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Nr. 21 — S. JthljUl- Ne»«I«L MSr, t88». IMbotk. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die Bororte: Altchemnitz, Mendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdors, Furch, Sablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna». L Ilnterhaltungs.Blätter, SE'LÄZ: Anzeiger.Bilderbuch. (Zntr. 40 Pf.), «onatl. 00 Pf. (AM. 1» Pf.). w«e». Außerhalb dieser Ort« . . 188V Nr. 1114 — bestellt I»'Oesterreich-Ungarn ist der Chemnitzer Anzeiger zum Lbonuementspreise von vierteljährlich 1 Anlde« V4 Kr., monatlich 82 Kr. (exkl. Agioznschlag) durch die PostanstaUen zu beziehe«. J»sertion»pret«r di« schmal« (Ispaltige) KorpuSzrlle oder deren Rau« 18 Pfennig«. — — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige. — Auf große Annonce« und Wiederholungen Rabatt. — Annonce«.Annahme für die nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jedm Wochentag Nachmittag Amumeenbestelluuge« von auswärts wolle «au de« JnsertiouSbetrag stets beifügen (kleinere Beträgt in Briefmarke») je 8 Silben der gewöhnlichen KorpuSschrift bilden «in« Zeile und koste» 18 Pfennig». Verlags-Expedition: NkkeIairde« Wiede, Buckdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber de« Kasius). die Konstituirung der Bekanntmachung, - " ' lkal >samen Ortskrankenkäffe für Neustadt mit Guts bezirk Höckericht betr. Auf Grund von 8 60 des für die vorbezeichnete Orts-Krankenkasse er richteten Kassenstatuts werden 1. alle zur vorgedachten Kaffe gehörigen Mtglieder, welche großjährig und un Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind, sowie 2. alle diejenigen Arbeitgeber, welche für Kafsemnitglieder Beiträge aus eigenen Mitteln zu leisten haben, hiermit auf Sonnabend, den 14. März 1885, Vormittags 10 Uhr zur erstmaligen General-Versammlung behufs der Wahl des Kassen-Bor- standeS im Sonntag'schen Gasthofe in Neustadt eingeladen. Die Wahl geschieht getrennt von den Kassenmitgliedern und von den Arbeitgebern derart, daß erstere 6, letztere 3 Vorstands-Mitglieder wählen. Zur Kasse gehören nach 8 1 des Statuts das Strumpfwirker-, Schneider-, Schuhmacher-, Kartonmachcr-, Tischler-, Müller-, Bäcker-, Weber-, Zimmer-, Färber-, Appretur-, Maurer-, Schmiede-, Schlosser-, und das Schank-Gewerbe, der Ziegelleibetrieb, sowie die im Lohnfuhrwerk und in der Landwirthschast beschäftigten Arbeiter. Personen, welche in Betrieben beschäftigt sind, für welche eine Betriebs- (Fadrik-)krankenkasse errichtet ist, sind nicht Mitglieder der Kaffe. Die Kaffenmitglieder haben ihre Berechtigung zur Theilnahme an der General-Bersamnilung durch eine vom Arbeitgeber über das bestehende Ar- beitsverhältniß ausgestellte Bescheinigung oder sonst glaubhaft nachzuweisen. Chemnitz, den 26. Februar 1885. Königliche Amtshauptmannschaft. Schweizer. F. Bekanntmachung. ES ist neuerdings bisweilen wahrgenommen worden, daß denjenigen polizeilichen Bestimmungen, welche zu Abstellung von Störungen der freien Passage und des ungehinderten Verkehrs auf den Fußwegen und Trottoirs hiesiger Stadt getroffen sind, nicht immer nachgegangen wird, insbesondere ist das Stehenbleiben mehrerer Personen aus den Trottoirs, sowie das Be fahren derselben mit Sinder- und anderen Wagen, ebenso das Tragen von Lasten» z- B. Trag-und Hebekörben, Wasserkannen. Kisten, Koffern, Stangen; Trögen, Leiter», Mulde» und anderen umfangreichen Gegenständen auf den Trottoirs wiederholt zu rügen gewesen. DaS Unterzeichnete Polizeiamt sieht sich deshalb hierdurch veranlaßt, die Eingangs gedachten Bestimmungen