Volltext Seite (XML)
'N. orstkilMgEtbgMplche Nr. 144. I Sonnabend, den 24. Juni 1911 ne, ! U» ite Zuch ?onate i legen si 74 7V wird si Mittwo ellnervei übrigen Neschästl die si< lsstellun Ausste e, in dei ptsächlict rie. haftliche WilNAvlii K- ' rmerkrmnl. > 15 pt zerstt. mvlir, l-ttwm, ridr«««, W5», vük>«u. üik l»,rnilrgemrii»a«n. Vreräen-Slnrren un<! NcugninL nmtzbIL11 "i HWttdanpMrnrcdrNe» vrera« WM,« u. ke«u«. aar K-1. N«r-ellcR vkrr-e», NN Le llgl. Zuperinlenäenlur vkeräen ll, ckie Ngl. Foksttentämter vreräen, Montrdurg «» Genossen zung eir^ fsvereim Vereine« ) oder be nebenbe ubringer) Verbani keine g« fungiert, achen siD n Warem Hamburi ritte! dei lste Aus Geschäfts ?cachfroal cse verlis Klos. Um ;en Kolk verschiedene Altersgliederung haben, z. B. nicht zum Ver gleiche der Sterblichkeit von Land- und Stadtbevölkerung oder der Bevölkerung Deutschlands und Frankreichs, da in Deutschland wegen des starken Anwachsens der Bevölke rung verhältnismäßig weit mehr Kinder vorhanden sind als in Frankreich, während wieder in Frankreich die hoch betagten Personen in stärkerem Maße vertreten sind. Will man ein sicheres Maß für die Sterblichkeit einer Volksgruppe erhalten, so muß man die Sterblichkeitsver hältnisse der einzelnen Altersklassen berücksich tigen. Man muß ermitteln, wie viele von je 1000 Ge borenen innerhalb ihres ersten Lebensjahres sterben, wie viele von je 1000, die ein Jahr alt geworden sind, inner halb ihres zweiten Lebensjahres sterben usf. bis in die tvchste Altersklasse hinein. Aus diesen Zahlen läßt sich dann eine sogenannte A b st e r b e o r d n u n g Herstellen... Will man durch eine Zahl ein M'aß für die Sterb lichkeit angeben, so eignet sich hierfür am besten die mitt lere Lebensdauer, die aus der Abstebbeordnnng di rekt zu erhalten ist. Man kann aus der Absterbeordnung, die angibt, wieviel von 1000 Geborenen am Schlüsse des ersten, zweiten, dritten uss. Lobensjahres noch übrig sind, direkt ermitteln, wie viele Jahre diese 10d0 Personen in ihrem ganzen Leben zusammen durchlebten, und wenn man diese Zahl durch 1000 dividiert, so erhält man die Anzahl der Lebensjahre, die durchschnittlich auf jede einzelne Per son entfällt; diese Zahl wird die mittlere Lebensdauer ge nannt. Für die gesamte deutsche Bevölkerung liegen bisher, und zwar sür das männliche und weiblictx' Geschlecht gesondert, im ganzen 3 Abnerbeordnnngen vor, die eine ist aus den Sterblichkeitsverliältnissen 1>i71 bis 1880, die zweite aus den Sterblichkeitsverbältnissen 18.81 bis 1800 und die dritte aus den Sterblichkeirsverlälinissen 1891 bis 1!>00 berechnet; diesen wird, sobald das notwen dige Material vorliegt, eine Absterbeordnung sür dasJahr- zchnt 1!>01 bis 1910 folgen. Die Abstcrbeordnung der siebziger Jahre ergab eine mittlere Lebensdauer von 37,17 Redaktiou-schlnh: 1 Uhr Mittag-. Sprechst—de der Redaktion: 4—S Uhr Nachmittag-. Abschriften in redaktionellen Angelegenheiten sind nicht an den Nedakteur persönlich, sondern ausschließlich an die Redaktion zu »dressieren. ! 73. J-W Reue EretsEe. — Der Kaiser besichtigte gestern die Neuerungen auf der Kieler Staatswerft. — Tie Kaiserin besuchte gestern die unter ihrem Pro tektorat stehenden Kinderheilstätten vom Roten Kreuz zu Hohenlychen in der Mark. — .Heute Freitag früh 10 Uhr findet im Dienstge bäude des Cvang. Oberkirchenrats in Berlin die .Hauptver handlung gegen Pfarrer Jatho vor dem Spruchkollegium statt. — Der Straßburger Universitätssenat l>at die dorti gen studentischen Korps sür zwei Semester suspendiert in- solge Verrusserklärung einer Verbindung wegen Satis- fakti o nsverwe i gern n g. — In Sourhampton haben die am Seemanusstreik beteiligten Stauer einstweilen, bis eine Entscheidung er folgt ist, die Arbeit wieder ausgenommen. — In Java sind in der vergangenen Woche 57» Pest fälle (2 an Lungenpest), l 1 Todesfälle vorgekommeu; Su- rebaya ist pestsrei. Uebrigens wurde auch der Narymbezirk in der Kirgisensteppe im russischen Astrachangebiet sür pest gefährlich erklärt. — Kaiser Franz Joses empfing gestern den Minister präsidenten von Biencrth, der das Demissionsgesuch des Handelsminister Weiskirchner unterbreitete. — Aus der Werst von Vickers in Barrow in England ist der neue Linienschiffskrcuzer „Princeß Royal" (27 G)0 Ton.) von Stapel gelaufen. — Die feierliche Krönung des englischen Königspaa res wurde gestern in der Westminsterabtel vollzogen. lSr Ule Marevur. Lriibe-iri, T-lUtwln, vodrttr. Vrcdvttr, Meaerpovrttr. »Or-L» und toll«!