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IWD Drmk mrd «rrl--- »I^,o.B«chd,«ck 68. Jahrg M. 16V «erufprech».- I»1 Dresde» Rr. »0». !L«legr.->br.: /lvgau-refir Vlchvoitz. dlelE Steuer unverhältnismäßig schwer Glastet, meun in Württemberg allein keine Klasse mit diesem Latze bestäube, .-o bat also auch die Fahrkartensteuer eine gute Seite. Die Durckfiibrung der Personentarif-Reform mit -dem bekannten Tartt 7 Pfg. 1. Klasse, 1.5 Pfg. 2. Klasse, 3 Pfg. 3. Klasse, 2 Via. 4- 'Klasse, ist, wenn nicht besondere unvorhergesehene Umstände eintreten, auf 1. April oder 1. Mai 1907 geplant. Ein besonderes Kapitel widmet die Denkschrift dem Schnellzugszuschlag. In der Preess ist wiederholt die ganz- liche Aufhebung des Schnellzugszuschlages gefordert worden. Diese kann, so jagt die Denkschrist, zum Teil mit Recht, schon 2us finanziellen Gründen und auch aus der Erwägung nicht in Frage kommen, daß es im Interesse eines geordneten Be- triebes und zur Vermeidung von Belästigungen der Fernrer- senden geboten ist, durch Erhebung eines Zuschlages den Lo- kaloerkehr möglichst von den Schnellzügen fernzuhalten. Das wird aber nur dann glücken, wenn dem Lokalberkehr in ge nügender Anzahl Eilzüge zur Verfügung gestellt werden. Ge schieht das nicht, wird jeder Reisende lieber den Zuschlag auß sich nehmen als die Bummelei auf den Personenzügen. Von den bestehenden Ausnahmetarifen fallen künftig fort: i. die Rückfahrkarten. Es kann aber mit der Karte für die Hinfahrt gleichzeitig eine Karte für die Rückfahrt gelöst werden, natürlich ohne Preisermäßigung und mit Beschrän kung der Gültigkeitsdauer auf zwei Tage. Die Ausgabe sol cher Karten wird hauptsächlich innerhalb des Ausflugsgebie tes in der Umgebung größerer Städte notwendig sein. 2. Die Rundreisekarten und die festen Fahrscheinhefte mit Preis ermäßigung. 3. Die Preisermäßigung der zusammenstell- baren Fahrscheinhefte. 4. Die Preisermäßigung für Gesell- schaftsfahrten. 5. Die in Württemberg, Bayern und Baden eingeführten Jahrscheinbücher, die württembergischen und oldenburgischen Landeskarten mit Gültigkeit für das ganze Bahnnetz, die badischen Kilometerhefte. 6. Die Preisermäßig, ung zum Besuche von festlichen Veranstaltungen, Ansstellun- gen usw., wenn nicht ganz besondere Gründe für die Gewäh- rung von Vergünstigungen sprechen. Wörllcmierg und die Persuntikis-Rchm. Die württembergische Kammer hat in der verganaeneu Woche der von der Regierung vorgeschlagenen Personentarif. Reform zugestimmt. Der Beschluß — in der -Opposition stan den Sozialdemokraten und -Demokraten — ist von hoher nationaler, Verkehrs- und sozialpolitischer Bedeutung Würt temberg kehrt sich von Bayern, dem leider auch Baden fol-en will, ab und nimmt die Grundlagen des preußischen Betrie- bes an, vor allem die vierte Wagenklasse, die auch in den Eil^ zügen gefahren werden soll. Die Süddeutsche Eisenbahnge- meinschaft ist damit für alle Zeiten -beseitigt. Sie hat lange genug jede großzügige Reformpolitik -im deutschen Eisenbahn wesen hintangehalten. Kommt es zu einer BetrieLsgemün- schäft dermaleinst, und es wird dazu kommen, weil der Ver- kehr sie fordert und Deutschland eine einheitliche Verkehrs leitung haben muß, so wird es eine deutsche Betriebsmittel- gemeinschaft sein. Unter diesen Umständen gewinnt die Denkschrist, in der die württembergische Regierung diesen Schritt vorbereitete und vor der Kammer rechtfertigte, ein schon an sich bemer kenswertes Aktenstück noch an innerer Bedeutung, und ist es angezeigt, so schreiben die Bert. N. Nachr., noch' näher und ausführlicher auf eine Reihe von Fragen einzugehen, die mit der PersonentariMeform der Erledigung entgegensetzen. — Nach der Denkschrift gewinnt es den Anschein, als ob von einer fortschreitenden Vereinheitlichung des deutschen Eisen- bahnwesens zunächst nichts weiter zutage treten soll