Volltext Seite (XML)
Nr. 280. - 4. Jahrgang. IMbote. Sonnabend, 29 November 1884. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die Karotte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gaülenz, Glösa. Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schvmm. Anzeiger Bilderbuch« S Unterhaltungs-Blätter. sowie das 8seitige, reich- illustrirte humoristische «bonuementSbestelluhgeu, vierteljährl. Ivo Pf. (Zutr. 40 Pf.), mouatl. KO Pf. (Zutr. 1v Pf.). nchmen «i die BerlagSexpedmou und Ausgabestellen iuThemuitz und obige« Voronrn. Außerhalb dieser Orte kam der Anzeiger nur bei den Postanstalten — Postzeitungs-Liste 7. Nachtratz Nr. 10KS — bestellt Verde». I« Oesterreich-Ungarn ist der Lhemüitzer Anzeiger zum Abonnementspreise von vierteljährlich 1 Gulden 41 Kr., monatlich 47 Kr. (exkl. Agiozuschlag) durch die Postanstalten zu beziehen. JnsertionSpreiS: dt« schmal« (Ispalttge) Korp«»zeile oder der« Ran« IS Pfennig». — — Unter Eingesandt pro Zelle 30 Pfennig«. — Ans groß« Annoncen nnd Wiederholungen — Annoncen.Anuabme für di« wichst« Rnmmr» hi» Mittag. — «n»ga»e jede« Wochentag Nachmittag. Annoneenbestellunge« von auswärts wolle man den JnsertionSbetrag stet» beifügen (kleinere Betrüg» in Briefmarken) je 8 Silben der gewöhnlichen Korpusschrift bilden eine Zeile und kost« IS Pfennige Berlags-Expedition: Vkkexauder Wiede, Buckdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemalige- Bezirksgericht, gegenüber dem Kasi«»). ,-uiagyeii »er -voriqriir in g v oi Hiermit angewiesen, soweit nöthi nnd Absteckung der.Winterbahn > nnd wird dabei noch bemerkt, da Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf den eingetretenen Schneefall werden die Herren Ge meindevorstände und Gutsvorsteher de» hiesigen Verwaltungsbezirk» in Ge- , mäßheit der Vorschrift in A 6 de- SträßenbaumandatS vom 28. April 1871 soweit nöthig, die zur Herstellung der Kommunikation hn erforderlichen Vorkehrungen sofort zu treffen . daß die Absteckung der Winterbahn stets durch Stangen von mindesten» 2. -> m Höhe, an deren oberen Theile womöglich Reisigbündel oder Strohwische zu befestigen sind, zu bewirken ist. Chemnitz, den 27,. November 188«. Königliche AmtShauvtotannschaft- Schwedler. Die Abwesenheit-Vormundschaft über Carl Eugen Säuberlich au» Chem nitz ist wieder oufzuhcben gewesen. Königliches Amtsgericht Chemnitz, Abth. L., den'22. Novbr- 1884. Beyer. Der zur nothwendigen Versteigerung de- Friedrich August Riedel'schen Grundstücks Fol. US des Grund- und Hypothekenbuchs für Mittelbach an beraumt gewesene Termin ist wieder aufgehoben worden. Königliches Amtsgericht Chemni», Abth. L., am 25. Nov. 1884. Nohr. Sch. Konkursverfahren. Der Färber Karl Hermann Wunderlich in Chemnitz hat die Einstellung des über sein Vermögen eröffneten Konkursverfahrens beantragt. Gemäß 8 189 der K-O. wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß die zustimmenden Erklärungen der Wunderlich'schen Gläubiger in der Gerichts schreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts zur Einsicht der Konkursgläubiger niedergeleat sind, Königliches Amtsgericht Chemnitz, Abth. L., am 28. Nov. 1884. Nohr. Sch. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht- wurde heute aus Folium 2702 die am 1. Oktober 1884 errichtete Firma Schuffenhauer u- Saupe in Chemnitz (Zschopauerstraße Nr. 67) eingetragen und Zugleich verlautbart, daß die Maschinenbauer Herr Gustav Robert Schuffenhauer und Herr Karl Bernhard Saupe daselbst Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 26. November 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung 8. Nohr.Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folium 5703 die Firma Ernst Dehnert in Cbemnitz (innere Rochlitzerstraße Nr. 12) und als deren Inhaber der Werkzeugsabrikant Herr Friedrich Ernst Dehnert daselbst eingetragen. Chemnitz, am 26. November 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung 8. Nohr. Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht» wurde heute aus Folium 2704 die Firma Karl Vogel in Chemnitz, (Nikolai graben Nr- 16> und als deren Inhaber der Meiallwaarenfabrikaut Herr Karl Ernst Vogel daselbst eingetragen. Chemnitz, am 26. November 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung v. Nohr- Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Blumenarbeiter und Handelsmann Karl Moritz Reichherz ans Penig, zuletzt hier, welcher flüchtig ist, ist die Unter suchungshaft wegen Rücksallsbetrug» vom König!. Landgericht verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in die hiesige Gefangen«- statt abzuliefern. Chemnitz, den 26. November 1884. Königlich« Staatsanwaltschaft. vr. Schmidt. Echt». Beschreibung: Alter: 51 Jahr«, Größe: 1,„ w, Statur: mittel, Haaret dunkel, Stirn: breit, dunkler Backenbart, Augenbrauen: braun, Augen: bl«- grau, Nase: spitz, Mund: breit, Zähne: defekt, Kinn: rund, Gesicht: oval, Gesichtsfarbe: blaß. Erledigt hat sich die Vorladung de» Handarbeiter» Cerl Ernst Grüner» aus Plaue vom 1. dieses Monats Chemnitz, den 26. November 1834. Der König!- Amtsanwalt. I, «.: ör. Friedrich, «ff. Tageschronik. 2S. November. 1780. Kaiserin Maria Theresia s. 1830. Revolution in Warschau. 1850. Olmützer Vertrag. 1870. Ausfall der Franzosen aus Paris gegen das 8. Korps bei l'Hay wird siegreich zurückgcschlagen. 1879. Alphons XII. von Spanien vermählt sich mit Erzherzogin Christine von Oesterreich. Telegramme -es Chemnitzer tzknzetgers. Bom 27. November. Berlin. Der Abg, Bebel erhielt die Anklageschrift im Kopenhagener Prozeß vom Landgericht Ehemnitz. Wien. Die berühmte Tänzerin Fanny Elßler ist heute früh gestorben. Fanny Elßler wurde 1810 in Wien geboren und erhielt ihren ersten Unterricht, zusammen mit ihrer um 2 Jahre älteren Schwester, Therese, im Palffq'schen Kinderballet im Theater an der Wien und fand später in Neapel ihre weitere Ausbildung. Ihre ersten großen Triumphe feierte sie 1839 in Berlin und dann später in allen Hauptstädten Europa's und selbst in Amerika, bis sie 184l von der Bühne schied. 1834 h-irathete sie in Paris den bekannten Feuilletonisten Voran, ließ sich aber bald wieder von ihm scheiden. 1851 trat sie zum letzten Male in Wien, wo sie später auch seit 1854 bis zu ihrem Tode gelebt hat, auf. Ihre Schwester Therese vermählte sich 1851 in morganatischer Ehe mit dem Prinzen Adalbert von Preußen und ward vom König zur Frau von Barnim erhoben. Bern. Der Papst hat die BiSthumsverträge ratifizirt, Ferrata ist mit der Urkunde in Bern angekommen. Zürich. In letzter Instanz hat das Obergericht sämmt- liche Anarchisten von dem Vergehen der gemeingefährlichen Droh nug freigesprochen durch Stichentscheid. Die Polizeihast für die 4 Angeschuldigten wurde beibehalten. Paris. Die Kämmer setzte die Tovkin-Debatte fort. Der Berichterstatter Leroy las den Bericht der Kommission vor, der die Annahme der Vorlage empfiehlt. Die Kommission beschloß außerdem mit v gegen 2 Stimmen und 4 Enthaltungen, daß die nördlichen Provinzen Tonkins ebenfalls zu besetzen seien. Da dieser Beschluß «it den gestrigen Erklärungen FerryS im Widerspruch steht, rief er große Bewegung hervor. Clemenceau will Nachweisen, der ministerielle Optimismus werde durch die Thatsachen widerlegt. FerrvS heraus fordernde Haltung im Parlamente nach der ersten Nachricht über die Affaire von Bac-le sei Schuld an der seitherigen Situation. Die Sitzung dauert fort.