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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 26.10.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192010260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19201026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19201026
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-26
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
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Natt Dre-H« Ur. S1AB7 Det.-Abresse: Elb-«rprrffe «lasentttz Tageszeitung MlA. Deutsche Lr-Vwmst-V, ««s-AMtz Psstschesk-Kontor Nr. S17 DrrsGm» Dieses Blatt eathLlt die amtliche« Deka««tmach»»ge» ^er Amts Hauptmanns chaften Dresden-Ältst, nnd Dresden-Nenft., de» Amtsgerichts Dresden, der Snperintendentnr Dresden N, des Forstrentamts Dresden, sowie der Gemeinde» Blasewitz, Loschrvitz, Weißer Hirsch, Siochwitz, Bühlau, Weitzig, Schönfeld, Wachwitz,Niederpogritz,Hosterwitz, Pillnitz, Dobritz, Laudegast. Dnuk und »erlag: Eldgau Buchdrackerri und Herl«,»«»»alt Herman» »e,er L Sa., »lasemitz. / »erautm-rtlich für dir Echrtstlett»»«: Otta Fr. Ztmmerma»». Dre»tze»; für de» «nr,ige»teil: Paul Leopold. Drr«de». Erscheint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: durch die Post viertelj. 12.— einschließlich Bestellgeld; durch Boten frei ins Haus vierteljährlich 12.—, monatlich 4.—- bciAbholunginderGeschäftsstellevierteljährlichll.—.monatlich 3.75 MWWDMM^WWMWMWWWWWWMMWWWWWWWWWWMWWWMMWWWMWWWWWMWWM Dlafewitz Dienstag, 2«. Oktober 1S2V. lAnzeigen-Preis die 6gespaltene Grundzeile oder deren Raum 1.— Mark, im Textteile die Zeile 2.50 Mark, für Tabellen- und- I schwierigen Satz 50»/o Aufschlag. , lAnzeigen-Annahme für die nächste Nummer bis vorm. 11 Uhr. Der Betriebsrat als Staatskommiffar. In -er Arbeiterpresse wird die Frage einer zwangs weisen Wetterführung von Betrieben, deren Stillegung der Arbeitgeber vorzunehmen beabsichtigt, noch immer eingehend erörtert. Wir hatten schon gelegentlich der Verhandlungen über den Antrag Arzt und Genossen in der Sächsischen Volks kammer ausführlich darauf hing-wiesen, daß kein Industriel ler ein Interesse daran haben kann, einen rationell arbeiten den Betrieb stillzulegen, auch wenn etwa-die allgemeinen Ver hältnisse ihm nicht behagen, und ivenu insbesondere auch die Entwicklung, die die Verhältnisse im Betriebe durch das Be- triebsrälegesetz genommen hat, nicht nach jedermanns Ge schmack sein dürfte. In jedem Betrieb ist eine Fülle von nicht nur finanzieller, sondern auch ideeller Kapitalsanlage vor handen, für di« der Industriell« bet der Stillegung des Be triebes, auch wenn es möglich lväre, das reine Kapital heraus- zuztehen, niemals einen Ausgleich bekommen- kann. Wir muhten nur daran erinnern, das; das Ansehen, das eine^ Firma, die viel« Jahrzehnte tätig ist, in der Welt sich erringen kann und ferner dte Fülle der Erfahrungen, die der Betriebs leiter in seinem eigenen Betrieb sannnelt und nutzbringend verwertet.- die aber nicht mechanisch auf irgend ein anderes Un'ternehmen übertragen werden können und bei einer sol chen Stillegung ohne entsprechenden Aegnwalent verloren gehen. Grundsätzlich mochten wir deshalb also nochmals be tonen, daß wir uns keinen Industriellen beulen können, der sich zur Stillegung seines Betriebes entschließt, wenn ihn nicht ganz wichtige wirtschaftliche oder persönliche Gründe iKrankhettj dazu zwingen. Tritt aber einmal der Fall ein, daß solche Gründe vorhanden sind, di.nn ist es unserer Mei nung nach unbillig, dem betreffenden Industriellen vorfchrei- ben zu wollen, daß die Fortführung seines Betriebes trotzdem in irgend einer Form zu erfolgen lutt, die seinen eigenen In teressen nicht entspricht, und die ihm nicht einen Ausgleich für das bietet, was er in finanzieller und ideeller Beziehung in den Betrieb hineingesteckt hat. kyanz anderer Meinung hierüber sind aber die Organe der Arbeiterschaft. Die rein politischen Blätter begnügen sich damit, diese Frage für wahltaktische Zwecke auszubeuten und von der Profitgier der Unternehmer zu sprechen, die der All gemeinheit ihre Mitarbeit entziehen wollen. Darüber hinaus hat aber neuerdings das Organ der Betriebsräte, nämlich die ^Zeitschrift „Der Betriebsrat", in einem Artikel eines Herrn Ingenieur Fritz Ehrke ganz bestimmte Vorschläge for muliert, nach denen die Fortführung derartiger Betriebe unter Leitung des Staates vorgenommen werden soll, wenn ein Betriebsinhaber seinen Betrieb stillegt. Es heißt in dem Artikel wörtlich wie folgt: .Die Stillegung von Betrieben soll und muß verhindert werden. Es muß in solchen Fällen untersucht werden, ob der Betrieb ein wichtiger ist oder aus Herstellung lebens wichtiger Waren umgestellt werden kann. Diese Prüfung darf jedoch nicht durch Juristen erfolgen. Fachleute lmben hier ausichliestlich bestimmen. Soll die Stillegung wegen Man gels an Betriebsmitteln erfolgen, so ist cs bei dem jetzigen System bereits möglich, auf Antrag des Unternehmer» solch« zu erhalten. Der Unternehmer hat aber dann durch den Weitcrbetricb seines Unternehmens mit Hilf« staatlicher Pttt- tel Gelegenheit, seinen Reichtum zu vermehren; denn ein« Stillegung bedeutet für ihn immerhin einen Verlust. Es muß daher auf jeden Fall vermieden werden, daß der Unternehmer aus der Weiterführung seines Betriebes mit Hilfe von Staatsmitteln irgendwelchen Gewinn zieht. Diesen bot viel mehr die Allgemeinheit zu erhalten. Einen bestimmten Ge winn erzielt der Unternehmer trotzdem dadurch, daß seine Unkosten gedeckt werden. Wird nun der Unternehmer geson nen sein» seinen Betrieb weiterznfiihren. wenn er keinen Ge winn erzielt? In der Regel wohl nicht. Di« Ausnahmen werden selten genug sein. Falls der Unternehmer verzichtet, den Betrieb iveiter- zuführen, muß der Betriebsrat mit der Wetterführung be auftragt werden und alle in solck-en Betrieben leitend tätigen Angestellten müssen ihre Funktionen weiter ansüben. Sie müssen der Allgemeinheit gegeniiber für ordnungsmäßige Lei tung verantwortlich gemacht werden. Es werden aber auch Fälle Vorkommen, uw der Unter nehmer seinen Betrieb stillcqcn null, trotzdem Kapital, Auf träge und Rohmaterialien vorhanden sind Solche Fälle sind gar nicht selten. Hier muß der Betriebsrat den Antrag stellen können, -aß die Erwerbslosenfürsorqe die Betriebsmittel bc weitstem, damit -er Betrieb in Gang gehalten werden kann. Diese Bereitstellung von Betriebsmitteln darf jedoch nicht nur für eine kurze Zeitspanne, sondern muß auf unbeschränkte erfolgen Dte Ueberschüsse eines solchen Unternehmens ,^>fsen ausschließlich -er Allgemeinheit zugute kommen. > Da -er Betriebsrat nach -em Betriebsrätegesetz die Wahr nehmung der gemeinsamen W-irtschastSinteressen der Beleg schaft obliegt, er aber auch für die Wirtschaftlichkeit des Be triebes Sorge zu tragen hat, so muß ihm auch das Recht ein- ger.iumt werden, Betriebe, die stftlgelegt werden >o>! 'i. neitcr- znführcn und fehlendes Betriebskapital von dce Erwerbs- seseuftirsorge zu fordern. Dte Unternehmer können Anträge auf staatliche Zuschüsse stellen und was für die Unternehmer recht ist, muß -och wohl für die Arbeitnehmer, bzw. -em Be triebsrat billig fette. Oder ist e» anders in einer demokra tischen Republik?" Diese Ausführungen unterscheiden sich von den sonstigen linkSradtkalen Aeußerungen in dieser Frage trotz allem pole mischen Beiwerkes erfreulicherweise wenigstens dadurch, daß fte dst Angelegenheit nicht bloß zum Ausgangspunkt von Vrrdächttaungen der Industrie machen, sondern positive Bor. schläg« enthärten. Dies« Vorschläge sind aber auch danach. Mit einer Naivität, dte in dem früheren Rechtsstaat kein Mensch bet derartigen Fragen an die Oeffentlichkett gebracht haben würde, wird ohne weiteres vorausgesetzt, baß der Un für einen Wiederaufbau Deutsch- Ber legten und die nach der ganzen Lage der Dinge irgendwie mit ß müßten sich wahrscheinlich -an« zusammenschließen, aber di«. des un ¬ militärische Tendenzen zur Voraussetzung haben, wie sie im Augenblick noch nicht gegeben sind. Die durch die Wahl ge schwächten Sozialdemokraten würden einen gegen die alte Koalition noch verminderten Einfluß ausüben und nicht start genug sein, um die Erivartungen der eigenen Parteiaugehörj- gen zu erfüllen und den, politischen und wirtschaftlichen Leben jenen Impuls zu geben, der zur Erneuerung nötig ist. Viel wird dabei von der weiteren Entwicklung der linken Grup pen des Parlaments abhängen. Es kann in Deutschland na türlich nicht dabei bleiben, daß vier verschiedene sozialistische Parteien nebeneinander arbeiten. Tie beiden kommunstrichen Richtungen werben sich bal- verschmelzen, und die be.oen sozialistischen dürsten durch die Verhältlttsse bald genötigt wer den. gemeinsame Politik zu machen. Ist das erst einmal -er Fall, dann kann das Gewicht der Sozialdemokratie wieder stärker in die Wagschale fallen. Aber diese ruhige Entwick lung erscheint durch zwei wirtschaftliche Faktoren gefährde:; gelingt es nicht, weiterer Arbeitslosigkeit und größerer Tcue rung Einhalt zu gebieten, dann können verzweifelte Masse:: die ruhige Entwicklung auf das schwerste bedrohen, und ver liert Deutschland die Kohlenschätze Oberschlesicns, dann ist nicht nur der Lebensnerv unserer Wirtschaft getroffen, son dern auch -tc Erfüllung des Versailler Vertrages unmöglich, dann würde die Grundlage für einen Wiederaufbau Deutsch lands zusammenbrechen. Politische Nachrichten. Reichstagspräfidcut LSbe über die inner Lage. WTB. verbreitet nachstehende Meldung: Der Präsident Reichstages, Löbe, äußerte sich gegenüber -em Vertreter Schweizerischen Dcpeschenagentur über die innere Lage ternehmer seinen Betrieb und das darin investierte Kapital dem Betriebsrat zur wetteren Verwendung zur Verfügung stellt, ohne -aß die Frage, wie das Vesitzrecht geregelt lverden soll, überl-aupt erwähnt wird. Die notwendige Ergänzung dieser Vorschläge kann doch nur darin liegen, daß der Staat -em Industriellen den Betrieb zu einem nicht von ihm, son dern von Sachverständigen sestgestellten Wert aükauft und ihn dann auf eigene Rechnung unter Leitung des Betriebsrates wetterführcn läßt. 'Niemals aber kann de: Staat den Be triebsrat mit -er Weiterführung beauftragen, wenn die Mit tel und Einrichtungen, mit denen der Betriebsrat arbeitet, Eigentum des Unternehmers sind, denn es ist eine rechtliche Unmöglichkeit, daß ein Dritter mit dem Eigentum eines ande ren schalten und walten kann. Der Vorschlag ist deshalb wie der ein typisches Beispiel dafür, wie von Arbeitnehmerseite in allen diesen Dingen mit zweierlei Maß gemeßen und der Un ternehmer selbst als vogelfrei und rechtlos behandelt wird. Hiergegen kann nicht oft genug Einspruch erhoben werden, und wenn wir auch nicht glauben, daß der Vorschlag des Herrn Ehrecke wirklich ernsthaft zur Diskussion gestellt wird, so möch ten mir diesen grundsätzlichen Standpunkt doch auf alle Fälle an dieser Stelle zum Ausdruck bringen. der amerikanischen Zeitschrift „Engineering News Rekord" schreibt darin über seinen Besuch in Deutschland, er sei am meisten betroffen von den elenden Verhältnissen, unter denen das deutsche Volk arbeiten müsse. Amerika müsse Englands Po litik stützen. Ein chaotisches Deutschland bilde eine Bedro hung für die ganze Welt. England und Deutschland, beide industrielle Rationen mit einem starken kommerziellen In stinkt, müßten in Zukunft einander nähcrkommen, da beide Frankreich gegenü verständen, das von ihnen durch ein andc/ res Temverament nnd einem anderen Entwicklungsgang ge trennt sei Die Kommunisten rüste« zu» Eudkamps. l i n, -_>4. Oktober. Im Bezirksverein Berlin-Bran -enburg der U SPD, fand heute eine Kundgebung de: neuen Kommunisten und der K. P.D. gegen -ie Ausweisung Sinowjews und Loflowskis statt; u. a. referierten Däumkg und Stöcker. Aus den (vedankengängen der Redner fei her- vorgehoHen, daß sie übereinstimmend der Meinung Ausdruck gaben, daß von einer Verständigung mit dem Bürgertum keine Rede sein könne, sondern daß auf beiden Seite« zum Endkampf gerüstet werde. Die U.S.P.D. und S.P.D. Kommunisten würden ein« starke Partei schaffen und würden vor allem die Keimzellen in die Gewerkschaften legen, um die Massen nach links zu drängen. Deshalb stelle sich auch die Regierrrwg schützend vor die Gewerkschaften. Die kommuni stische Partei werde den Kampf gegen die Gewerkschaften aus nehmen und hoffe, die gelbe Amsterdamer Internationale zu sprengen. Nach Schluß der Versammlung kam es noch zu lebhaften Zusammenstößen zwischen Kommunisten und An hängern der kommunistischen Arbeiterpartei. Deutfchlan-s Lchei«b«sei». Leon Picard veröffentlicht im „Economiste Europtzen" einen Artikel, in dem er feststellt, daß Deutschland eine der tragischsten Phasen durchmache, die jemals ein Land gekannt habe. Die ephemere wirtschaftliche Prosperität, von der es nach dem Waffenstillstand Nutzen gezogen habe, habe ihm einen Augenblick seine schreckliche Lage verschleiert. Vor einigen Monaten sei plötzlich eine industrielle Krise einac- treten, die alle klarblickenden Menschen vorausgesehen hätten. Jetzt könne Deutschland sich und den anderen nicht mehr den Ernst seiner Lage verbergen. Die Aufträge seien annulliert worden, die Fabrikation stillgelegt und die Arbeitslosigkeit iverde zu einer öffentlichen Kalamität. Nur die Kohlen industrie kenne noch ein wenig Prosperität, die andere In dustrie friste seit Monaten ein Scheindasein. Der neue. Sturz der Mark habe nicht die erwünschte Erhöhung Exports gebracht. Deutschland könne nicht mehr kaufen das Ausland wolle nicht mehr bei ihm kaufen Ein Amerikaner über Deutschland. Amsterdam, 24. Oktober. Der (x>uptschristleiter des der in folgender Weise: Soweit sich heute die Lage übersehen läßt, ist vorläufig noch mit einem Fortbestand der bisherigen Re- giernngskoalition zu rechnen, die zwar keine absolute Mehr heit hinter sich hat, aber auf wolckwollendc Duldung der Nach barparteien rechnet Eine Erweiterung nach rechts oder links erscheint auf absehbare Zeit ausgeschlossen, Eine Erweite rung nach rechts durch die Deutschnationale Partei würde als ein Schritt zum Monarchismus gewertet werden und die ganze Arbeiterschaft, nicht nur -ie Handarbeiter, ans di« Beine brin gen. z» schweren wirtschaftlichen Erschütternngen und politi schen Zusammenstößen führen, welche unser Land, das ohnehin an einem finanziellen und wirtschaftlichen Abgrund einher schreitet, vollends ruinieren müßten. Auf jeden Fall würde der Eintritt der Deutschnationalen in die Regierung unser Land zu einem Kampfgebiet machen Aber auch nach links sind die Aussichten einer Erweiterung -er R>egierungSbasis nicht groß. Der Kasseler Parteitag der Sozialdemokraten hat eben so wie schon vorher eine Anzahl sozialistischer Führer sich dahin entschiede«, daß die Zett für einen Eintritt der Sozial demokraten in die Regierimg noch nicht gekommen ist. Dieser Eintritt müßte so starke sozialistische, demokratische nnd antt- Naub deutscher Haudelsfchiffe. Das Londoner Priseugericht hat entschieden, daß -eutjche Schiffe, die zu kriegsbeginn in englischen Häfen waren, nicht zurnckgcgcben, sondern konfisziert werden sollen Bei frü heren Entscheidungen hatte sich das Prisengcricht auf den Standpunkt gestellt, daß die Bestimmung der 6. Haager Kon vention, die das Gaftrecht derartiger feindlicher Schiffe auch während des Krieges anerkennt, anzuwenden sei. Die jetzt gefällte Entscheidung verläßt diesen Standpunkt. Der Streit um die deutsche« Kabel Washington, 24. Oktober. Reuter erfährt, die In ternationale PerkchrSkonferenz beschäftigte sich mit der Zutei lung der Kabel im Atlantischen Ozean, die Amerika verlangt, nm unmittelbar mit Deutschland verkehren zu können. Die englischen Delegierten scheinen das amerikanische Verlangen abzuleftnen. Auto»»»ie für ObersMeste«. Berlin. 