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UtzpeS. ». Redaktion Dresden-Neustadt I. Meißner Gaffe 4. DU Zeitung erscheint Ttenstas, Baunerstag und «ennabend frü-h. Adsnnemeuts- Preis: »strteljShrl. M. 1^0. Z» beziehen durch tzst kaiserlichen Post- «Halten und durch unsere Boten. Vst freier Lieferung dst HauS erhebt die Paß noch eine Ge bühr von 2ü Pf. Wr. 36. älhsische VorßeitunA -»serate »erden biS Montag Mittwoch u. Freitag Mittag angen^npoeu und kofb /i bU1 spalt. Zeile 15 Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Inseraten' Annahmestelle«: Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Jnvaltdendank, Haasenstein L Vogler. Rudolf Mosse, G. L. Daube «Co. tn Dresden, Leipzig. Frankfurt a/M., G. Kohl, Keffelsdorf, Hugo Müchler, kotzschenbroda u. s. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. 62. Jahrgang Sonnabend, den 24. Mär; 1900 Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für das zweite Quartal bitten wir möglichst bald zu machen, da bei späteren Bestellungen für die Nach lieferung der schon erschienen Nummern keine Gewähr geleistet werden kann. Bei den Postanstalten beträgt der Bezugspreis L M SO Pf. Geschäftsstelle der „Sächsischen Dorfjeitung". Politische Weltschau. Deutsches Reich. Kein Staat deckt auch nur halb so viel von seinen Ausgaben ohne Belastung der öffentlichen Abgaben, wie Deutschland, die Mehrzahl der Staaten noch nicht einmal ein Viertel soviel. Diese Schonung der Steuerkraft des Volkes in Deutschland wird durch die Höhe der Reineinahmen aus dem Staatsbesitze und Staatsbetriebe ermöglicht; diese wiederum geben die Gewähr, daß unser StaatS- und Reichskredit noch ent fernt nicht so hoch angespannt ist, als in anderen Ländern. In Deutschland ruht die Sicherheit der öffentlichen Anleihen in altem gefestigten Besitze und in ertragreichen Verwaltungen, in anderen Ländern muß der einzelne Bürger mit seinen Abgaben für Ver zinsung und Tilgung auskommen. Eine weitere mäßige Anspannung der Reichsschulden, wie dies für die neuen Flottenpläne beabsichtigt ist, hat daher bei der wahr scheinlichen Steigerung der Rente aus den Betriebs verwaltungen des Reiches keine bedrohliche Einwirkung auf die öffentlichen Abgaben, die in jedem anderen Lande sofort und direkt infolge einer Steigerung der Staatsschuld wachsen müssen. Die Berathung der Flottenvorlage in der Budgetkommission des Reichstags beginnt, wie nunmehr feststeht, am nächsten Dienstag. Da die Kommission aber nicht länger tagen will, als das , Plenum, so werden die ersten Berathungen nach zwei oder höchstens drei Tagen abgebrochen werden; die ; Entscheidung in der Kommission kann dann frühesten- Ende April fallen. Des beschlußfähigen Hauses, da- dann vielleicht wieder zusammenkommen dürfte, harren außer der Flottenvorlage selbst, sowie dem Fleisch, beschaugesetze und der lex Heintze noch die Münzgesetz novelle, die Gewerbenovelle — über die bereit- am 5. December hätte abgestimmt werden sollen — und neuere Vorlagen, wie die UnfallverficherungSnovelle, an der in der Kommission seit vielen Wochen gearbeitet wird, die Seemannsordnung rc. Im Reichstage wurde am Mittwoch über eine Resolution des Inhalt-, die Schutztruppe in Ki autsch ou solle thunlichst auf Grund freiwilliger Meldungen gebildet werden, viel geredet, ohne daß i eigentlich etwas Positives gesagt wurde. Die Debatte drehte sich zum großen Theile darum, ob die grund sätzliche Frage nach der Berechtigung der Marinever waltung im Frieden Dienstleistungen in den Schutz gebieten zu verlangen entschieden werden solle oder nicht. Darüber, daß „thunlichst" nur Freiwillige Ver- ! Wendung finden sollen, wie es ja auch thatsächlich geschieht, waren alle Parteien einig, bis auf die Social- demokraten, die das Wort „thunlichst" gestrichen haben wollten. Schließlich wurde der Etat für Kiautschou bewilligt und die Resolution angenommen. — Beim Etat des Reich ssch atz amts gab der Staatssekretär Auskunft über die Einschmelzung deutscher Goldmünzen in anderen Staaten. Seine