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Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860709
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-09
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.07.1886
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^L1S6.—6.3ahrftiing. AbonnemrntSpreiS: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden TageS) >ur Versendung gelangende — Landes'«NW,er nüt Beiblättern kostet monatlich «v Pfg. bei dci, Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetraae» »»ter Nr. 4<»:t:i > Im 2- u-4. Quartal erscheint für Abonnenten Sächsische- Eisenbahn-Kahrplauheft. Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahresbnch (Weihuachtsbeigabe) d. Anzeigers. ASchsischer Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckerei, khemnttz. jgljirS-KIIMkr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger", «»parteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. streiken, S. Juli 188«. JnsertiouspreiS: Raum einer schmalen KorpuSzeile 16 Pfg.z — Reklame (1spal>ige Petitzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholunggroßerAnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von AuSwärtk wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen 0e8 Silben Korpusschrist bilden ca. l Zelle). Annoncenannahme' nur bis Bormittaa. Inserate nehmen außer der Verlag»« Expedition die Annoncen - Bureaux an. Espkdition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. L. Telegramm-Adr.: Wiede'» Anzeiger, Chemnitz. Fernsprech st eile Nr. >36. Kridlätttt! „Tägliches Unterhaltungsblatt" Md httmrWsch illustkirtcs Samiaz-blait „Lustiges Bilderbuch". Telegraphische Stachrichten. Bom 7. Juli. Land - berg a. d. W. Der LandwirthschaftSmiuister v>-. Lucios ordukt« amtliche Erhebungen über das Auftreten der Reblaus im LcmdSbergrr Meise a«; daS Eintreffen zweier Pomologen, welche Untersuchungen voruehmeu sollen, wird erwartet. Breme«. Der Chefredalteur der „Weser-Zeitung", Nicolaus Mohr, ist gestern Abend gestorben. München. Die Ceutennarseier für König Ludwig I. ist auf Wunsch d»S Regenten ans nächstes Jahr verschoben worden. Würzburg. Minister vr. Lutz und Miuisterialrath Ziegler find gestern hier eingetroffen; sie hatten lang« Eonferrozen mit dem Geheimen Ober-Baurath Schütze-Berlin und mit dem Universität-- Rektor Ulrichs. Graz. Bürgermeister vr. Portugall erließ einen Aufruf au die Bewohner von Graz, worin er im Hinblicke auf die am 17. Juli erfolgende Anknuft der sächsischen Turner, welche eine Ver gnügungsfahrt machen, an den Empfang erinnert, welcheu die deutsch- österreichischen Turner beim vorjährige« allgemeinen deutschen Turnfest« in Dresden fanden» und auf die allselttge freudige Theilnahme am letzten Schnlvereinsfeste in Graz hinweist, welche zur Annahme be rechtige, daß die Gäste aus dem Laude, dar den „Allgemeinen Deutschen Schulverein" am eifrigsten pflege, ein« entsprechende Ausnahme in Graz finden werde«. Pari». Die Syndikatskammern von Paris sprachen sich in ihrer gestrigen Versammlung für die Herstellung einer nationale« Marke zum Schutze gegen Fälschung französischer Erzeuguiffe auS. Rom. Cholerabericht. In den letzten 24 Stunden in Codigoro 3 Erkrankungen, 4 Tode!fälle, worunter 3 von früher Er krankte« ; ln Venedig kein Erkrankung»« und kein Todesfall; in Brin disi 6 Erkrankungen, 10 Todesfälle, worunter 8 von früher Erkrankten; in Latiauo 80 Erkrankungen. 