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—<.. Nr. 70. — 4. Jahrgang. Tageblatt Kr Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönmu Abonnementsbektellungen, vierteljährl 12b Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 42 Pf. (Zutr, 1b Pf.), nehmen an die Berlagsexpeditwn u. Ausgabestellen in Chemnitz «. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kan» der An zeiger nur b. d. Postanstalten—Postztgs-Liste Nr. 1059 letzter Nachtrag — (vierteljährl. 1H0 Pf.) bestellt werden. JnfertionspreiS: die schmal« (Ispaltige) Korpuszeile »der deren Raum 1b Pf. — (Lokal-Anzeigen 10 Pf.) — Unter Angesandt pro Zelle 30 Pf. — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabatt, —^ Annoncen-Annahme für di« nächst« Nummer bis Mittag. — Ausgabe jede« Wochentag «t-- Berlags-Expedition: »Alexander Wiede, Büchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasinch. Bekanntmachung. Am 10. dieses MonatS früh 7 Uhr ist in dem durch Sachse's Ruhe fließenden Theile deS ChemnitzslusseS der nachfolgend näher beschriebene Leichnam eines unbekannten Mannes aufgefunden und polizeilich aufgehoben morden. ES wird ersucht, alle Wahrnehmungen, die zur Ermittelung und Fest stellung der Persönlichkeit deS Leichnams dienen können, ungesäumt anher mitzutheilen. Der Verstorbene war mittelgroß, etwa 50 Jahre alt, hatte vermuthlich Vollbart, defekte Zähne und war bekleidet mit weißem Hemd, anscheinend runkelgrauer Hose, letztere in rindledernen hohen Schaftstiefeln steckend, blau- -gestrickter Jacke und blauer Schürze. Chemnitz, am 21. März 1881. Das Polizeiamt. Siebdrat. den 16. April 1884, Vormittags 9 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hicrselbst anberaumt. Chemnitz, den 20. Mürz 1884. Pötzjch, SerichtSschreiber des Königlichen Amtsgerichts. 2) auf Folium 2623 die am 1. Februar 1884 errichtete Firma Alfred Ebe« ling u. Ko. in Chemnitz eingetragen und zugleich verlautbart, daß die Maschinenbauer Hen Heinrich Alfred Ebeling, Herr Otto Edmund Neidhart und Herr Joseph Bogelbein daselbst Inhaber der Firma find. 3) auf Folium 2624 die Firma Oskar Franke in Chemnitz und als oert» Inhaber der Strumpfwaarenfabrikant Herr Ernst Oskar Franke daselbst. 4) aus Folium 2625 die Firma Otto Viertel in Chemnitz und als deren Inhaber der Delikatessenhändler Herr Friedrich Otto Viertel daselbst eingetragen. Chemnitz, am iS. März 1884. Königliches Amtsgericht, Abthetlung v. Nohr. Tr.- Konkursverfahren. DaS Konkursverfahren über das Vermögen der Handelsfrau Anna Malwine Kogge! gen. Welsberg in Chemnitz wird, nachdem der in dem VergleichStermine vom 18. Februar 1884 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 18. Februar 1884 bestätigt ist, hierdurch aufaeüoben. Chemnitz, den 21. März 1884. - Königliches Amtsgericht. Nohr. Psch. Bekanntmachung. Der Fleischermeister Karl Julius Sraupner in Chemnitz, übe« dessen Vermögen der Konkurs eröffnet ist, hat unter Bezugnahme darauf, daß er sich mit seinen Gläubigern außergerichtlich geeinigt habe, die Einstellung dt» Konkursverfahren- beantragt, was gemäß 8 189 der K.-O. hierdurch bbtkannl gemacht wird. Chemnitz, den 19. März 1884. Königl- Amtsgericht daselbst, Lvtheilung ». Nohr. Psch: Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurden heute 1) auf Folium 2629 die am 25. Februar 1884 errichtete Firma Gebr. Hähle in Chemnitz eingetragen und zugleich verlautbart, daß die Maschinen bauer Herr Johann Karl August Hähle und Herr Karl Hermann Hähle daselbst Inhaber dieser Firma sind. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Handelsgesellschaft Gebrüder Großsuß zu Chemnitz ist in Folge eines von der Gemein schuldnerin gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche BergleichS- lermin auf Tageschronik. SS. März. 178t. Blanchard'S erste Luftfahrt. 1794. KoSciusko wird Obergeneral der Polen. 1817. Jung, „Stilling", gest. 1819. Kohebue von Sand erstochen. 1849. Radetzky'S Sieg bei Novara. 1656. Eröffnung des Friedenskongresses zu Paris. 1864 Eröffnung von Konferenz«» in der deutsch-dänischen Frage. 1861. Theaterbrand zu Nizza. 24. März 899. Harun al Raschid gest. . . 1669. Weigl, Verbesserer des Kalenders, gest. 1801. Paul I. von Rußland gest. - 1844. Thorwaldsen gest. 1860. Der Vertrag der Abtretung Savoyens und Nizzas an Frankreich wird unterzeichnet. 1881. Friedrich Hecker gest. ^ ' Telegramme des Chemnitzer Anzeiger». . Vom 21. März. Berlin. Die Budgetkommisfion des Reichstage- berieth heute die LZorlage über die Anleihe zu Marinezwecken und genehmigte sie in allen ihren Theilen. Die Abgeordneten Fürst Hatzfeldt und Rickert Ivurden von der Kommission beauftragt, die Vorlage in die Form eines Nachtrags-Etats umzugestalten. München. Die Kammer der Abgeordneten hat den von der Kammer der Reichsräthe über eine staatliche Mobiliar-Brandver- ficherungs-Anstalt gefaßten Beschlüßen zugestimmt. Der Abgeordnete v. Stauffenberg erklärte, daß er auch diesem Beschlüsse gegenüber seinen früheren verneinenden Standpunkt einnehme. Der Abgeordnete Off suchte durch die Schädlichkeit und das Ungenügende in den Sta tuten und den Einrichtungen mancher Privatgesellschaften die Noth- wendigkeit der Errichtung staatlicher Anstalten nachzuweiseu. Wien. Von den Werthpapieren, welche dem ermordeten Wie ner Geldwechsler Eifert geraubt worden, wurden gestern 24 Aktien bei der Pester Eskomptebank vorgefunden. Das Individuum, welches die Aktien dorthin überbrachte, nannte sich Conrad Willens und ist laut dem Signalement identisch mit dem verhafteten Anarchisten Kämmerer. — Im Pester Palais des Erzherzogs Joseph wurde der Diener Wajda verhaftet, weil derselbe angeblich rin Attentat gegen den Oberhofmeister Baron Nyary vorbereitete. — Erzherzog Johann konstruirte einen anhängbaren Schnelllader. Die vorgenommenen Pro ben ergaben ein glänzende« Resultat. Kairo. Aus Suakin vom heutigen Tage wird gemeldet, der Scheik Morgani habe sich mit einem andern Scheik heute in das englische Lager bei Handul begeben, um bei dem Empfange mehrerer Scheik», welche früher zu den Anhängern Osman T'gmaS gehörten, jetzt ab r zu den Engländern übergetreten sind, gegenwärtig zu sein. Petersburg. Der Generaladjutant Graf Wladimir Adler berg, der ältere, ein Mitglied der Tafelrunde des Zaren Alexander 11., ist gestern gestorben. Berlin. 22.März. Mittags. Die Geburtstagsfeier deS Kaisers wurde Morgens mit einer von Kavallerietromoeterkorps von der Schloß-Kuppel geblasenen Reveille eröffnet. Alle Staatsgebäude, sowie viele Privatgebäude waren beflaggt und thellweise mit Blumen geschmückt. Aus dem Palais des Kronprinzen weht neben der Kron prinzenstandarle die englische Flagge. Auf den BotschaftSpalais und denen der Gesandtschaften find die betreffenden Nationalflaggen ausgezogen. Der Kaiser, welcher sich besten Wohlseins erfreut, trat, vom Publikum enthusiastisch begrüßt, kurz vor acht Uhr an des Fenster seines Arbeitszimmer-, um das reich mit Lorbeerbäumen, Kamelien und anderen Blumen geschmückte Denkmal Friedrich des Großen zu be trachten. In den Schulen fanden Festakte statt, in den Theater» werden