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Ewgau-refß «-se» » 68. Jahr- Nr. 126 Fernsprecher: Mol DrrAdar Rr. SOi» Ei« W,i»mni, "ch »n SGohrii« Stehn. Nicht nur an den Ufern der blauen Donau und des grünen Rbeins erheben sich geschichtlich interessante Burg, ruinen, sondern auch in unserem schönen heimatlichen Sach, senlande finden uür manche denkwürdige Don Romantik um wobene Schloßtrümmer. Eine der durch ihre geschichtliche Vergangenheit interes santesten, ist die bekannte Schloßruine Stolpe n. An einem schönen Maien-Sonntage imternahm ich mit einigen bekannten Herren einen Ausflug nach dieser histori- PerbricMc Wigstn. Pfingsten 1906 bildet in einer Beziehung eine Ausnahme gegen sonst: So viele drohende oder vorhandene Minister krisen sind um diese Jahreszeit, die doch einen gerechten An spruch auf politische Ruhe hat, noch nicht dagewesen. In Rom ist kaum das neue Ministerium Giolitti zustande gekommen, dessen Amtsdauer bei den verfahrenen inneren Zuständen in Italien schwerlich über einige Monate, vielleicht nur Wochen, anhalten wird, in Wien ist nach ganz kurzer Frist das Mi- nisterium Hohenlohe abgetreten, in Budapest herrscht alles andere, nur keine sichere Existenz des Kabinetts Wekerle, wenn es gleich seine österreichischen Kollegen augenblicklich aus dem Sattel gehoben hat, in Paris muß nach dem bevorstehenden Zusammentritt der Kammern mit neuen Männern für die Regierung gerechnet werden, und selbst bei uns in Deutsch land hat das Schlutzkapitel im Reichstag, welches die Frage einer gedeihlichen Entwicklung 'der Kolonialpolitik in der Lust schweben ließ, einen unbehaglichen Eindruck hinterlassen. Auch in Rußland ist ein Wechsel im Ministerium in nicht fer ner Zeit zu erwarten, denn der heutige Premierminister Go- remykin ist, so viel ist klar, kein Mann für die große Reichs- Duma, und sogar in London steht trotz der großen Regie rungs-Mehrheit im Parlament nicht alles, wie es soll. Tas sind die größeren Staaten, und die Liste kann noch erheblich verlängert werden, wenn man die mittleren und kleineren hinzunimmt. Das sind, wie schon Eingangs gesagt, unerfreu liche Erscheinungen für diese Jahreszeit, und in den interes sierten politischen Kreisen wird man mit Recht von einein ver- drießlichen Pfingsten sprechen können, um so mehr, als der Wirrwarr wicht ganz plötzlich und unerwartet eingotreten ist. Wir wollen ein solches Zusammentreffen nicht überschätzen, jedenfalls sind derartige Zufalls^Häufungen aber auch nicht un<i sie g«mrm<i«n r»ed«e«« csl»t»in, - lli«5«s u»<t SüdUii eeNI»«««» «ür <ü< Semem««, Miremir, lv IS, <iie Fslwerusche duchdruckeret, DmAd«-N«st., Leip-tger Str 110, K.vteltchNchf.(P. Schmidt), Lnnonc Lrp.,D«tt^N.,LuH«rpl. 1, G Kohl in ltesselrdors, — Hugo Mächler tu »tztzschenbroda, Otto Dittrich tu Rettzeudors. — F. Müller tu Leubuttz-Reuoftra Ariebeistr. 6, Pt. — Lmtl Nollau tu Radebeul, — Rud. Grimm tu Dr -Wültnttz, — Fried. Leuchert tu Cofiebaude, — Otto Kunsch tu Lotts, — Frau verw. Richter, SoschWitz, Gruadftr. 1», Frtedr. Wild. Stützner in Pillnitz, Bruuo Schneider in SchSnfeld, sowie sämtliche Auuoaceu Expeditionen Deutschlands. ^i^enen Parteien in die Haare geraten, jede wird nehmen, ? aeben wollen. Die sozialkommumstrichen Forde- ?^acn über beweglichen und unbeweglichen Grundbesitz, die ha laut geworden sind, sind doch gerade bedenklich genug, rmö lie werden nicht verstummen, sondern unmer lauter werden. Wir Deutsche halten auf unseren Reichstag ein sehr gro- --^tück aber eben darum wünschen wir auch, daß -er Reichstag'dies im Auge behält. Der Deutsche hatte ernst rn Anem Auftreten etwas Kleinliches, er war m ferner Unter- neümungslust und in fernem Wagemut schüchtern, und der Spitzname deutscher Michel ist rhm nicht unverdient gegeben. Aber der Deutsche hat auch diesen engen Rock langst ausgr- roaen heute steht er forsch und stramm da, er dreht nicht em rrebnmarkstück mehr hundertmal um, wenn lerne Ausgabe sich As eine Notwendigkeit erweist. Und da sollte doch auch der Reichstag nicht mehr mit kleinlichem, verärgertem und der- drietzlichem Wesen auftreten, in seinen Rerhen rst auch nicht alles Gold, was da glänzt. Wir wollen hoffen, daß eine solche Pfingst-Szenerie, wie sie sich diesmal in Ministerien und Volksvertretungen in Europa darbietet, so bald nicht wieder- kommt. Sächsislhr 8^'ell-^bahr »»* V«tla,«n: »JUnNrierleS LUUsrhslOMtztzblstt" H- .«sch stzeter»tze»d- Batteur: Paul Lim»», »lasewttz — Druck »ob Verlag Elbp»u-Buchdruckerr< uud Berlagsauftatr Hermann Beyer " Sonnabend, den 2. Juni 1966 angenehm, denn sie beweisen, daß im parlamentarischen heute unberechenbare Strömungen ihervortreten, die z Besten einer gedeihlichen und stetigen Entwicklung lieber f bleiben sollten. Dieser Reichtum an Ministerkrisen zeigt aber noch wehr, nämlich, Vaß es an weitblickenden und energischen ^swa männern im hohen Maße fehlt ; Italien, Rußland u^ld Oester- reich-Ungarn haben nur Tagesgrößen, seit zwei Jahren N nichts beständig, als der Wechsel. Frankreich arbeitet Mtt ausgesprochenen Partei-Politikern, die sich nur durch ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Gegner unterscheiden, und wenn wir mit dem Fürsten Bülow als Reichskanzler rn Deutschland eine „bessere Nummer" gezogen haben, sehen wir doch auch, was kommen kann, wenn der Kanzler mal nMl am Platze ist. Endlich waren wir so weit, daß in die Be handlung der Kolonial-Angelegenheiten ein rechter Zug hin- einkommen sollte, der Erbprinz von Hohenlohe packte di? Dinge an, wie sie angefaßt werden mußten, und nun, Wo man ihni den eigentlich für eine kräftige Amtsführung selbst verständlichen Posten verweigerte, sind wir wieder so weit, wie früher. Der Reichstag war wegen der Rede des Obersten Deimling, des Befehlshabers für Südwestafrika, in verdrieß licher Stimmung. Aber deswegen hätte man dem „Kolonial prinzen" es nicht entgelten zu lassen brauchen! Ter Parlamentarismus galt früher als die idealste und einfachste Einrichtung, aber das hat sich heute doch recht ge- ändert. Wir sehen es überall: Viele Köpfe, viele Sinne, und jede Volksvertretung gebraucht einen wirklich leitenden Mann mehr, denn je. Die Erfahrung wird man auch in Rußland machen, mag gleich heute noch eine Machtprobe zwischen der Zargewalt und den Ministern einerseits und der Duma ander seits ausgefochten werden. Bekommt der russische Reichstag das Heft in die Hände, dann werden sich auch dort die ver- Ei« Rede Ho« Thm« über die Wege dn Wild». Mitten in den trockenen Erörterungen der ersten badi schen Kammer gab es dieser Tage ein eigenartiges empfind- ungsvolles Zwischenspiel: einen Preisgesang auf den deut schen Wald Und der ihn anstimmt, war niemand anders, als Hans Thoma, der den deutschen Wald so oft schon nut Farbe und Pinsel verherrlicht hat. Thomas Rede wurde veranlaßt durch eine Bemerkung des Freiherrn von Stotzingen, der, nachdem er den Vogel schutz durch die Forstverwaltung anerkannt, anregte, daß Schußgelder für Erlegung von Raubvögeln gezahlt werden möchten, und dann fortfuhr: „Ueber die jetzt so zeitgemäße Frage der 'Waldschönheitspflege erlassen Sie mir zu sprechen; (zu Prof. Thoma gewendet) vielleicht geschieht dies von be rufener Seite. Mir scheint der Wald eine künstliche Schön- heitspflege nicht zu ertragen, und je natürlicher, je unberühr ter, desto schöner." Darauf meldete sich Hans Thoma zum Wort und führte laut „Bad. Presse" unter anderem folgendes aus: „Der Herr Berichterstatter, als er im Laufe seiner Rede von der Schönheit des Waldes gesprochen hat und der Er- Haltung dieser Schönheit, hat dabei einen Blick zu mir hin übergeworfen, der mich dazu verführt, jetzt das Wort zu er- greisen, obgleich ich gar nicht darauf gefaßt bin. Seit ich die große Ehre habe, Mitglied dieses hohen Hauses zu sein, habe ich manchmal darüber nachgedacht, was wohl die Kunst im Staatshaushalt für eine Aufgabe haben könne und wie sie hier auch ihr Schevflein beitragen könne -um guten Gedeihen des Allgemeinen. Es ist gar nicht leicht, die» zu finden, und ich weiß ja, wie es sich im Staatshaus