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Sawmwe ! AWlW->«lwMc " """ mit Loschwiher Anzeiger Tageszeitung für das östliche Dresden u. seine Vororte Die er Blatt ent Slt öle amtlichen Bekanntmachungen des Rate» -u Dresden für die Stadtteile Blesewitz, Voschwitz, Weiher Hirsch, Bühlau, Rochwitz und Laubegast (II. und III. Vermaitungsbezirk) der Gemeinden Wach witz, Niederpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, Weitzig und Schönfeld, sowie der Amtshauptmannschaften Dresden-A. und Dresden-A. Derlei t-tbqa^Buchdruckerei vnt> Vo-lagsanstatt Hamann Beyer e <lo, Dreed«PÄ<<»stt»itz. - Verantwortlich: »«««« »erner vree-en. 6rsckr!nt täglich ml« ver Scilaqe .Agrar.Ä .rle' und Am», Nur- und Fremdrnltste. Bezugspreis: Monatlich M. 8/y.-. cncher Zusiellgel'lchr, bei den t rntjchsu Doskanstnlten M. 820.-. (Lin-elvr>kaufsprels: M. 40.-. Für Fo.lc höherer Gewalt, Krieg, Sireikä asm. hat der Deziegcr feinen Anspruch aus Lieferung bezw. Nach- lieserung der Zeitung oder aus Rüu>ch!.!-' t:<t -r,-^grtdeo. Onick: «tlrmens Landgraf Nachfl., Dresden. Freital. 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Die heutige Sitzung h.r Konscrcnz, die 3,15 Ubr begonnen hatte, wurde uni 5,15 Uhr mtterbroch.'n. Der eiste Teil der Sitzung war aussch'ieh.ich mit der ei na cf-enden Kritik Poincar^s am britischen P!an ansgesül't. Nach der Pause bat die Konferenz die Llerhandlungen init Ansfüh- rungcn des belgischen Ministerpräsidenten 2? cunis über den belgischen Standpunkt wie drr aufgenomimn. Im Anschiutz daran ent wickelte ein italienischer Vertreter die Auf. fasiung seiner Negierung. Die Sitzung rour- de 7,25 Ubr geschlossen. Die nächste Ätzung wurde auf Donnerstag nachmittags 3 Uhr an beraumt. Paris, 3. Ian. In der heutigen Sitzung erhob Poincarä gegen den englischen Plan folgende Einwände: Das von der englischen Negierung unter dem Titel „Plan einer allgemeinen Regel,mg der Re parationen und der interal si'erten Schulden" überr-sickte Dnkmn-i't sei in seiner Gesamtheit eine Abänderung des Friedensvertrages P»inrarö sprach zunächst von der Abände rung des Londoner Zahlungsplanes. Die N'parationsfommisiion allein habe zu be stimmen, wann und unter welchen Bedingun gen die Schgtzbands der Serie 6 ansgegeben werden sollen. Der englische Vorschlag setzt dl> deutsche Schuld aus z'.vei Teilen, erneu, festen und einem veränderlichen, zusammen. Die Abänderung könne nach zehn Jahren beginnen. Der zweite Teil der Schuld könne durch ein Schiedsgericht, das auch die deut sche Negierung verlange, vollkommen betei ligt werden: also nicht mehr die Alliierten hätten zu entscheiden, ob die deutsche Schuld herabgesetzt n>crdm solle. Auch die Repara tionskommission n>erd« ihrer Rechte entklei det. Die Uederwachung der deutschen Fi nanzen soll einem fremden Finanzrat unter stellt werden, besten Vorsitzender von Amts weaen der deutsche Finanzminister sei mit entscheidmder Stimme im Falle der Stim mengleichheit. Es sei kaum nötig, zu be merken, datz in einem solchen Rat Frankreich, Belgien und Italien mit 70 Prozent Anteil an der deutschen Schuld durch den deutschen Minister in die Minderet versetzt werden könnten. Poincars wandte sich dann gegen die im englischen Plan vorgesehene Verein heitlichung der Reparationszahlungen und der übrigen Vertragslasten. Die Entnahme der Ausgleichszahlungen von den deutschen Reparationsleistungen sei vertragswidrig, da sie unter Umständen den Reparationsanteil der Gläubigermächte nm 20 Prozent ver kürzen können. Mae