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ä>h fische D ochnluG 52. Jahrgang Sonnabend, den 1. März 1890 Di« Verlag-»Expedition. r. u FtMllttov. ihrer > r 's r et n t. r » 1890 1,420.438 1,341 587 1,169,112 1,147 863 919,646 457 936 245 852 131 438 100,479 97,109 in lieb«, : wie wir. Hosscha» hausptrtn cise.) w er it gegen 1887 — 206 657 -1- 567,405 — 489 046 4- 202,561 — 274,858 — 235,259 4- 33 226 — 147,175 -1- 71,206 «verdcn bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und tosten: btelspatt.Zeite 15Ps, Unter Eingesandt: 30 Pfg. Abonnements - Eiuladvng. veftevu»ge» auf die „Eächstfche DorfMung" Pir den Monat Mär- nehme» alle kaiserliche» Pofta»ftalte» uvd PoftexpediNove», sowie auch alle ra»dbrieftrüger gegen Vorausbezahlung so» 50 Pfg. entgegen. Aus heiterem Himmel. Erzählung von Gustav Höcker. (Nachdruck verboten ). (1. Sorttetzung.) Ultramontane Eocialdemotaten Nationollib'rale Deutschs, eisinnige Konservative Freikonservative Polen Demokraten Elsaß. Lothringer Wilde - Ein unterhaltendes Blatt für den Biirger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften DreSden-Altstadt und Dreöden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmaua Wüller in Dresden. ihn und oben im Schlosse an der langen Tafel ging es gar lustig her, Gläser erklangen — und doch war das Unglück schon geschehen und da- junge Leben ent flohen . . . todt!" Die Sprecherin holte mühsam Äthern, dann ließ sie das Haupt langsam auf die Brust herabsinken. Steinert blickte ärgerlich auf sie, stieß Wally an und fragte: „Was ist denn wieder mrt der Amrei?" »Sei nicht so unwirsch, Vater", versetzte daS junge Mädchen, „die Aermste hat heute wieder ihren schlimmen Tag." .Konnte sie nicht bis morgen damit warten", höhnte Steinert. „Es ist heute der Jahrestag, an welchem daS Un. glück geschah. Du weißt ja, die Anfälle halten bei der Bedauernsmerthen nicht lange an." Der Müller wandte sich unmuthig ab, Wally da gegen erhob sich, um die Tante an die frische Luft zu führen. Der kleine Zwischenfall trübte die heitere Stimmung der HochzeitSgäsie nicht. Sie wußten Alle, daß Amrei an vorübergehenden Geistesstörungen litt; da war nun einmal nicht zu helfen. Sie fuhren fort, dem Weine tüchtig zuzusprechen, so daß die Wellen des Jubels recht hoch gingen, als die Gesellschaft sich endlich von der Tafel erhob und die junge Welt dem Tanzsaale im Garten zuströmte. Stemert begab sich auch dahin, trotzdem er kein Freund von derart'gen Vergnügen war. Er wollte Wally beobachten und zornig dozwüchensahren, wenn sie es wogen sollte, mit dem Wirthssohne veltraulich zu sprechen. Indessen sah er sich auf dem Wege durch den Politische Weltschau. Deutsches Neich. Bei den jüngsten Reichstags, wählen sind, wie out der amtlichen Zusammenstellung des Wahlergebnisses bervorgeht, im Ganzen 7,031 460 Stim men, d. h. 456,531 weniger als der den Wahlen im Jahre 1887, abgegeben wordin. Dieselben vertheilen sich aus die verschiedenen Parteien solgendeimaaßen: Vater Paul'- aufgehalten, der sich ängstlich ei kündigte, ob Steinert mit der Hochzeitstafel zufrieden gewesen sei. Der Müller antwoitete kurz und unfreundlich; sein scharfer, beobachtender Blick hatte herauSgefunden, daß Schaller ein Anliegen an ihn habe. Die gutmüihigen GesichtSzüge des WrrtheS litten jetzt unter einer ängst