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Montag, 0en 2. August 1926 Ar. 121 Erscheint täglich mit des Äetlagerr: Amtt. Fremd«. Ilußeitunben, Aus alter and neuer Zett, Medev-Aett« «onatl.Mr.1.90, durch biepost oha« Zustellgebühr mon Krieg, Streits usw. bat der Bezieher kein« Anspruch « Zeitung ob. Rackzahl. d. Lesegeldes. Druck: Clemens L Sei unverl. elngesandt. Manuskripten ist Rückporto bei Zernspr. aufgegeb. werd«, tdnn. wir eine Verantwort. »e Petit-Züle mtt 20 Soldpfeaaiaeu berechnet, Reklamen die 4 gespaltene Zeil« p« ». Reklamen mit plahvorichrist« und schwierigen Satzarten werben mit «L chlog berechnet. Schluß der Anzeigenannahme vorm. tt tlhr. Für das Erschein« Anzeigen an bestimmten Tag« oder Plätzen, sowie für telephonische Aufträge wir» k Gewähr geleistet. Insertionsbeträge sind sofort bei Erschein« der Anzeige fällig, späterer Zahlung wird der am Tage der Zahlung gültige Zeilenpreis in Anre i nung acht. Rabattanspruch erlischt: b. derspät. Zahlung, Mage ob. Konkurs d. Auftraggebers. mit L-schwitzer Anzeiger s>-K»>ch Ta-«sr«i<m»s für das --Ilche Dresden «ad feine Dorarir. Dt-l-s «la« «ntkiUt die amtliche« »eNanntmachungen de» Rate» zu Dresden für die Stadtteile Llasewitz, LaschmÜl. Weitz« Strich. A wii» NtedervovviL Lotterwitz. Pillnitz, Weißig und Schönfeld, sowie der umisyauptmannschafl Dresden. Vertag: arbaau.r^bdrmi«t Hana«» V«y«r e V«sd««-«-»ch. - V««t»oMch » Lot««« Tarl Drach«, Ur d« a»rtg« Inhatt Suge« »eruer, beide i» vreoden. Auftakt zur Kolonial-rbattr Der Kall Kölling in Magdeburg: Einleitung eines Oiszip!inan>erfahrens - Furchtbares Flugzeugunglück in Württemberg; S Tote, S Verletzte - Verschärfter pariser Kampf gegen Elsaß-Lothringen - poincare auf der Anleihesuche - Der Kulturkampf in Mexiko führt bereits zu Ausschreitungen, Zusammenstößen und Verhastungen MW Skl MWl MMItllWS Dreder ein Vorschlag auf Revision des Oawes-Planes Aus Neuyork wird gemeldet: Die Jn- ternational Chamber of Commerce hat einen Entwurf für eine Revision des Da- wesplanes ausgearbeitet, welche dann einsetzen soll, wenn im Jahr 1928 die kri tische Phase des Daewsplancs eintritt. Nach diesem Vorschlag würden die Bereinigten Staaten Deutschland eine neue Anleibe zum Zwecke der Beschaffung von Roh materialien gewähren, Lie zur Herstellung von Fertigwaren, in erster Linie Maschinen, verwendet wer den sollen. Diese sollen bann an Frank reich geliefert werden und in den franzö sischen Kolonien sowie im Mutterlande bei neu zu gründenden Unternehmungen, die koloniale Rohstoffe verarbeiten, Ver- ' "ndung finden sollen. Die Aktien dieser - .iternehmungen sollen auf ben Markt gebracht werden, so daß Frankreich dadurch Bargeld erhalten könne. Auf diese Weise hofft man der Arbeits losigkeit sowohl in Deutschland wie in Frankreich zu begegnen. Anfangserfolg -es Ruffenkredits Nach einer Erklärung der russischen Handelsvertretungen sind auf Grund des Kreditabkommens zwischen -en deutschen Banken und der russischen Regierung bis her Geschäftsabschlüsse in Höhe von etwa 40 Millionen Mark getätigt worden. Da von entfallen 14 Millionen auf Werkzeug maschinen, 3 Millionen auf elektrische Ar tikel, die übrige Summe dient großen tech nischen Projekten. Ein neuer Aufruf Wirihs Reichskanzler a. D. Dr. Wirth veröffent licht im Berliner Tageblatt einen neuen Auf ruf unter der Ueberschrift Wege zur republi kanischen Anion. Er stellt einleitend fest, daß sein erster Mahnruf ein starkes Echo gefunden habe. Der Reichstag sei zur Auf lösung reif. Seine erste Pflicht sei es gewe sen, Schaffung, Stärkung und Vertiefung der sozialrepublikanischen Bewegung im Zentrum anzustreben. Aeber ernste Konflikte hinweg habe die Bewegung Boden gewonnen. Er sei sich klar über die Verpflichtung, nunmehr weiterzugehen und der deutschen Republik möglichst viele Streiter und Mitarbeiter aus den Weimarer Parteien zuzuführen. Kälte, Gleichgültigkeit, ja Abneigung und Feind schaft drohe die entschiedenen Anhänger der deutschen Republik zu erfassen, wenn die poli tische Führung