die Vertragsbestim mungen über die Sachleistungen anlange, so sei im britischen Plane nicht nur keine Red« mehr von Anhang 3, 4 und 5 zu Teil 8 des Ertrages, sondern es werde auch in keiner Weise mehr auf die Verpflichkmgen Deutschlands anaekpielt, mit Vorrang vor jeder anderen Lieferung die als Ersatz für die Förderung der zerstörten Bergwerke be- stimmten Kohlen zu liefern. Poincarä be mängelte schlietzlich als vertragswidrig, datz der englische Entwurf Verhandlungen mit der deutsch n Regierung über die Natural- llelerungen vorsieht. Sämtliche Bestimmun gen des englischen Planes laufen also dem Frie>ensixrtrag ausgesproch.n zuwider. Die ser stelle nun aber eines jener Dokumente der. die man nach internationalem Rechte „ewige Verträge" nenne und die nicht ab geändert rvcrden könnten. Er sei von den Konzleicn sämtlichr Siqnatarmächte feier- lickst registriert und durch das französische P-rlamcmt ratifiziert worden. Der Ver sailler Vertrag habe also die Weihe eines feierlichen internationalen Aktes und damit den ganzen Wert erlangt, der sich mit die ser Bezeichnung verbinde. Er sei für Frank reich ein inneres Staatsgeseh geworden. Im Versailler Vertrag konnten Nenderungen nur in der gleichen Form vorgenommen werden, d. h. durch die registrierten und von den Parlamenten ratifizierten Unterschritten sämtlicher Signatarstaateu, nicht ater könne eine Konferenz sich darauf einla^sen, auch nur eine Zeile an einem derartigen In strument zu ändern. * Ucber die Rede Poincaräs in der Kon ferenzsitzung wird ergänzend gemeldet: Das britische Programm bezeichnete Potzzcaro als noch gefährlicher, wenn man die Erleich terungen in Betracht zieh«, mit denen sich Deutschland sehr rasch von seinen Schulden befreien könne. Augenblicklich habe Deutsch land keine äuh-re Schuld. Infolge des Zu sammenbruchs der Mark habe es seine in nere Schuld so herabgemindert, datz sie nur einige Milliarden Goldmark betrage. Beim nächsten Marksturz u*rde sie auf dem Null punkt aniangen. In einigen Jahren werde also Deutschland das einzige Land Europas sein, das keine inneren Schulden habe. Mit seiner wachsenden Bevölkerung, mit seiner intakten Industrie, mit seinen groben Boden reichtümern an Kohlen. Ho'z und Kali werde es gegenüber einem Frankreich dessen Be völkerung halb so stark sei. die Herrschaft Europas an sich reihen, während Frankreich die ungeheuren Lasten des Wiederaufbaues zu tragen habe. Die deutsche Vorherrschaft in Europa, die der Krieg zerstört habe, würde also auf diese Weist von den Alliier ten wieder aufgerichtet und befestigt. Poin- carö kritisierte alsdann die finanziellen Vor schläge des englischen Planes, aus dem sich ergebe, d H es genügen würde, uvnn am 31. De-embcr 1923 Deutschland 25 Milliar den Goldmark bezahle, um die Obligationen der ersten Serie zu tilgen. Das sei ungefähr das, was Dr Simons im März 1921 habe zugestebsn wollen. Auf diese Weile würde Frankreich also van den deutschen Repara tionen nur 10,4 Milliarden Goldmark er halten. Die rheinischen Sozialisten und Gewerkschaften gegen Poincares GewaltplSne. Darmstadt, 3. Ian. In einer Bespre chung zwischen Vertretern der Sozialdemo kratischen Partei und der freien Gewerkschaf ten des gesamten rheinischen Gebietes erklär- ten diese in einer einstimmigen Entschlietzung ihre unbedingte Ablehnung der Ansprüche des französischen Imperialismus auf das rheinische Wirtschaftsgebiet. Die arbeitenden Massen der Rheinländer würden sich gegen diesen nicht nur mit asten wirtschaftliche, politischen