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Lnif kockvitt. (veisrer tzinch unö Südkm. Donnerstag, de« 5. April ISO«: Witterung: Trocken, wenn auch mehr oder Weniger stark bewölkt. Lemperatnr: Rorwpl. Windursprmrg: Südost. Lnstdrnck: Hoch. »a «t «rmeiiickm l rn»«»ttr. «»cdvlve. MUnmrM. HMMN». NIMir «Xi L»§»«NE liv cki« Sorinckra 8l»«viU. l ri»I«aN»« Nr äi« -K.7S.1 Donnerstag, den 5^ April 1SV6. 68. Jahrg. Wetterprsgttof- ßes EAchs. z» Draslle«. DK Diitr». Der jahreüovOe Streit um die Gewährung von Diäten refp. AnwesmchettsOeldern an die Mitglieder des Deutschen Reichstage- ist herstdet, j» LÜernächster Zeit wird der Volks vertretung der Gesetzentwurf zugehen, welcher den Reichsboten eine Schadloshaltung für ihre persönlichen Ausgaben wäh- rend ihter Gegenwart in Berlin zur Zeit der Reichstags- Lerhandlungen -uweist. Wenn für den Tag der Anwesenheit eine Doppelkrone ----- SO Mark gewährt werden, so läßt sich damit auskommen: freilich Schätze können davon nicht er spart werden, denn bei dem Mangel eines festen Wohnsitzes an der Spree für die meisten Abgeordneten sind die persön- lichen Unkosten natürlich Höher, als es sonst der Fall wäre. Doch darüber braucht man nicht zu diskutieren, wir können nur dm Wunsch aussprechen, daß'fortan der Reichstag jo stark besucht sein möge, wie er es oft nicht war, z. B. noch in der verflossenen Woche bei den Abstimmungen über die neue Flöt- kenvorlage und das Kolonialamt. Andere Volksvertretungen sind ja auch nicht immer besonders stark besucht, aber andere Verhältnisse gelten nicht für uns, und wir empfinden die end losen Debatten bei den leeren Bänken gerade nicht als etwas Schönes und Würdiges. Und daher erhoffen wir die Besse- rung! . - Mrkrvürdig aber eins! In den seit Jahren sich hin- streckenden Erörterungen ist die Gewährung von Diäten an die Reichstagsabgeordneten immer als eine hochbedeutsame Angelegenheit hingestellt, die den unliebsamen Zuständen im Reichstage mit einem Male ein Ende bereiten würde. Und nun es in der Tat so weit ist, ist die Stimmung gerade in den parlamentarischen Kreisen durchaus keine so übermäßig ge hobene, im Gegenteil: es sieht beinahe so aus, als wollte man sagen: „Na, nun haben wir zwar die Diäten, aber obs darum voller im hohen Hause wird, das müssen wir doch erst sehen." Es werden sich vielleicht mehr Abgeordnete, als man dachte, finden, die infolge ihres Fernseins auf Diäten keinen Anspruch Haden. Damit würden dann diejenigen Recht erhalten, die Pa meinten, nicht der Diätamnangel schafft die schwachbeWch- ten Reichstagssitzungen, sondern die außerordentliche LärPe der Sessionen ist die Schuld: Wenn« ein Volksvertreter da heim bei sich nun einmal nach dem Rechten sehen auch, dann muß er das, und dann halten ihn auch die 20 Mark Anwesen- heitsgelder pro Tag nicht in Berti« fest. Und wer, der irgend wo im Reiche wohnt, kann so viste Wochen hintereinander, wie es jetzt seit Neujahr der Fall ist, in Berlin aushalten? Schm» bei redlichem Willen kann allmählich die Lust schwach werden. Als der erste deutsche Kanzler für die ReichStagSwah- len das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht twrchsetztr. das heute selbst noch nicht allzuviel Stachcchmuagen in Europa gefunden hat, erachtete er es für selpA) er stündlich^ daß keine Diäten dazu gewährt würben, die nach seiner Überzeugung nur den Berufs-Parlamentariern und den Sozialdemokraten zugute kämen. Hieran haben auch die verbündeten Regieruw gen bisher fcstgehalten, und erst in dieser letzten Reichstags session, in der die neue Fststttnvorlage und die Reichsfinanz? Reform zu bewilligen waren, ist ein Umschwung eingetreten: Die Mehrheit der Volksvertreter hatte sich ja