—Rouvier und Meline konnten sich im heutigen Ministerrath über die Höhe deS GetreidezollS nicht einigen. Pari». Heute feuerte im Schwurgerichtssaal Madame Clo- viS Hngue», die Frau de» Deputirteu der äußersten Linke», meh rere Revolverschüsse auf einen gewissen Morin ab, welcher fie früher verleumdet hatte. Morin ist todt. Konstantinopel. Der deutsche Botschafter, Herr v. Radowitz. ist an eine« typhösen Fieber erkrankt. — Der apostolische Gesandte Rolelli stattete dem neuen griechischen Patriarchen einen Besuch ab, welchen dieser erwiederte. ES ist das erste Mal, daß derartige Be suche anSgetanscht werden. Die Vvfgabe« des «eue» Reichstages. Fürst Bismarck gedenkt den Reichstag homöopathisch zu behan deln. Di« Aufnahme, Welche die Thronrede in der Presse gesunden hat, giebt Zeugniß von der guten Wirkung dieser Methode. Mit einem Schlag« ist die fieberhafte Erregung der Diskussion, welche bi» zu« Vorabende der ReichStagSeröffnung die Leidenschaft de» Wahl kampfe» in die Berathuugen de» Parlaments hinübertragen sollte, einer durchaus besonnenen und sachlichen Erörterung gewichen. In die erste Stelle gerückt erscheinen die Gesammtinteresse» der Nation nnd des Reiche», und die würdevolle Bescheidenheit, mit welcher der greise Monarch vom Throne herab die sieghaften Erfolge seiner euro päischen FriedknSmisfion verkündete, die taktvolle Vorsicht, mit welcher von den Anfängen deutscher kolonialbestrebungen gesprochen wurde, haben den Volksvertretern und den Organen der öffentlichen Meinung A dstlcht. der nationalen Selbstachtung in Erinnerung gebracht. Die Kleinlichkeit de» Parteistreite- konnte aber nicht drastischer, nicht überzeugender dem Volke dargestellt werden, als durch eine Thronrede, welche in der Feststellung de» Arbeitsprogramm» für den Reichstag auch nicht eine der Kontroversen berührte, um derenwillen National liberale und Fortschrittler, Zentrumsleute und Freikonservatioe durch Wochen und Monate einander bekriegt hatten. Die Vorlage, betref fend die Ausdehnung des Unfallversicherungs-Gesetze» auf landwirth- schastliche Arbeiter, entspricht den Anschauungen, die gerade von liberaler Seite in dieser Hinsicht zum Ausdruck gebracht wurden, und von weitere«, so leidenschaftlich umstrittenen Entwürfen ans sozial-politischem Gebiete ist — vorläufig und sür diese Session nicht die Rede. Die Aufgaben, welche die Reichsregiernng dem Reichstage stellt, sind durchwegs sachliche und ihre Lösung kann und soll gefunden werden abseits des Macht- und Meinungsstreites der Fraktionen in jenem Minimal-AuSmaße von gutem Willen, der von jedem redlichen Volks vertreter im Dienste der nationalen Ehre und deS nationalen Wohl standes gefördert werden kann. Wir sehen hierbei von dem Postspar kaffengesetze ab. Die Vorlage bezweckt die Einführung einer in an deren Staaten mehrfach als nützlich erprobten Institution, bezüglich! deren eigentliche Bedenken nur von wenigen Seiten vorgebracht werden. Im Uebrigen sind lediglich drei Fragen auf die Tagesordnung deS gegenwärtigen Reichstages gestellt: die soziale, die Kolonial-Politik und das ReichSbudget. Die soziale Aktion der Reichsregiernng be schränkt sich, wie bereits bemerkt, auf eine als nothwendig und nütz lich anerkannte Ausdehnung der Unfallversicherung. Es ist zweifellos, daß die Gruppe der sozial demokratischen Abgeordneten den Anlaß benutzen wird, weitere Wünsche oder Forderungen der Arbeiter zum Ausdruck zu bringen. Die kaiserliche Botschaft vom 17. November 188 l. sichert jedem loyalen und erfüllbaren Postulate der Arbeiter, jeder! Aktion, welche die Zwecke der Volkswohlfahrt im Rahmen der staat-j