/Iirelger für torchwilr. bochvilr. lljeirser Beil ag e n: Uot-rhaltu-g-blott". .Rach Feierabend-. .Fnnte».F^ee,p»»de»»-^„Het^ ^«iader^rte»-^ .H—»- »- «ariemoirlsch^t-. Fremde»- »aEe-. Fuusprecher. Aml Dresden Nr^80A Druck und Verlag« E lbgau-Buchdruckereiund BerlagstaltHermaKn Beyer ^Eo. Telegramm Adresse: Elbgauprefse BtafemiA. Die Lebensdauer der deutschen Bevölkerung und ihre Ver längerung in den letzten 30 Jahren. In der Voraussetzung, daß authentische statistische Angaben über die Lebensdauer der Deutschen und ihre Steigerung in den lebten Jahrzehnten sür unsere Leser be sonderes Interesse bieten, entnehmen wir die folgenden Feststellungen einem Artikel, den das vom Kaiser!. Statistischen A m t e herausgegebene „Reichs-Arbeits blatt" über dies bedeutsanre Thema veröffentlicht. Der einfachste und schnellste Nachweis über die Sterb lichkeit einer Personengruppe wird durch die Berechnung der Sterbeziffer geliefert. Man beobachtet, wie viele von einer Anzahl Personen innerhalb eines Jabres sterben und berechnet daraus, wieviel Sterbefälle aus je 1000 Lebende entfallen. Im Deutschen Reiclie entfielen beispielsweise im Jahre 1875 auf je 1000 bebende 20 Slerbefälle ,. „ >885 „ „ „ „ 27 . ,. 180.', „ „ „ 23 Man kann hieraus schliessen, daß sich die Sterblichkeits-Ver hältnisse seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wesentlich gebessert haben. Aber diese Sterbeziffern geben kein vollständig zuverlässiges Maß sür die Sterblichkeit; die große Sterblichkeit der frühesten Jugend und des hohen Alters bewirkt, daß Bevölkerungen. d>e viele Kinder und viele hochlvlagte Personen en Uralten, eine niedrige Sterbe ziffer annvenen, ohne daß die Sterblichkeit der ersteren Be völkerung eine größere zu fein braucht als die der letzteren. So pflegt z. B. die ländliche Bevölkerung meist eine höhere Sterbeziffer zu ergeben als die städtische, trotzdem die Sterblichkeit aus dem Lande geringer ist. Die Sterbe ziffer ist eben von der zufälligen Altersverteilung der Be völkerung abhängig, sie eignet sich dalier nicht zum Ver gleich der Sterblichkeiten von Perfonenqruppen, die eine M. (18« —-t l "LL'L'L« epkon 924. l,ooo.- l73 b. G. 153 « 283.50 b.B» 1063 B. 137.75 b. 110«. 129 G. 190« 135 G. 16« 127.75 G. 182e.b.G. 280e.b S» 126 G. 158 b. G. 259.75 b. 139.50 G. ' 261.75 b.«» »80«. 190 G. Kunst, Wissenschaft, Mnfik, Vorttäge und Veranstaltungen. Kü«tgl. Gcha«spi»lha«S. Ain Donnerstag ging als neutes Werk des Schil ler- Zyklus „T ie Br a ut vo n M essi n a" vor ausverkauftem Hause in Szene. In dieser vielleicht merkwürdigsten aller dramatisckien Äunftschöpsungen Schillers versuchte der Dichter, was Goethe in seiner „Iphigenie in Tauris" gelungen war, in seiner Weite an einem antiken Schicksalsstoss durchzu führen. Er wollte unter Beibehaltung der griechischen Chöre und unter Wahrung der Eigenart der antiken Tragödie eine neue Gattung schassen. Aber das Experi ment mißglückte. Ter aus der antiken Welt und den mit ihr verwachsenen Mythen aus den Boden des frühmittel alterlichen Sizilien übertragene S ch icksalsstosf mutet in seiner konstruierten Handlung zu. absichtlich und unwahrscheinlich an. .Dann aber hat Schiller den Charakter des griechischen Chors nicht richtig ausgcfaßt, ihn vielmehr des Charakters entkleidet, den er in der antiken Tragödie hatte. Schiller ging von der Handlung aus und ordnet daher den in zwei .Halbchöre geteilten Chor der Handlung unter, läßt ihn Partei sein. Die griechische