bekannte Silberrede hielt dann vr. Arendt (Rp.) beim Etat des Bankwesen-, worauf der Reichsbankpräsident vr. Koch den im vorigen Jahre erreichten hohen Diskont eingehend, als durch die Gesammtlage des Geldmarktes bedingt, vertheidigte und die bimetallistischen Behauptungen Stück für Stück widerlegte. Der Aba. Büsing (ntl.) trat dem Reichsbankpräsidenten vollkommen bet; mit dem todten Bimetallismus beschäftigte er sich nur kurz und erklärte den hohen Diskont zwar für beklagenS- werth, aber absolut unvermeidlich. Den Abg. vr. Arendt unterstützten die Abg. vr. Hahn (B. d. L.) und i Raab (antis.) mit dem bekannten Aufgebote leerer Schlagworte über die Politik der Reichsbank, die passive Handelsbilanz und das internationale Groß kapital; auch die Behauptung, daß die Goldwährung der Soctaldemokratie in die Hände arbeite, fehlte nicht. Endlich war de- unfruchtbaren Redens genug, der Etat wurde bewilligt und der Rest nebst kleineren Vorlagen und der zweiten Lesung des Gesetzes über die Patent, anwälte auf die Tagesordnung der Donnerstagssitzung gestellt, in der er Annahme fand. Ueber ein angeblich im Einvernehmen mit Deutschland und Frankreich abgefaßtes russisches „CommuniquS" betreffs der FriedenSvermitte- lung in Südafrika, das bereits dem Czaren vor- gelegt worden und dessen Zustimmung gefunden haben soll, wurde dieser Tage in einem Berliner Blatte be richtet. Dieses, wie behauptet wird, im russischen Ministerium deS Auswärtigen ausgearbeitete Commu- niquS solle in den nächsten Tagen von der russischen E darft-ll-n. - Bon ein«"'russisch!^ Mittheiluna NN England b-,-essen,'den chaissichUchen^ M-is- entsprechen. Vereinbarungen mit Rußland ^rübr in w°l«-m Sinne der wd-sri'-ntsch-n R-. vnbM >u aniworien wir«, haben n-chi siailgesunden. Im U-^ ja Rußland vielleicht für sich eine blondere Art der Beantwortung ins Auge gefaßt haben Ueber bezügliche russische Absichten ist jedoch an unterrichteter deutscher Stelle mchtS bekannt. — Auch der Pariser Matin" erklärt alle gegenwärtig im Umlaufe befindlichen Nachrichten, die da besagen, Rußland bereite in Ueberemstimmung mit Frankreich und Deutschland eine Note vor, die eine scharfe Sprache »egen England sübr.n w^ ES könne sich nur um die Antwort Rußlands auf da- JnterventionSgesuch Transvaals handeln, aber diese Antwort sei nicht mit Frankreich und Deutschland verabredet worden. , Daß Deutsch-Sud Westafrika durch den Burenkrieg in gewisse Mitleidenschaft gezogen werden könnte, wird augenscheinlich in kolonialen Kreisen befürchtet. In gewissem Grade mag dies schon nicht außerhalb des Bereich- der Möglichkeit liegen, obwohl deutscherseits bestimmte Maaßregeln getroffen wurden; aber zu irgendwelchen Befürchtungen ist gar kein Anlaß. Ein Eindringen der Buren in unser Schutzgebiet in größeren Massen wäre wegen der Weide- und Wasser-Verhältnisse nur bei einigen Punkten möglich, die von Posten der Schutztruppe be setzt find — oder noch besetzt werden. Die Aufständi schen in Griqualand-West könnten allerdings längs deS OranjefluffeS, wenn sie zurückgetrieben werden sollten, in unsere Südostccke eindringen, wie etwaige Auf. ständische auS dem Klein-Namalande sich über den Oranjefluß zurückziehen könnten, aber hier kann der schon bestehende Wachtdienst noch verstärkt werden. Es liegt auf der Hand, daß den Buren, die auf unser Gebiet übertreten wollten, dies nur unter besonderen Vorfichtsmaaßregeln gestattet werden könnte. Daß sie sür ihre Ueberfiedlung heute nicht mehr dieselben Be dingungen wie früher stellen würden, ist wohl an zunehmen, denn sie haben sich seitdem überzeugen müssen, daß die Deutschen mit den aufrühreri schen Eingeborenen fertig werden und nicht geneigt find, geschloffen auftretenden Gemeinschaften weit gehende Rechte der Selbstverwaltung zu bewilligen. Immerhin find die Vorgänge tn Südafrika eine Keuilketon. Ein Opfer. Koman von B. Saworra. Autorisirte Bearbeitung nach dem Englischen. (Nachdruck verboten.) (10. Fortsetzung.) „WaS fehlt Frau Mortlock?" fragte Georg, als er seinen Freund