und geistigen Mitteln zur Wehr setzen, sondern würden sich auch niemals mit der Vergewaltigung der Rheinkmde abfin den. gusammentritt des deutschen Kabinetts. Berlin, 4. Januar. Da der Reichsreglerung drei Reparationsoorschkäge der Alliierten in offizieller Form vorliegen, ivird sie laut „Ber! Tgbl." heut« nachmittag in einer Kabinctts- sitzung zu den Plänen Stellung nehmen. Das Blatt teilt mit, datz nach der Auffassung in Ber liner parlamentarischen Kreisen der englische Plan die wirtschaftlichen Rücksichten nicht autzer acht lätzt und als Basis zu Besprechungen dienen könnte. Der französische Plan dagegen werd« als rein politisches Dokument angesehen, das keinerlei Grundlage zu Verhandlungen bieten könnte. Was die deutschen Vorschläge onde- trifft, so steht den Blättem zufolge noch nicht fest, ob und wann sie in Pari» übergeben »nd von Staatssekretär a. D- Bergmann vor , der Konferenz erläutert werden. Bisher liegt bei der deutschen Regierung noch keine offizielle Mitteilung vor, daß über das deutsche Gesuch, den Staatssekretär zu hören, von der Konferenz endgültig entschieden worden sei. Keine Riicktrlftsabstchten Lunor. Berlin, 3. Januar. Gegenüber den an der heutigen Berliner Börse auftretenden Gerüch ten von angeblichen Rücktrittsabsichten Dr. Cunos kann auf das bestimmteste versichert wer den, datz der Reichskanzler und das Kabinett unter keinen Umständen an einen Rücktritt den ken, vielmehr fest entschlossen sind, an den Richt linien, die der Reichskanzler in seiner Ham burger Rede festgelegt ha«, bis in alle Kons«, gurnzen fcstzuhalten. Amerikas Mißstimmung. Frankfurt a. M., 4. Januar. Der frank furter Zeitung" wird aus Washington gefunkt: Tnotz der unleugbaren Fortdauer der Sym pathien für Frankreich hat doch die Halsstar rige Halbing Poinrares den amerikanischen Wi- derzpruch gegen die offizielle französische Poli tik, deren Nachteile man fetzt auch hierzulande zu spüren lxminnt, nachhaltig verstärkt. Cs herrscht die Ansicht vor. dcch die öffentliche Meinung der ganzen Welt Frankreich nachgiebig stimmen mühte. Es ist sehr bezeichnend, das: selbst ei» so franzosenfreundliches Blatt wie die »New Bork Times" diese Feststellungen macht und sich ihnen anschlsttzt. Der nächste Staatsqerichtshof. Leipzig, 4. Ian. Der Staatsgerichls Hof zu in Schutze der Republik tritt zu sei ner nächsten öffentlichen Sitzung am 18. b. Mts. zusammen. Verlwnblungsgegenstanb bildet die Beschwerde des deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes gegen eine Reihe von Auflöslmgsvcrfügimggn, die von mehre ren Ministerien, u. a. von Thüringen, Hes sen, Hamburg. Braunschweig, ergangen sind. — Das gegen dm Korvettenkapitän a. D. Ehrhardt schwebende dstrfahren ist, wie milgeteilt wird, noch auf Anklage wegen Meineides und Verleitung zum Meineid ausgedehnt worden. M-emeinverbindlichkeil der Tarif- abkommen. Berlin. 4 Ian. Rach einem vom Reichs»rdntsminksterium dem Reichstag zu- gegangenen Gesetzentwurf über die Erklä rung der allgemeinen Verbindlichkeit von Tarifverträgen soN bei Abänderungen, die ausschlietzkich der Anpassung der geldlichen Leistungen an die Teuerungsverhältnisse gel ten, von der vorherigen Bekanntmachung rmd der Festsetzung einer Einspruchsfrist ab- gesehen werden können, wenn der Antrag von allen Vertragsparteien gestellt und von keiner Seite angefochten wird. Der Reichsindex. Berlin, 4. Januar. Di« Rvjchsinder- ziffer für Lebenshaltungskosten lErnährung. Heizung, Beleuchtung Wohnung und Beklei dung) ,st nach