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nmt 5 b12 t 1 tük Le N-I. n«ttdr»pl»ai»rcdsfte» vkerae« Wtruttt u. 'Netttiaal. ass ffgl. H»t5gencdt vrera«, -- kb Le figl. 5upenotea<IelUur vkesäen II. aie ligl. rokrtteMLmler vresäen, MoMrdurg »u für Oie «emelnaenr Blasewitz, Weißer Hirsch, Laubegast, Tolkewitz, Dobritz, Wachwitz, Niederpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, Weißig, Schönfeld, Leubuitz-Reuostra. Publikations-Organ und Lokal-Anzeiger für Loschwitz, Rochwitz, Bühlau, die Lößnitzgem einden, DresdemStriesen und Neugruna. Beilagen: »Jllustr. UrtterhaltungSblatt". »Nach Feierabend". »Fra«en-Korrespo»de«z". »Heim« «. Kindergarten". »Ha«S- n. Gartenwirtschaft". »Amtliche Fremden- n. Knrliste". Fernsprecher: Amt Dresden Nr. 809. Druck und Verlag: Elbgau-Buchdruckerei und BerlagSanstalt Hermann Beyer L Eo. Telegramm-Adresse: Glbgaupreffe Blasewitz. — >.«> , , -- - ... ' — . . —----- ' ' ----- 74. Jahrg. Dienstag, den 23. April 1912 Nr. 93. NedaktionSschlntz r 1 Uhr Mittags. Eprechstnnde der Redaktion r 4—ü Uhr Nachmittags. Zuschriften in redaktionellen Angelegenheiten find nicht an den Redaneur persönlich, sondern ausschließlich an die Redaktion zu »dressieren. Neue Ereignisse. — Kaiser Wilhelm unternahm mit dem griechischen Kronprinzenpaar einen Ausflug nach schönen Punkten von Korfu. — Prinzregcnt Luitpold von Bauern ist zu einem Frühliugsaufenthalt in Berchtesgaden eingetroffen. — In Berlin hat sich meist aus Mitgliedern des Les singtheaters für den Zeitpunkt des Ausscheidens des Di rektors Brahm ein Theater der Sozietäre als „Deutsches Künstlertheater" mit ca. 800000 Mark Stammkapital ge bildet. — In Petersburg ist die Newaschiffahrt offiziell er öffnet worden. — Zur Untersuchung der Vorgänge in den Lenagold- wäschereien find der Generalgouverneur von Irkutsk und ein Vertreter des Handelsministeriums abgereist. — Die britische Admiralität hat für die „Titanic" Gedächtnisqottesdienste angeordnet. Alle Kriegsschiffe flaggten gestern halbmast. — Durch die italienische Flotte wurden die Funken stationen bei Smyrna und auf Chios zerstört. Bei Alat- sata bei Tschesme richteten zwei italienische Kriegsschiffe nur geringen Schaden an. — Die Dardanellen werden, wie verlautet, so lange gesperrt bleiben, wie die italienische Flotte im Archipel kreuzt. — Die Telegraphisten der „Titanic" haben aus Miss gunst nicht den näheren deutschen Dampfer „Frankfurt", sondern die entferntere „Karpathia" zu Hilfe gerufen. Die Kehrseite der Marokkomedaille. Es fällt, wie wir längst voraussagten, ein recht bittrer Wermutstropfen in den französischen Freudenbecher. Man glaubte bereits am Quai d'Orsay das Glück Frankreichs in .Händen zu haben- als man sich mit Deutschland geeinigt hatte und in die weit weniger wichtigen Verhandlungen mit Svanien über die Nordküste eingetreten war. Zweifelte man doch hier um so weniger an einer Verständigung mit der lateinischen Schwester, als sie militärisch die schwächere ist, von ihrer Marine nicht zu reden. Marokko selbst jedoch betrachtete man dabei lediglich als eine Sache, wie einen käuflich erworbenen Gegenwand, über den man nach Ab speisung der europäischen Bewerber ganz nach Belieben ver fügen könnte. Es zeigt sich nnn, daß die Herren Franzosen sich hierin recht kräftig verrechnet haben und wenn sie ja schließlich auch mit ihrer überlegenen Truppenmacht die z. T. noch primitiven Waffen und noch primitivere Taktik diefer Na- turkinder niederzwingen werden, fo ift daS doch nicht so einfach, wie ihre eigenen Kämpfe früherer Zeit in Algier und die gegenwärtigen fruchtlosen Anstrengungen der Ita liener in Tripolis beweisen. Was aber z. B. im vorigen Jahrhunderten dem Islam vollständig fehlte, das ift der sich heute überall fühlbar machende große Zug mohammeda nischer Zusammengehörigkeit und die augenblicklich durch die weite Welt des Islam gehende tiefe Erregung und das ernste Streben nach politisckfer und militärischerRenaifsance, wie er sich vor allem in der Reorganisation der Pforte durch die Iungtürkische Partei deutlich bezeugt. Im Hinblick auf diese Erscheinung geschah das italie nische