lichen Scheu, die wasserblauen Lugen waren zu Bode» geschlagen und die Haltung deS lange», hageren Mannes bekundete große Verlegenheit. Wiederholt strich er über den Schnurr, und Kinnbart, bis endlich die schüchternen Worte sich über seine Lippen stahlen: „Wann stört man Sie am wenigsten, Herr Steinert? Ich möchte Ihnen dieser Tage einen Besuch abstatten." Der Müller legte die Stirn in Falten und sein Blick streifte verächtlich den Lammwirth. „Die Grund- mühle liegt weit von hier", versetzte er grob, „ich ver lange nickt, daß wegen meiner Jemand seine Zett ver säumt. Meine Rechnung komme ich schon selbst zu be zahlen." „So habe ich eS nicht gemeint", entschuldigte sich Schaller, dessen Verlegenheit sich durch daS barsche Wesen deS Müllers steigerte, „ich möchte den Herrn Steinert in einer ganz anderen Angelegenheit sprechen." „Kann mir's schon denken." „Die Zeiten sind schlecht. Der Neubau da drüben" — er deutete noch dem Tanzlokale — „hat viel Geld verschlungen, dazu kam Hagel und Mißwuchs —" „Wenn man kein Geld hat", fiel Steinert unge halten ein, „muß man auch nicht bauen Und waS die schlechten Zeiten betrifft, so gehen sie uns allesammt an. Ich habe auch meine Sorgen." Schaller lächelte wehmüthig. Der reiche Grund- »bei», i» tu Mart: 200-SH englisch« t73, sacht . «erk sutteranfh X). M-ü ien, weiß ,000—600. -145. Oed 000-OH raffinirte« ind« 14U >ro 10M 52^0 « Markte: tO. «Utter Stroh w kilo 14 A M. 20«. . — 12 L or. oo U o 85 »Ul ?. — 16«. . — 14 « M. 00 U. Hafer pn «Uo 2 A M. 80 Pf. M. 20 Ä M. 00 L ! M. 32« M. LO U. o in Mari: :r 178-M ;erste 140- r 000-000. trüböl 70,00. :lo in Mart -erste U2- 10. Futter, ne Fatz 03,S. der internationalen Konferenz ist nunmehr bestimmt auf den 15. März anberaumt. Die Verhandlungen sollen in französischer Sprache geführt und vom Handels- Minister v. Beilepsch geleitet werden. ES unterliegt keinem Zweifel mehr, daß die eingtzladenen Regierungen sich sämmtlich an der Konferenz betheiligen werden. Der Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung von Gewerbeqerichtcn und Einigungsämtern, ist, nachdem er im BundeSrathe zur Annahme gelangt, nunmehr dem StaaiSrathe unterbreitet worden. Diese- Kolle gium dürfte seine Aufmerksamkeit der erwähnten Vor lage umso mehr zuwenden, al- da- dann enthaltene Material sich ganz vortrefflich al» Unterlage für die Eiöiterung der dem StaatSrathe vorliegenden Arbeiter schutzfragen eignet. Wie von wohlunterrichteter Seite verlautet, gedenkt die Regierung dem Reichstage sogleich nach seinem Zusammentritte eine Vorlage zugehen zu lassen, ia welcher abermals sehr bedeutende Geldmittel für kolo niale Zwecke gefordeit werden. ES handelt sich hier bei angeblich l.i erster Linie darum, dem neuen Sultan von Zanzibar, Seyyid Ali, welcher bekanntlich keine-, Wegs deutichfreundlich gesinnt ist, durch Entfaltung möglichst starker militärischer Kräfte und durch Ec. -ielung noch größerer Erfolge, als wie sie bisher in Ostafrika zu verzeichnen waren, zu imponiren. Emer Meldung aus Berlin zufolge ging dem Kaiser am Mittwoch Avend aus Breslau da- nach stehende Telegramm zu: „Eine Arbeiterversammlung von 4000 Köpfen — bestehend aus Mitgliedern deS evangelischen und katholischen Arbeitervereines und vielen anderen könig-treuen Arbeitern Bre-lau- — bringt Ew. Majestät den