lichen Ordnung erreichen Hilst, die wohlwollendste Aufnahme seitens der Reichsregiernng. Die internationale Verschwörung soll ja durch eine nationale Regelung der Arbeit gegenstandslos gemacht werden. Die Parteien, nicht die Reichsregierung werden sich über Neuforder ungen der Sozial-Demokraten au-zusprechen haben. Die Parteien unter sich werden Verantwortung und Gefahr ihrer Stellungnahme zu tragen haben. Der Reichskanzler wird das Parlament in dieser Frage homöopethisch behandeln. — Ein Gleiches gilt v.n den! kolonialen Bestrebungen. Die Postdampfervorlage, welche die deutsch:! Kolonialpolitik zum legislatorischen Ausdruck bringt, entwaffnet durch die Bescheidenheit einer SubventiouSforderung von fünfeinhalb Millionen Mark jährlich für die Sicherung des deutschen Handels verkehr» mit drei Welttheilen die Befürchtungen des Herrn vam berger. Indem da» Reich seine Thätigkeit darauf beschränkt, dem! deutschen Handel die Möglichkeit selbständiger Theilnahme an dem! kolonialen Güterverkehr zu sichern und seinen Schutz auf jene Gebiete beschränkt, in welchen thatsächlich deutscher Handel und deutsche Arbeit sich festgesetzt haben, entspricht die staatliche Thätigkeit lediglich den! wirklich vorhandenen nationalen Interessen, sie verbleibt im normalen! Kreis ihrer Pflichten und «acht ihre gesteigerte Akion abhängig von der wirthschastlichen Theilnahme der Nation an den kolonialen Bestrebungen 1 der Kaufherren und SchiffSrheder in Hamburg und Bremen. Mag! immerhin die Rücksicht auf die in Berlin als Gäste weilenden fremden! Bertreter zur Kongo-Konferenz ihren Theil haben an der überaus bescheidene» Formulirung der Thronrede in Sachen der Kolonial-Po-! link — die bisherige Behandlung, welche diese Politik im Reichstage erfahren hat, macht e» begreiflich, daß Fürst Bismarck zur Kolonial frage die Homöopathie in nsum de» Reichstage- studirt. — Zur sach lichen Arbeit zwingt endlich das Defizit von 42 Millionen Mark im Reichsetat. Die Regierung ist bereit, für das laufende Jahr mit einer Anleihe sich auszuhelfen, fie tritt aber an da» Parlament mit der Frage nach der Vermehrung der Reichseinnahmen und diese Frage will sachlich beantwortet werden. Da» Arbeitsprogramm bietet wenig Material für flammende Polemik, aber e» appellirt an die nationalen Pflichten, und aus den Diskussionen muß sich der Werth der EchaffenSarbeit der Parteien zeigen. Volitile-e Rundschau. Deutsches Reich. In der am 27. Novbr. stattgefundenen 4. Plenarsitzung de» Reichstage« trat derselbe in die erste Beralhung der Vorlage betr. die Feststellung deS Etat» für d-s Jahr 188K/86 in Verbindung mit dem Anleihegesetz für Zwecke de» ReichSheere», der Marine und der ReichSeiseubahuen. Der Staatssekretär de» Reichsschatzamtes v. Burchard suchte zunächst nachznweisen, wie di« in der Presse und auch wohl im Hause ans,»trete», Behauptung, daß der vorliegende Etat ein Defizit von 40 Millionen Mark er gebe, durchaus unrichtig sei, da nach der Natur de» ReichSetat», der nur zu einem gewissen Theile aus die eigenen Einnahmen de» Reiches angewiesen sei, überhaupt von einem Defizit nicht die Rede sein könne. Im Uebrigen könne, wen« überhaupt, thatsächlich höchsten» von einem Defizit vo» 9 Millionen die Re « sein. Nach eine« Rückblick auf die Ergebnisse de« Etatsjahre» 1883,84 ging der Herr Staatssekretär dann auf die voraussichtliche« Ergebnisse de» laufenden Statsjahres ein, die er allerdings i« Allgemeine« als keine besonder» erfreulichen bezeichnen mußte. Der Fehlbetrag werde voraussichtlich sich ans 14'/, Millionen Mark belaufen. — Das Budget für das LtatSjahr 1885 86 ergebe eine Mehrbelastung der Einzelstaateu von i«Sge> sammt