28 Todesfälle; in Orio 8 Erkrankungen, 8 Todesfälle; in Ostuni 8 Todesfälle von früher Erkrankten; in San Bits 33 Erkrankungen, 3 Todesfälle; in Franeavilla 29 Erkrankungen 28 Todesfälle. — AuS Fiume werden 6 neue Fälle gemeldet. Die Auswanderung auS Fiume infolge der Besorgniß vor der Cholera «ahm so große Dimensionen an, daß der Banns von Croatien dem Fiumaner Magistrat mittheilte, die auf der Bahnstrecke Karlstadt- Fiume gelegenen Ortschaften feien überfüllt und könnten Niemanden mehr aufnehmeu; daher würden ferner anlaugende Flüchtlinge zurück- gewiesen werden. Brüssel. Dir Regierung bereitet ein Gesetz vor, durch welches die das Veranstalte« von Arbeitseinstellungen erleichternde Koalitions freiheit der Arbeiter eingeschränkt werde» soll. Lettin je. Vierzig gefangene Türken, welche sich au der Grenzverletzung beiheiligt habe«, find «ach Podgorizza «Scortirt worden. Unter ihnen befinden sich einige BegS von Poljanci und Kolafchin, weshalb man eine weitgehende Consplration vermuthet. Nach den Aussagen der Gefangenen waren dir Eindringlinge ca. 2000 Mann stark. Washington. Die Finanzkommiffion deS Repräsentantenhauses ließ eineu Bericht auSarbeiteu, der sich gegen den Randall'schen Ent wurf wegen der Revision deS Zolltarifs aussprach. Zum stampf gegen die Wandervettelei. Daß feit Mitte der siebziger Jahre die Wauderbettelei und die Zahl der bestraften Bettler in bedrohlichstem Maß« anschwoll, ist be kannt. Dieser drückende Nothstaud rief eine Reihe von Gegeumaß- regeln hervor, u. A. die Antibettelvereine. Bald erkannte man jedoch, daß die Mehrzahl derselbe» da» Nebel nicht an der Wurzel zu fassen vermochte. Auch die Bemerkung, daß leide« zahlreiche Armen»«- waltnuge« den arbeitslosen aber arbeitsfähigen Armen nicht als hilfs bedürftig und pflichtgemäß zu nnterstützen anerkannten, sondern von Ort zu Ort schoben und dergestalt da» Laudstreicherthum in großem Stile förmlich züchtete«, drängte auf neue Wege zu sinnen. So fiel «an ans dieNaturalverpsleguugSstatiduen und Arbeiter- colo nie», uud »ach den bisherigen Erfahrungen scheint darin in der That «ln Mittel gesunde», das Elend wesentlich zu vermindern. Neber alle» das ist an dieser Stelle wiederholt berichtet worden, wir gehe« deshalb auf die Einzelheiten nicht weiter ein, verweisen aber aus «ine kürzlich im König! Prrnß. Statitifchen Bureau er schienen« treffliche Schrift: „Die Entwickelung der NaturalverpflegnngS- stationen uud Arbeitercolonirn in Preußen, von G. Evert". Darin werden all« einschlägigen Verhältnisse lichtvoll, ohne Wortschwall, überzeugend und aus reiche Erfahrung gestützt geschildert. Auch zwei Karten sind beigegeben. Di« ein« stellt di« am 1. Sep tember 1885 in Pieußen vorhanden gewesene« Arbeitereolonien «nd verschiedenen Pflegestätten (Herbergen zur Heimath, bei Gaflwirthen und bei anderen Personen) graphisch dar; die andere giebt «ine Ueberficht der 1888 in Preußen bestehenden Na- turalpflegestatiouen nach ihrer Dichtigkeit in einzelnen Kreisen. Aus dieser geht hervor, daß i« Süd. und Nordwesteu sowie im ganzen Osten die Stationen «och immer sehr dünn oder ungleichmäßig gesät find. I« den anderen LaudeStheile« sind nur rinzrlne bedauerliche Lücken. Annähernde Vollständigkeit des Netzes ist dir nächste Haupt aufgabe. Eine unvollkommen eingerichtete, keine Arbeitsleistung for dernd« Station wird zunächst immer noch bester sein, als gar keine. Sieht »an ab von ArbeitSforderung, so betteln die Stromer tag», über in einem station-lose» Kreise und belager« Abends die anderen «nd