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Tagesgeschichte aiuf die Differenzen zwischen Konservativen und Natio- nalliberalen nicht zu einer Einigung kommt, wodurch die Aussichten eines sozialdemokratischen Kandidaten bedeutend steigen. Eine lebhafte Agitation, wie sie bei Nachwahlen meist zu verzeichnen ist, wird diesmal um so mehr geführt werden und zur Beruhigung der Ge müter kaum beitragen. Bedauerlich ist es, daß die Dinge dahintreiben, aber wer Wirch sät, muß Sturm ernten. Deutschland. — Das Befinden des Kaisers. Die Heik- lung der Operationswunde des Kaisers verläuft wei ter normal. Mittwoch vormittag, wurde durch Pro fessor Dr. Bier und Generalarzt Dr. v. Jlberg der Ver band erneuert. Die Schwellung des Unterarmes ist weiter zurüchgegangen und die durch die Wundspan- nuug hervorgerufenen Schmerzen sind geschwunden. — DerKönsg derBelgier machte dem K a i - ser in dessen Gemächern am Dienstag einen Besuch und verweilte eine Stunde bis unmittelbar vor der Tafel bei ihm. Der König hat eine große Reihe Or densauszeichnungen verliehen. — Der König der Belgier stattete Mittwoch nachmittag dem Reichskanzler v. Bethmann-Holl weg einen halbstündigen Besuch ab. — Die Frühjahrsparade auf d.em Tem pelhofer Felde. Die Gardetruppen der Großber liner und Spandauer Garnison standen am Mittwoch aus dem Tempelhofer Feld« in Parade. Zum ersten Male, seit das Reich errichtet ward, sah das historische Feld vor hem Südtore Berlins eine große Heerschau ohne den obersten Kriegsherrn. Noch am Dienstag hieß es, der Kaiser werde vielleicht doch noch kommen. Um so lebhafter war die Enttäuschung^ daß er nicht erschien, größer aber doch noch die Freude, daß nur ein unbedeutender Anlaß ihn fernhielt. Vor dem Ver treter des Kaisers, dem allbeliebten Kronprinzen, nahm die Paräde, durch den Besuch des belgischen Königs paares und anderer Gäste ausgezeichnet, den üblichen Verlauf. Auf den Tribünen herrschte in der gewohn ten Weise ein lebhaftes Treiben. Die amerikanischen Kriegs Veteranen hatten mit ihren Fahnen neben der Musik Aufstellung genommen. Der Kronprinz hatte ebenso wie der König der Belgier die Fahrt von Pots dam im Automobil zurückgelegt und stieg dann zu Pfer de Auch Prinz Tsai Tsao saß zu Pferde. Der Kron prinz erwartete am Steuerhäuschen seine kaiserliche Mutter, die mit der Königin von Belgien und Prinzessin Viktoria Luise im offenen Sechsspänner heranfuhr. Nach der Begrüßung wandte sich der Kronprinz der Truppenaufstellung zu. und unter vielstimmigem Hurra salutierten die Truppen. Langsam wurden beide Tref fen abgepitten, dann folgte der Vorbeimarsch. Als dann führte der Kronprinz in Begleitung des Königs der Belgier Lie Fahnenkompagnie zum Schloß, unter wegs von der Menge jubelnd begrüßt. Nr. 86 des Nachtrages zur SchankftättenvrrbotSttste ist zu streichen Stadtrat Eibenstock. Impfungen betr. Die diesjährigen öffentliche« ««entgeltlichen Impfung«« und Nachscha«ter- mi«e finden in der Turnhalle hier statt und zwar in nachstehender Reihenfolge: I) Zur Erstimpfung komme« Mittwoch, dm 8. Juni ist«, nach«, s Mr die impfpflichtigen Kinder, deren Familiennamen mit Si und Donnerstag, den 9. Anni 1910, nachm. 5 Mr die Kinder, deren Familiennamen mit O —L anfangen. Jmpfpflichtig i« diesem Jahre find alle bis z«m Jahre 1610 etwa von de« Jmpf««ge« a«f «rund ärztlicher Zeugnisse befreite«, sowie alle im Jahre 1606 gebore««« M«der. Bemerkt wird hierbei, daß nicht nur die vorstehend benannten hier geborenen, son der« a«ch die hierher verzogene« 1808 und früher geborene« «och «icht ge impfte« Kinder in diesem Jahre impspstichtig find. Sämtliche znr Erstimpftrng gelangte» Kinder find Donnerstag, dm 16. Juni 1910, nachm. 5 Ahr zur Nachscha« vorzustellen. II) Die Wiederimpfung erfolgt Ireitag dm 10. Juni 1910, nachm. 