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MchsMx Dienstag, o<n 2v. Januar Nr. 21 1926 «°t- ,- »—d« m- d- St°dti«a« Mas««ktz. Eoschwttz, Weth« Slrs^^ vtllnttz. wethig »«rwaltm,,^«,»»») der «emeind«, wach. «». «teLeepoyrttz, Sosterw««. »chSafeld, sowt« der ,mt»Hauptmann,chast Dre.de» Admiral v. Twiha gegen Dittmann Die Wahrheit über die Marine Arout »ar i» äußerste» Riage» »>d aas rcihteu Flügel ans das äußerste ae- iahroet. Der Flotteuvorftoß ging -ahm, diesen rechten Flügel ,u decken. Di« Regierungserklärung wird in der heutigen Reichstagssitzung nachmittag 2 Uhr vom Reichskanzler Dr. Luther abgegeben werden. Im Anschluß daran werden die Fraktionen zusammen treten, um sich über die Frage des Billi gungsvotums schlüssig zu werden. Am Mittwoch wird dann die politische Aus sprache beginnen, für die drei Tage in Aussicht genommen sind. Man rechnet da mit, daß am Freitag die Abstimmung er folgen kann. Wer stimmt gegen die Regierung? Bisher sind Mißtrauensvoten von der höllischen und der kommunistischen Frak tion angekündigt worden. Die Deutsch nationalen und die Sozialdemokraten, so wie die Wirtschaftliche Bereinigung machen ihre Stellungnahme von dem In halt der Regierungserklärung abhängig. Oer Fall Geßler erledigt Die heute beginnenden parlamenta rischen Auseinandersetzungen haben be reits. ihre Schatten vorausgeworfcn, denn die Kämpfe im Untersuchungsausschuß des Reichstages über die Marinemcuterei und die bedeutsamen öffentlichen Reden ver schiedener politischer Persönlichkeiten bil den tatsächlich den Auftakt zu der Reichstagsdebatte, die aller Voraussicht nach sehr scharfe For men annchmen wird. Am Sonntag hat RcichSwehrminister Dr. Geßler vor dem demokratischen Parteiausschuß gesprochen. Sein Erscheinen auf dieser Tagung war für die Teilnehmer völlig überraschend, und so kam cs, daß in demselben Augen blick, wo sich der linke Flügel anschickte, an der Politik Geßlers schärfste Kritik zu üben, eine plötzliche Wendung zugun sten Geßlers eintrat. Der Minister hat sich mit seinen Gegnern sehr geschickt aus- einandergesctzt, indem er zu den verschie denen politischen Fragen Stellung nahm und ohne weiteres die Mehrheit der Ta gungsteilnehmer für sich gewann. Allge mein besteht in parlamentarischen Kreisen der Eindruck, daß die politische Position Geßlers in der demokratischen Partei eine erhebliche Festigung erfahren hat, so daß die Sozialdemokratie, die in den letzten Tagen besonders scharfe Angriffe gegen ihn gerichtet hat, nunmehr keinen Rück halt bei den Mittelparteien erwarten darf. Der Fall Geßler, dessen Aufrollung man angekündigt hatte, wird demnach ohne weiteres im Sande verlausen. Reinhold will -urchgreifen Wie verlautet, ist der neue Reichs- finanzminister Dr. Reinhold entschlossen, die Reichsfinanzpokitik einer gründlichen Revision zu unterziehen, und im Hinblick auf die Bedürfnisse der Wirtschaft eine Vereinfachung und Erleichterung des gan zen Steuerverfahrens durchzuftthren. Er bat bereits mit den führenden Wirtschafts kreisen Fühlung genommen und es heißt, er werde sich bei der Aufstellung seines Programms sehr eng an die Forderungen der Wirtschaftsverbände anlehnen, die be kanntlich erst kürzlich sehr energisch ver. langt haben, die öffentlichen StaatSaus- gaben in möglichst großem Umfange herab zusetzen, um durch entsprechende Sparmaß nahmen Steuererleichterungen für die deutsche Wirtschaft zu schaffen. Man darf Oer Flottenvorstoß hätte die Front entlastet In der gestrigen Sitzung des Unter suchungsausschusses wurde Admiral v. Trotha als AuSkunftSperson vernommen. v. Trotha wandte sich gegen die Darlegun gen des Abgeordneten Dittmann, daß die Mannschaften an Bord keinen vollen Urlaub bekämen. Die Vorwürfe müßen daher in die ser Angelegenheit zurückgewiesen werden und ebenso bezüglich der Härte der Strafen. Tat sächlich haben sich die Bestrafungen im Kriege gegenüber der FricdcnSzahl vermindert. Un- botmäßigkeiten sind immer vorgekommcn auf Schiffen, deren Besatzung in engster Beziehung mit der Not und mit dem politischen Streit der Zivilbevölkerung kam. Einen für uns alle gan- anderen Eindruck bekamen die Dinge aber mit dem Aufmarsch der