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Sächsische 2.40, Rr.228 für den folgenden Tag. Beilagen: «Mich Feierabend* — »Für »nsere Frauen* „Amtliche Fremden- »nd Kurliste" nale Abmachungen die Freiheit der Nationen gegen jeden Angriff schützen werden. Das wollen auch wir. Wir wol len Deutschland für alle Zeiten und gegen jeden Angriff schützen. (Lebh. Beifall.) Glaubt Herr Briand, daß die Ge danken, die unsere Gegner vor dem Kriege zusammen führten, französische Revanchepolitik, russische Eroberungs lust, englische Einkreisung und der Weltbeherrschungs drang, daß der Hatzgedanke und der Vernichtungswille, die Boykottierungstendenzen, die ihre Politik nicht nur jetzt im Kriege, sondern weit über den Krieg hinaus bestimmen, den Boden für internationale Abmachungen bereiten, daß sie allein die Würde der Nationen im Dienste der Sittlich keit verbürgen? Oder meint Herr Briand ernstlich, sein hohes und ideales Ziel durch einen Vernichtungskrieg er reichen zu können, in welchem die jetzige Jugend Frank reichs auf den verwüsteteten Schlachtfeldern an der Somme dahinstirbt? Meine Herren, letzthin ist wieder die Mär aufgewärmt worden, Se. Majestät der Kaiser habe durch seinen Einfluß beim Arren oie Entwicklung Rußlands in freiheitlichem Sinne gehindert. Diese Behauptung — ich will das öffentlich feststellen — ist unwahr. Sie ist das strikte Gegenteil der Wahrheit. (Hört, hört!) Im übrigen aber, meine Herren, in innere Zustände anderer Länder mischen wir uns nicht ein. Wie Rußland seine inneren Verhältnisse regeln will, ob autokratisch oder konstitutio nell, das ist Rußlands Sache, ich verliere kein Wort dar über. Ich vertrete nur deutsche Interessen. Nur die Ach tung vor dem deutschen Recht, vor. den deutschen Interessen ist das, was wir im Frieden von anderen Mächten verlan gen, sie mögen unter diesem oder jenem Regime leben. Bo« England: Was sich England von der erhofften Beute behalten, was es sich von den Kolonien zueignen will, hat es bisher nicht gesagt. Aber mehr als das. Was die Briten aus Deutschland machen wollen, darüber lassen sie keinen Zwei fel: Militärisch wehrlos, wirtschaftlich zerschmettert und boykottiert von aller Welt, verurteilt zu dauerndem Siech tum, so sieht das Deutschland aus, das England sich zu Füßen legen soll. Wenn dann keine deutsche Konkurrenz mehr zu fürchten ist, wenn Frankreich sich verblutet hat, wenn alle Kriegsverbündeten wirtschaftlich und finanziell England Frondienste leisten, die europäischen Neutralen jedem englischen Geheiß, jeder Schwarzen Liste parieren müssen, dann soll auch ein ohnmächtiges Deutschland den Traum eurer englischen Weltherrschaft nicht mehr stören. Für dieses Ziel kämpft England mit einem in seiner Ge schichte unerhörten Kräfteeinsatz, mit Mitteln, die einen Völkerrechtsbruch an den anderen reihen. Darum ist England der selbstsüchtigste, hartnäckigste, erbittertste Feind. Ein Staatsmann, der sich scheute, gegen diesen Feind jedes taugliche, den Krieg wirklich abkürzende Mittel zu gebrauchen, dieser Staatsmann verdiente gehängt zu werden. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Ich sehe, daß Sie aus meinen Worten den Grad von Unwillen oder von Verachtung erkennen mögen, den mir die immer wie der verbreitete Behauptung erweckt, als ob aus einer unbegreiflichen Schonung, aus veralteter Verständigungs neigung oder gar aus dunklen Gerüchten, die das Licht des Tages scheuen, gegen jenen Feind nicht jedes irgendwie ge brauchsfähige Mittel angewendet würde. Aus Rücksicht auf das auf jeden unserer Ausdrücke lauernde Ausland gehe ich nicht darauf ein. Die Zeit ist zu ernst dazu. Als wir im August 1914 gezwungen wurden, das Schwert zu ziehen, da wußten wir alle, daß wir gxgen eine mächtige, ja fast übermächtige Koalition Haus und Hof zu verteidi gen hätten. Eine brennende, bisher unbekannte, oft ver schwiegene Liebe zum Vaterlands loderte in allen Herzen auf, kampfesmutig und siegesbewußt. Heute nach zwei Jahren des Kampfes und Ringens, des Duldens und Sterbens wissen wir genauer als je zuvor, daß es für un nur eine Parole gibt: Durchhalten und siegen, und wir werden siegen. (Lebh. Bravo!) Wenn sich im vorigen Winter die Sorge zu regen begann, ob unsere Lebensmittel reichen würden Der Deutsche Reichstag wies am Donnerstag bei der Wiederaufnahme seiner Sitzungen alle Merkmale eines „großen Tages" auf. Bundesratstisch, Sitzungssaal und Tribünen waren bis auf den letzten Platz gefüllt, und groß war die Zahl derer, die sich vergebens um eine Ein laßkarte bemüht und namentlich die ihnen bekannten Ab geordneten wegen einer solchen bestürmt hatten. Mit dem Reichskanzler waren sämtliche Staatssekretäre und preußi schen Minister erschienen. Die bevollmächtigten Vertreter der uns verbündeten Staaten und Griechenlands hörten die Kanzlerrede von der Diplomatcnloge aus an. Präsident Dr. Kaempf begrüßte das Haus, indem er betonte, daß der Krieg jetzt seinen Höhepunkt erreicht habe, daß der neue rumänische Feind uns nicht schrecke, und daß in allen unseren Truppen noch der alte Offensiv geist lebe und auch das deutsche Volk zum Durchhalten ent schlossen sei bis zum endlichen Siege. Der Reichskanzler ergreift das Wort. Er bespricht zunächst die italienische Kriegserklärung an Deutschland. Deutschland hatte gleich erklärt, daß es auch Italien gegenüber mit den österrei chisch-ungarischen Truppen Seite an Seite kämpfen würde. Der Kriegszustand mit Italien war also tatsächlich sogleich hergestellt. Italien schreckte aber vor der Kriegserklärung an Deutschland zurück, weil es die wirtschaftlichen Folgen fürchtete. Man wollte auch Deutschland die Initiative zuschreiben. Die Daumschrau ben Englands setzten aber immer stärker ein. Italien braucht zum Kriegführen englis-hc Kohle und englisches Geld. So kam es schließlich zur Kriegserklärung, dq Ita lien auch seine Balkaninteressen bedroht glaubte. Unsere Beziehungen zu Rumänien beruhten auf einem Bündnisverträge, der zunächst zwi schen Osterreich-Ungarn und Rumänien abgeschlossen war. Im Vertrage verpflichteten sich die Staaten zu gegensei tiger Waffenhilfe im Falle eines unprovozierten Angriffs von dritter Seite. Der Kanzler gedenkt der Politik des Königs Carols, der treu an dem Bündnis festhielt und alles versuchte, auch Rumänien an dem Bündnis festzu halten. Der König starb an den Folgen der seelischen Er regungen, die ihm der rumänische Verrat bereitete. (Hört! Hört!) Bratianu wollte abwarten, bis der eine Teil der . Kämpfer endgültig niedergekämpft war. Nach dem Falle von Lemberg schloß Bratianu einen