Tragödie aber war aus den Chorgesängen zum Preise der Dionysos über haupt erwachsen und auch bei der höchsten Entwicklung der attischen Tragödie, deren Aufführung stets einen Gottes dienst bedeutete, enthielten die Chöre in ihrer lyrischen Re flexion gewissermaßen den Kultnsinhalt. Daraus geht schon von selbst hervor, daß der Chor niemals Par- tei nehmen konnte, geschweige denn Chorteile wider ein ander. Damit hat der Dichter, der gerade durch Ein führung des Chors die griechische Tragödie in die deutsche j Dichtung einführen wollte, gerade den antiken Charakter abgestreift. Aber selbst dieser mißglückte Versuch ist von dem Ge nius des großen Dichters geweiht und durch seine w u n - derb ar volltönende Sprache, zumal in den Chorpartien, zu einem Meisterwerk geworden, das statt des uichterreichtcn Ziels andere unvergleich liche Schönheiten bietet. Um zur vollen Geltung zu kommen aber, bedurften sie einer so trefflichen Darstellung und eines so prächtigen Rahmens, wie gestern in unserem Schaufpiell)ause. In Frau Salbach besitzen wir die ideale Darstelle rin der hoheitsvollen Schillerfchen Frauengestalten. Sie war auch hier in jedem Ton, jeder Eheste, die unglückliche Fürstin, die Mutter der beiden feindlichen Söhne. Selbst in ihrem Schmerze würdevoll, in ihrer Verzweiflung edel und in ihrem Fluch und in dem Ausbruch ihrer Leiden schaft sand sie die erschütternden Töne, die die Grenze anti ker Größe nicht überschreiten. Tie Verteilung der beiden Rollen der Sühne an die Herren Wewdt und Wieckc ist als eine überaus glück liche zu bezeichnen. Herr Wendt in reizvoller Maske ist für den ernsten MelancholikerManuel ebenso prädestiniert, wie Herr Wiecke sür den aufbrausenden Choleriker Ccfar. Herr Wendt führte den Charakter Manuels fesselnd durch, wobei wir besonders seine Wärme bei der Versöhnung mit dem Bruder, seine belebte Erzählung und die Verkündig ung seiner Brautschaft an sein Gefolge und das allmäh- lige Aussteigen der Ahnung bei der Erzählung der Mutter hervorheben. Rührend wirkte sein Zusammensein mit der Beatrice und lein überraschend natürliches Sterben nach Cesars Dolchstoß. Herr Wiecke hielt von Anfang bis zu Ende den Charakter des überwallenden Cesar, in Liebe und in Haß fest. Ter Trotz vor der Aussöhnung, das Ueberscbäumende bei derselben, die Rede an Beatrice im Garren, der Leiden- schaftsausvruch und die Tötung des Bruders lvaren in die sem Geiste treffsicher gekennzeichnet. Aber ebenso kam auch das Uebermaß seiner Verzweiflung und seines Schuldbe wußtseins ergreifend zum Ausdruck. Von dem dumpfen Brüten bis zum Entschluß, die Eifersucht noch auf den to ten Bruder, die Erlangung der Verzeihung und sein pak- kend ausgeführter Sühnetod. Frl. Treßnitz wußte die vom Dichter etwas farb los gehaltene Beatrice rührend zu verkörpern und auch in den längeren stummen Partien durch sprechende Mimik zu beleben. Tie Sehnsucht nach dem Geliebten, die Verwun derung über seine Kälte, ihr Entsetzen bei Cesars Namens nennung und ihr Schaudern und Schrecken bei der Enthül lung der Mutter gelangen ihr meisterlich. Aus dem alten Tiego machte Herr Huff eine sym pathische Greisengestalt. Von den beiden feindlichen Rit- terchörcn sind von dem Gefolge Ton Manuels besonders als Chorführer die Herren Eggerth und M üller, von der Gefolgschaft des Ton Cesar die Herren Stifter, R en I und Felden in gleicher Eigenschaft wegen ihres ausgezeichneten Vortrags der herrlichen Chorpartien zu rühmen. Uebrigens sind in dem Verse: „Aber der Krieg auch hat seine Ehre!" sowohl „K r i e g" wie „auch" scharf wie die beiden Längen eines antiken Choriambus zu be tonen. Auch die schwierigen Wiederholungen des Gesamt chors gelangen fast durchgehends vortrefflich. Eo übte bei dem hervorragenden Ensemble unseres Schauspielhauses auch dies eigenartige Werk Schillers tiefgreifende Wirkung und die vor allem zahlreich versammelte junge Damen welt widmete den Darstellern mit Recht unermüdlich wie derholten Beifall. Dr. B.