Besatzung von Prinz Luitpold. Es wurde die Ansprache bekannt, die Köbes an die Leute gehalten hatte und in der er erklärte: „Die Heizerwache hat uns eigent lich einen schlechten Streich gespielt, denn in 14 Tagen oder drei Wochen wollten wir zu einem großen Schlage ausholen." Schon das allein ist Aufruhr. Ich komme nun auf den Flottenvorstoß. Ich wurde Chef deS Stabes, wenige Tage nach dem Admiral Scheer die Flotte übernommen hatte. Nicht lange nachher kam der Kaiser nach Wilhelmshaven, und dort entwickelte Admiral Scheer in einem Vorträge, wie er sich den Ein satz der Flotte denke. Er wollte durch zunächst kleine und dann immer wcitergehende Vor stöße die Basis schaffen um später durch ein heitliche große Unternehmungen bis zu einem Vorstoß an die englische Flotte zu kommen. Der Schluß des Vortrages war, daß der oberste Kriegsherr seine Zustimmung gab und nur zur Voraussetzung machte, daß wir einen Kampf mit der englischen Hauptmacht nur unter gün stigen Bedingungn etngehen sollten. Unmöglich konnte vor jedem Kampfvorstoß erst im Großen Hauptquartier in Spa angefragt werden. Die Westfront war in schwerster Bedräng- nis im Znrückgehen, Flandern und die flandrische Küste waren geräumt. Die daher gespannt sein, ob sich die Absichten des Finanzministcrs bereits aus der For mulierung des RcgicrungSprvgramms er kennen lassen. Ein Regierungsentwurf zur Wahlrechtsreform Aus gutunterrichteter Quelle hören wir. daß im Reichsinnenministerium für die Re form des Wahlrechts ein neuer Entwurf ausgearbeitet wird, für den die Vorarbeiten bereits geleistet werden. Die Regierung scheint zu beabsichtigen, das Wahlalter nur wenig heraufzusehen, um die verfassungs mäßige Unterstützung der Parteien zu er langen. ES wird wahrscheinlich das 21. Le bensjahr vorgeschlagen werden. In den Re gierungskreisen begrüßt man besonders leb haft die Schaffung der Möglichkeit von Nach wahlen in einzelnen Wahlkreisen, die von Fall zu Fall ein besonders wirksames Stim mungsbarometer für die Volksstimmung dar- stellen würbe. Kölns Räumung Riederholung der englischen Flagge am 80. Januar. Das Kölner Presseamt teilt mit, daß die britische Flagge am großen Hauptquar tier am 30. Januar, nachmittags 3 Uhr, eingeholt wird und damit gleichzeitig die Mit dem Stören einer englischen Vorstoßes "Er Küste aus konnte eine ganz gewaltige Entlastung unserer Front etntreten. Mit einem solchen Vorstoß wurde der ringenden Front geholfen und Tausenden der dort Sämp- ^nden das Leben gerettet. Die Dispositionen ocs Feindes wurden damit über den Haufen geworfen und darauf kommt es im Kriege doch an. So hatten wir die Pflicht diesen Vorstoß tn die feindlichen Verbindungswege hinein mit allen möglichen Mitteln zu betreiben. Ich kann keinen anderen Ausdruck finden, als daß NH noch niemals im Kriege ein so stark und sicher vorbereitete- Unternehmen hätte durch führen lassen. Nunmehr sagt der Sachverständige General v. Kuhl auS: Vom Standpunkt deS Heeres aus muß ich diese Ausführungen ergänzen. Wenn ein Flot tenvorstoß gekommen wäre, so wäre das sür uns eine außerordentlich große Beruhigung und Entlastung gewesen. Die politische Lage wäre meiner Ansicht nach nicht verschlechtert worden, denn je mehr wir uns widerstandS- nnfähig zeigten, um so schlechter wurden wir behandelt. Abg. BrüninghaoS stellt fest, daß nach den Ausführungen deS Ad mirals v. Trotha die Flotte noch nie so stark gewesen sei, als tn dem Augenblick, an dem der Vorstoß geplant war. Es sei festgcstellt worden, daß das Kabinett deS Prinzen Max damit einver standen war, daß die Flotte entsprechend ihrem Charakter als Kampfmittel so ein gesetzt werden sollte, wie es der Oberste» Kriegslcitnvg als richtig erscheine» würde. Sachverständiger Prof. Delbrück stellt sich auf den Standpunkt, es wäre bester gewesen, die ganze Flotte wäre in den Grund geschossen worden, als daß sie sich so ergeben habe, wie dies nachher geschah. Die nächste interne Sitzung findet morgen statt: eine neue öffent liche Sitzung voraussichtlich erst tn 14 Tagen. letzten britischen Truppen Köln verlassen. Nach diesem Vorgang ist jedoch Köln und die übrige erste Zone noch nicht als unbe setztes Gebiet zu