Volltext Seite (XML)
ächsische AorhMnA 62. Sahrgang Donnerstag, den 8. Hlovemöer 1900 8»,75 »186,90 121 SO c c) 181,50 S-et «AKO 134M e 184,00 109,75 192^0 187,00 145/» >e le 1 » - ii werden bi* Mmnag. Mittwoch u Fre loq Mittag angenoinmen und tosirn: dte 1 t-all. Zeile Pi Unler Lingeiandt: 80 Ps. 89,50 98,25 Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten DreSden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman» Mütter in Dresden., »erst« . di» I U. M-r. 199,00 518,00 127,00 180,00 ^lÄöö .295,00 85'00 189^0 184,00 m ,1. L T il. ° l» lick °u» di- -nh-tt.,»- P--ff- -in- l»ng«r- Zur«ckh°iiung nicht m-hr NU, und d-ingl Mttth-ilung-n, aus denen bervorgeht, daß, wie schon oben bemerkt, das herzogliche Hau- die Initiative in dieser Angelegen, heit seiner Zeit ergriffen hat. Bei der am 5. November vorgenommenen Land- tagSwahl im Herzogthum Sachsen Altenburg unterlagen die Socialdemokraten den vereinigten burger- ltchen Parteien. Der Eintritt soctaldemokraltscher Ab- geordneter in den Landtag ist damit verhindert. Die bereit- mehrfach erwähnte Goldbarren, Angelegenheit findet nun folgende Aufklärung: Der Deutschen Bank und der Dresdner Bank tst seiner Zeit ein Posten Gold, der von den Transvaal. Minen au- zum Versandt nach Europa gebracht werden sollte, durch die TranSvaalregierung beschlagnahmt worden. Der Betrag wurde indessen den beiden Banken durch die Versicherungsgesellschaften, welche die Versicherung von den Minen aus übernommen hatten, voll vergütet, so daß den erwähnten Banken an dem nunmehr in Hamburg angekommenen, ursprünglich in Transvaal beschlagnahmten Golde kein Forderung-recht mehr zu- stand. Nun glaubten aber denn Eintreffen des Goldes dte Versicherungsgesellschaften, kein Recht mm E»n- greifen zu haben und nahmen an, daß da- Gold der TranSvaalregierung gehöre. Sie traten daher an die beiden Banken mit dem Ersuchen heran, da- Sold ihrerseits mit Beschlag zu belegen und diesem Ersuchen tst Folge geleistet worden. Die ltesernde Firma hat Protest gegen die Beschlagnahme eingelegt und die Entscheidung wird aus dem Wege de» ProceffeS zu er. solgen haben. Kraukreich. Präsident Loubet weilt seit dem 4. November tn Lyon, wo ein dem ermordeten Präsi denten Carnot errichtete- Denkmal enthüllt ward. Zu der Feier, die durch einige kleinere sociallstlsche De, monstrationen getrübt wurde, ist auch eine Lepesche deS Kaiser- von Rußland eingUroffen, in welcher dieser sagt, die Einweihung deS Denkmals Carnol'S rufe ihm die wichtigen Dienste in'S Gebächtniß, welche Carnot Frankreich geleistet und seine aktive Betheiligung an dem großen Werle der Annäherung der b-iden be- freundeten und verbündeten Länder, die ihrem Wesen nach einen friedlichen Zweck versolge. In dem Tele gramm bringt der Karser auf'S Neue die Gefühle seiner aufrichtigen und unwandelbaren Freundschaft zum Aus druck. Nachdem das Telegra m unter lebhaftem Beifall der Anwesenden verlesen worden war, sagte Präsident Jlferatcn- AuuabmeüeUen: Jnvalidendank, Haasenstein L A^ler, Rudolf Mosse. B. L. Daube Eo. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a M., G. Nohl, Keüel dors, Hugo Mücbler, Aövschenbroda u. s. w. Uxped. «. Redaktion Dresden-Neustadt I. Reißner Gaste 4. Dte Zeitung erscheint Dienstag, Dannerstag und kounabend früh. Ndonnemeut», Preis: »lertrljährl. M. 1H0 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «chatten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung Haus erhebt die ! Psfl noch eine Ge bühr von 25 Pk Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Reich-tag soll dem Vernehmen nach am 14 November, mittag» 12 Uhr, im Weißen Saale de» Berliner Stadtschloffe» vom Kaiser persönlich mit der Verlesung der Thronrede eröffnet werden. Nachdem im Laufe der letzten Zeit verschiedene erledigte Mandate durch Neuwahlen besetzt worden sind, werden die Parteien am 14. November in folgen der Stärke in den Reichstag einztehen: 49 Deutsch- Konservative, 21 Reich-Partei, 107 Centrum, 50 National, liberale, 13 freisinnige Bereinigung, 27 freisinnige BolkSpartei, 7 deutsche Volkspartet, 56 Socialdemo kraten, 14 Polen. Die deutsch sociale Reformpartet ist zerfallen und den Fraktionslosen zuzuzählen; zu diesen gehört noch der Rest der Mitglieder. Diese Zahlen bedeuten gegen die Zusammensetzung am Schluffe der ersten Tagung 1898/1900 gegen Mitte Juni d. I. in den hauptsächlichsten Parteien eine Zunahme von je einer Stimme bei den Nationalliberalen und den Eocialdemokraten und eine Abnahme von je 2 Stimmen bei den Deutsch-Konservativen und der deutsch.socialen Aeformpartei. Centrum, freisinnige Volks Partei und Polen treten wieder mit dem alten Bestände an. In dem Strasproceffe gegen den Berliner Bankier Sternberg wegen Sittlichkeit-Vergehen, der seit der ganzen vorigen Woche die Aufmerksamkeit der Reichshauptstadt allein in Anspruch nmmt, ist eS zu sensationellen Er örterungen gekommen, welche dieBerlinerKriminal- Polizei betreffen. Der Kriminalschutzmann Stierstädter wird beschuldigt, ein halbwüchsige- Mädchen, da- den Angeklagten in einem früheren Proceß schwer belastet hat, zu den Aussagen, welche dte Zeugin jetzt voll ständig zurücknimmt, angestistet zu haben. Andererseits wird der Kriminalkommissar Thiel beschuldigt, sich sür die Entlastung deS Angeklagten durch dte gegenwärtige Proceß-Verhandlung bemüht und unzulässige Ein wirkungen in dieser Beziehung geübt zu haben; - vird angkdeutet, daß damit die vollständige Äenderung der Aussagen der erwähnten Zeugin zusammenhänge. Endlich tst zur Sprache gekommen, daß der Polizei- dirrktor von Meerscheidt-Hülleffem wiederholt Geld von dem Angeklagten geborgt habe. In einem Falle soll e- auf eine inzwischen zurückgezahlte Hypothek geschehen sein, die angeblich absolut sicher war; aber auch dann würde e- sich fragen, ob das DarlehnSgeschäft zu einer Zeit stattgefunden hat, als die Polizei und dte Gerichte sich mit dem Angeklagten beschäftigten. DaS unlieb same Aufsehen, das diese Vorgänge erregt haben, wird ohne Zweifel zur Einleitung von DiSciplinarunter. suchungen führen, denn eS tst kaum zu erwarten, daß durch dte weiteren Aussagen, welche dte bethetligten Beamten machen, die Beschuldigungen völlig aufgeklärt werden können. Halbamtlich schreibt bereit- dte von dem Ministerium deS Innern herauSgegtbene „Berliner Korrespondenz-: „Die Vorkommnisse tn dem jetzt schwebenden Sternberg'schen