seit länger Zeit dafür ausgesprochen, doch fanden ihre Beschlüsse die Zustim- mung des Bundesrates nicht. Nun, wjr sollen sagen: Pro bieren geht über Studieren, die praktische Erfahrung mag heute zu anderen Ergebnissen führen, als Fürst Bismarck sie s. Zt. erwartete. Jedenfalls können wir einer Bezahlung der Ehrenpflicht eines Reichstagsabgeordneten nach Art des fran zösischen Jahresfirums von 9000 Franken an jeden Abgeord neten nicht zustimmen, dazu steht uns ein Reichstags-Mandat zu hoch, ist es für uns zu ideal. Die Wahl-Kandidaten für deck Deutschen Reichstag ver langen Begeisterung von ihren Wählern, aber nicht minder dürfen diese letzteren von den berufenen Vertretern des Volks die höchstmögliche Pflichttreue erwarten. Aus dem Reichs tage ist unterm Druck der nüchternen Erwägungen so manches Ideale entschwunden, und die einstigen Zeiten voll Kraft und Feser werde« auch kaum so bald wieder erscheine«. Lüer dafür »>ch «den da- Pflichtgefühl gelten, das schließlich mehr werb ist, als alle Diätem Ran erlebt nicht immer Freud« an da« ReichUog-'DedalteM, aller gerade de-halb heißt M erst recht, femae Mann z» stehen Sichßfche Nichrihta. Der Otze» —* Zur Erleichterung des Besuchs der Leipziger Oster messe wird die sächsische Staatsbahnverwaltung Sonntag den 22. April nach Leipgig einen Sonder zu g zu ermäßigten Gochsen ablasten —* Auf der Leipziger Straße fiel am Montag ein Radfahrer, als er einen Lastwagen überholen wollte, in den Straßengraben und zog sich einen komplizierten Knöchel- bruch zu. —* Vorgestern wurde in Mickten die Leiche eines älteren Handarbeiters aus der Elbe gezogen. Es liegt ein Selbstmord vor, begangen aus Furcht vor Strafe. —* Auf einem Neubau in der Winterbergstratze verunglückte am Montag ein Arbeiter dadurch, daß er beim Ziegeltragen mit feinem Reffe an ein Brett anstieb und rückwärts hinstürzte. Er hatte eine starke Quetschung und Verstauchung der Rückenwirbelsäule erlitten und mußte nach dem Jöhannstädter Krankenhaus überführt werden. —* Bei Ausbesserungsarbeiten an einem Hause auf der Wettinerstraße brach ein Malergehilf« durch ein Ober lichtfenster und stürzte 4 Meter tief herab, wobei er einen Beckenbruch und mehrere Hautverletzungen am Kopfe erlitt. —* Am Sonnabend kam auf der Ammonstraße eine Frau aus Coschütz beim Abspringen von einem im Gange befindlichen Straßenbahnwagen zu Falle und zog sich eine Hinterkopfverletzung zu. Sxch, Wiscilchlck Mißt. * Mitteilung aus dem Bureau der Kgl. Hoftheater. Für die öffentliche Generalprobe zum Palmsonntag-Konzert im Königlichen Opernhaus Sonnabend den 7. April abends 7 Uhr werden den Inhabern von Stamm sitzen die Plätze Vorbehalten und von Freitag dem 6 April vormittags 10 Uhr an gegen Entrichtung des ermäßigten Ein- trittspreises ausgehändigt. — Im Königlichen Schauspiel hause wird Sonntag den 8. April Shakespeares Hamlet außer Abonnement aufgeführt. Die Besetzung der Hauptrollen ist die folgende: Hamlet Herr Wiecke, Ophelia Frl. Politz, Ger trud Frau Voigt-Aly, Claudius Herr Froböse, Polonius Herr Müller, LaerteS Herr Wierth, Horatio Herr Dettmer, Geist Herr Winds, Schauspieler Herr Eggerth, Totengräber Herr Neumann usw. * Dem Generalmusikdirektor Geh. Hofrat E r n st von Schuch wurde vom österreichischen Kaiser das Komthurkreuz des Franz JosephsordenS mit Stern verliehen. ' Im Refidenztheater verabschiedet sich heute abend Herr Josef Kainz als Hans Rudorfs in „Rosenmon- tag". Am Freitag geht als Operetten-Abonnements-Vorstel- lung der 1. Serie die Operette „Boccaccio" neueinstudiert in Szene. Sonnabend abend findet die Abonnements-Vorstel- lung der 1. Schauspielserie statt. Zur Aufführung gelangt die Posse mit Gesang: „Ein armes