versage; dazu komme die wirt schaftliche Not. Dr. Wirth erklärt, daß niemand um seine Partei besorgt zu sein brauche. Om Gegen teil, das Parteimäßige werde von ihm und seinen Anhängern durchaus im Sinne eines organisierten lebendigen Dienstes an der Ge meinschaft bejaht. In Hamburg hat die Kolonialwoche be gonnen, deren diesmalige Tagung ange sichts der aktuellen Bedeutung des ganzen Kolonialproblems das denkbar größte Interesse der politischen Öffentlichkeit des In- und Auslandes finden wird. Je näher der Termin des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund heranrückt, um so lebhaf ter wird der Wunsch, vor der ganzen Welt die Forderung Deutschlands auf koloniale Gleichberechtigung die die Reichsregierung in der letzten Zeit in zahlreichen Kundgebungen erhoben hat, auf das nachdrücklichste zu betonen. Dazu sind jetzt in erster Linie die deutschen Kolo nialkreise berufen, die auf ihrer Ham burger Tagung eine großzügige Demonstration für den deutschen Aonialgedanken veranstalten wollen und die sich darin mit allen großen maßgebenden Parteien des Reichstages und insbesondere mit dem ge samten Reichskabinett in voller Ueberein stimmung befinden. Die Reichsregierung kann natürlich im ge genwärtigen Augenblick nicht daran denken, Flaggenzwischenfall auf dem Deutschen Studententag Bei der Begrüßungsfeier des Deutschen Studententages in Bonn kam es zu einem Zwischenfall. Die Deutsche Studentenschaft hatte schwarz-weiß-rote Fahnen und die Bonner Studentenschaft schwarz-rot-goldene Fahnen gewünscht. Vor Beginn des Be grüßungsabends wurden beide Flaggen aufgezogen. Als der erste Marsch erklang, wurde das Seil, an dem die Flaggen befestigt waren, abgeschnitten. Da die schwarz-weiß- rote Fahne nicht wieder aufgezogen wurde, verliehen alle Studenten, mit Ausnahme der dem republikanischen Studentenkartell ange- höreuden, den Saal. Die Begrüßungsfeier wurde trotzdem fortgesetzt. Die im Vorraume befindlichen Studenten kehrten wieder in den Saal zurück, um die Rede des Vorsitzenden der Deutschen Studentenschaft anzuhören. Nach der Rede verließen alle Studenten, mit Ausnahme der republikanisch eingestell ten, wieder den Saal. Verschärfung der Gegensätze. Nachdem der Deutsche Studententag durch den Flaggenstreit am Sonnabend eine uner freuliche Eröffnung erfahren hatte, gab es in der Vollsitzung am Sonntag einen neuen Zwischenfall. Mit großer Mehrheit wurden zwei Anträge angenommen des Inhaltes: Der Deutsche Studententag mißbilligt auf das schärfste das Vorgehen des Vorsitzenden der Donner Studentenschaft. Er sieht in dem gewaltsamen cherunterholen der beiden Fah nen «me Entehrung des Andenkens der ge- fallenen Kommilitonen. Die Donner Vertreter zogen sich hierauf von ^n Verhandlungen zurück und verliehen den Saal. durch ein offenes Hervortreten auf der Ham burger Kolonialtagung ihrer politischen Ini tiative vorzugreifen, die sie innerhalb des Völkerbundes zu entfalten beabsichtigt. Trotz dem verfolgt sie die Hamburger Tagung mit großer Aufmerksamkeit, weil sie als spontane Kundgebung der interessierten Volkskreise ge eignet ist, der neuen deutschen Kolonialvolitik den Boden vorznbereiten. Notwendig ist allerdings dabei, die Abgren zung der verschiedenen Begriffe rein ideeller Ziele von der realpolitischen Bedeutung der Kolonialfrage innerhalb der deutschen Völ kerbundpolitik. Der Standpunkt der Reichsregierung geht dahin, daß Deutschland bereits Mitglied des Völkerbundes sein muß, wenn es mit dem Antrag hervortritt, auf seine früheren Kolonien Völker bundsmandate zu erhalten. Ob diese Auffassung der Reichsregierung überall geteilt wird, ist eine andere Frage, die jetzt hier nicht zur Erörterung steht. Sie hätte aufgerollt werden müssen, bevor das deutsche Zulassungsgesuch ergangen ist, aber auch damals wäre ein solches Verfahren auf unüberwindliche Schwierigkeiten gestoßen. Schrecklicher Abschluß einer Ilugveranstaliung Aus Heidenheim wird gemeldet: Die Flugveranstaltung des Landesverbandes von Württemberg endete nach kurzen Flugvorsührungen mit