mit dem Bemerken in Erinnerung zu bringen, daß die Schutzmannschaft angewiesen worden ist, Zuwiderhandelnde unnachstchtlich behufs Bestrafung zur Anzeige zu bringen. Chemnitz, am 26. Februar 1885. DaS Polizeiamt. Siebdrat. A'v. Bekanntmachung. Aus der Theodor Esche-Stiftung sind einige Stipendien zu vergeben. Genannte Stiftung gewährt Unterstützungen zum Besuche des hiesigen Real gymnasiums, der Königlichen höheren Staatslehranstalten Hierselbst, der Wirkschule zu Limbach, de- Königlichen Polytechnikums zu Dresden und der Kunstgewerbeschulen in Dresden und Leipzig, Gesuche um Stipendien dieser Art sind bis zu« 7. März dss. Js. bei uns einrureichen. Chemnitz, am 28. Februar 1885. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrö, vr., Oberbürgermeister. Sfrt. Auf Fpliu« MS des Handelsregisters für den Stadtbezirk und auf Folium 842 de« Handelsregisters für den Landbezirk Chemnitz wurde heute verlaulbart, daß per Sitz der Firma Paul Sommerlatte von Chemnitz nach Schönau verlegt worden ist. Chemnitz, am 27- Februar 1885. Königliches Amtsgericht, Abtheilung 8. Rohr. Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht- wurde heute auf Folium 2746 die Firma E. Kemmler in Chemnitz, als deren Inhaberin Frau Eva Ernestine Emilie verehel. Kemmler daselbst und als Prokurist dieser Firma der Kaufmann Herr Hugo Louis Ferdinand Kemmler daselbst eingetragen. Chemnitz, am 27. Februar 1885. Königliches Amtsgericht, Abtheilung L. Rohr. Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2745 die am 15. Februar 1885 errichtete Firma Chemnitzer Belociped-Depöt, Winklho er L Jaenicke in Chemnitz (Poststraße Nr. 38) eingetragen und zugleich verlautbart, daß die Mechaniker Herr Johann Baptist Winklhofer und Herr Richard Adolf Jaenicke daselbst Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 26. Februar 1385. Königliches Amtsgericht, Ab »Heilung 8. Nohr. Tr. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über da- Vermögen des Schneidermeisters Johann August Stephan in Chemnitz wird, nachdem der in dem Vergleichstermine vom 12. Februar 18W angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom t2. Februar 1885 bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 28. Februar 1885. Königliche- Amtsgericht. Beglaubigt, Schulze, Ger>schr. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Spinnereibesitzers Carl Gottlob Günzel, In haber- der Firma C. G. Günzel in Altenhain, wird heute am 28. Februar 1885 Vormittags 10 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Theodor Müller in Chemnitz wird zum Konkurs verwalter ernannt. ' > Konkursforderungen sind bis zum 4. April 1885 bei dem Gerichte an zumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eine- anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines GläubigerausschuffeS und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichnten Gegenstände auf den 23. März 1885 Vormittag- 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus ^ den 5. Mai 1835. Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in haben, oder zur Konkursmasse etwas schuldig find, wird anfgegeben, nick an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflicht ung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem arursverwalter bis zum I. April 1855 Anzeige zu machen. Königliches «mtSgericht zu Chemnitz. Nohr- Beglaubigt: Akt. Pötzsch, «erschrb- Konn Steckbrief. Gegen die unten beschriebene Auguste Marie Rolka auS Reichen bach i. B., zuletzt hier als Dienstmädchen aufhältlich, welche sich »erborge» hält, ist die Untersuchungshaft wegen RücksallsbetrugS und Unterschlagung verhängt. , > ' . Es wird ersucht, dieselbe zu verhaften und in die hiesige Grfangeuanstalt abzuliefern. Chemnitz, den 26. Februar 1885. Königliche Staatsanwaltschaft, vr. Schmidt. Beschreibung: Alter. 