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>12 orlmstug ObgWlejse 74. Jahrg. Dienstag, den 29. Oktober 1912 Nr 253.! (3637 RedaktiousschluH: L Uhr mitt««S. Sprechst««-e der Redaktion: 4—S Uhr nachmittags. Zuschriften in redaktionellen Angelegenheiten sind nicht an den Redakteur persönlich, sondern ausschließlich an die Redaktion zu adressieren. er Blnmri Pleuren se» r Zeit aus .-n geknüpft izstr. SS, I. .-platz), irm liehen Besprechung mit dem Marchese di San Giuliano. Das Blatt erklärt, glücklich zu sein, daß die Reise des Gra fen Berchtold nach Italien das Gefühl der Kameradschaft in beiden Ländern verstärkt habe. Die Reise des österrei chischen Diplomaten sei gerade in diesem Augenblick höchst bedeutsam gewesen. Sie würde von Italien um so höher bewertet, als sie sich nach zwei wichtigen Ereignissen voll zogen habe, die den Beweis der aufrichtigen Freundschaft zwischen Oesterreich und Italien erbracht hätten. Das erste Ereignis sei die Anerkennung der Oberhoheit Italiens über Libyen gewesen, die Oesterreich-Ungarn bereits vor der No tifikation des Friedensvertrages ausgesprochen hätte, das zweite Oesterreichs Beweis von Solidarität in den letzten Tagen des italienisch-türkischen Konfliktes. Oesterreich habe damals auf die Pforte einen starken Truck ausgeübt, damit diese die italienischen Friedensbedingungen an nähme. Wenn auch nicht im letzteren Fall, so war doch im erste ren auch Deutschland eine der ersten Mächte, die Italiens Oberhol)eit über Tripolitanien anerkannte. Es sind somit die Wolken, die zu Anfang des Tripo- liskrieges das Verhältnis Italiens zu den beiden andern Dreibundmächten zu verdunkeln schienen, beseitigt. Der Ingrimm der italienischen Presse über die kühle und kri- tiscl-e Art, mit der die beiden andern Mächte den Gang des italienisch-türkischen Krieges begleiteten, ist verschwunden. Das aber hat seine ganz besondern Gründe. Man kann nicht sagen, daß die englisch-französische Politik gerade überaus geschickt gehandelt l>at, wenn sie Italien zur Tripleentente hinüberzuziehen gedachte. Die letzten Machtverschiebungen im Mittelmeer haben denn auch Italien die Augen geöffnet über die Gefahr, die es gelaufen hätte, wenn es sich den Weltmächten angeschlossen hätte. Schon in Afrika, zwischen England und Frankreich einge keilt, wäre es der überlegenen Flottenmacht gegenüber zum Schleppenträger ihrer Politik herabgesunken, wenn es sich vom Dreibund abgewendet hätte. ksvf W« ovo re Qualität, f. bis 1 Mk. ILO Mk. anö seile äs « Mk. e-Vecksr »0 Mk. rrsn. ! )is 15 M. elcsn ch u. Plüsch s 15 Mk. rllgs 5 b. SOM. »vkvn 'is 8 Mk. eksn 15 Mk. ZH2. Balkanlikigniffe «nd Dreibund. Graf Berchtold ist von seiner Reise nach Pisa und San Rossore, wo er mit dem maßgebenden Diplomaten Ita liens, dem Marchese di San Giuliano und mit König Viktor Emanuel konferierte, wieder nach Wien zurückgekehrt. Er hat doch auch sogleich Kaiser Franz Josef über das Ergeb nis seiner Besprechungen berichtet. Die Presse des Drei bundes ist denn auch umsomehr beschäftigt, die mutmaß lichen Folgerungen aus dieser Reise zu ziehen, als bereits von österreichischer