23. Oktober. Amtlich. Der Ausfchwß für answärtige Angelegenheiten setzte heute vormittag die Be ratnngcn vom Donnerstag über die Gewährung -er bundes staatlichen Autonomie für Oberschlesien fort. Es waren «. a. anwesend der Reichskanzler, die Reichsminister des Aeußeren nnd des Innern, ferner -ie oberschlesischen Abgeordneten -es Reichstages und -er preußischen Landesversammlung. Da» Ergebnis der Verhandlungen ist folgende»: Dte Reichsregte- rung wird demnächst ein Gesetz einbrtnaen, das in Ober schlossen nach dessen Entscheidung für Dentichland die volle, gliedstaatliche Autonomie einsührt, wenn dir obcrschlesi'cher Die römische Misston des Fürsten Bülow. Zu den noch wenig aufgehelltcn Kapiteln unserer Kriegs politik gehört die römische Mnssion des Fürsten Bülow, die bekanntlich ergebnislos blieb und Italiens Eintritt in den krieg nicht hinderte. Die Frage nach der Ursache dieses Ver laufs kann von vornherein nicht auf die Person des Fürsten Bülow gerichtet sein. Denn es ist von selbst klar, daß die Fähigkeiten dieses unseres besten Staatsmannes der nach- biSmarckischen Zeit an sich einen Erfolg versprochen hätten. Der Mißerfolg muß also in Begleitumständen zu suchen sein, die der Mission des Fürsten Bülow Hemmnisse in den Weg unseren damaligen politischen und diplomatischen Schwächen zusammenhängen müssen. Dr. W. Spickernagel ist dieser Frage üachgegangen un- hat durch einen Artikel in den Ham burger Nachrichten" vom 31. August d. Is. eine Erörterung in Gang gebracht, die inzwischen bis zu einer einwandfreien Klärung gediehen ist. In einem Artikel in den „Hamburger Nachrichten" vom 13. Oktober d. Is. hat Dr. Spickernagel das Fazit der bisherigen Auseinandersetzungen gezogen. Soviel uns bekannt ist, bereitet er eine Biographie des Fürsten Bü low vor und kann dabei die besten Quellen auch persönlicher Art verwerten. Sein Material ist also zuverlässig und hat diese Eigenschaft auch gegen Anfechtungen von anderer Seite bewährt. Aus den bisherigen Erörterungen der Frage geht her vor. daß Fürst Bülow in einer Zeit nach Rom gesandt wurde, als es zur Anbahnung der Verständigung schon zu spät war. Diese Verzögerung ging auf kleinliche und persönliche Wider stände zurück, die damals sowohl im Auswärtigen Amt in Berlin wie von Wien aus einsetzten. Dr. Spickernagel stellt, diese Tatsache in seinem letzten Artikel in einer Polemik gegen den Botschafter a. D. Grafen Wedel vollkommen überzeugend fest. Er hält auch gegen die Bestreitung von derselben Seite die Behauptung aufrecht, daß, als Fürst Bülow in Rom weilte, die diplomatischen Intrigen sowohl vom Auswärtigen Amt in Berlin wie von Wien aus gegen die Trentinopolitik des Fürsten Bülow fortgesetzt wurden. Letzten Endes ist diese Mittierarbeit ein schlagender Beweis dafür, daß die politische Leitung in Berlin sich gegen Wien cbensolvenig durchzusetzen vermochte wie gegen eigenmächtige Sonderbestrebungen des deutschen Auswärtigen Amtes. Diese Erscheinung tritt durch alle Beweise die Dr. Spickernagel vorbringt, sehr klar zu tage. Am allerwenigsten gelingt es dem Grafen Wedel, das Gegenteil dadurch zu beweisen, daß er den damaligen Reichs kanzler von Rethmann als eine Natur hinstellt, die viel zu offen un- gerade gewesen sei, nm Schleichwege zn gehen. Dieses Argument wirkt nicht überzeugend. Als bisheriges Ercfebnis der ganzen Polemik kann man feststcUcn, daß die deutsche Kriegspolitil der Aera Bethmann und das Verhalten der damaligen Wiener Regierung eine weitere storke Be lastung erfahren, während die Persönlichkeit des Fürsten Bü low i« jeder Beziehung dabei gewinnt.
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