halt um sachliche, nüchterne Erwägungen handelt, und so ist es schwer für die Kunst, die sich doch ganz auf einer Gefühls welt, auf einer Vorstellungswelt aufbuut, hier eine Verbind- «ngSbrücke zu finden. Man könnte mir auch gar leicht den Vorwurf machen: Kunst ist Privatjache. Dankbar bin ich daher den, Herrn Berichterstatter für seinen freundlichen Wink, wo vielleicht auch die Kunst in Wirksamkeit treten könnte, um mit einiger Berechtigung am Staatsleben teilzu nehmen. Die Kunst dürste im Staate berufen sein zum Schutze für die vorhandenen Schönheiten unseres Landes wie auch zu deren Mehrung, indem sie Natur- und Kunstdenkmäler in ihrem Bestände zu erhalten sucht — daß sie auf das Schöne hinweist und es nicht geschädigt wissen will, wo dies nicht durch eine Notwendigkeit bedingt ist; in solchen Dingen darf auch die Kunst mitreden. Da jetzt von dem Walde die Rede ist und dabei auch sei- ner Schönheit gedacht worden ist, so will ich gern feststellen, daß zwischen Forstbeamten und Künstlern von jeher das beste Einvernehmen herrscht. Der Künstler wird als das konser vativere Element über das, was am Walde schön ist, wohl manchmal in Meinungsverschiedenheit mit dem Forstmann geraten — aber das schadet nichts —; beide sind große Natur- freunde, und die Verständigung ist auf diesem großen Boden dann wieder leicht. Der Wald war für uns Deutsche von jeher auch ein ide- ales Gut, und wioviel geheimnisvoll schöne Poesie entströmt ihm! Unsere Voreltern haben einst in 'den Urwäldern ge- wohnt — dadurch sitzt uns Deutschen die Liebe zum Walde tief in der Seele. Daß er einträglich ist, eine milchende Kuh das ist ja um so besser — aber es soll nicht der einzige Stands punkt sein, den wir diesem Nationalgut gegenüber einneh- men, er sei eine Stätte des Genusses, 'der Erholung für jung und alt. Sodann möchte ich noch etwas Vorbringen, ich fühle mich sozusagen auch als Anwalt unserer Waldeskünstler der Singvögel, die nicht nur Poetisch schwärmen und musi zieren, sondern auch gegen das schädliche Gewürm in und Feld eine gute Schutztvuppe sinid. Die Singvögel haben sich in einer Petition an mich gewendet — wie sie es erfak ren haben, daß ich Mitglied der ersten Kammer bin weiß ich nicht —; auch einige Raubvögel haben mitunterschrieben, und weil sie so schön sind, möchte ich auch für sie ein gutes Wort einlegen, daß man sie nicht so unbedingt ausrotten möchte; ich denke, der Haushalt der Natur ist doch wohl noch ver wickelter als der Haushalt des Staates, und wer will so ge nau wissen, ob nicht am Ende auch diese Räuber eine Aufgabe zu erfüllen haben? s So wäre es wohl möglich, auch ein wenig an die ge wohnten Niststätten der Vögel zu denken. Da dürften die Forstverwaltungen und auch Gemeindebehörden sich daran erinnern, daß die Sänger gern an den Wasserbächen wohnen, und daß das unbarmherzige Weghauen des Buschwerkes an den Bächen her, wie es besonders im Schwarzwald durch Jahre hindurch verübt wurde, vielen Vögeln ihre Brutstätten zerstört. In «diesen kleineren Gebüschen auf Feld und Heide habe ich in meiner Jugend viele Vogelnester entdeckt — ich habe aber keine ausgenommen, — ich weiß, daß die Vögel dort ge brütet haben, und wenn sie singen konnten, find sie erst in den Hochwald gezogen. Der Uebergang, der von dem Weidef^d «durch dies Vor holz gebildet war, war auch landschaftlich recht schön; jetzt steht der Wald oft da fast feindlich und trotzig, so wie ein Regiment Soldaten. Aber auch das kann schön sein, wenn -aS Auge sich einmal daran gewöhnt hat — der Wald hat wie so viele Dinge der Natur die Macht in sich, unter allen Beding- ungen schön zu bleiben — und so will ich schließen, sonst möchte man vor mir sagen: Wie kommt der unter die Kritiker?" Diese Parlamentsrede des Malers und WakdfreundeS verdient, auch außerhalb der badischen Kammer gehört za werden! Der Vertreter der badischen Regierung schloß ferne Erwiderung auf Thomas Rede mit den Worten: ^Mr be trachten den Wald als ein Kleinod, LaS wir in feiE «Shün« Heck tunlichst erhalten wollen "