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ächU)e DocheituG. 52. Jahrgang Donnerstag, den 27. Wovemver 1890 'i r i schraube köunen doch die Thatiache nicht aü» der Welt ! schaffen, daß daS bestehende Steuersystem, namentlich bei er» r Feuilleton. wir iach. den üche knt- und erz- den und 1 er, ld, rt, er« ?! ExpeH. n. UG«ckttE Dr^beu-Renft«»» ll. Meißner Gasse Di« Zeitung erscheint Dienstag, Dannersta, «ch Eannabend »erden bi» Manlag, Mittwoch ». Freitag Mittag angeuonuu« und tost«: dielipaULeitelüPs^ Unter -ingesandt: «Wg, Ar»u«e«e»t»- Pret»r diertelstthrl. «. I^G Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorszettung" für den Monat Deeember nehmen alle kaiser lichen Postaustalte« und Postexpeditionen, sowie auch alle Landbriestriger gegen Vorausbezahlung von 5V Pf. entgegen. Die Verlag-«Expedition. anstallen und dunch unsere Bote», i »«- cabe »den abe. oohl Lin unterhaltendes Blatt für den Biirger und Landmann. NmtSblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. und der Staatsverwaltung nichts leisten und sich nur auf zersetzende Kritiken beschränken. In der Be kämpfung der umstürzlerischen Bestrebungen müsse man mit Umsicht und Energie vorgehen. Als man später auf die Entwickelung de- Verkehrswesens zu sprechen kam, legte der Kaiser ein sehr lebhaftes Interesse für den Ausbau der Wasser- und Kanalstraßen an den Tag; er erinnerte daran, daß bereits der große Kur« fürst und Friedrich II. diesem wichtig n WirthschastS- faktor ihre Aufmerksamkeit geschenkt hätten und betonte, daß die militärischen Rücksichten nicht minder wie die Politische Weltschau. Deutsches -Teich. Am Montag fand, wie bereits angekündigt, im Palais des Reichskanzlei S v. Caprivi ein parlamentarisches Dmer statt, welches auch der Kaiser mit seiner Gegenwart beehrte. Bei der Tafel saß der Monarch zwischen dem Herzoge von Ratibor und dem Minister v. Bötticher, während der Reichskanzler v. Caprivi dem Monarchen gegenüber Platz genommen halte. Im Ganzen waren 40 bis 50 Einladungen ergangen und zwar an die StaatSminister, die Prä« sidenten und Vicepräsidenten beider Häuser des Land tage-, sowie an zahlreiche Abgeordnete aller Parteien. Auch ein chinesischer Bischof deutscher Nationalität be wegte sich in vollem Ornate unter den Eingeladenen. Der Kaiser befand sich ersichtlich in der heitersten Stimmung. Nachdem die Tafel aufgehoben war, ließ sich der Monarch auf einem Sopha nieder und ver sammelte mehrere Minister und zahlreiche Abgeordnete um sich, um mit denjelden die verschiedensten politiichen Fragen in ungezwungener Weise zu besprechen. Auch den Führer der Ultramontanen, den Abg. Windthorst, erblickte man in der Gruppe, die sich um den Mo narchen gebildet hatte; der alte Herr schien zu erwarten, daß der Kaiser auch ihn mit in die Unterhaltung hinein ziehen würde, was jedoch auffälliger Weise nicht geschah. Fürst Bismarck that bekanntlich einmal die Aeußerung, er glaube, der junge Kaiser werde sein eigener Kanzler werden. Wer Gelegenheit hatte, den Monarchen während seines Gespräches mit den Volksvertretern zu beobachten, wurde lebhaft an diesen Ausspruch erinnert. Betreffs der Frische und der liebenswürdigen Unge- zwungenheit, mit welcher der Kaiser die Unter haltung leitete, herrschte unter den Anwesenden nur eine Stimme des Lobes. Das Gespräch erstreckte sich, wie gesagt, auf die mannigfaltigsten Gegenstände. Von allgemeinem Interesse war die Aeußerung des Kaisers, daß alle „dogmatischen" Zänkereien chm zuwider seien. Auch die socialpolitische Gesetzgebung kam flüchtig zur Sprache; der Monarch tadelte die Unfruchtbarkeit der )»ser»te», DI« Ar»»ldisch« Buchhandlung, , Invaliden dank, Haaseustttn ^Bögler, «udols Mosse, M. L. Daud« To. lt» Dresden, Leipzig, Hamburg, Ue-Un, Steuersystem, namentlich bei der Einkommensteuer, ein durchaus ungerechte- ist und daher durch bessere technische Einrichtungen ersetzt werden muß. Die Finanzen mögen sich gestalten wie sie wollen, unter allen Umständen kann man nur wünschen, daß der Bedarf durch eine gerecht veranlagte Einkommensteuer und nicht wie bi-her durch da- elendeste aller Steuersysteme gedeckt werde. Mit diesem sachlichen