setzen sie matt. Alles kommt mithin daraus an, jene säumigen Kreise zum Anschluß zu bewegen. Bei einer Arbeitsleistung von 2 Stunden für '/» Tagesver pflegung «scheint «in Abstand de« Stationen von 18 Kilometer das Richtige. Die Entfernung ist so zu bemessen, daß der arme Wan- derer nicht zum Bettel genöthigt wird, aber auch die Pflegestätten «icht mißbrauchen kann. Diese müssen ih« so beköstige», daß er marsch- und arbeitsfähig bleibt, aber wo nur irgend möglich Arbeit», letpnng dafür verlangen. Gewährt mau wegen Arbeitsverweigerung, Frechheit, Trunkenheit oder dergl. keine Unterstützung, so ist der Be treffende »icht einfach fortznschicken, sondern der Polizei zn über weisen. Sonntagsruhe ist stet» zu gewähre«, dasür aber «i«e größere Arbeitsleistung am Sonnabend oder Montag zu verlangen. Wen« möglich ist Einrichtung einer eigentlichen Gastwirthschast al» Station zu vermeide«, jedenfalls Branntwein anSzuschließe«, „Herbergen zur Heimath" zn bevorzuge». Im Weste» könne« die Station«« zumeist in Städte verlegt werden, was schon wegen de» Arbeitsnachweise» wünschen-werlh ist. Im Ganzen wäre» von 918 Stationen 835 in Städte« untergebracht. Um den einheimischen Arbeiter» keine drückende Loucnrienz zn machen, thut man wohl, wenig rentable und unbeliebte Thätigkeit zu verlangen, wie Holzhacken, Steineklopfen, Umstecheu von Kompofthaufe«, Ver- schöuerungSarbeiten, Wegebefferunge« rc. Erwägt man, daß selbst der geringste Nutzen auS dem Thun der StatiouSgäfle schon reiner Gewinn ist, da sie ja doch verpflegt werden müssen, so dürfte sich wohl allent halben Arbeitsgelegenheit finden. Di« bestehenden Gegenbettelvrreine sollten ihr Augenmerk besonder- darauf richte«, durch Herstellung fester Arbeitsstätten eine wichtige Hilf« zu leisten. — Die Einrichtung von Natnralpflegestatlonkn geschieht am Besten durch nicht zu kleine Be- meiudeverbäude. Dir so schädliche Almosenschleuderei des Publikums wird allmälig abnehmeu, je mehr sich dieses überzeugt, daß für arme Wanderer hinlänglich gesorgt ist und je mehr di« Geweindeu zur Uebernahme der Lasten herangezogen sein werde«. Das Verabreichen von alte« Kleidern und Nahrungsmitteln znm Mitnehmeu ist zwar immer noch besser als Geldgabe, kann aber nicht hindern, daß jene bei Trödlern in Geld, d. h. in Schnaps umgesetzt werden. Abgefeimt« Strolche pflegen erfaktuugsmäßig jetzt, da sie gleichzeitig aus privater und öffentlicher Wohlthätigkeit schöpfe» können, noch mehr al» bisher z« vereinnahme« und z« saufen. Erst bei allgemeiner Durchführung der angedeuteteu Grundsätze kau» di« Wohlthat de» neue« System» auf Würdige be schränkt „und damit endlich die entscheidende Aufgabe gelöst werden, den Strom der Wanderbettelei nach de« Verschiedenheit seine» Ur sprung» zu spalten uud einerseits durch Gesängniß «nd Arbeitshaus, anderntheilS durch Arbeitsnachweis nach Möglichkeit aufzusaugeu". Erst dann können und werden die Polizeibehörden allgemeiner ihre Schuldigkeit thun, und nicht mehr, wie noch heut«, alljährlich un gezählte Millionen Mark in Kupfer- «nd Nickelmünzen lediglich dazu dienen, die Bettelplage zu erhalten, unsere Straßen unsicher zu mache« und Hunderttausende« ein faule-, lüderlicheS Leben zn er mögliche«, die Siechen- und Zuchthäuser zu überfüllen «nd die Gemeindelasten zu steigern. 8. 