als die Personentarif-Reform. Es heißt da: „Anläßlich der Ver handlungen wegen Bildung einer Betriebsmittelgemeinschaft wurde auch die Frage der einheitlichen Gestaltung der Per sonentarife für sämtliche deutsche 'Staatsbahnen wieder auf gegriffen und die Verhandlungen über die Tarifreform wur den fortgesetzt, auch nachdem in den Verhandlungen wegen der Betriebsmittelgemeinschaft ein gewisser Stillstand ein- getreten und das Zustandekommen einer vollständigen Be triebsmittelgemeinschaft unwahrscheinlich geworden ist. Bei Freitag, den 13. Juli 1906. Beratungen über die Personentarif-Reform waren samt- uche im Besitz von Staatsbahnen befindliche Regierungen und außerdem die Pfalzbahn vertreten." Die Tarifreform wll im ge der freien Verständigung zwischen sämtlichen Ltaa s- ahiwerwaltungen durchgeführt werden, es soll damit keim Elnichrankung -der Tarifhoheit stattfinden, auch besteht keine Verwaltung eine rechtliche Ver- PNlchtung,den neuen Tarif dauernd be r z u - oehalten. Damit entfällt die Notwendigkeit, BestiM- m-ungen darüber zu treffen, was zu geschehen hat, falls eine Verwaltung den 'Einheitspreis wieder aufgeben oder umge- stalten will. Da nun die Tarishoheit jeder einzelnen Verwaltung völlig gewahrt ist, so ist auch die Mog- lichkeit ausgeschlossen, daß eine Verwaltung bei künftigen Farbänderungen in irgend einer Form majorisiert wird. Auch bezüglich der Erlassung von Ausnahmetarifen, die mit Rück licht auf besondere örtliche Verhältnisse geboten erscheinen, ist den Verwaltungen freie Hanü gelassen, jodoch sollen Aus- nahmetarise, durch die eine andere Verwaltung irgendwie be rührt wird, nicht ohne Verständigung mit dieser Verwaltung, und Tari'bestimmungen, die für die Allgemeinheit von Be deutung sind, nur im Benehmen mit sämtlichen Verwaltun gen getroffen werden. Man sollte meinen, daß damit allen partikularen Befürchtungen der Boden entzogen ist. Baden hat, wesentlich im Hinblick auf die Unsicherheit des Zustandekommens der Betriebsmittelgemeinschaft, wie es in der Denkschrift heißt, gleich Bayern die 4. Wagenklasse abgelehnt. Dagegen ist, so viel bekannt, für di« Bahnen in den Reichslanden und auch für die Pfalzbahn die Einführung der 4. Wagenklasse in Aussicht genommen. Da hiernach, so heißt es weiter, eine wirkliche Tarifeinheit unter sämtlichen deutschen Bahnen nicht zu erreichen ist, so war man auch in Württemberg bereits wenig geneigt, auf die Tarifreform ein zugehen, entschloß sich aber gleichwohl dazu, und unter den Gründen für das Vorgehen spielt auch die Fahrkartensteuer eine Rolle. Denn da künftig nur die Zweipfennigklasse steuer frei bleibt, so würde die württembergische Bevölkerung durch w OK KI. k>ir«tNc»! - »«kl-im« »»» Inzetg« au bWNnoer vta» wird kn» GMMttte t-enumöue». «..»Sh» dmch v-t-u »d« ArS-l ML »LttLtrUck »der GS Pf ftk stb« Moual. Elie fir te» Mir- iid ErschichUfnmtz »ich dm Pliinlschkii Gniidk det Drade». Den wahren Genuß unserer an Naturschönheiten so reich gesegneten Heimat werden wir wohl nicht so an den meistbesuchten Ausflugsorten finden, als vielmehr an solchen Punkten, wo nicht «der allgemeine Fremdenverkehr sich hin- lenkt. Als eine für den Natur- und Geschichtsfreund genuß reiche Wanderung kann ich folgende wärmstens empfehlen: Von unserer Residenzstadt Dresden fährt man mit der Straßenbahn nach Vorstadt Plauen und wandert von da nach dem Dorfe Coschütz, wo der schöne Plauensche Grund seinen Anfang nimmt. Hier halten wir nun im Restaurant „zum Ratskeller" Einkehr und stärken uns mit einem Gläs chen Hellen Gerstensaftes und einem kleinen Imbisse. Nachher betrachten wir die interessanten Naturalien, Versteinerungen eines Baumstammes, Muschelabdrücke u. a. dergl., die hier in einem Glasschrank sich befinden. In demselben sind auch die hochinteressanten Fundstücke von dem in der Nähe gelege nen bekannten