Einwande hatte der Finanzminister entschieden Recht und damit war ein großer Theil der Richter'jchen Rede erledigt, denn auf Detailvorschläge behufs Ver besserung des Steuertarifs hatte sich der Führer der Deutschfreisinnigen überhaupt nicht eingelassen." Auch die „Nordd. Allg. Ztg." beschäftigt sich mit der Debatte, welche im preußischen Abgeordnetenhause Auf Hl MW egen. Kriminal-Novelle von Carl Zastrow. (7. Fortsetzung.) Auf den beiden zusammen gestellten Tischen lag nun der Todte, bleich und starr und regungslos. Die zum Fenster hereinfallende Morgensonne streifte daS fahle Antlitz mit den verglasten Augen, daS wirr in die Stirn hängende blonde Haar, ein Anblick, so grauen voll , daß der Bürgermeister und der BadedireÜor ihn nicht ertragen zu können vermeinten und sich in das Wohnzimmer begaben, um von den Geschwistern sich die näheren auf den UnalückSfall Bezug habenden Einzel, heilen mittheiten zu lassen. Der Arzt hatte die Sonde in die Wunde gesenkt und maaß aufmerksam die Tiefe und Breite derselben. „Der Stoß ist mit außerordentlicher Kraft und Gewandtheit geführt", sagte er, „er hat daS Herz.durch« bohrt und der Tod ist sofort eingetreten. Nur ein passionsmäßiger Mörder kann einen solchen Stoß führen." Der Bürgermeister und der Badedirektor waren während dieser Worte wieder eingetreten. „Der Mord ist in der Nacht zwlschen zwölf und ein Uhr erfolgt. Ich bin zu Ende, meine Herren! Lasten Sie die Be scheinigung in einer halben Stunde aus meiner Wohnung vbholen. Haben dle Herren noch eine Frage?" „Ja, Herr Sanität-rath", nahm der Bürgermeister HandelSbedürfniste den Ausbau der Wasserstraßen er heischen. Um 8 Uhr verließ der Kaiser das Reichs- kanzlerpalais, um sich nach dem deutschen Theater zu begeben, wo er der Ausführung von Shakespeare'- ! „Romeo und Julia" beiwohnte. Das preußische Abgeordnetenhaus beendete am i Montag die erste Lesung der Steuervorlage, welche hierauf einer aus 28 Mitgliedern bestehenden Kom, Mission zur näheren Prüfung überwiesen wurde. Am Dienstag trat daS Haus in die Berathung deS Gesetz entwurfes, betreffend die Reform der Erbschaftssteuer, ein. Die M.hrzahl der Redner erklärte sich gegen die vorgeschlagene Besteuerung der Erbschaften, welche den Kindern seitens der Aeltern zufallen, so daß auf eine Annahme dieser Bestimmung wohl kaum zu rechnen ist. Auch dieser Gesetzentwurf wurde einer Kommission ; zur wetteren Berathung überwiesen. — In dem Rede- ' turniere, welches am Freitag im preußischen Abge. j ordnetenhause zwischen dem Abg. Richter und dem ' Fmanzminister Or. Miquel statlfand, ist nach dem ! übereinstimmenden Urtheile der angesehensten Blätter der erstere unterlegen. Die- muß sogar die ultra- montane „Kölnische Volkszeitung" zugeben, welche sonst - nur gar zu gern mit dem Führer der deutschfrelsinnigen Partei liebäugelt. Das CentrumSorgan schreibt mit Bezug hierauf: „Die Berathung am Freitag ge ¬ stattete sich zu einem höchst interessanten rednerischen Zweikampfe zwischen dem Abg. Richter und dem Finanzminister vr. Miquel, wobei der erstere den Kürzeren zog, obwohl er in dem Labyrinth unseres > Etats und unserer Steuergesetzgebung von allen Ab- j geordneten am Besten Bescheid weiß. Warum erzielte denn aber Richter keinen durchschlagenden Erfolg? ; Die Antwort lautet: die Zeit der Reformthätigkeit hat auf allen Gebieten begonnen und insbesondere auf dem Felde der Steuergesetzgebung läßt sich das ernstliche Bestreben der Regierung, bessere Zustände herbei- ruführen, nicht verkennen. Trotzdem aber verwarf Richter den ganzen Gesetzentwurf, weil derselbe nun das Wort, halten Sie es für möglich, daß das Opfer während des Todeskampfes nicht einen Schrei aus- gestoßen haben sollte?" Der Sanitätsrath hielt mit Ordnen seiner In. strumente inne und blickte nachdenklich vor sich hin. „ES ist kaum anzunehmen, doch ist eS auch nicht unmöglich", versetzte er nach einer Pause. „Der Mörder hat möglicherweise im Moment des Stoßes seine Haud so fest auf den Mund deS Schlafenden gedrückt, daß ein etwaiger Aufschrei unterdrückt wurde." Er nahm seinen Hut und verließ mit einem „guten Morgen, meine Herren", kalt und geschäftsmäßig daS Zimmer. „Eme