Festvorstellungen gegeben. Vielfache Vorbereitungen zur Illumination sind getroffen. Sämmtliche Morgenblätter brachten dem Kaiser in Festartikeln Glückwünsche da». Der König von Sachsen wohnte früh der Messe in der St. Hedwigskirche bei. Dresden, 22. März, Mittags. Die Masernerkrankung deS Prinzen Georg nimmt einen regelmäßigen Verlauf. Heute war er fieberfrei und hat etwa- Nahrung zu sich genommen. Bo« sächsische« Landtage. ^kide Kammern beschäftigten sich gestern mit den Wahlen der von den Ständen zu ernennenden Mitglieder des Staatsgerichtshoses, eine der letzten Obliegenheiten des jeweiligen Landtags vor seinem «usemandergrhen, und zwar wurden in der 2. Kammer per Akkla mation die bisherigen Mitglieder: Stadtrath Heubner in Zwickau, Gerichtspräsident Otto und Justizrath Kohlschütter in Dresden, sowie deren Stellvertreter Rechtsanwalt Temper in Zwickau und Geheimer Justizrath 0,-. Stübel in Dresden wiedergewählt. Dem Dekret, in welchem die Kammer um ihre Zustimmung zu dem wegen de- Baues und Betriebes einer normalspurigen Sekundärbahn von Ronneburg nach Meuselwitz mit der Herzoglich Altrnburgischen Regierung ver-! einbarten vorläufigen Abkommen ersucht wird, wurde zugestimmt. Betreffs der bereits in Berathung genommenen zahlreichen Eisenbahn- ^ Petitionen blieb die Kammer bei ihren in der ersten Berathung ge- , faßten Beschlüssen stehen und überwies ferner gemäß dem Anträge der Deputation ohne Debatte die noch hinzugekommenen Petitionen um Erbauung der Strecken Zittau-Vybin und Chemnitz Adorf, sowie um Verbesserungen^ auf dem Bahnhofe Meerane der Regierung zur Kenntnißnahme. Sipe weitere Petition des GemeiudevorstandeS Wunderlich in Niederalbertsdorf um Ausdehnung der bei Rotz, Rinder pest udd Luugenseuchmr bewilligten Entschädigungen Auf den Milz brand wurde der Regierung ebenfalls zur Kenntnißnahme überwiesen^ Zum Schluß erfolgten noch Mittheilungen über die Resultate des Lereinigungsverfahrens. In nicht ganz einstündiger Sitzung war die Tagesordnung erledigt. Die gestrige Sitzung der Ersten Kammer nahm gleichfalls einen debattelosen Verlauf. In der vorgenvmmenen Wahl der Mit glieder des StaatSgerichtehofes wurden auf Antrag de- Freiherr« von Friesen ebenfalls durch Akklamation zu Mitgliedern Finanzpro kurator Hofrath Beschorder, Justizrath Rechtsanwalt Strödel und Hof rath Rechtsanwalt v. Könncritz, sowie zu deren Stellvertretern Justiz rath Staatsanwalt vr. Stein und Geheimer Justizrath a. D. Scipio Agnkola Herbig ernannt. Sodann folgten noch einige Mitthellungeu über die Resultate des Vereinigungsverfahrens mit der Zweiten Kammer. .Betreffs der Petition und Beschwerden Benno Gaudernack's u. Gen. zu Dresden hinsichtlich der Aussichtssührung über das Ver mögen der unmündigen Geschwister Gaudernack von Seiten der Obervormundschaftsbehördcn wurde in Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer beschlossen, dieselbe auf sich beruhen zu lassen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Reichstag hat am Donnerstag die mit so großer Spannung erwartete Debatte über die Verlängerung des Sozialistengesetzes begonnen. Vorher war die Wahl des Abgeordneten v. Levetzow, ersten Präsidenten des Reichstags, im 3. Frankfurter Wahlkreise, welche in der vorigen Sitzung beanstandet worden war, laut Antrag der Wahlprüfungskommission einstimmig für giltig er klärt worden. Das Haus nahm hierauf zunächst Kenntniß von der Denkschrift der Preußischen und der Hamburgischen Regierung über die auf Grund des Sozialistengesetze- getroffenen Anordnungen, nach dem zu der