Processe, insbesondere da- Verhalten der betheilialen Kriminalbeamten, werden von den vorgesetzten Instanzen eingehend verfolgt. Da» Polizei-Präsidium hat, um volle- Licht über die An gelegenheit zu verbreiten, den betreffenden Beamten unter Entbindung von der Pflicht der Amtsverschwiegen heit dte Ermächtigung zu uneingeschränkter Aussage ertheilt. Ebenso nimmt im Auftrage deS Polizeipräsi denten der Chef der Kriminalabthetlung, RegierungS- rath Dieterici, mit Erlaubniß de- Gerichtshof-, an den Proceßverhandlungen theil. Der Kriminalschutzmann Slierstävter und der Kriminalkommiffariu» Thiel üben dienstliche Funktionen gegenwärtig nicht au». Die zu ergreifenden dt-cipltnaren Maaßregeln müssen, um dem Gange de» gerichtlichen Verfahren» nicht vorzugrrifen, einstweilen Vorbehalten bleiben. Nach Klärung der Sachlage im gerichtlichen Verfahren wird im DiS- ciplinarwege sofort und unnachstchtltch eingeschritten werden, die erforderlichen Ermittelungen find sofort eingeleitet- Infolge der Vorgänge hatte der Reichs- kanzler Gras Bülow am 5. November den preußlschen Minister deS Inneren Frhrn. v. Rheinbabrn zu einer Besprechung eingeladen. Dte preußische Regierung beschäftigt sich seit einiger Zett mtt einem preußischen Wohnung«- gesetzt und eS wurde schon in verschiedenen Blättern gemeldet, die Vorlage sei bereits fertig, vom StaatS- ministerium gebildet und werde al» eine der ersten den Landtag in der kommenden Session beschäftigen. Dem entgegen erfährt eine gut unterrichtete Stelle, daß fich die preußische StaatLregterung zwar angelegentlich mit der Wohnungsfrage beschäftigt, doch find die Arbeiten noch nicht fo wett gediehen, daß der zu beschreitende Weg mit Sicherheit sestgelegt werden könnte. ES ist daher auch noch fraglich, ob der Landtag fich bereit- in diesem Winter mtt einer entsprechenden Vorlage zu beschäftigen haben wird. In Anhalt beschäftigt fich seit einiger Zett die öffentliche Meinung mtt der Scheidung der Ehe deS Prinzen Aribert von Anhalt und seiner Gemahlin, einer geborenen Prinzessin zu Schleswig-Holstein. ES war schon seit Monaten bekannt, dah seitens de- herzoglich anhaltischen Hause- Schritte zur Scheidung deS Prinzen Aribert von seiner kinderlosen Gemahlin etngelettet waren. Au- naheliegenden Gründen hatte aber die anhaltische Lokalpresse über diese immerhin peinliche Aeuisseton. Camilla Feinberg. Erzählung von F. Arnefetdt. (Nachdruck verboten.) (16. Fortsetzung.) „Ach, dahin bringst Du sie ja selbst-, sagte sie, ihn mit Wohlgefallen betrachtend, „ehe vier Wochen iu'S Land gehen, ist sie Deine Braut. Jetzt ist eS aber Zeit, daß Du gehst. Sie wundert sich sonst, wo ich so lange bleibe und an dem alten PeterS haben wir auch einen Auspasser.- „No den läßt man nächsttn« fliegen. Gute Nacht, Schwesterchen. Auf baldige» Wiedersehen!- Er streifte mit feinen Lippm flüchtig ihr Gesicht und entfernte fich. Lina kehrte zu Frau Feinberg zurück, aber e» war ihr n cht wohl zu Muthe. Camilla schien ihr ihren Wünschen nicht so gefügig, wie sie dem Bruder verfichert hatte. 10. „Dreißigtausend Mark für Such Beide! DaS ist ja ein Lumpengeld, ein wahrer Skandal. Da- solltet Ihr eigentlich gar nicht annehmen!