ehrfurchtsvollen, tiefempfundenen Dank dar für die auf'- Neue in den herrlichen Erlassen von Ew. Majestät vor aller Welt bekundete Entschließung, daS Wohl des Arbeiterstandls kräftig fördern zu wollen. Wir ei flehen Gottes Segen für Ew. Majestät und da königliche Haus und geloben, auch weiterhin festzu- stehen zu Kaiser und Reich." — Bravo! Der Ausschuß der Bergleute im rheinisch - west fälischen Kohlenreviere hat einen Aufruf erlassen, von dem man nur wünschen kann, daß er in den Kreisen, an welche derselbe gerichtet ist, die verdiente Beachtung finden möge. In diesem Schriftstücke heißt eS nemlich u. A.: „Kameraden, die ReichStagSwahl ist vorüber und wir haben zu unserem größten Bedauern sehen müssen, daß viele von den Bergleuten sich einer Partei anschließen, die uns nie und nimmer zum Ziele führen, d. h. zur Verbesserung unserer materiellen Lage ver. helfen kann. Darum müssen wir dafür sorgen, daß diejenigen, die über unser Wohl und Wehe wachen und die, wenn eS sein muß, mit unseren Arbeitgebern Mit all' ihrer Munterkeit wandte sie sich Tischnachbarin, einer ältlichen Frau, zu. Dieselbe war eine Schwester der verstorbenen Müllerin und befand ». b sich schon fett einer Reihe von Jahren in dem Stei- nert'schen Hause. Eie hatte die beiden Mädchen er zogen, die kranke Schwester sorgsam gepflegt und sie stand noch heute der großen Wwthschaft rüstig vor, trotz einerschweren Gehirnerschütterung, die sie in ihrer Jugend erlitten und deren Folgen sich noch zeitweise geltend machten. Amrei verwechselte dann gewöhnlich Vergangenheit und Gegenwart und redete zu Leuten, die schon längst gestorben waren. In solchen Augen blicken hatte ihr Wesen etwas Unheimliches, so daß selbst die beherzte Wally sich vor ihr fürchtete. Heute bei der Hochzeitstafel wurde die bedaueinswerthe Frau «bermals von einem solchen Anfalle heimgesucht: in ihren braunen Augen blitzte e» recht seltsam auf, um die Lippen spielte ein grausiges Lächeln, während ihre GesichtSzüge ausdruckslos erschienen. „Genau so war's auch damals am Vorabende von deS gnädigen Herrn Geburtstag", murmelte sie zwischen den Zähnen, als daS muntere Geplauder Wolly'S, die erst letzt den betrübenden Zustand ihrer Tante erkannte, Plötzlich abbrach. „Die zahlreiche Dienerschaft feierte fördeit hat, ist zerstört worden und daS in einer Zeit, da alle Rationen eifersüchtig zu uns herüberblicken. Man bekämpft mit allen Mitteln eine Regierung, die sich, wie keine zweite, voll und redlich bestrebt zeigt, alle jene socialen Schäden zu heilen, die al- eine un- vermeidliche Folge des gewaltigen und rapiden Auf- schwungeS der Verhältnisse in Deutschland sich heute bemerkbar machen. Und mit welchen Mitteln arbeitet diese Opposition? Nun, dieselben sind sehr einfacher Natur. In keinem Lande der Welt haben eS die regierungsfeindlichen Parteien so gut verstanden, wie bei unS Lichtseiten in Schattenseiten zu verkehren, um > Alle-, was die Regierung plant und thut, zu ver dunkeln, um alle zur Beurtheilung großer Fragen in- ! kompetenten Biuchtheile der Nation in eine feindliche Stimmung gegen die Regierung zu versetzen, welche unablässig und mit einem Wohlwollen und einer Für sorge sonder Gleichen bestrebt »st, jedweden Stand im Reiche zu schützen und vor der Erdrückung durch über- ! mächtige Elemente zu bewahren. Wähler, hütet