ea. 40'/, Millionen Mark; diese entstehen 1. durch den Wegfall des früheren Ueberschuffes, 2. durch die Erhöhung der MedrauSgaben im Ordinarium wie i» Extraordiuarinm, ». durch Ausfälle in den Einnahmen, besonders an» de« Znckerstener. Ob indcß die verbündete» Regierungen zu Vorschlägen betr. die Aender« nug der Rübensteuer alsbald bereit sein würden, könne er nicht an- geben. Der Herr Staatssekretär ging demnächst auf die Detail» de» Anleihegesetzes ein, welches zum Theil allerdings die nachträgliche Genehmigung bereits bewilligter Forderung enthalte, und schloß mit der Bemerkung, daß eine Vermehrung der eigenen Einnahme« deS Reichs sich wohl nur durch Erhöhung der indirekten Steuer« werde erreichen kaffen. »ach dem Bortrage de» Schatzsekretärs erhielt der Abgeordnete Richter (Hagen) da» Wort, um darzuthuu, daß da» Bild, welche» der «Herr Schatzsekretär von der Finanzlage de» Reiche» ent worfen habe, nichts weiter bedeute, als den vollständigen Zu sammenbruch der vom Reichskanzler seit 1879 inaugurirteu Finanz- poliiik, während die von seinen (des Redner») politischen Freunde« vorgeschlagenen finanzpolitische« Maßnahmen sich als vollständig ge rechtfertigt erwiesen. Die fortgesetzte Steigerung der Mehrausgabe» beruhe thatsächlich wesentlich ans den Mehrausgaben sür die Armee nnd die Marine. ES sei namentlich zu tadeln, daß überlebte kost spielige militärische Einrichtungen noch ferner aufrecht erhalten würden. Der Redner suchte weiter auSzuführen, daß eine andere Ausgestaltung der obersten Reichsämter, als die gegenwärtige, nicht blos «ine be rechtigte politische Forderung, sondem anch ein wirthschnftliche» Er- forderniß sei. Wäre im Reiche ei» wirtlich verantwortlicher Finanz- minister vorhanden, so könnte die steuerpolitische Lage der Znckerindustrio im Reiche nicht die traurige sein, al» welche sie sich heute darstelle. Der Redner beleuchtet von seinem Standpunkte dem nächst die ganze innere Politik, wobei er namentlich aus die Be strebungen znr Erhöhung der Getreidezölle ringeht. Die schlecht« Finanzlage sei der Reflex unserer ganzen Politik überhaupt. Darauf nah« Abg. Frhr. von uud zu Franckenstein da» Wort, um Namens der ZeutrumSfraktion zu erklären, daß dieselbe jeder neuen EtatSpofition zustimmen werde, soweit der Nachweis der Noth- Wendigkeit erbracht werden würde, daß dieselbe im Uebrigen mit größter Sparsamkeit Vorgehen werde, angesichts der ungünstigen Finanz lage de» Reichs, um zu verhindern, daß die Finanzen der Einzelstaaten durch zu hohe Matrikularbeiträge in Unordnung ge- rathen. Nachdem hiernach noch mehrere Redner der konservative» Partei für den Etat gesprochen, wurde die Debatte vertagt. — Die Kongo. Konferenz hat gestern Nachmittag wieder«« eine Sitzung abgehalten, in welcher der von der Kommission nnnmehr völlig fertiggeftellle Bericht an die Konferenzmitglieder vertheilt wurde. Au» de» Einzelheiten desselben, schreibt da» »B. T ", ergiebt sich al» das Interessanteste die Begrenzung de» Kongogebirte», sür weiche», wie bekannt, Handelsfreiheit festgesetzt werden soll. Die» Gediet soll am unteren Kongo vom 2. bis zum 8. Grad südlicher Breite reiche«, also nördlich an die französischen Besitzungen bei Gabun grenzen, süß- lich bei dem portugiesischen Ambriz »bschneiden. Am Mittel-Kong» wird da» große Becken, welches dort der Kongo durch einen im Norde« sich ausweitenden riesigen Bogen umspannt, als Songogebiet angenommen. Das Gebiet am oberen Kongo soll sodann nach Osten eventuell über da» ostafrikanische Seengebiet fort bis zu der Küste des Jndi che« Ozean» erweitert «erden Doch bleibt die Erledigung der östliche» Grenzbestimmung noch offen. ' ^ -z ->W '-2