offiziöser Seite zu dem Besuch Berch- tolds ein Kommentar vorliegt. Danach bildete die große Frage, die jetzt ganz Europa beschäftigt, auch in Pisa den Hauptgegenstand des Gedankenaustausches. Es wurde da bei festgeftellt, daß die zu großer Schärfe gelangte Orient frage, was übrigens ein hübscher Euphemismus für den blutigen Balkankrieg ist, von der österreichischen, wie italie nischen Politik in einheitlichem Sinne behandelt wird. Der übereinstimmende Wunsch beider verbündeter Mächte sei die Herbeiführung des Friedens nüd die Aufrechterhaltung des Statusquo auf dein Balkan, sowie die Besserung des Loses aller Völkerschaften in der Türkei. Es wird dann das Vorgeltzm Frankreichs in der friedlichen Tendenz gerühmt, dem sich auch die andern Mächte der Tripleentente angeschlossen hätten, das aber leider den Ausbruch des Krie ges nicht verhindern konnte. Dies^ Friedenstendenz wird durch das Ergebnis des Gedankenaustausches von Pisa, die Gewißlunt, daß die Politik des Dreibundes einheitlich die gleichen Ziele verfolgt, wesentlich verstärkt. Das „Frem denblatt" verzeichnet auch bereits die warme Stimmung, die jetzt in Italien fstr den Dreibund zum Ausdruck ge kommen sei. Die Ursache findet es in der Ueberzeugung, daß die F e st i g k e i t d es D r e i b u n d e s gerade in die sem Augenblick den Interessen nicht nur seiner Mitglieder, sondern ganz Europas zustatten komme. Auf der andern Seite begrüßt auch die „Tribuna" die Sympathiekundgebungen der österreichischen Presse mit leb hafter Genugtuung über das Ergebnis der „freundschaft- lür clie Kgl. ll»trd»«pt»»»rcdsNe» vrerste»Httri»« u. -veirttttt, äs§ Kgl. KMrgertedt vreroei», M Kgl. Zupekintenäentm viesclen tt, äar Kgl. 5orslren1sml Dresden ans siir Sie Wasewitz, Weißer Hirsch, L-ubegast, Tolkewitz, Dobritz, Wachwitz, Nieberpotzritz, Hosterwitz, Pillnitz, «eißig, Schönfeld, Lenlmitz-Neuostra. Publikation- - Organ »nd Lokal - Anzeiger für Loschwitz, Rochtvitz, Bühlau, die Lößnitzgem einden, DreSden-Striesen und Neugruna. »««Nagen: »JLnftr. Unterhaltn»g»bl«1t-. »Nach Geter«»eick". »Granen-SorrekPonNeng". »Hedn- «. Kindergarten". »Gans« n. Gartenwirtschaft". »Amtliche Krenrden- ». Knrttstr". Di«, -«orech«: Amt Dresden Nr. 80v. Druck und Verlag:Elbguu-Buchdruckeret und Berlagganstalt Hermann Beyor L Ao. Lelegramm-Adreffe: Llbgaupreffe Blasewitz. Reue Ereignisse. — Die Rückkehr des Kaisevpaares von Weimar nach Potsdam erfolgte Sonnabend nachmittags. — Das Befin'den des Prinzregenten ist trotz seiner Anteilnahme au dem Todesfall nicht üvesentlsch davon be einflußt, wie die beiden Leibärzte von Angerer und v. Kast ner melden. — Die Leiche der Prinzessin Rupprecht trifft voraus sichtlich Mittwoch in München ein. Tie feierliche Beisetz ung in St. Cajetans Hofkirche erfolgt Donnerstag. — Die Wahl des neuen Erzbischofs in Köln erfolgt Dienstag morgen unter Leitung 'des Oberpräsidenten von Aheinbaben. . — Tas Internat. Abkommen über das Ausstellungs wesen wurde gestern-in Berlin unterzeichnet. „— Nack Meldung des „Etoile Belge" soll der Prozeß der Prinzessin Luise gegen den Nachlaß des Königs Leo