Euch vor den falschen Propheten, die Euch nicht- bieten, al- die Gewißheit, daß der bestehende StaatSorganiSmus zerstört werden soll. Das junge deutsche Reich ist in unglaub- ' lich kurzer Zeit an die Spitze der Nationen gelangt; unsere Feinde werden Alle- daran setzen, uns von dieser Höhe wieder herabzustürzen, sobald sie wahrnehmen, daß der großen Mosse des deutschen Volkes die Unteischei- i dungSgabe, wem sie zu folgen hat, abhanden gekommen ist. : — Ueber dasselbe Thema äußert sich die „Nordd. i Allg. Ztg.", welche bislang dem Ausfälle der Wahlen ' gegenüver e>n ausfälliges Stillschweigen beobachtet hat, ! nunmehr folgendermaaßen: Nichts wäre verkehrter, al- wenn man aus dem Umstande, daß die Kartellparteien nicht mehr die absolute Mehrheit in dem künftigen ' Reichstage bilden werden, den Schluß ziehen wollte, j daß nun die innere Politik deS deutschen Reiches irgend welche Aenderung erleiden würde. Dies glauben ! selbst die freisinnigen Blätter nicht, trotzdem sie sich in Jubelhymnen über den Zusammenbruch des Kartells ergehen. Mehr denn je hat sich vielmehr > gerade jetzt wied-r die Nothwendigkeit gezeigt, daß alle diejenigen Parteien, welche unsere staatliche und gesell- ! schafttlche Ordnung erhalten wissen wollen, fest zusam- menstehen müssen. Nur ein im engsten Fraklionsgeiste Befangener kann von einem Zusammenbruche des Kar tells sprechen; der leitende Gedanke desselben beherrscht noch heute, wie zuvor, fast olle bürgerlichen Parteien. Die beiden mit der Vorberathung der Arbeiter- schutzfragen betrauten Kommissionen des StaatsratheS baden am Mittwoch im Gebäude de- Reichsamtes deS Innern unter dem persönlichen Vorsitze deS Kaiser- ihre Verhandlungen begonnen. Der Zusammentritt Jnscraten- Aunahmestclle«: Die Arnoldische Buchhandlung. Jnvalidcndant, Hassenstein L Bögler, Rudolf Masse, G. L. Daube L Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Beritn, Frankfurt a/M u. s. w. Expe». u. Redaktion DreSbrn-«tNftadt L. Meißner Lasse 4. Die Zeitung erscheint rtenfta«, Dsnnerstag und «»unadenS früh. Ub»a»c«e«t4- Vret». N-rwljLhrl M 1^0. Zu beziehen durch Ne kaiserlichen Post- «stalten und durch unsere Boten, «ei freier Lieferung in« Hau» erhebt die Post noch eine Ge bühr von Lü Pfg Aus obiger Tabelle ergiebt sich zunächst die beachlenS- werthe Thatsoch«, daß die Nabonalliderolen, obwohl sie zahlreiche Mandate einbüßten, im Ganzen immer noch mehr Stimmen auf sich vereinigten als die Deutschsreisinnigen. Die Kartellparteien zusammen Haden einen Verlust von etwa einer Million Stimmen erlitten, welche zum bei Weitem giößien Theile den Cociolkemokiaten zu Gute gekommen sind. Auch der „Deutschen volkswirthschastlichen Korre- spondenz", welcher man gewiß keinen einseitigen Partei- standpurkt zum Vorwurfe machen kann, giebt der Ausfall der ReichStogswohlen zu schweren Bedenken Anlaß. Ob sich wohl — so schreibt das Blatt — die Mehrhett des deutschen Volkes, als sie der Oppo- sition zum Siege verhalf, die Frage vorgelegt Hot, was die Gegner der Regierung eigenil'ch bezwecken? Dieselben wollen doch offenbar nichts Anderes, als olle Bestrebungen, welche den Aufschwung deS deutschen Rkict eS zum Ziele haben, lahm legen. Die bisherige Majorität des Reichstages, welche dcn politischen und wirihichastlichen Ausbau Deutschlands so kräftig ge-