den Ermittlungen des Sta tistischen Reicksamtes im Durchschnitt des Monates Dezember auf 68 506 gegenüber 44 610 im Monat November gestiegen, wo mit für Dezember das 685facke der Vor kriegszeit in den Gelamtlcbensbaltungskoiten erreicht ist. Gegenüber dem Vormonat bo- trägt dje Steigerung 53P"/o. Berlin, 4. Ian. Die deutsche Regie- rung hat beschlossen, die am 30. August 1922 eingeführten Zuschläge zu den Aus- fuhrabgabesalzen wieder aufzulreben, da die Gkstehungskost<n der Waren indischen den Wettmarktpreis vielfach erreicht. tzeL, jogar Wichtige Ereignisse. Poincarä lehnte in der gefttigen Sitzung der Pariser Konferenz die englischen Vor schläge mit der Begründung ab, sie seien ein« Aufhebung des Vertrages von Ver sailles. Das Börsengerücht einer Demission de, Kabinetts Tuns wird offiziös dementiert. * Die organisierte rhemrche Arbeiterschaft hat ein neues Treuegelöbnis für die deut sche Republik abgelegt. * Das Rcichstabinett wird sich t>eu1e mst den drei Vorschlägen befassen, welche von den Alliierten der Pariser Konferenz unter- brettet wurden. Die Reichrmderzisfcr zeigt für den De zember gegen den Vormonat «ine Steige rung der Kosten des Lebensunterhaltes um fast 54 Prozent. „Ewig heilig?" ES gibt in Bezug auf diejenigen poli tischen Fragen, welche uns gegenwärtig am Herzen liegen, mehr Optimisten und Pessimisten als Leute, die den Dingen kühl verstandesgemäß gegenti vertreten. Tie Optimisten, mögen sie noch so oft ent täuscht worden sein, atmen hörbar auf, sobald wieder eine neue Konferenz in Sicht ist; sie jubeln, wenn sic von Un stimmigkeiten innerhalb der Entente hö ren, weil sie von dem Zerfall der Allianz Deutschlands Wiederaufstieg erlwffen. Die Pessimisten dagegen lehnen jede Konfernz von vornherein als zwecklos ab. Eie meinen, man müsse den Staats- bankerott kommen lasten, erst dann werde eine Besserung eintreten; alle .Konferen zen seien zwecklos, zumal Deutschland da- l»ei doch vor der Türe abgefeittigt werde. Beide Meinungen sind besonders stark wieder hervorgetreten, als nach der Lon doner Zusammenkunft im Dezember die Pariser Konferenz in Aussicht genommen wurde und während des gegenwärtigen Verlaufes dieser Konferenz. Um den klaren Blick zu behalten, ist es für nnser Volk notwendig, Optimismus wie Pessi mismus nur auf ein gesundes Maß einznschränken. Vor allem dürfen wir uns nicht darüber täuschen, dasi ein Zerfall -er En tente oder auch nur ernsthafte, längere Zeit andauernde Mihbelligkeiten zwi- scheu -en Alliierten im gegenwärtigen Zeitpunkte für Deutschland nur Unheil bedeuten würde. Solange die Entente besteht, ist Frankreich an der skrupellosen Durchführung seiner imperialistischen Plüne durch Rücksichten aus seine Ver bündeten gehindert. Kommt diese Hem- mung in Fortfall, dann wird es seinertye- waltvolitik, gestützt ans ein woblanS- gersisteteS Heer, keine weiteren Schran ken auferleaen. Dasselbe Frankreich besten Ministerpräsident soeben den Ver trag von Versailles als „ewig heilig- be zeichnete, würde zu Masmahmen ae en Deutschland schreiten, die im allgemei nen mit einem F r i e d e n S vertrage nickt in Einklang zn brineen sind die im besonderen cL'er auch in den Di'tat von Versailles nur dann eine Stistz- fin- den, wenn man ein „ewig heiliges" Recht fick anmasit. Recht in Unrecht verwan deln zn dürfen. Man must eS Poincare zugute halten, datz er Franzose und daß er französischer Rechtsanwalt ist. Der Franzose liebt eS, tönende Worte anzuwenben, nnd der französische Rechtsanwalt M ein Meister