Coschützer Rundwall (im Volksmunde „Dte alte Hevdenschanze" genannt) ausgestellt. Die Funde stam men aus der Sammlung des Gutsbesitzers Körner in Coschütz. Die Fundgegenstände gehören zwei verschiedenen vorgeschicht lichen Perioden an, der altgermanischen und der späteren sla- vischen Zeit. Um nun den Coschützer 'Wall selbst zu besuchen, müssen wir Feldwege benutzen und gelangen zu einer Höhe am Ab- hange der Weiheritz. Die Erhöhung ist der Rest des früher gewaltigen Ringwalles. Hier ist uralt heiliger Boden unse rer ältesten Vorfahren, dort haben die alten Germanen eine Kultusstätte und einen festen Wohnplatz gehabt, der von den später eingewanderten Slaven auch als letzte Zufluchtsstätte in Zeiten der Not benützt worden ist. Nach dem Urteil der großen deutschen Altertumskundi- gen, weiland Geh. Rates Virchow-Berlin und unseres hoch verdienten sächsischen Urgeschichtsforschers, des Herrn Hof- rat Prof. Dr. Deichmüller, verdient der alte Wallrest, der durch die Steinbrüche in der Nähe gefährdet ist und dessen Jnnenraum, der ehemalige Wollkessel, unter dem Pfluge steht, mehr Beachtung und Schonung. Von Coschütz wandern wir in etwa Stunden nach Gittersee und Zschiedge. Dann kommen wir nach dem Segen Gottes- uud dem Hoffnungsschacht bei Burgk. Hier betrachten wir in wehmütiger Stimmung das Riesen grab mit Inschriften zur Erinnerung an das Grubenunglück, bei «dem am 2. August 1869 eine Anzahl von 321 armen Berg leuten „tief unter der Erde in Erfüllung ihres Berufes" einen schrecklichen Tod gefunden haben. Auf schönen schattt- gen Waldwegen gelangen wir an dem hübsch gebauten Forst- Haus vorbei auf den von der Volkssage umwobenen Wind- ber g, itt dessen Innerem einst in alten Zeiten ein prächtiges Zauberschloß gestanden und wo ein armer Geiger aus Deu- den für sein Saitenspiel durch gütige 'Zwerge reichen Lohn empfangen haben soll. Diese Sage erinnert uns, wie manche andere in unse rem schönen Sychsenlande, an den Glauben von den bewohn- ten Berge», der unseren altgermanrschen Vorfahren eigen war. Hier auf dem sagenumwobenen Windberge erhebt sich seit dem Jahre 1904 das Denkmal unseres unvergeßlichen Heldenkönigs Albert, bestehend in einer großen obeliskenför- migen Säule und einem Reiterstandbild in Relief. Die In schrift am Denkmal ist folgende: „Errichtet 1904 vom Plauenschen Grunde. Betritt o Sachsenvolk Andächtig diese Stätte. Sie ist geweiht den Manen eines Kömgs, Der deutschen Heldenfinn mit Herrschertreu verband. Und seinem Volke war ein gottgesandter Führer." Der Entwurf des Denkmals stammt vom Architekten Max Hans Kühne. Gegossen ist die Jnschrifttafel in der König Friedrich August-Hütte in Potschappel. Nachdem wir noch die herrliche Aussicht vom Windberge auf die umliegenden Höhen und Ortschaften genossen haben, lenken wir unsere Schritte nach Deuben. Von hier gelangen wir in etwa Stunde nach Döhlen. Hier betrachten wir mit großem Interesse die alten Grabmäler der adligen Geschlechter von Küchen meister, von Grensing, von Zeutzsch und von Theker. Die Grabsteine, an denen wir auch die alten Trachten gut studie ren können, stammen aus der Zeit 1420—1722. Bemerkt möge noch sein, daß Kaiserin Katharina II. von Rußtand und -daher auch das jetzige russische und deutsche Kaiserhaus aus 'dem Haus« von Zeutzsch stammt. Die Mittel zur Wieder herstellung der wertvollen alten Grabmäler gewährten Kai ser Nikolaus II. von Rußland und der Freiherr von Burgk. Von Döhlen wandern wir über Zauckerode nach Ober- Pesterwitz, wo für die im vorigen Jahre abgebrochene alte 400- jährige Dorfkirche ein Neubau im Entstehen begriffen ist. Am Rittergut des Freih. von Burgk vorüber über Roßthal, Neunimptsch können wir dann von Wölfnitz aus dieHeimfahrt nach Dresden antreten, wo wir befriedigt und gestärkt zu neuer Tagesarbeit von der schönen Naturwanderung an- kommen. H. Braun. -