Neutralitätsvertrag mit Rußland. Nach Przemyzl schien ihm die Zeit gekom men, sich über den Judaslohn zu verständigen. Als die russische Offensive kam, die schweren Kämpfe an der Som me, da wollte Bratianu den Leichenraub begehen. Der König erklärte uns, daß er an der Neutralität festhalte. Gleichzeitig erklärte Bratianu, daß er sich dieser Erklärung vollkommen anschließe. (Hört! Hört!) Wir waren über die Verhandlungen Bratianus mit der Entente unterrichtet. Wir haben den König auf die Machenschaften seines Ministers aufmerksam gemacht. Der König erklärte, er glaube nicht, daß Bratianu sich der En tente gegenüber gebunden habe. Noch sechs Tage vor der Kriegserklärung erklärte der König unserem Gesandten, er wisse, daß die große Mehrheit Rumäniens keinen Krieg wolle. Der König erklärte, daß er die Mobilmachungs ordre hört!) rung wiederholte der König, daß er nicht wolle. Auch Bratianu behauptete dasselbe und sagte, der Kronrat werde das beweisen. (Lebh. Hört, hört!) Ein paar Stunden später war der Krieg erklärt. Und da sprach Briand von der Schönheit und Hoheit des rumäni schen Vorgehens. (Lachen!) Rumänien hat sich mit seiner Raubpolitik militärisch verrechnet, so wie sich die Entente mit Rumänien politisch verrechnet hat. Man hoffte auf den Abfall der Türkei und Bulgariens. Die Bundestreue dieser Staaten hat sich aber glänzend bewährt. (Lebhafter Beifall.) Harte KLmpse fi«d auf allen Fronten auszufechten. Im Westen die große Offensive der Feinde, die bis über den Rhein brechen wollen, um in Deutschland nicht unterschreiben werde. (Lebhaftes Hört, Noch am Tage vor der Kriegserklä den Krieg Der tzanrlm Argerruverrlcb». «enesteu der Oberst.« Heere»,eit-.g de« rkrieg»fch««pl»tze» befi«de« stch ««s 2 ! 7«. J-K7 einzurückeu Was ist geschehen? Der Feind hat wohl Vortelle erstatten. Schwere Verluste au Menschen und Material sind zu verzeichnen. Aber unerschüttert fest steht uusere.Aront! (Lebh. Beifall.) Ein Ende des Ring ns i noch nicht abzusehen. Manche Gräben, manches Dorf mag noch verloren gehen, aber durch kommen sie nicht! (Lebh Beifall.) Dafür bürgen unsere unvergleichlichen Truppen ans allen deutschen Stämmen. (Lebh. Zustimmung!) Im Osten wird ebenfalls ein Völkergemisch aus der ganzen Welt gegen uns vorgeführt. Auch hier st unsere Front Erschüttert. (Beifall.) Im ganz?» also: Au der Sommefront einzelne Erfolge der Gegner, die aber die Ge samtlage nicht ändern. Im übrigen aber erfolgreiche Ab wehr aller feindlichen Angriffe und damit Durchkreuzung der feindlichen Absichten. Seit einem Jahre ist der neue große Balkanplan der Entente bereit, bestimmt den Vier bund zu sprengen, unsere Vereinigung mit dem Orient zu zerreißen, die Türkei, Bulgarien, Österreich-Ungarn, eins nach den, andern niederzuzwingen, um dann die vereinten Kräfte allein gegen Deutschland richten zu können. Seit fast einem Jahre wird als Vorbereitung dazu ein großes Heer in Saloniki unterhalten. Immer neue Divisionen treten hinzu, englisches und französisches Völkergemisch von der ganzen Welt wird mit Russen, Serben, Italienern und schließlich Portugiesen zusammengedrillt. Ter Ver rat Rumäniens schloß die Kette, und wieder frage ich: Was ist erreicht? Die Lage unserer treuen und tapfere»! Verbündeten ist unerschüttert. Österreich-Ungarn steht