scharfe Kontrole aller derjenigen Fremden, welche zur Zeit noch als Passanten hier sind", nahm der Bürgermeister das Wort, „das ist da- Erste, was geschehen muß." Der Badedirektor nickte. „Außerdem", fuhr der Sprecher fort, „müssen Nachforschungen über diejenigen Persönlichkeiten angestcllt werden, welche heute früh ab gereist sind." „Man muß ferner die Landgendarmerie aufbieten lassen, um alle irgendwie verdächtigen Personen, die in der Umgegend herümschweifen, einzufangen und einem strengen Verhöre zu unter^.chen." Der Badedirektor zuckte die Schultern und machte ein sehr bedenkliches Gesicht. „Da» sind allgemeine Maaßregeln, die ebenso mühe voll als zeitraubend sind", su^te er. „Die aber doch zu specielleren Anhaltspunkten führen könnten", fuhr der Bü.grrmeister fort. Der Police komu.issär kaute an seinem Federhalter. über die Steuervorlage stattgefunden hat und gelangt dabei zu nachstehendem Resultate: Wie schon bei früheren derartigen Gelegenheiten, so erscholl auch diesmal wieder von oppositioneller Seite die Klage über die „entsetzliche officiöse Presse", welche im Auf. trage und im Interesse der Regierung das Publikum für die Ideen der leitenden Staatsmänner zu gewmnen Er fand den Fall ebenso schwierig, wie die beiden ältere» Gefährten. „Jedenfalls müssen wir thun, was in unsere» Krästen steht, damit di Kriminalkommissarien, wenn sie au- der Hauptstadt cmtreffen, wenigstens finden, daß wir nicht müßig gewesen sind", sagte er. Diese Bemerkung war zu richtig, al- daß sie von Seiten der Zuhörer eine Widerlegung hätte erfahren können und so schritt der Polizeikomm issär zur officiellen Vernehmung KathiS und der Geschwister Scheerendorf. Es war wenig genug, was diese drei Personen aussagen konnten. Der Aktuar berichtete, daß er den Gast am ver gangenen Abende nicht mehr begrüßt habe, weil er zu spät nach Hause gekommen sei und nach einem kurzen Gespräche mit der Schwester sich zur Ruhe begeben habe. DaS Haus sei offen gewesen und auch Helldorn habe, der Sicherheit deS kleinen Badeortes vertrauend, die Thür unverriegelt gelassen. Daraus erkläre sich Alle-. Ob der Gast viel Geld bei sich getragen habe, wisse, er nicht. „Wie viel Uhr war e-, al- Sie sich zur Ruhe egten, Herr Scheerendors?" fragte Grund, im Bewußt- sem seiner Würde emen gewissen Protektorton anschlagend, der den Aktuar beleidigte. w'mge Minium nach El, gkwchn sein-, erwlederte dieser stirnrunzelnd. ' " ' ' ' „Und wie lange wohl haben Sie wach gelegen?" . erinnere mich, daß ich halb Ein- habe schlauen hören", erwiederte Scheerendmf "Ae Grund mit wichtiger Miene. „Da, nun nach dem Au-spruche de- Arzte- der Mord zwischea socialdemokratischen Kongresse, sowie jener Politiker, , einmal dem den aber nicht mehr die bei der positiven Fortentwickelung der Gesetzgebung Ideale nicht entsprich^ Aufmarschinnlaffe!» praMlche V - Mjchin eine große Fertig. ' kett" tt^bedient^sich aber fast immer derselben Ziffern, n-mlick der Solleinnahmen deS Reiche- seit dem Jahre lAq^Wie oft haben dieselben behufs Bekämpfung der iediaen W rthschaftSpolttik schon herhalten müssend Der F^ übertraf s«nen Gegner an Rube obwohl er durch verschiedene persönliche Spitzen in der Rede deS Abq. Richter sich hätte ve^ ! letzt sühlen können. Er bestritt daS Streben nach ! Plu-macherei und wies auch den Vorwurf zuruck, daß ! er zu Gunsten der Grundbesitzer Agrarpolitik treibe; ! dagegen bekannte er sich offen zu jener m der That der- ! nünftigen Politik, welche auf die Entlastung der Land- wirthschaft und de- Handwerks, aber auf d,e stärkere Heranziehung deS mobilen Kapitals gerichtet Rede des Finanzmin fiers machte auf tue große Mehr- ' heit im Hause den besten Eindruck, wie sich au» dem vielfachen Beifalle entnehmen ließ" - ' ähnlichem Sinne läßt sich die den Deutschsielsinnigen nahestehende „Frankfurter Ztg." vernehmen, indem sie u A. ausführt: »Wir müssen gestehen: eS wäre zu wünschen gewesen, der Abg. Richter hätte dem Finanz- , Minister weniger Recht zu dem Vorwürfe gegeben, datz er sich in der Kritik von Einzelheiten erschöpfe unl> keinen höheren Standpunkt gewinnen könne. Alle Be fürchtungen betreffs eines neuen Anziehens der Steuer.