betrachten, so daß also die Ordonnanzen der hohen interalliierten Rheinlandkommission vorläufig noch in Kraft bleiben. Ter Zeitpunkt, von wel chem Tage an die erste Zone und damit auch Köln als unbesetztes Gebiet anzu sehen sind, bestimmt der Ausschuß des Bot- schasterrats in Paris. Südtirols Italiemsierung Ein königliches Dekret vom 17. Januar, das fetzt veröffentlicht wurde, bestimmt, daß in den Elementarschulen der nenen italienischen Provinzen, die nicht vollstän dig italienisiert sind, kein Schüler in eine höhere Klasse versetzt werden kann, wenn er nicht ein Eramen in -er italienischen Sprache besteht. , Keine beut scher» Stationsuamen mehr. Wie die Innsbrucker Nachrichten mel den, ist durch ein Dekret die deutsche Nen nung der Eisenbahnstationen in Südtirol verboten und die sofortige Entfernung der deutschen Namentafeln anaeordnet worden. DaS Ausrufen von deutschen StationSname« hat zu unterbleibe». Oie deutsche Handelsbilanz Die finanziellen Nöte der deutschen Wirt schaft sind zum großen Teil auch auf die Passivität der deutschen Handelsbilanz zurüchuführen, die leider seit den letzten Jahren trotz großer Anstrengungen nicht beseitigt werden konnten. Im Dezember ist es endlich gelungen, eine Besserung der deutschen Handelsbilanz herbeizuführen, und zwar wird gemeldet, daß die Handelsbilanz zum ersten Male seit August 1924 aktiv gewesen sein soll. Der Ausfuhrüberschuß im Dezember betrug insgesamt 34 Mil lionen Mark, im freien Warenverkehr 36 Millionen Mark. Aber diese Tatsache dürfte bedauerlicher weise nicht einmal ein Zeichen der Besserung sein, sondern sie ist eher eine Folge der katastrophalen Armut Deutschlands, das jetzt nicht mehr in der Lage ist, auf dem ausländischen Markt als Käufer aufzu- treten. Es ist überdies zurzeit auch noch nicht zu übersehen, inwieweit etwa eine Ver besserung des deutschen Exportes nach dem Auslande eintreten kann, da noch immer die Ausfuhrmöglichkeiten sehr gering erscheinen. Nach der amtlichen Stasistik beruht die Besserung der deutschen Handelsbilanz nicht auf der Steigerung des Ervortes, sonder» nur an der Abnahme der Einfuhr fremder Erzeugnisse nach Deutschland. Für das Ge samtjahr 1925 gestaltet sich die Handels bilanz insofern recht ungünstig, als der Ueber- schuß der Einfuhr fremder Waren nach Deutschland gegenüber der Ausfuhr deut- scher Waren nach dem Auslande sich auf rund 4,3 Milliarden Mark gestellt hat. Mit anderen Worten: das deutsche Volk hat 4,3 Milliarden Goldmark mehr an das Ausland gezahlt, als es im Güteraustausch für fein- eigenen Erzeugnisse eingenom men hat. Dieses erschreckende Mißverhält nis ist hauptsächlich dadurch entstanden, daß im vergangenen Jahre sehr viele auslän dische Automobile in Deutschland angekauft worden sind. Auch an schlechten amerika nischen Filmen kommt noch so außerordent lich viel nach Deutschland herein, daß man sich nicht wundern darf, wenn Deutschland unter solchen Umständen eine ungünstige Handelsbilanz aufzuroeisen hat. Sehr nachteilig sind schließlich die viele» Auslandsreisen Deutscher nach Italien, das im letzten Sommer und Frühherbst sehr viele deutsche Staatsbürger beherbergt hat, die der italienischen Fremdenindustri« Hunderte von Millionen Goldmark ernge- bracht haben. In Zeiten wirtschaftlichen Aufstieges konnte man hieraus niemandem einen Vorwurf machen, aber es ist auf das entschiedenste zu tadeln, wenn ein derartiger Aufwand in Zeiten der Not und des allge meinen Elends getrieben wird, ganz abge sehen davon, daß die gemeine Bedrückung der Südtiroler durch den Faschismus jeden anständigen Deutschen davon adhalten sollte, sein gutes Geld nach Italien zu schaffen. Besonders verwerflich ist die Epidemie der Jtalienreise dadurch geworden, daß die deutschen Bäder und Kurorte gerade im letzten Sommer unter dem schwachen Besuch besonders schwer zu leiden hatten. Was die Lebens mitte lein fuhr »ach Deutschland anlangt, so ist der Stand des Getreideimports durchaus normal. Sieht man von der Weizeneinfuhr, die bedauer licherweise sehr überhand genommen hat, ab, so würde sich daraus noch keine un günstige Gestaltung der deutschen Handels bilanz ergebe« können. Nachdem man ab«