pold außergerichtlich geregelt werven. — Ter russisä-e Thronfolger brachte laut gestrigem Abendbulletin den Tag ruhig zu. Das Allgemeinbefinden bessert sich. — Das bulgariscl-e Hauptquartier soll demnächst von Stara Zagora nach Mustapha Pascha verlegt werden. — In Konstantinopel erhält sich das Gerücht, daß Kirkkilisse von den türkischen Truppen wwdergenommen sei und daß diese die Offensive ergriffen hätten. tz»iickllstl' ' iS 4.5« Ml. l»vr trodl »cken xepr«n>, en kelllnzun^kn Lu, Zällu. oll »vk Konvers., rresp. l.etirkrStte. »ctiool ü. Kunst, Wissenschaft, Mus», Vorträge^ und Veranstaltungen. Musikalisches. Im Kgl. Opernhaus ging am Sonntag Rich. Wag ners „Tannhäuser" in Szene, wobei zwei Hauptpar- tien mit «Gästen besetzt waren. Tie Elisabeth sang S o- phieWolf vom Kölner Stadttheater, eine ehemalige Schülerin von Aglaja Orgeni und Karl Scheidemantel, die uns bereits vor längerer Zeit hier eine Sieglinde von stimmlich und darstellerisch gleich großem Werte als Grft- leistung bot. Ihre gestrige Elisabeth stand leider hinter jener Sieglinde wesentlich zurück, wenn isie auch an sich noch sehr'schätzenswert war. Tie Stimme von >Frl. Wolf trug, vielleicht unter vem hemmenden Einfluß einer Indisposi tion nicht recht, der Ton quoll schon bei der Hallenbegrüß ung nicht so frei hervor, wie es wünschenswert gewesen wäre, vielmehr schien es, als ob die Künstlerin mit An strengung singe. Deshalb sei heute mit einem eingehen den Urteil noch zurückgehalten bis nach ihrer zweiten Gast rolle, «der Aida, die für ihr Engagement entscheidend sein dürfte. Darstellerisch siel Vie Farblosigkeit der Leistung umsomehr auf, als der Gästin in dem Tannhäuser des Abends eine Persönlichkeit zur Seite stand, die je länger je mehr die Aufmerksamkeit des Hörers und Zuschauers auf sich zog. Herr Kirchhoff von 'der Berliner Hofoper war es, der dem Abend den Stempel seiner Künstlerschaft aufdrückte. Ich habe, offen sei's gestanden, einen solchen Tannhäuser noch nie gefunden — es war ein Ereignis, ein Erlebnis, der ausübende Künstler erhob sich ebenbürtig zur Höhe des Schaffenden, weil er aus sich heraus zu gestal ten, die Bühnenfigur mit echtem, leidenschaftlichen Leben zu erfüllen wußte. Herr Kirchhoff, der vor nicht zu langer Zeit noch Dragoneroffizier in Metz war, und einem glück lichen Zufall seine Entdeckung verdankte, besitzt einen Te ¬ nor von Heller, an italienische Stimmen erinnernder Fär bung, der leicht anspricht und «sich mühelos in 'der höchsten Lage be.vegt, dabei vortrefflich geschult und frei von allen störenden Tonbildungsfehlern ist. Anfangs ist man geneigt die Stimme für eine lyrnche zu halten, zumal da der Sän ger den ganzen ersten Akt sehr zart anlegte und fast vorsill>- tig sang. Aber im zweiten entpuppte er «sich als ein echter Heldentenor voll Glanz und Leuchtkraft, Feuer und Wärme. Aber der Schwerpunkt lag doch in der darstelleri schen Leistung. Ein edles Antlitz, das alle inneren Reg ungen ohne mimischeUebertreibungen widerspiegelt, schöne, bezeichnende Gesten verraten echt? Bühnenbegabung und die ganze Darstellung bekundet, daß der Künstler seine