- polterte der Fabrikbesitzer Körbel, mit großen Schritten im Zimmer feiner Schwester auf- und abrasend, so daß en» urd da» andere der ziemlich eng stehenden Möbel in Ge fahr gerteih, von ihm umgerannt zu werd n. G» war wenige Stunden nach der Eröffnung de- Testamente» und Anton Körbel in Begleitung seine» Sohne-Beinhard gekommen, um zu hören, mit welcher Summe seine Schwesterkrnder bedacht wordm waren. Die Mitibeilung, daß die ibnen zusallende Erbschaft fich im Ganzen aus 30 000 Mark belief, hatte ihn in den höchsten Zorn versetzt urd nach vie'em Toben und Schelten war ihm die letzte Aeußerung entfahren, die er allerdings bereute, fobald er sie gelhon hatte, denn die, wie gewöhnlich in ihrem Rollstuhle am Tische sitzende Pastorin rief lebhaft: „Da hört Ihr e- nun, Kinder! Onkel Anton ist auch der Meinung!- „Welcher?- fragte Körbel, neben seiner Schwester stehen bleibtnd. „Nun, daß sie da» Geld nicht nehmen sollten-, erwiedeite d e alte Dame; „ich bin so empört, daß ich ihnen da» sogleich gerathen habe; aber sie wollen ja Beide nicht» davon hören.- „Uud wenn Du D»r die Sache reiflich überlegt haben wirst, d nn wirst Du ein ehev, daß wir nicht richtig handeln würden, wenn wir e» tbäten-, sagte Georg Lepel, drr, nachdem er seinem Onkel die ge, wünschte Auskunft gegeben, dessen Toben stillschweigend und gelassen angehvrt hatte. Jetzt trat er ebenfalls an den Tisch und legte die Hand liebkosend auf den Arm der alten Frau. Körbel schmunzelte. „Sieh 'mal einer den Georg an, da» hätte ,ch D r gar nicht zugetraut; denkst, etwa» ist bisser al» nichts. Sannst recht Haden. So halt' ich'» auch nicht g» meint. - „Wie denn sonst?- fragte s ine Schwester. „Je nun, ich meinte, ob fich da» Testament nicht angreisen, nicht umfloßen ließe. Ein geschickter Recht»- auwalt wird schon irgendwo etwa- finden, woran fich auknüpfen ließe.- „Auf keinen Fall! Dazu bieten wir nie und nimmer die Hand!- rref j tz' Alwine L p l. Sie war anscheinend in häu-lichen Geschäften, in Wahrheit aber, um sich den plumpen Huldigungen ihre» Vett-r- Bern hard zu entziehen, ad- und zugegangen, hatte die letzten Worte de- Onkels gekört und war dadurch aus da- Unangenehmste berührt worden. „Vetter Feinberg konnte mit dem von ihm er worbenen Gelde machen, was er wollte, er hatte durch aus keine Verpflichtung, un» etwa- zu hinterlassen-, fügte sie hinzu „Und weil er die nicht hatte, wäre jeder Bertuch, sein Testament anzugreifen, einfach lächerlich-, eikläite Georg. „Du scheinst ganz vergessen zu ha».en, O^kel, daß wir ke>ne Notyerden, sondern entfernte Berwaudte fiao, die im Testamente gor nicht g-nannt zu werden brauchen." » -^"h do, Haft Dich za sehr genau unterrichtet; vielleicht schon s lbst mit einem Recht-anwalt ge sprochen. Also nichts zu machen?- saute Körbel mit einem solchen Gemisch von Spott und Bewunderung, daß Alwine entrüstet au»>ies: „Dazu dedars e» keiner Erkund gung beim Rechts anwalt, sondern nur de» gesunden Menschenverstandes und de« einfachsten Anftand-q.süvk.- „Alwine!- sagte die Paiiorin verweisend. Ihr Bruder veibeagte sich ater vvlmch und -n gegn^e; ^r gütige Bel h unq, F äul in Nichte." Sich an innen N.ff n wendend, ,üg»e er hmzu: „DaS Geld wird also angenommen?-