einem furchtbaren Unglück. Heinkel D 722 mit dem Jung flieger Drechsel flog beim Landen zu kurz an den Platz. Der Versuch, erneut durch Antrieb des Motors zn steigen, mißlang, da das Flugzeug absackte. Das Flugzeug erfaßte dabei die Bretterwand des Platzes und drängte gegen die Barriere und die dahinterstehenden Zuschauer. Durch die Propeller, die brechenden Planken und das Schleifen des Flugzeuges wurden fünf Personen tödlich, sieben Personen und der Flieger leichter verletzt. Die anwesenden Aerzte leisteten die erste Hilfe. Das Flug- zeng, das am Endlauf umkippte, wurde zertrümmert. (W. T. B.) Ausnahmegesetze gegen die Heimatbewegung In der Kammersitzung hat der franzö sische Justizminister einen Gesetzentwurf unterbreitet, der nach dem „Echo de Paris" bezweckt, Sie Propaganda zu unterdrücken, die darauf ansgeht, einen Teil des fran zösischen Gebietes der Autorität der fran zösischen Regierung zu entziehen. Der Gesetzentwurf richtet sich in erster Linie ge gen die elsässische Autonomiebewegung, zu deren gewaltsamen Unterdrückung sich die französische Regierung mit diesem Gesetz eine Handhabe schaffen will. Ein iniereffantes Experiment sGemeiusame französisch-belgische Frankenstützung.) Die Währungskrise, die der Frank jetzt durchzumachen hat, ist nicht die einzige in Europa. Fast alle lateinischen Wäh rungen — vielleicht mit Ausnahme der spanischen — sind von ihr betroffen. Eine Zeitlang schien es, als ob die Kurskurve der lateinischen Währung für Frankreich, Italien und Belgien die gleiche sei. Erst als der französische Frank seinen gro ßen Kurssturz begann, gingen die Kurs bewegungen der einzelnen Valuten stark auseinander: zuerst überflügelte der französische Frank die italienische Lira und dann sogar den belgischen Franken. Während es Italien gelungen ist, den Sturz seiner Währung wenigstens vor-, läufig aufzuhalten, waren alle Versuche in Belgien und Frankreich bisher ver geblich. Infolge der ziemlich gleichförmigen Be wegung der lateinischen Valuten lag der Gedanke nahe, eine gemeinsame Ak tion zur Stützung der Währungen einzu leiten. Bekanntlich wurde unter der Fi nanzministerschaft von P<§ret des öfteren davon gesprochen, die Stabilisierung des französischen Franken gemeinsam mit Italien und Belgien zu versuchen. Wes halb dieser Gedanke wieder aufgegeben wurde, ist nicht ganz klar. Möglicher weise fürchtete jedes Land, daß es seine fi nanzielle Bewegungsfreiheit bei einer internationalen Aktion für die Wäh rungsstützung einbüßen würde. Als dann die Kursdifferenz zwischen den ein zelnen Valuten größer und größer wurde, verstand cs sich von selbst, daß der Ge danke eines Zusammenwirkens fallen ge lassen wurde. Es ist überdies fraglich, ob z. B. die französischen und italienischen Interessen bei gemeinsamer Währungs stabilisierung hätten in Einklang gebracht lverden können. Die wirtschaftlichen Vor aussetzungen sind bei beiden Ländern so verschieden, daß ein Erfolg gemeinsamer Stabilisierungsmaßnahmen zum min desten zweifelhaft gewesen wäre. Anders liegen jedoch die Verhältnisse bei einer gemeinsamen Stabilisierung der belgischen und französischen Währung. Erstens sind die Erfolgsaussichten grö ßer, wenn in die Kooperation nur zwei statt drei Staaten einbezogen sind, und zweitens sind die wirtschaftlichen und fi nanzpolitischen Voraussetzungen in Bel gien nicht sehr von denen in Frankreich verschieden. Außerdem ist die Kurs differenz verhältnismäßig gering. Es scheint infolgedessen, als ob man den alten Plan gemeinsamen Vorgehens in der Währungsreform sowohl in Belgien wie in Frankreich wieder ausgenommen hat. Für Belgien liegt allerdings zunächst äußerlich kein triftiger Grund vor, sich währungspolitisch enger an Frankreich anzuschließen. Es ist ihm mit einiger Mühe gelungen, den Kurs des Franken wenigstens vorläufig ungefähr zu halten, wenn auch die diktatorischen Maß- nahmen der belgischen Regierung auf die Dauer wenig erfolgversprechend sind. An dererseits verlockt die Entwicklung der Währungsverhältnisse in Frankreich nicht