5 Uhr für diejenigen Knabe« und Sonnaömd, dm 11. Juni 1910, nachm. S Mr für diejenigen Mädche« a) für die der Nachweis der Impfung nicht erbracht worden ist, d) welche im Laufe dieses Jahres ihr 12. Lebensjahr zurücklegen. Zur Nachschau haben sich diese Kinder Sonnabend, den 18. Juni 1910, nachmittags und zwar die Knabe« um 5 Uhr und die Mädchen um ,6 Uhr vorzustellen. Die Impfungen werden vom Jmpfarzte, Herrn Dr. med. Schlamm hier vorgenommen. Aus einem Hause, in welchem ansteckende Krankheiten, wie Masern, Scharlach, Diph therie, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, rosenartige Entzündungen oder die natürlichen Pocken herrschen, dürfen Kinder zum öffentlichen Termine nicht gebracht werden. Di« Eltern d«s Impflings od«r deren Vertreter haben dem Jmpsarzte vor der Ausübung der Impfung über frühere oder noch bestehende Krank heiten deS «indes Mitteilung zn mache«. Die Kinder müssen zum Impftermine mit reingewaschenem Körper, mit rei«e« Kleider« und reiner Wäsche gebracht werden. Die zur Ausgabe gelangenden BerhattnngSvorschrifteu für die Angehörigen der Erft- und Wiederimpflinge sind genau zu beachten. Nachwahlen. Ein eigentümliches Spiel des Zufalls will es, daß an ein und demselben Tage zwei Mitglieder des Reichs tags verstorben sind, welche heißumstrittene Wahlkreise vertraten. Am Montag verstarb in Dresden der be kannte Führer der Reformpartei, Oswald Zimmer mann, dor allerdings schon seit einiger Zeit leidend war und fast zur selben Zeit verschied in Frankfurt a. Oder -er nationalliberale Abgeordnete Detto. Der Letzt genannte trat zwar rednerfisch nur selten hervor, er mar indessen einer derjenigen, von denen man nicht viel spricht, die aber um so treulicher ihre Pflicht er füllen und namentlich in den Kommissionen eine über aus ersprießliche Arbeit leisten. Oswald Zimmermann ist dagegen im politischen Leben seit Jahrzehnten her- vorgetreten, er war einer der Führer der antisemi tischen Bewegung, welche in ihm einen überaus ge schickten Führer hatte. Bei den Blockwahlen siegte er im sächs. Wahlkreise Zschopau-Marienberg bei einer Wahlbeteiligung von 92,2 «/» mit 14732 Stimmen der gesamten bürgerlichen Parteien über den Sozialdemo kraten Göhre, auf den 12181 Stimmen entfielen. Die ser Kreis war im letzten Jahrzehnt sozialdemokratisch vertreten, er galt als eine der Hochburgen dieser Par tei, und feine Wegnahme war nur möglich, geworden durch das feste Zusammenstehen der bürgerlichen Par teien. Aehnlich liegen auch die Dinge in dem Detto'schon Wahlkreise Frankfurt a. Oder, wo das letzte Mal, nach dem der Wahlkreis vorher von den Sozialdemokraten erobert worden war, es nur durch das Zusammen stehen der bürgerlichen Parteien bei der Stichwahl ge lang, den nationalliberalen Kandidaten durchzubrin gen. Die meiste Stimmenzahl hatte bei der Haupt wahl der Sozialdemokrat Dr. Braun mit 12388 auf sich vereinigt, während Detto nur 10000 und ein frei- konservativer Kandidat nur 7700 Stimmen erhalten hatten. Me sich die Parteiverhältnisse jetzt wieder ge stalten werden, läßt sich nicht mit Bestimmtheit ooraus- sagen, als ziemlich sicher kann man indessen an nehmen, daß ein Zunehmen der radikalen Stimmen zu verzeichnen sein wird. Bei dieser ReichstagBersatz- wahl wird unzweifelhaft auch die Situation in Preu ßen mit hineinsprechen und zahlreiche Wähler Wochen ihrer Erbitterung über die Dinge in Preußen durch eine radikale Stimmabgabe Luft machen. Auch die Reichsfinanzreform wird ihre Nachwirkung! ausübend und diieses dürfte auch bei der Ersatzwahl in Zscho pau der Fall sein. In beiden Wahlkreisen wird aber der Ausgang der Wahl nicht in letzter Linie abhängig sein von der Haltung der bürgerlichen Parteien. Als ziemlich' fraglich darf es schon jetzt geltem ob man sich ruf einen gemeinsamen Kandidaten einigen wird. Die ganze innerpolitische Situation ist dazu nicht angetan, die bürgerlichen Parteien und Rechte und Linike stzshm sich schroffer als seit Jahren gegenüber, wodurch ein Zusammengehen begreiflicherweise ungemein erschwert wird. In Sonderheit kann man annehmen, daß es im Frankfurt g. Oder, wo man schon das vorige Mal bei der Hauptwahl träge vorging, es