Mädel". Sonntag den 8. April (Palmsonntag) gelangt nachmittags 3^ Uhr bei ermäßigten Preisen Meyer-FörsterS Schauspiel „Alt-Heidel- derg" zur Aufführung. Abends halb 8 Uhr wird I. Lehmanns erst kürzlich mit großem Beifall gegebene Komödie „Augen recht-" und daran anschließend „Die schöne Galathe" ge- geben. * Konrad Dreher, der Begründer und langjährige Leiter des Schlierseher Bauerntheaters, tritt am 1. Juli von der Leitung Les Ensembles zurück, um sich nur noch seiner Gastspieltätigkeit zu widmen. Die Gründe hierfür find Haupt- sächlich in dem Umstande zu suchen, daß Herrn Dreher in den letzten Jahren immer mehr Konkurrenz auf diesem Gebiete erwachsen ist. Dreher überläßt der erfolgreichen Truppe, die er vor 13 Jahren gründete, den gesamten Fundus, der einst für 25 000 Mark erworben wurde, kostenlos. Drehers Nach- folger wird der unverwüstliche Komiker der Truppe Xaver Terofal. * Am Sonnabend verstarb in Dresden der am 30. Mai 1813 geborene Kunstmaler Professor Fr. Gönne. Er ge hörte zu den angesehensten Dresdner Künstlern. Seit zwei Jahrzehnten lebte er im Ruhestand. * Gestern früh um 5 Uhr ist im 79. Lebensjahre der Bildhauer Eduard Robert Henze, der Schöpfer der Dresd- ner „Germania", gestorben, der im hiesigen Kunstleben eine angesehene Stellung einnahm. Henze ward am 8. Juli 1827 in Dresden geboren. Von Henze rührt u. a. auch das auf dem Loschwitzer Friedhöfe stehende bekannte Grabdenk mal mit dem Lebenspilger (1887) her. ' 3. Deutsche Kunstgewerbe - Ausstellung Dresden 1906. Auf der hiesigen Ausstellung wird in neuer und eigenartiger Weise der Betrieb einer größeren An-: zahl von Springbrunnen, Wasserspeiern u. s. w. ermöglicht werden. Die betreffenden Brunnen erhalten ganz kleine, von Elektromotoren angetriebene Pumpwerke, die in der liebens- «würdigsten Weise von den Siemens-Schuckert-Werken zur, I Verfügung gestellt wurden. ' Ein solches Pumpwerk nimmt ! nebst AntriebSmotor nur einen Raum von 90 Zentimeter in der Länge, 54 Zentimeter in der Breite und 60 Zentimeter in der Höhe ein und kann daher leicht in irgend einer Nische oder in einer Bodenversenkung untergebracht werden. Diese kleinen Maschinen dürften für unsere Praktiker von ganz be sonderem Interesse sein. Es werden übrigens eine ganze Reihe von Brunnen in der Ausstellung vorhanden sein; die künstlerische Fassung bewegten Masters scheint unsere Künst ler ganz besonders anzulocken. Es ist fast, als wäre ein Wett bewerb für Brunnen ausgeschrieben, denn fast alle beteiligten Kunststädte werden in ihrer Abteilung für Raumkunst auch einen Brunnen aufweisen: Altona, Berlin (Grenander, Möh- ring), Bremen (Högg), Darmstadt (Bosselt), Dresden (Kreitz, Erich Kleinhempel), Düsseldorf (Behrens), Flensburg (Hu ber), Straßburg (Spindler), Stuttgart (Pankok, v. Herder). * Dr. B. SchaPire, Dozent an der Lejsinghoch schule in Berlin, emer. Assistent des Prof. Racul Pictet. Erfinders der flüssigen Luft, der bereits in ein Dutzend Städten Deutschlands mit größtem Erfolge gesprochen hat, wrrd Mittwoch, den 11. Aprrl, einen einmaligen Ezpenmen- tal-Vortrag über «Flüssige Luft, Radium und drahtlose Te legraphie" im großen Saale des Gewerbehauses hallen. — Ein besonderes Interesse wird der Vortrag über das Radium Hervorrufen. Von dwsem neu erfundenen Wunderelement, das von keinem Stoff an Seltenheit und Kostbarkeit über troffen wird, besitzt Dr. Schapire 25 Milligramm, die einen Wert von 3000 Mark repräsentieren, und zeigt: Verschieden elektrische Erscheinungen der Luft unter dem Einflüsse -eS Radiums. — Es werden Bande durchleuchtet wie mit Rönt genstrahlen. Diamanten leuchten im Dunklen. Gegenständ? werden durch Metalle hindurch photographisch ausgenommen.