Vorgehen wider die Türkei in Tripolis vielleicht schon etwas zu spät. Frankreich hatte noch bei Tunis die günsti gere Periode türkischer Schwäche getroffen und ohne beson dere Schwierigkeit sein tunesisches Protektorat eingerichtet. Für Italien galt cS allerdings, wenn überhaupt, seht zuzu fassen. Nach weiterer Erstarkung der Türkei, nach dem Ausbau der türkischen Marine, den der Ankauf der beiden alten deutschen Panzerschiffe einleitete, würde es Italien immer schwerer, schließlich aber unmöglich geworden sein, seine Pläne auf Tripolis durchzuführen. Freilich ift es auch heute noch nicht gesagt, daß Italien imstande ist, seine Ab sichten durchzusetzen. Aehnlich ergeht es nun den Franzosen in Marokko. Denn es wird aus den neuesten Depeschen immer klarer- daß es sich keineswegs um eine kleine Meuterei von 70 scherisischen Soldaten wegen Lohnes handelt, sondern daß Frankreich hier einer planmäßigen Erhebung gegen übersteht, von der es in seiner bekannten hochmütigen Sorg' losigkeit vollständig überrascht wurde. Aus dem ebenso unzuverlässigen, wie phantastischen Gewäsch der französischen Blätter ist es schwer, die Wahr heit herauszubringen. So viel aber steht fest, daß außer den Genietruppen alle scherisischen Truppengattungen an dem Aufstande in Fez beteiligt sind. Aus einem Telegramm des Gesandten Regnault, daS vorgestern in Paris veröffent licht wurde, schloß man lediglich auf eine kleine lokale Meu terei. Dem „Temps" zufolge ist aber der Aufstand viel mehr gerade bei der Zivilbevölkerung von Fez ausgebrochen. Es ist also ersichtlich, daß der Grund der Unruhen tiefer liegt, als in militärischen Maßregeln. Und das ist doch ge wiß leicht erklärlich. Das neue Protektorat und der Sul tan, der sein Vaterland so gleichmütig an Frankreich ver* riet, sind es, gegen die sich der Aufruhr richtet. Tas bestätigt auch eine Londoner Meldung, nach der besonders das französische Viertel unter Plünderung zu leiden habe. Eine französische Bank soll völlig ansgeraubt und in Brand gesteckt sein. Die Engländer seien in Sicher heit. Nach spanischen Meldungen soll der Aufruhr in dem Augenblick ausgebrochen sein, als der Sultan, der sich in letzter Zeit schon nicht mehr in Fez sicher und behaglich ge fühlt haben muß, nach dem an der Küste gelegenen Rabat abreisen wollte. Muley Hafid wurde von den Meuterern gezwungen, umzukehren und wird nun von ihnen in seinem Kunst, Wissenschaft, Musik, Vorträge und Veranstaltungen. Opernha«-. In neuer Einstudierung ging am Sonnabend Mo zarts Oper „F i g ar o s Ho chze i t" in Szene, nachdem man das köstliche Werk ein Jahr lang ' hatte > entbehren müssen. Jede Neustudierung Mozart'scher Werke ist segens reich und bedeutungsvoll in unsererZeit, in der die Massen wirkungen des Orchesters und das^tärkste Aufgebot aller Mittel den Sinn für feinere Wirkungen bei den Bühnen künstlern wie beim Publikum immer mehr verdrängen. ,/Figaros Hochzeit" ist aber ein unserm modernen Empfin den sehr nahestehendes Werk insofern, als hier der Kompo nist einen gewagten und 'politisch-satirischen Stoff gewählt hak, der in dem Lustspiel „Der tolle Tag" von Baumarchais sein Urbild besitzt und die lockere Moral der ver filzenden Rockokozeit offenbart. Die Kunst der Töne aber, der Genius eines Mozart, schuf dieses scharfe Tendenzstück zu einem Kunstwerk um, aus dem alle guten Geister des Humors zu uns sprechen. Alle Leidenschaften, Begierden, Intrigen und unschöne Empfindungen sind in eine reinere Atmosphäre emporgehoben, nur ganz leise zittert das bewegende Grundmotiv der sinnlicben Liebe als Unterton dieser Musik durch, die doch andrerseits so wahr, klar, rein, anmutig und bühnenkräftig ist, ' daß man die ungeheure dramatische Charakterisierungskunst eines Mo zart nur immer aufs neue bewundern kann. Der Graf, die Gräfin, der Page , Cherubin, Figaro, Susanne sie alle stehen, obwohl nur durch wenige Arien gekenn zeichnet, so lebensfrisch und echt vor uns, wie kaum irgend welche Figuren der neueren Opernliteratur. Und die An teilnahme des Orchesters an den Vorgängen auf -er Bühne ist so stark, daß man schon beim Anhören des instrumen talen Teiles