Rolle in tiefster Seele miterlebt. Wie die stolze Sicghaftig- keit zu (Beginn des 2. Aktes seine Liebe kundtat, wie er zu Anfang des Sängerwettstreits als hoffnungsreicher Lie bender auftrat, dann von der Erinnerung an Venus wie von einem Rausch ergriffen wurde, wie er während der Gesänge Wolframs, Walthers und Biterolfs sich kaum hal ten konnte und endlich sein frevelndes 'Venuslied wie gei stesabwesend hinausschmetterte; wie er dann 'durch Elisa beths Aufschrei aus seinem Wahn erwachte und in sich zu sammenbrach — das war unbeschreiblich wahr und hinrei ßend, atemraubend. Wenn wir diesen Künstler gewännen! Es wäre das Ende unserer Tenorsorgen! Neben ihm ver blaßten Vie andern Herrschaften zu bloßen Kostümfiguren, nur Frl. Seebe wurde als Venus im ersten Akt von ihm fortgerissen. Jedenfalls lvar dieser Tannhäuser Kirchhoffs höchster Bewunderung wert. Möchten wir den Künstler, der für alle seine Kollegen vorbildlich wirken kann, noch oft bei uns als Gast sehen, wenn es nicht möglich sein sollte, ihn dauernd zu fesseln. Das Volkskirchen-Konzert, des Bachvereins, das am Sonnabend nachm. in der Kreuzkirche stattfand, gestal tete sich unter der stilsicheren und lebendigen Leitung von Prof. Otto Richter zu einer wunderschönen musikali schen Vorfeier des Reformationsfeftes. Prachtvoll spielte Bernhard Psannstiehl Präludium und Fuge C- dur von Bach sowie die herrliche Choralfantasie „Ein feste Burg" von Reger. Die Bach'sche Kantate „Es erhub sich ein Streit", die man selten hört, wurde sehr verdienstlich aufgeführt, steht aber an musikalischem Gesamtwert doch hinter desselben Altmeisters Kantate „Ein feste Burg" zu rück, die wieder hinreißend und begeistert wirkte. Die Ta rnen ErikaWedekind und MarieAlberti sowie Herr Emil Pinks (Tenor) boten sehr schöne solistische Gesangsleistungen, während Herr Karl Bemmann noch nicht als konzertrei^er Sänger gelten kann. Kreuzchor und Bachverein stellten einenGesamtchor von Wucht, Kraft, Tonfülle und Biegsamkeit, das durch Mitglieder des Allge meinen Musikevoereins verstärkte Bachorchester hielt sich vortrefflich und Herr Dr. Chitz führte den Cembalopart mit Geschmack aus. Die Kirche war ganz gefüllt und wahre Feststimmung herrschte unter den Hörern. F. A. G. * Kg l. K o nse rv a to r i um. In dem 1. Abonne mentskonzert am Donnerstag den 7. Nov. im Wereinshaus wird die Rhapsodie für Altsolo, Männerchor und Orchester von Brahms zum, Vortrag gelangen. Das Solo singt Frl. Dahmen. Die Kölnische Volkszeituug schreibt über diese Künstlerin: „Eines herzlichen Erfolges hatte sich Frl. Charlotte Dahmen zu erfreuen. Ihre Stimme ist für die Rhapsodie wie geschaffen: dunkel und warm. Der Vortrag war verinnerlicht, überzeugend, packend." — Als Solist wirkt noch der Violinvirtuos Herr Adrian Rappoldi mit. Eintrittskarten im Kgl. Konservatorium, Landhausstr. 11, 2. Etage. * Die beliebten Wiener Tanzkünstlerinnen Elsa und Berta Wiesenthal kehren, wie bereits mitgeteilt, am 31. Oktober (Reformationsfest) wieder bei uns ein, um wie alljährlich ihren erfolgreichen Tanzabend zu veranstalten. Er kann dieses Mal infolge der getroffe-