26 Jahre. Statur: klein. Größe: 1,„ m. daare: blond. Stirn: krei. Augenbrauen: blond. Nase und Mund: prop. Zähne: vollständig. Gesicht: rund. Augen: braun. Kinn: spitz. GefichtS- -a'be: gesund. Besonder« Kennzeichen: Sommersprossen. ^ reisenden Karl Eduard ist die Untersuchungshaft Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Handlung Webers aus Chemnitz, welcher flüchtig ist wegen Unterschlagung und Betrugs verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in die hiesige Gefangenanstalt abzuliefern. Chemnitz, den 27. Februar 1885. Königliche Staatsanwaltschaft. , I. W. S chirlitz, Ass. Schütz. Beschreibung. Alter: 37 Jahre. Statur : untersetzt. Größe: zirka 1.,« m. Haare: grau und weiß meltrt. Stirn: frei. Augenbrauen: grau- Nase und Mund: prop. Gesicht: rund. Bart: grau, fast weißer Bollbart. Gesichtsfarbe: gesund. Kleidung: dunkel, gut, mit Winterüberzirher; Weber» besitzt gewandtes, flottes Benehmen. Der Schmiedegeselle Christian Friedrich Wilhelm Kneife! au» "en St. Michael gebürtig, zuletzt hier wohnhaft, hat sich über eine ge zu verantworten und wird, da sein dcrmaliger Aufenthalt unbekarmt iermit öffentlich geladen, sich ungesäumt hier zu seiner Vernehmung zu gestellen. Alle Behörden werden ersucht, Kneisel'n im Betretungsfalle auf diese Vorladung aufmerksam zu machen und Nachricht vom Erfolge zu ertheilen. Chemnitz, am 24. Februar 1885. Der Königliche Staatsanwalt. Liebe. rab« hierdurch Äinkler'n anher zu weisen und Erfolgsanzeige zu erstatten- Chemnitz, den 27. Februar 1885. l Königliche Staatsanwaltschaft. vr. Schmidt. Lelegra««- -es Ehemnitzer Rknzetger«. Bom 1. März. Berlin. Der Kaiser empfing heute Nachmittag um 4 Uhr den Reichskanzler Fürsten Bismarck zu einem längeren Bortrag. Pest. Der Mluisterpäsident TiSza empfing heute anläßlich der Feier seiner zehnjährigen Amtsführung eine Monstredeputation aus der Hauptstadt unter Führung de» Oberbürgermeister», welcher dem Minister den Dank der Bürgerschaft für die der Hauptstadt gewidmete Fürsorge aussprach. Der Ministerpräsident erwiederte, er sei stolz und glücklich, für die Hauptstadt gewirkt zu haben; die lebhafteste Anerkennung aber verdiene die Bürgerschaft, durch deren Mitwirkung Budapest einen würdigen Platz unter den Hauptstädten Europa'- einnehme. Petersburg. Dem „Grashdanin" zufolge begirbt sich der Minister des Innern, Graf Tolstoi, Mitte des Monats zur Er holung nach Livadia in der Krim, wird aber von dort die Ober leitung de- Ministeriums beibehalten. In Petersburg werde wahr scheinlich der Adjunkt drS Ministers Durnowo die Geschäfte de» Ministeriums führen. Algier. Die Gerüchte von einer Agitation im Süden Algiers werden amtlicherseit» für unbegründet erklärt; es herrsche dort voll kommene Ruh« und Sicherheit. (Weitere Telegramme siehe am Schluß des redaktionellen TheileS.) Der Schatten -eff »hattfe«. Stück um Stück wird von dem alten Reiche der MoSlims abge bröckelt; der Halbmond wird parzellirt. Bei jedem neuen Verluste an Provinzen wird auf der Hohen Pforte KriegSrath gehalten; die Beziere fasten Beschlüsse von furchtbarem Ernst, sie senden einen scharszugespitzten Protest ab. Aber die Drohungen des Khalften haben keine Wirkung mehr; sie werden mit einer kühlen Verbeugung ent- grgeugenommen und achtungsvoll — bei Seite gelegt. So thaten bekanntlich auch die Italiener, als der Sultan vor Kurzem gegen die Besetzung von Maflauah protestirte, und die Sache schien damit erledigt. Ausnahmsweise verliefen jedoch die Dinge diemal anders. Der »kranke Mann" entfaltete plötzlich eine ganz ungewohnte Energie; er ließ einige Panzerschiffe ausrüsten und erklärte, daß die Türkei selbst die Häfen de» Rothen MeereS zu besetzen gedenke, um den Italienern diese Mühewaltung zu ersparen. In Rom war man von dies« Hart näckigkeit der Pforte anf'S Aeußerste überrascht, umsomehr als der Großtürke tatsächlich Miene machte, einige Bataillone mit der Be stimmung nach Maflauah cinschiffen zu lasten. Der italienische Minister Mancini spielte nun «inen groben Trumpf au», er ließ sich in der Kammer über die Absichten de» Sultan» interpelliren und erklärte öffentlich, Italien werde eine türkische Expedition nach dem Rothen Meere nöthigenfallS mit Gewalt verhindern. Die Pforte war solcher Art vor die Wahl gestellt, ihr Projekt aufzugeben oder die Gefahr eine» Kriege» mit Italien zu riSkiren. Der ganze Streit wäre belanglos, wenn der Sultan auf eigene Faust gehandelt hätte. ES scheint jedoch, daß die» nicht der Fall ist, daß vielmehr die diplomatische Aktion der Türkei von einer viel mächtigeren Hand geleitet wird. Hinter dem Schatten-Sultan stehen die Kaisermächte, welche an der itali-nischen Regierung wegen ihre» »Abfalles" von der Liga Revanche nehmen wollen. Hinter dem ohn mächtigen Khalifen steht Fürst BiSmarck, der He.rn Mancini in der Nordd. Allg. Ztg." unangenehme „Ueberraschungen" ankündigen ließ, weil sich Italien zur Unterstützung Englands hergab. Unter solchen Umständen gewinnt der Konflikt im Rothen Meere allerdings ein ganz andere- Aussehen. Was sich auf den ersten Blick als ein harmloser Bagatellprozeß darstellt, ist in Wirklichkeit ein Theil des bedeutsamen MivenkriegeS zwischen den Kaisermächten auf der einen und der anglo-itatienischen Allianz auf der anderen Seite. Man darf den großen Zusammenhang der Dinge nicht außer Augen lasten. Es war Fürst BiSmarck, der den Engländern am Nil schon vor dem Bombardement von Alexandrien die größte» Schwierig keiten bereitete; e» war Fürst BiSmarck, der die Konstantinopler Konferenz scheitern ließ, wie er später an dem Scheitern der Londoner Konferenz seinen Antheil hatte. Und wo die Hand des Kanzler» nicht hiulangte, wurde der Sultan, von Berlin aus geleitet, trotz seiner Schwäche als brauchbare» Instrument benutzt. ES war der Khalif, das geistliche Oberhaupt des Islam, besten Derwische und UlehmaS am Nil den Fanatismus gegen die »JngliS" aufstachelten und die Rebellion Arabi'S vorbereiteten. Und wir vermag zu sagen, ob die mohamedanische Empörung im Sudan nicht gleichfalls insgeheim von Stambul auS geschürt wurde, ob nicht von dem Hauptquartier deS Mahdi in der nubischen Wüste sich Fäden nach dem Sternenkiosk deS Padischah schlingen, von denen die europäische Diplomatie nicht die geringste Ahnung hat? Nun ist Italien der Bundesgenosse Englands, wenn auch nicht in formell verbindlicher Weise, und e» wird vielleicht früher, als man in Rom glaubt, die Ueberraschungen erleben, welche ihm von Berlin aus angekündigt wurden. Auch in London gewärtigte man kein Unheil, als sich das „Bischen Sudan" zu regen begann, wäh rend die englischen Staatsmänner nun plötzlich gewahr werden, in welch' furchtbaren Konflikt sie ganz ahnungslos ihr Vaterland ver- wickelten. Daß die Italiener eS nicht mit dem Schatten-Sultan allein, sondern zugleich mit seinen mächtigen Gönnern zu thnn haben, geht ganz unzweideutig aus dem neuesten diplomatischen Zwischenfall her vor. Auf dem Schauplatz de» orientalischen Minenkriegs ist plötzlich Rußland erschienen, welche» der Pforte, wie behauptet wird, seine guten Dienste im Streite mit Italien angeboten hat. Da» Zarenreich soll den diplomatischen Protest de» Sultans unterstützen; e» will an geblich die Frage aufwerfen, ob die Okkupationen iyr Rothen Meere nicht einen Bruch des Berliner Vertrages bedeuten, unter welchen auch der König Italien» seine Unterschrift gesetzt hat. Wenn Ruß land diese Ansicht wirklich vertreten sollte, dürften sich Deutschland, Oesterreich und Frankreich derselben auschließen, und Italien könnte sich möglicher Weise nicht mehr einem Protest deS Sultan», sonder« einem Einbruch der europäischen Mächte gegenüber befinden. E» mag sei«^«ff sich Italien nach dem Muster Englands über da» Bet» de» WeltcheilS hinwegsetzen würde; allein zwischen den Machtverhält« niflem deS britischen Reiche» und denjenigen der „jüngsten Großmacht" ist ein sehis bedeutender Unterschied und das südliche Königreich würde sicherlich nicht ohne ein Gefühl der nagenden Sorge einem Konflikte die Stirn bieten, der e» auf Jahre hinaus von den festländischen Mächten trennen müßte. Man beginnt in Rom, wie eS scheint, schon heute einzusehen, daß da» Bischen Maflauah unter Umstände« eine ganz eigentümliche Bedeutung erlangen könnte. Völkische Run-fcharr. Deutsches Reich. Abgeordnetenhaus. Der Etat Elementarschulwesen wurde am Sonnabend nach langer Debatte ge nehmigt. Abg. Lasten führte Beschwerde gegen da» Zurückdränzen der dänischen Unterrichtssprache. v. d. Recke und Wüsten beschwerten sich über di« Belastung drr Gemeinden, Windthorst über Entchrist- lichung der Schule durch Beseitigung der geistlichen Schulinspektion. Minister Goßler protestirte gegen die angebliche Entchristlichung der Schule. Die geistliche Lokalschulinspektion sei noch in großem Um fange vorhanden. Die Verhältnisse der von Wächter befürchteten Halbtagsschulen seien beispielsweise im Regierungsbezirk Minden, wo ein Lehrer oft mehr als 300 Kinder zu unterrichten habe, sehr schwierig, v. Schorlemer vertheidigt Windthorst'S Behauptung und erklärte, die Kinder lernten hier über flüssiges Zeug, da» Notwendige aber sei schlechter als früher. Beim Etat Kunstwissenschaft werden 10,000 Mk. für den Ausbau der Marienburg bewilligt. Auf An regung MeyerS-ArnSWalde erklärte der Kultusminister, die Regierung hoffe, daß 1886 das Jubiläum der Kunstausstellung im Gebäude der ehemaligen Hygieneausstellung stattfinden könne. DaS Kapitel wird angenommen. Die Weiterberathung deS KultuSetat findet Mon tag statt. — DaS Herrenhaus nahm da» Kommunalnothstenergesetz an. — Der „Germania" wird au- Rom gemeldet, daß die Ver handlungen Preußens mit dem Vatikan wieder ausgenommen seien. — Am Leichenbegängniß de- Gesandten von Nostitz-Wallwitz nahm eine Deputation de» BnndeSrathe» unter Führung de» Staat»- minister- v. Bötticher theil. Die Einsegnung der Leiche war am Donnerstag im Todtensaale deS Krankenhauses zu Erlangen durch den Universitätsprediger vr. v. Zeschwitz erfolgt. — Die Berliner Börse verlief ungemein still, mit wenig veränderten Koursen. Die heute Abend zu erwartende Finanzpubli kation der österreichischen Kreditanstalt legte Reserve auf. Gegen Schluß tauchten plötzlich günstige Dividendengerüchte für die leitenden Banken auf, welche eine Besserung zur Folge hatten. Spekulative Banken schlossen dementsprechend höher. Einzelne deutsche Bahnen sehr fest, besonders Mecklenburger und Mainzer, während Ostpreußen