der Oper deren Handlungsfortschritte und Personen deutlich erkennen kann. Und schließlich noch Eins: wie gekünstelt erscheint Text und Musik des „Rosenkava liers" gegen den echten Rokokostil des Mozartschen Werkes! Man kann es verstehen, daß eine Theaterleitung, deren Publikum zu dem Talmigold des Strauß'schen Reklame werkes sich hin gezogen fühlt, Bedenken tragen muß, durch das echte Gold Mozarts einen Vergleich zu ermöglichen. Hoffen wir, daß nunmehr nach der langen Pause das Pub likum wieder an Myzart Geschmack findet, nachdem es sich an Strauß-Hoffmaunskhal genug den Magen verdorven hak. Die vorgestrige Neustudierung, die vor ausverkauf tem Hause vor sich ging und vom Beifall der Hörer oft unterbrochen wurde, läßt dieser Hoffnung Raum. Sie stand unter Herrn Kutzschbachs musikalischer Leitung, der sich mit der ihm eigenen Kunst des Nachsühlens dermaßen in die Partitur eingelebt hatte, daß er ihre blühende Fülle allzeit sicher zur Geltung brachte. In erster Linie schien seine Absicht dahin zu gehen, das rhythmische Element und die dramatische Lebendigkeit der Mozartschen Musik zu be tonen. Er nahm infolgedessen die Zeitmaße meist sehr rasch, was gleich in der Ouvertüre und in der ersten Arie Cherublns auffiel. Jedenfalls gab es keinen toten Punkt, keine zu breite Stelle im Verlaufe des ganzen Abends. Daß man das Orchester nicht auf 30 Mann verkleinert hatte, wie das fanatische Dirigenten nach dem Münchener Vorbild Hermann Levis zu tun lieben, ist nur zu loben. Ein großes Opernhaus, wie das unsere, verlangt eine, wenn nicht starke, so doch ausgiebigeBesetzung. Herr Kutzsch- bach hatte dadurch die Möglichkeit, alle Feinheiten heraus zuarbeiten, wußte aber das Örchoster stets mit Feingefühl soweit zurückzuhalten, daß die gesanglichen Wirkungen nie mals beeinträchtigt wurden. Den Grafen gab .Herr Zador; er wag gesanglich und darstellerisch an einer anderen Bühne genügen — aber hier, wo wir in Carl Perron einen unvergleichlichen Ver treter dieser Partie besitzen, sind wir mit Herrn Zador nicht zufrieden. Mangelt seinem Gesänge Wärme und Fülle (besonders die Höhe ist recht matt), so vermißt man im Spiel die Vornehmheit und Ueberlegenheit des Aristo kraten und Weltmanns. Frl. Siemsbot als Gräfin eine hochbedeutende Leistung; wenn in der Höhenlage eine merkliche Abspannung zu verzeichnen ist, so mag sich die Gräfin Almaviva dafür bei der Strauß-Hoffmannsthal- schen Marschallin bedanken. Frau N a sts entzückender Page Cherubin ist seit Jahren bekannt und hat von seiner Charme noch nichts eingebüßt. Frl. v. Catopol ent sprach als Susanne nicht vollständig den berechtigten An sprüchen, vor allem ließ ihre Leistung den leichten Äammer- kätzchen-Humor vermissen. Herr Ermold ist als Figaro gesanglich hervorragend, darstellerisch vielleicht etwas derb, aber stets frisch und natürlich. Herr Rüdiger müßte feinen Basilio noch mehr zum komischen Intriganten aus gestalten ; jetzt ist er noch viel zu zahm. Herr Zottmayr sang den Bartolo^gut, doch gehört diese Partie wohl eigent lich. Herrn Lordmann. Di« Damen Sachse, Freund und v. Chavanne, sowie die Herren Bussel und Lange seien noch lobend genannt. Die Inszenierung bot wenig Neues, und das Neue war nicht immer einwandfrei. Warum erscheint z. B. der Page ohne Puderperücke und Degen? Warum steht im Rokokogemach der Gräfin im zweiten Akt die durchaus nicht dazu passende Chaiselongue mit grüner Decke und Fellen? Warum hat man bei den mannigfachen Textänderungen, die auch nicht durchweg Verbesserungen find, das harmlose „und sie ist die Mutter, sie weiß es gewiß" in das lesebuch artige „darum liebt sie mich so" umgeändert? Man braucht Mozart wirklich nicht „in usum delphini" zu verbessern. Der Gesamteindruck der Vorstellung aber war sehr günstig und der Beifall stark und herzlich. - F. A. Geißler. ' * Residenztheater. Dienstag ist die Operette „Der Bettelstudent", Mittwoch und Sonnabend die Ope rette „Die Fledermaus", Donnerstag die-Operette „Heim- liche Liebe" angesetzt. Freitag geht erstmalig die Ope- retten-Novität „Der Minenkönig" von Albert Mattausch und Hans Höhne in Szene. Mittwoch nachm. wird »Die