diesmal im Hinblick Eltern, Pflegeeltern und Vormünder impfpflichliger Kinder werden unter Hinweis da rauf, daß kür die Unterlassung der Impfung Geldstrafen bis z« 5V Mark oder Hast- strafe« bis zu drei Tagen angedroht sind, zur pünktlichen Beachtung dieser Vorschriften ermahnt. Stadtrat Eibenstock, am 31. Mai 1910. H-ffe Ein Aufsehen erregender Zwischen fall im Berliner Lustgarten. Die Tat eines unzurechnungsfähigen Russen rief Mittwoch mittag nach der Rückkehr des Kronprinzen vom Paradefeldc unter der Bevölkerung eine gewisse Aufregung hervor. Als der Kronprinz zu Pferde den Lustgarten passierte, schleuderte ein Unbekannter eine Blechbüchse auf den Fahrdamm. Sofort wurde er von der Menge ergrif fen und zur nächsten Polizeiwache gebracht, wo sich hevausstellte, daß -er Täter ein geisteskranker Russe ist. Das sonderbare Wurfgeschoß war eine gewöhnliche Konservenbüchse. Es handelt sich um den 46jährigen israelitischen Kaufmann Abraham Eierweiß, der im Jahre 1890 aus Rußland nach Berlin zog. Den Be hörden ist E. bereits seit vielen Jahren als gpistig anormal bekannt. — Graf Zeppelin wurde zum stimmberechtig ten Ritter des Ordens ?our le msrite für Wissenschaft und Künste ernannt. — Keine Kolonial-Fahrt. Staatssekretär Dernburg wird in diesem Sommer käme Uebersee- reUe ausführen. Von den deutschen Schutzgebieten sind es nur Togo-Kamerun und idie Südseeinseln, die er noch nicht besucht hat. Da diese Jnformationsfa.hr- ten sehr strapaziös sind, so gedenkt Herr Dernburg erst im nächsten Jahre wieder auszureisen, und zwar nach Westasvika, im Interesse der dort schon recht entwickel ten Baumwoll-Kultur. Bon Amtsmüdigkeit ist der Staatssekretär danach frei; ob es seinem zurzeit sitd- timsten Gegner, dem Abgeordneten Erzberger (Zentr.) gelingen Ivird, ihm die Freude am Staatssekretrriat zu verleiden, muß als offene Krage gelten. Dieser ta tendurstige Zentrumsnmnn geht ja jetzt in seinen Ber- sammlungsreden noch schärfer als im Parlament ge gen Herrn Dernburg vor; er verkündet, die Abrech nung habe erst begonnen, er macht Anspielungen auf einen „Staatsgerichtshof", vor den der Ches der Kolo nialverwaltung wegen Preisgabe von Reichsinteressen gestellt werden müßte usw. Doch Herr Erzberger M gewissermaßen nur ein Zentrums-Franktireur; das Gros der Fraktion folgt ihm nicht immer in seiner verwegen ein geschlagenen Marschroute. — Die dänische Vieheinfuhr wieder er öffnet. Die Vieheinfuhr aus Dänemark nach Kiel wurde am Mittwoch wieder eröffnet, nachdem sic drei Monate lang infolge der Kassation eines großen Pro zentsatzes der Tiere wegen Tuberkulose eingest'llt war Der Dampfer „Akta" brachte 100 Müder von Kolbing Größere regelmäßige Sendungen werden fol gen. - Zur Erinnerung an die „Augusta". Ein Marine-Gedenktag, der traurige Erinnerungen wach ruft, war der 1. Juni. Vor 25 Jahren nämlich in der Nacht vom 1. zum 2. Juni 1885, verließ die deut sch« Kreuzcrkorvette „Augusta" Perim am Moten Meere und blieb seitdem verschollen. Das 1825 Tonnen gro ße, vom Korvetten Kapitän v. Glöden befehligte Schiff sollte den auf der australischen Station befindlichen Schiffen Vorräte und die Ablösung für ausgediente Mannschaften überbringen. Aller Wahrscheinlichkeit rl. zstunde wünscht, era. nladung lährigen ersucht a«d. ang ge- Kranm. Wt". d 9Uhr sofort lUNK iße 24. fisch, st«« strich Hütte)' ten ge- I-. an einge- ««. ner ff. erb. ). Bl. rr >cht »t«r en c An- n den ingen m. wkn, 1 Amts- Md Änzeigeblatt I für -en Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock un- -essen Umgebung Zernsprecher Nr 21V. Ml LSL Freitag, den 3. Ium Erscheint täglich abends mit klusnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Tel.-Ndr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: EmilHannebohnin Eibenstock. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Zosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Bezugspreis vierteljährl. IN. 1.50 einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten.