuer hol« wollte. Nüchterne Stimmen im Auslande sprechen sich ebenso aus. Sollen wir uns mit England dauernd verfeinden? Auch Fürst Bi-marck HM stet- eine gute Freundschaft mit England gehalten. Sodann wie» Ueg-miL °. Goßler die umlaufenden Gerücht- rurück al- sei eine Umbewaffnung der Infanterie und Ltillirte in Sicht und »bg vr. Hasse (natltb ) sprach über di- Burenfrage. Sr erkannte die hohe Bedeutung de- neuen Reichskanzler- an, fand aber, daß ül d„ großen Rede vom Montag doch die glänzende Rhetorik über gewiss- Schwächen in der Bewei-führung hinw« täusche Auch ich bin der Ansicht, daß der glänzendste Empfang «rüg«'» in Berlin ihm nicht» genutzt hätte, aber un» würde n genutzt haben. Wir konnten diese» alten Herrn hier die Hand drücken, ebenso wie wir die vergoldete, ab« doch schmutzig^ Hand de» GeM Rhode- gedrückt haben. Die Burrn sichern durch ihre Kämpfe unseren südafrikanisch« Bentz, fie hab« un- zu Samoa verholfen. E» handelt fich um die Zukunft Südafrika», in die ich nicht so rosig sehe, wie der Reichskanzler. Man hat ost versucht, da» Au»land durch weitgehende Liebenswürdigkeiten zu gewinn« und nun sollen alle Sympathien durch einen Federstrich vernichtet werden. In Köln wurde Präsident KrLg« mit Begeisterung von den Bolktmaffen empfangen, wie fie noch keinem König zu Theil wurde. Die Brutalität« gegen Deutsche in Südafrika haben noch keine Sich« gefunden, gerade die Deutschen wurden von den eng lischen Oificieren schlecht b»handelt. Wo bleibt da das stolze Wort: „Livis gsrwnnus suw"? Ich bin em deutscher Bürgert Bedenkt, daß wir Deutsche sind, rufe ich Denen zu, die die Krüger.Farce mH faul« Witzen belachen.- In schlaginttg« Entgegnung prie» Retchskanzler Gras Bülow das schöne Pathos de- Vorredners, betonte aber, daß er auf dem festen Boden der Wirklichkeit bleiben muffe, anstatt wie jener in den blauen Welle» de- unbegrenzten Ocean- einer Politik der Möglichkeiten munter herum zu plätschern Gegen den Präsidenten Krüg« ist in der höflichst« und rücksicht-vollsten Weise verfahr« worden, nachdem er fich in so plötzlicher und völlig überraschend kommen der W?ise ,ur Reise nach Berlin entschlossen hatte. Kemlleton. Camilla Feinberg. Erzählung von F. Arnefeldt. (Nachdruck verboten.) (32. Fortsetzung.) Der Amtsrichter sah fie überrascht au. Das klang ja schon wie ein halbe» Emgeständniß. Sollte die Frau, die fich bi» j tzt so klug benommen hatte, fich plötzlich eine solche Blöße geben? .Wie mein« Sie da-?- fragt« er. Sie faltete die Hände in dem Schooß, hob da» noch immer in Thränen schwimmende Auge zu ihm empor und sagte mit ein« gewissen Treuherzigkeit: „Herr Amtsrichter, ich weiß zwar nicht, weshalb Sie wich das Alles fragen, ab« da ich an Gerichtssteüe bin, wird's wohl damit seine Richtigkeit haben und ich will Ihn« Rede steh«. Ich weiß ja, es ist wir arg verdacht worden, daß ich Feinberg geheirathet habe, aber ich war eia so armes Mädchen, er meinte e» sehr gut mit mir und au- wir und dem Leo konnte ja doch iw Leb« nicht» werd«.- „Warum nicht?- warf Lehnhard ein; fie zögerte, beugte den Kopf wieder tief herab, antwortete aber dann: „Weil er trank und spielt,, immer «eit mehr verthat, al» er hatte und nicht von dem Lebe» ließ, so ost « mir und sein« Schwester Besserung gelobt hatte. Die Lina Hot mir denn auch so lange zugeredet, ich solle mein Glück nicht verscherzen und nicht auf Leo warten, b S ich ihr »olge — und ich hab'- nicht zu bereuen gehabt-, fügte fie leise hinzu. „Sie war« glücklich mit ihm?- „Gewiß, sehr glücklich; er that mir ja Alle» z» Gefall,n- „Rar eins nicht, worauf Sie doch gehofft hatteu.- „Jch verstehe nicht.- Sie schaute ihn groß und und verwundert an. „Sie bald zur Wittwe zu mach«.- Crunlla schlug die Hände zusammen: „O, v'e Würde mir je ein so sündhafter Gedanke gekommen stinl- „Sie saztea doch soeben, Sie würden Herrn Feiu- b«g nicht geheirathet haben, venu er jünger gewesen wäre." „Weil'S mir dann wie eine größere Untreue gegen Leo erschienen wäre — ach, ich kann da» gar nicht so au-drück«, wie ich es eigentlich meine.- Sie rückte verlege» auf ihrem Stuhle hin und her. „Leo und immer wieder Leo!- bemerkte Ler Amt», richt«. „Er kaw auch zu Ihnen ins Haus, nachdem S»e verhelrathet waren. Sie müfieu zugestehen, daß das sonderbar war.- „Eeine Schwester war so viel bei uv» und Feinberg hatte ihn gern, fie erzählten fich Jagdge schichten - „Ihr Mann wußte aber nichts von Ihrem früheren Berhältuiß mit Streben« ?- Lauulla schüttelte den Kopf. „Ich hält'» ihm viel leicht sag« sollen, es geschah ja ab« nicht- Unrechte». Wer hätte denn denk« soll«, daß Leo etwa» so Grüß, liche» thun könnt,. Ich kann'» auch jetzt noch nicht glauben und doch —- „Waa?- fragte d« UZnrSncht«, al» fie stockte. „Ach — ich we,ß Wche, wie ich es ausdrück« soll, ab« mir graule »auchmal vor id«.- „Sk ließ« chu ob« doch io oft zu fich kowmeo.- ^Ia, wa» sollte ich denn mach«?- fragte fie seufzend. „Seine Schwester wohnte doch bei mn unb wollte es so.- „Run, Sie waren doch Herrin des Hause» und picht Fräulein Liva S>r,bkner." „Das sagen Si, wohl io!- «»gegnetr Ermilla und hatte dabei da- Avseh« «ms Kmde», da» fich vor der Ruthe fürcht-t, „ab« die L na halte io eine Ari vogegen nicht ausznkomw« war. Ich hätte gern Manche» anders gehabt, aber was fit bestimm»-, wußte geschehen; Sie können fich ^ar moyt vo> stellen, welche Angst ich vor ihr habe." „Haßen Sie sich etwa au» Angst vor ihr »it »br,m Bruder verlobt?- fragte der Amtsrichter und Lamilla schrie auf: „Da» hat er Ihnen also auch g-lagt? Ja, e» war ein großes Unrecht von nur, do- sobald nach dem Tode weine» guten M^uve» zu thun, ober Sue wissen ja nicht, wie ft- m»r zugesttzt haben. Leo versprach mir auch, e» solle kein M-nch etwa« da- vo?. "Dohren, er wolle fich versetzen lafi a und mir wahr/nd de» ganzen Trauerjahre» nicht wieder nahe rommen. „Glaubten Eie denn das?- „Ach rein!- gestand fie ehrlich, „aber es bU-b wir za keine Wahl. Sie halten mich Beide so ganz m der Gewalt, ich sürchtete mich vor ihnen." Si» halte in ihr« Angst »ud Hllflostgkeit jetzt etwa