hinausbegleitete. „Ich weiß nicht. Sie fühlt sich schon lange sehr elend — deshalb kam Judith ja nach London." „ES sind wohl die Nerven", sagte Georg kurz. „ES wird mehr als daS sein, denke ich." „WaS willst Du noch mehr. Die Nerven können gerade genug zu schaffen machen. Wir Aerzte sprechen über Nervenleiden nicht so leichthin, wie eS wohl Laien thun. Ls sind ost die schwierigsten Leiden, die wir zu behandeln haben und sie sind trügerisch — leider nehmen sie immer mehr zu." „Guten Abend, Georg. Besuche uns morgen", sagte Mark. Georg kehrte in sein Wohnzimmer zurück; eS »ar dunkel geworden; er zündete eine Lampe an und stellte sie auf den Sekretär. Dann begann er die Papiere vom Boden aufzuhlben und sie im Schubfach zu ordnen. Plötzlich hielt er inne. Er hielt in der Hand mm Streifen Papier, den er aufmerkjam prüfte. „Das ist der beste Beweis!" sagte er laut. „Hier habe ich Alle-, WaS ich brauche." DaS Papier enthielt nur eine Adresse. LS war die Handschrift einer Dame und mit Bleifeder ge schrieben, aber noch deutlich zu erkennen. Georg be. trachtete sie genau. Sie vergegenwärtigte ihm noch einmal daS Bild jener Unglücksnacht vor drei Jahren. Er sah noch einmal daS kleine Fenster in der unge- müthlichen Küche; durch die trüben Scheiben drang zuweilen das Licht der Fackeln; er hörte noch das gleichmäßige Niederfallen deS RegenS auf die Steine an dem dunkeln Eingänge. Vor ihm — wie deutlich trat da- Bild vor sein inneres Auge — saß ein Mäd chen mit gefalteten Händen — mit marmorbleichem Antlitz; er fragte sie und sie antwortete. Er riß ein Blatt au- seinem Taschenbuche und sie schrieb die Adresse von einem Verwandten PomcrryS nieder. Hier war daS Blatt; sie hatte darauf geschrieben. War daS Judith Verrells Handschrift oder nicht? Er schaute lange nachdenklich auf daS Papier; dann legte er eS in sein Taschenbuch und fuhr tn seiner Arbeit fort. Als er den Sekretär geschlossen hatte, ging er nach dem Fenster. Neben dem Stuhle, auf dem Mark gesessen, sah er etwa« Weißes liegen; er hob eS auf und besah eS mechanisch. ES war eine Karte, auf der nur wenige Zeilen standen. Obenan la- er: „Lieber Mark", unten „Deine Dich liebende Judith." In Georgs Gesicht wechselten Spannung, Zweifel, Gewißheit in rascher Folge. Zu dem Tisch zu schreiten, auf dem die Lampe stand und die Karte mit dem Papierstreifen auS seinem Taschenbucke zu vergleichen — war daS Werk einer Minute. Dann blickte er lange traurig auf den Be weis, der — klar wie da- Tageslicht, ohne jeden Schatten eine- Zweifels — darlegte, daß Hauptmann Pomeriy'S Gefährtin wirklich Judith Verrell gewesen — jetzt Mark Frankland'S verlobte Braut. Die Entdeckung war sür ihn nicht mehr so nieder schmetternd, er war schon vorher ziemlich fest davon überzeugt gewesen. Seit drei Tagen hatte er eS ver mieden, mit Mark zusammenzutreffen, weil er sich noch nicht klar darüber war, wie er handeln sollte. Sollte er ihm offen die ganze Wahrheit sagen? Die Freundschaft machte eS ihm zur Pflicht und doch — wie konnte er sprechen, wenn er für die Wahrheit seiner Behauptungen nicht klare Beweise hatte? WaS sollte er zu Mark sagen? Sein einziges Zeugniß war sein Gedächtniß. Würde Mark da- anerkennen? Würde er ihn überhaupt nur anhören — seine Ver muthungen nicht für thörichte Hirngespinste erklären? Tagen hatte ihn diese Frage unauf hörlich beschäftigt, er konnte zu keinem Entschlusse kommen. Nun aber — da er den sichern Beweis erlangt hatte — nun lag der Weg, den die Pflicht ihm vor- ihm, er durfte nicht länger zögern,— durfte Mark die Wahrheit nicht verhehlen. — Wie schwer war eS, diese Pflicht zu erfüllen! Der Gedanke daran durchdrang ihn wie ein zweischneidiges Schwert. Warum mußte Mark gerade durch ihn dieser schmerz- Uche schlag treffen? — Er stützte daS Haupt schwer rn sklve Hand und schaute trüb vor sich hin. traut ihr so fest, wie sich selbst", seufzte e^r tret erbittert, er glaubt an sie, wie an seine Seele! ^S e sprach an jenem Abend die Un- Wahrheit — ich wußte, daß sie log. — Und doch, ich