6. Politische Rundschau. Chemnitz, de« 8. Juli. Deutsches Reich. Gleich nach dem Schluß de» Reichstages war von verschiedenen Seile« gemeldet worden, der Reichstag würde zu einer neuen Session bereit» am 8. September berufen werden. Thatsächlich haben jedoch, wie mau der „Nat. Ztg." schreibt, Beschlüsse bezüglich eine» bestimmten Termine- zur Wiederberufung de» Reichs tage» «icht Vorgelegen. Dagegen ist allerdings die Frage wegen Vorlegung eines neuen Branntweinsteuer-Entwurfes Gegenstand der Erörterung gewesen und im Vcrlauf derselben ist di« Möglichkeit ins Auge gefaßt worden, den Reichstag behuss Brschlußuahme über den Entwurf im Spätsommer diese» Jahres nochmal» zu berufen. Ob de« Gedanke indessen fest« Gestalt annehmen wird, läßt sich im Augen blick noch nicht absehen. — Der bayrisch« Ministerpräsident von Lutz ist zum Besuche de» Fürsten BiSmarck in Kisfingen eingetroffen. — Eine verständige Verfügung hat der Laudrath deS Rhein- gankreise» erlassen: Anonyme Denunciationen sollen von den Behörden «icht mehr beachtet werden. ES giebt auch nichts Erbärmlicheres, als einen feigen Drnnneiauten. — AnSgewiesen au» Berlin ist ein DrrchSlermeister Tabert, Vorsitzender eine» ArbeiterbezirkSvereins und Zeuge im Prozeß Jhring-Mahlow. Oesterreich-Ungarn. Bei der feierlichen Eröffnung der GewerbeauSstellung der deutschen Handwerker in Prag daulte Ehren- Präsident vr. Echmeylal herzlich allen Erschienenen. Unter der Be- dränguiß der Verhältniffe mußt« die Feier auf den engsten Rahme» beschränkt bleiben. Nichtsdestoweniger verdankt diese Ausstellung ihre« Ausgang einem bedeutenden nationalen und wirthschaftlichen Streben, dem Gedanken der innigsten Zusammengehörigleit aller Deutschen mit den deutschen Handwerkern. Redner wünscht der Ausstellung beste» Gelingen. Er hofft und ist überzeugt, dieselben werde redlich dazu beitragen, die Lage deS deutschen Handwerks auch materiell zu ver bessern. Die kräftigste Unterstützung de» deutschen Handwerker» durch alle Deutschen bleibt deren heiligste Pflicht, umsomehr als für die deutschen Handwerker außer der nationalen Bedrängniß die wlrth- schastliche Nothlage hlnzukommt. Die Wort« de» Redner- fanden eine begeisterte Aufnahme. Ein tschechisches Blatt theilt di« Namen sämmt- licher deutscher Aussteller mit, natürlich zu dem Zweck, daß bei den selben kein Tscheche kaufen soll. — In Pilsen wurden an 100 Soldaten des 38. Regimentes, die sich durch Eigarrenspenden im Laden eines tschechischen Tabak-Händler» verleiten ließen, eine politische Petition zu unterschreiben, zu 30 Tagen Arrest verurthellt. Der betreffende Laden wurde für die Garnison verboten. Italien. Mit Rücksicht auf die Ausdehnung der Cholera find die großen italienischen Manöper abgesagt worden. Belgien. Während die Regierung ernstlich daran denkt, die Auswanderung der unbeschäftigten Arbeiter anzubahnen und sie durch Gewährung billiger Fahrt, wie Mittel zur Beschaffung von Werk zeugen und Saaten für den Landbau zu begünstigen, werden die Zustände im großen Kohlenbassin MonS immer trüber. Aller Orten Arbeitseinstellungen; wird an einzelnen Stellen die Arbeit aus genommen, so bricht der Streik an anderen wieder aus. Die Besitzer der Werke haben jetzt, «m sich an den Arbeitern zu rächen, beschlossen, den Betrieb ans sieben Tage ganz einzustellen I also auch ihrerseits zn streiken. ES herrscht, so sagt das „Brüsseler Journal", ein „schlimmer" Geist bei den Arbeitern de» Borinage. Die geregelte Arbeit hat im Borinage factisch aufgehört und viele Werke denken an die Liquidation. Inzwischen hat der Generalrath der Arbeiter partei einen Aufruf au die Arbeiter Belgiens erlassen. ES heißt darin: „Die Leute, die unS regieren und un» als Sclaven behandeln, haben geglaubt, daß es genügt, unsere Kundgebung vom 13. Juni zu verbieten. Sie täuschen sich. Wir kämpfen für unser Recht, um Gerechtigkeit zu erlangen, und wir werden e» erreichen. Nichts kann ein Volk aushaltcn, das eine Sache ernstlich will. Die Nichtwähler, diejenigen, die keine Rechte, aber alle Lasten haben, werden am 18. August in Brüssel auf ihren Posten sein. Organislre man sich überall I Unsere Sache ist gerecht, sie muß gelingen! Am 15. August werden die Regierenden, die Befriedigten, die Herren in Brüssel sein, um die Revolution von 1830, die fie zu ihrem Nutzen auSgebentet habe», zu feiern. Die Söhne der Kämpfer von 1830 werden fich auch daselbst einfiuden, um Gerechtigkeit zn fordern I Wenn noch einmcck unsere Kundgebung untersagt wird, wenn wir abermals außerhalb de» Gesetzes gestellt werden, so müssen wir zur Erreichung unserer Forderung ein anderes Mittel anwenden: „die allgemeine Arbeitseinstellung." An'S Werk! Genossen. Am 18. August Alle in Brüssel! Wir müsse« unser« Rechte als Bürger erlangen. Schon zu lange bitten und fordern wir, das kann nicht immer dauern. ES muß Gerechtigkeit geübt werden, aber dazu muß man stark sein, «nd die belgischen Proletarier werden e» sein, um den Regierenden daS allgemeine Wahlrecht zn entreißen, das fie uns verweigern! Wir wollen da» allgemeine Wahlrecht. Wir werden es erlangen!" Man darf in der That gespannt sein, wohin diese Bewegung führen wird. ES erregt großen Unwillen in Regierungskreisen, daß die Pariser Fabrik- Herren zahlreiche belgische Arbeiter, die seit Jahren in ihren Werk« stätten beschäftigt find «nd fich trefflich bewährt haben, als „Aus länder" entlassen haben. England. Der für Gladstone ungünstige Verlauf der Wahlen rnst in Irland blutige Schlägereien hervor. Dublin «nd Loudonderry find die Schauplätze erbitterter Kämpfe gewesen, di« zahlreiche Ver haftungen «ach fich gezogen haben. Gegen 60 Personen find ver« wundet, 3 todt. Di« Aufregung in Irland ist ungemein groß uud die Behörden haben außerordentliche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung «gissen. — Dar Wahlresultat bleibt für Gladstone immer noch flau: ES find bekannt 387 Wahlen, davon entfallen ans die Conservctiveu 204, ans die liberalen Gegner Gladstone- 44 (Goschen ist hier nicht wiedergewählt, dagegen der frühere Minister Chamberlain), 98 Gladstoneaner, 41 Irländer. Noch stehen zwar eine ganze Reihe Wahlen au», aber mit Gladstone'» Sieg steht r» doch schlecht. Rußland. Rußland hat, wie bekannt, entgegen dem Berlin« Vertrag die Freihafenstellung der Stadt Batum in Armenien aufge hoben «nd damit dem britischen Handel eine« schwere« Schlag ver setzt. Die „Times" schreiben zu dem Ereignlß: Diese cynische Kündigung eine- wichtigen Artikels de» Berliner Vertrages müsse den englischen Staatsmännern «nd der englischen öffentlichen Meinung einen gründlichen Argwohn gegen di« Ehrlichkeit der russische» Regie^ "- «ng eiuflößen, fie habe groß« Aehulichkeit mit d« Aufhebung der Schwarze-Meer-Klanseln de» Pariser Vertrage» i« Jahr« 1870. Wenn England wieder angegangen werden sollte, an die Arglosigkeit der russischen Diplomatie zu glauben, werde «S fich dieser Vorfälle erinnern nnd sich sagen, daß die bei ein« liberalen Regierung in England obwaltenden Schwierigkeiten von Rußland in der Regel zur Begehung eines internationalen BertrauenSbrucheS benützt würden. — Nnu ist aber alles Jammern umsonst; Rußland hat den Berliner Vertrag verletzt, indessen, wer will etwas dagegen machen. Wieder einmal die alt« Beschichte, daß Verträge nur dazu da find, um gebrochen z« werden. Holland. Zur Warnung für «»besonnene deutsche Lands leute, welche sich, allen Abmahnungen Trotz bietend, immer noch zur Anwerbung für den Militärdienst in Niederländisch« Indien verleiten lassen, möge folgender, dem „Amsterdamer Handels« blatt" entnommener Bericht über die Verpflegung der Truppen auf Atchi« beitragen: „Nach dem letzte« Ausweis zählte das niederländisch- indische Heer etwa 16000 Manu Infanterie; davon kommen lOOlX) Mann auf di« Feldbataillone, während die übrigen 6000 Man« über de» ganze» Archipel in verschiedenen Garnisonen vertheilt find. Von letzteren find durchschnittlich zwei Drittel für den Felddienst untauglich, so daß mau also über etwa 12000 Mau« lriegStüchtig« Leute verfügt. So müßte der ordnungsgemäße Zustand sein, in der That zählt aber da» Heer im Augenblick etwa 8000 von der Beri- Kraulheit (einer Art Ruhr) ergriffene kraule, «nd wenn keine ent schiedene« Maßregeln dagegen ergriffen werden, daun werden nach nenn Monaten überhaupt keine gesunde» nnd kriegstüchtige« Soldatm mehr im Heere sein. In der Regel darf man annehmen, daß, wenn ein solcher Kranker auch wieder hergestellt wird, wozu er aber immer mehrere Monate gebraucht, er doch für de« Felddienst dauernd un geschickt bleibt. Au diesem traurige« Zustande trägt allein die Re gierung die Schuld, da die letzte Ursache dieser furchtbaren Krankheit nnr die schlechte Ernährung der Soldaten ist. Am 1. Juli 1888 hat mau ans SparsamkeitSrücksichteu für Atchiu den Tarif für die Verpflegung der Soldaten herabgesetzt, während an die Leistungskraft der Soldaten die höchsten Ansprüche gewacht wurden; überdies ist die verabreichte Nahrung so schlecht, daß fie häufig alsbald, nachdem fie ausgetheilt ist. weggeworsen wird. Allerdings hat die Regierung dadurch Ersparnisse erzielt, aber diese werde» durch die Summen wieder verringert, welch« die Regierung der niederländischen Dampf- schifffahrtSgesellschaft für die Ueberbringung der Kranken nach Java bezahlen muß. Im vorigen Jahr« sind 1800 Kranke au der ge nannten Epidemie gestorben, die fich auf der Westküste von Sumatra in schreckeuerregend« Weise verbreitet, und «» ist unglaublich, ab« wahr, daß mau diesen Hungerleidertaris auch im Militärspital ein« geführt und dadurch jeden Monat einigt tausend Gulden gespart hat; aber e» werden Tonnen Goldes uoihwendig sein, um die Armee überhaupt wieder auf kriegStüchtigen Fuß zu bringen." Sächsisches. — Dresden, 7. Juli. In der Dresdner Glasfabrik von Siemens ist vorgestern seitens der Direktion dem gesammten Arbeiter personal, etwa 1000 Mann, gekündigt worden. Die Veranlassung hierzu ist folgende gewesen. Aus technischen Gründen ist es aner kanntermaßen nicht durchführbar, in den Glasfabriken die SonntagS- arbeit ganz zn beseitigen. Bisher war es nun in der Glasfabrik von Siemens üblich, die «forderliche Sonntagsschicht, an der fich nur ein Theil der gesammten Arbeiter betheiligt, von früh 6 Uhr bis Mittags 12 Uhr aussühren zu lassen. Da jedoch behördlicher seits die Theilnahme jugendlicher Arbeiter an solchen Schichten nicht gestattet wird, so sah sich die Direktion veranlaßt, die Zeitdauer der Sonntagsschicht um 1 Stunde zu verlängern und wurde dieselbe gleichzeitig in die Stunden von Sonntag Abend 7 Uhr bis Nachts
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