an der Ostfront zusammen mit uns bis nach Siebenbürgen. Türkische Truppen kämpfen in Galizien. Bulgarische, türkische und deutsche Truppen haben die Rumänen in der Dobrudscha geschlagen. Vereint kämpfen sie in Mazedo nien. Ter Plan der Entente, in der Dobrudscha und in Mazedonien einen entscheidenden Schlag zu führen, ist im Entstehen gescheitert. Die Saloniki-Armee ist über schwächliche Angriffe nicht hinausgekommen, und in der Dobrudscha ziehen bulgarische, deutsche und türkische Trup pen gegen Norden, anstatt wie die Feinde es sich dachten, Russen und Rumänen nach Süden. Im ganzen also, meine Herren: An der Sommefront einzelne Erfolge der Gegner, die aber die Gesamtlage nicht ändern; im übrigen erfolg reiche Abwehr all^r feindlichen Angriffe und damit Durch kreuzen der feindlichen Absichten auf dem Balkan, Scheitern der feindlichen Pläne. (Beifall.) Meine Herren! So geht der ungeheure Krieg weiter! Immer neue Völker stürzen sich in das Blutbad. Zu welchem Ende diese Kriegsziele, die unsere Gegner immer unverhülltcr ver künden, führen sollen, das duldet keine Mißdeutung: Er oberungslust und Vernichtungswille! (Zustimmung.) Ich habe hier wiederholt darüber gesprochen: Konstantinopel den Russen, Elsaß-Lothringen den Franzosen, das Tren- tino und Triest den Italienern und jetzt Siebenbürgen den Rumänen. Für uns war seit seinem ersten Tage der Krieg nichts anderes als Verteidigung unseres Rechtes auf Leben, Freiheit und Entwicklung. (Beifall.) Darum konn ten wir als die ersten und die einzigen unsere Friedensbereitschaft erklären. Ich habe darüber am 9. Dezember v. I. und spä ter wiederholt deutlich gesprochen. Asquith und Lord Ro bert Cecil schaffen meine Worte nicht mit der Behauptung aus der Welt, wir hätten entweder gar keine oder uner trägliche und erniedrigende Friedensbedingungen kundge geben. Wir haben das Unserige getan. Wer wagt cs, von uns ein neues Friedensangebot zu verlangen, wenn unsere Gegner, wie es ganz kürzlich der französische Ministerprä sident Briand getan hat, einen heute zu schließenden Fr»e- den als eine Erniedrigung, den Gedanken an Frieden alv eine Herausforderung, als eine Schmach an das Andenken der Toten bezeichnen? Wenn manche den Krieg fuhren, weil sie ihre utopistischen Kriegsziele zu erfüllen hoffen? (Ml erhobener Stimme): Ihre Eroberungslust ist es, die die Schuld trägt, daß die Berge der Toten sich täglich Ermen. (Lebhafte Zustimmung.) Herr Briand äußerte in einer seiner jüngsten Reden, Frankreich kämpfe für einen festen und dauernden Frieden, m dem internal,o- durch die Poft vierteljährlich 2.10, monatlich —.70 t desgleichen frei in» Hau» , L52, „ —.84 - durch Boten frei in« Hau» „ 2.40, , —LS r bei Abholung in der Expedition , 2.—, , —.70 ! I»srr«te kosten die S gespaltene Petitzeile 20Pfg., kleine Anzeigen IS Pfg , die Reklamereile 50 Psg. i Anzeigenannahme di» mittag» 1 Uhr. - da-Kdnigi Amtsgericht Dresden MdieKönigiSupertntendentn- Dresden it, das Egi Fpchr^aH^ und für die Gemeinden: Blasewitz, Weitzer Hirsch, Laubegast, Dobritz, Wachwitz, Niederpoqritz, Hosterwitz, Pillnitz, Weitzig, Schönfeld Publikattonsorgan und Lakalanzeiger für Loschwitz, Rochwitz, Bühlau, die Lößnttzgemeinden, Dresden-Striesen, -N-ugruna und -Tolkewitz Uaums«reche»: Amt Dre«de« Sir. 20 80S