Denkschrift nur die beiden sozialdemokratischen Abgeord neten Hasenklever und Grillenberger gesprochen hatten. Die Debatte über den eigentlichen Gegenstand der Tagesordnung, den Gesetzent wurf über die zweijährige Verlängerung des Sozialistengesetzes, wurde Von dem nationalliberalen Abgeordneten vr. Marquardsen eröffnet, welcher den zustimmenden Standpunkt seiner Partzi zu der Tendenz der Vorlage darlegte. In fulminanter Rede — während welcher Fürst Bismarck in da» HauS eintrat — wandte sich Abg. Bebel, der Führer der deutschen Sozialdemokratie, gegen die Vorlage wie gegen alle Ausnahmegesetze übechaupt und sprach sich dann im Laufe seiner Ausführungen über die Bedrückungen und Verfolgungen, denen seine Partei ungerechier Weise ausgesetzt sei, aus. In längerer Rede trat Minister v. Pulikamer für die Gründe der Vorlage dem Vorredner gegenüber ein und sprach speziell über die bekannte Brochüre Bebel's, in welcher der Chef der sozialistischen Partei die Grundbegriffe des sozialistischen Zukunftsstaates niedergelegt hat. Namens der Zentrums partei sprach sich Abg. Vr. Windthorst für Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission aus und behielt sich im Uebrigen seine definitive Stellungnahme vor. Auch sprach der Zcntrumsskhrer die Hoffnung ans, daß die «kräftigte Gesundheit deS Reichskanzlers zunächst in Preußen eine völlige Rückkehr zur alten christlichen Weltanschauung veranlaffen werde. Nunmehr ergriff Fürst Bismarck das Wort und erklärte, dir Regierung sei zur zweijährigen Verlängerung durch da» Mißtrauen gegenüber der Majorität gezwungen worden und betonte im Weiteren, daß die Heilung der sozialen Schäden nicht nur durch regressive, sondern auch durch positive Maßregeln für die Arbeiter zu erstreben sei, wie die» schon die^ kaiserliche Botschaft vom Jahre 1»81 hervorgehoben habe ES sei jedoch, unmöglich, prophylaktische «vorbeugende) Mittel auS den Händen zu geben; die Fortschriltspreffe suche durch Verächtlichmachung die Absichten der Regierung herabzu- sctzen, indem sie die Arbeiter gegen die neue Sozialpolitik Hetze. Nach einigen persönlichen Bemerkungen wurde die Debatte auf Freitag vertagt. Gestern nun wurde dieselbe wieder in Gegenwart des ReichSkäNzlerS fortgesetzt. Den prinzipiell gegnerischen Standpunkt gegen dieVonckge verträten die Abgg. vr. Hänel und SönnemanN. Elfterer suchte insbesondere die gestrigen gegen die Fortschrittspartei gerichteten An griffe des Reichskanzler« zu entkräft«« und etklSrte, däß seine Parteigenossen jede AllsnahmegesetzgÄung verwerfen. Etwaige« Att-t schreitüngrn der Sozialdemokratie sei mit de« gemeinen Rechte ent- gegeuzutreten. Abgeordneter v. Kcrrdorff dagegen verthtidiM die Regierungsvorlage, indem er die Znstimumng der NeichSpartri füt dieselbe in Aussicht stellte. Er erklärte sich gegen kommissarische Ve- rathung, für welche gar kein Anlaß vorlitg«. Die Andeutungen-de-- Abg. Svnnemann, als ob bei dem Dynämttattentat auf dä» Polizei präsidium in Frankfurt am Main die Behörde selbst nicht ganz mt- bethtiligt erscheine, wie- als Kommiss« der verbündeten Regierungen, der, Vizepräsident de» preußischen Staatsministeriums, Minister djD Juntrn v. Puttkamer sehr energisch zurück und konstatirte an» der Most'fcheu „Freiheit", daß die Anarchisten selbst dtz Urheberschaft dieses Gebrechens für sich in Anspruch nehmen. Abg. Freiherr v. Maltzahn-Sültz erklärte Namen» dev deutsch-konservativen Partei, daß sie ebenso wie vor drei Iahten auch heut« die Verlängerung de» Sozialistengesetzes für eine Nothwrndigkett hielten. Sie würden des halb für das Gesetz, und mit der ReichSparwi gegen die kommissarische Berathung stimmen. ES nahm daün noch der Abg. vr. v. Jazdzewski (Pole) das Wort, dessen Ausführungen den Reichskanzler Fürsten v. Bismarck zu einer kurzen Entgegnung veranlaßte». Schließlich sprach noch Abg. Liebknecht. Derselbe wendete sich gegen di« Verweisung des Gesetzes an eine Kommission. Ein Ausdruck» welchen der Redner hinsichtlich de» Frankfurter DynamitattentatS von der Polizei gebrauchte, wurde vom Präsidenten gerügt. DeS Weitern sprach Abg. Liebknecht über die verderblichen Folgen, wtlche das Sozialistengesetz seiner Meinung nach habe und verbreitete sich sodann darüber, was er unter Sozial-Reform verstehe. Nachdem Abg. Windthorst nochmal» das Wort ergriffen und sich für kommissa rische Berathung ausgesprochen hatte, wurde darauf da« Gesetz an eine Kommission von 2 t Mitgliedern verwiesen. Gegen die Kommissions- Verweisung stimmten die beiden konservativen Fraktionen und die Sozial demokraten. — Die beiden letzten Gegenstände der Tagesordnung: die mit der Schweiz wegen gegenseitiger Zulassung der in der Nähe der Grenze wohnhaften Medizinalpersonen zur Ausübung der Praxi» am 29. Februar 1884 abgeschlossene Uebereinkunft, und das Gesetz, betreffend die Kontrole des Reichshaushalts und des Landeshaushalt» von Elsaß-Lothringen für da» Eiatsjahr 1883/81 wurden ohne Debatte in erster und zweiter Lesung angenommen. — Damit w« die Tagesordnung erschöpft. — Der neuernannte russische Botschafter am Berliner Hofe, Fürst Orloff, ist am Freitag Mittag in feierlicher Audienz vom Kaiser empfangen worden, wobei der Botschafter ein Handschreiben seines SouverainS überreichte. Fürst Orloff wurde hierauf auch von, der Kaiserin empfangen. — Die Vermählung der Prinzessin Viktoria von Hessen-Darm» stadt mit dem Prinzen von Battenberg ist nunmehr auf den 17. April definitiv festgesetzt worden. Bekanntlich gedenkt die Königin Viktoria von England, die Großmutter der Priuzesfin-Brant, den Hochzeits- Feierlichkeiten beizuwohnen; über die hierbei projektirte Begegnung Kaiser Wilhelms mit der Königin Viktoria liegt indessen noch nicht» Näheres vor. Oesterreich-Ungar». Die Frage der nationalen Zweitheil ung Böhmens unterliegt gegenwärtig im Klub der Vereinigten Linkt« deS österreichischen Abgeordnetenhauses lebhaften Debatten. Ein Thetl der deutschböhmischen Abgeordneten ist entschieden für diese Maßregel, da sie nur hiervon eine gedeihliche Entwickelung der Verhältnisse in Böhmen erwarten. Bis jetzt hatte sich aber das Gros der Vereinig ten Linken dem Andrängen ihrer Parteigenossen au» Böhmen gegen über, bestimmt sormulirte Anträge auf administrative und sprachlich« Zweitheilnng Böhmen« einzubringen, ziemlich reservirt verhalle», in dem man diese Angelegenheit noch nicht für spruchreif hielt. Nach den neuesten Mittheilungen hierüber au» Wien ist indessen der Kluo der Bereinigten Linken jetzt aus seiner Reserve herausgetreten und hat seinen Vorstand beauftragt, die bezüglichen Borträge vorzubrreiten. Auf eine direkte Verhandlung mit den Czechen über diese- Thema will sich der Klub nicht einlaffen. Frankreich. Die raschen Erfolge, welche General Millot au der Spitze des französischen Expeditionskorps über die demoralisirte chinesisch-annamitische Armee im Norden Tonkin's errungen hat, be endigen im Wesentlichen den militärischen Theil der Tonkin-Expeditiou. Die militärische Ohnmacht des chinesischen Riesenreiches ist durch die fortwährenden Schlappen der chinesischen Truppen während der zwei