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Amts- md Änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschlietzl. des „IUustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,WUdenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. - 57. Jayr-««-. .... - 82. Dienstag, den 11. April Erscheint täglich abends mit Rusnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. L»LV Bom Ballan. Während in Konstantinvpel anläßlich der Besuche des bulgqpischen Zaren und des serbischen Königs glän zende Festsichkeiten stattsanden, hat man anscheinend der Entwicklung innerhalb der Türkei etwas zu we nig Beachtung geschenkt. Aus Albanien kommen wieder recht schlimme Nachrichten, und wenn auch dort Auf stände keime Seltenheit sind, so muß man doch der augenblicklich dort einseßenden Rebellion etwas grö ßere Aufmerksamkeit zuwenden. Die aufrüherischrn Albanesen leisten den türkischen Truppen, die in aller Eile dorthin entsandt worden sind, nicht nur hefti gen Widerstand, sondern sie scheinen auch nicht unerheb liche Erfolge über sie zu erzielen. An verschiedenen Stellen haben nach den letzten Nachrichten überaus heftige Zusammenstöße stattgefunden. Es verlautet auch, daß sich die Insurgenten im Besitze mehrerer Geschütze befinden, die sie vielleicht dem besiegten tür kischen Truppen abgenommen haben. Daß die Lage eine sehr ernste ist, geht auch daraus hervor, daß wei tere Truppentransporte von Konstantinopel nach dem Aufstandsgebiet abgehen sollen. Auch über Belgrad kommen Nachrichten, welche die Meldungen über ernste ^Gefechte in Albanien bestätigen. Dazu erhielt das Ministerium des Innern Drahtungen, wonach man in den Grenzorten starkes Geschütz- und Gewehrfeuer ver- nehme, anscheinend fänden zwischen den Albanesen und den türkischen Truppen Gefechte statt. Es hpißt auch, daß die türkischen Truppen 6 Geschütze verloren, nach schwerer Mühe jedoch 5 davon wieder erobert hätten, was die oben erwähnten Meldungen nur bestätigen würde. Auch wurden viele Blockhäuser von den Auf ständischen bombardiert. Die serbische Regierung, hat sich angesichts der Situation genötigt gesehen, Maß regeln zu treffen, um etwaige Einfälle in serbisches Gebiet zurückzuweisen. Was eigentlich den Anlaß zu diesen neuen Unruhen gegeben hat, ist nicht recht er sichtlich, es mögen da mancherlei politische Motive mit spielen. Einmal ist Albanien der Herd der Maktion, wo man von dem jungtürkischen Regime nichts wissen wM, andererseits sind dort stets gewissenlose Agita toren an der Arbeit, um keine dauernde Ordnung auf- lommen zu lassen. Dazu kommt, daß die Albanesenstäm me überaus kriegerisch und rauflustig von 'Natur sind, es handelt sich hier um halbzivilisierte Körperschaf ten, denen Gesetz und Ordnung von jeher ein Dorn! im Auge war, die sich schon von je selbständig fühlten und die sich gegen ein starkes Regiment auflehnten. Namentlich, wenn es gilt, Steuern zu zahlen, ist man in jener Gegend sehr schnell mit dem Schießeisen zur Hand, um mit diesem sein „Recht" zu vertreten. lieber - dies ist gerade das Frühjahr schon immer die un ruhigste Zeit gewesen, gleichsam mit dem Regen der lauen Lüfte erwacht unter den während der rauhen Winterszeit gezwungenermaßen ruhigen Stämmen die alte Kriegslust, die sich unbedingt Luft machen muß. Zuerst geht es gegen irgend einen Stamm,, mit dem man in Fehde lebt, es kommt zu blutigen Kämpfen, Militär kommt dazwischen, gegen welches sich nunmehr die ganze Wut richtet, und auf diese Weise hat man im Handumdrehen eine Rebellion. So geht es fast alle Jahre, einmal in kleinerem, einmal in größerem Umfange. Diesmal scheint es sich um eine Bewegung in größerer Ausdehnung zu handeln, ob aber diesmal ausländische Einflüsse, wie dies ja nicht selten der Fall gewesen sein mag, um der Türkei Ungelegenheiten zu bereiten, ihre Hand im Spiele haben, ist weniger qu- zunehmen, denn allem Anschein nach überwiegt unter den BaLkanfürsten die Sehnsucht, endlich einmal gp ordnete Zustände für längere Dauer herbeizuführen. Freilich wird es auch Aufgabe der Türkei geworden sein, nacht immer nur mit Waffengewalt die aufsässigen Stämme zu unterdrücken. Man weiß, daß schon von je her Reformen für Albanien verhängt.worden sind. Hier Wird das jungtürkrsche Regime zeigen können, ob es wirklich in der Lage ist, reformierend zu wirken und bessere Zustände herbeizuführen, oder ob man den al ten Faden höchstens mit einer neuen Nummer fort spinnen will. Tagesgeschichte. Deutschland. Die Konferenz der einzel staatlichen Finanzminister. Die Beratung in den Ausschüs sen des Bundesrats, an der die nach Berlin gekomp menen deutschen Mn an Minister sich beteiligten, hat nach der „Frankf. Ztg." neben den Fragen über die Fi nanzierung des nächstjährigen Etats auch noch die Prüfung des Entwurfes eines Wertzuwachssteuerge- setzes zum Gegenstand gehabt. Der Entwurf ist im Reichsschatzamt aufgestellt und wird, sobald der Bun desrat endgültig Beschluß gefaßt hat, mutmaßlich in den nächsten Tagen dem Reichstag zugehen. Statt „nächsten Tagen" muß es aber doch wohl heißen „näch sten Tagung". D. Red.) — Das deutsch-englische Verhältnis. Zu den auch von uns wiedergegebenen Ausführungen des „Manchester Guardian" über den Wert der deutschen Freundschaft für England schreibt die „Magdeb. Ztg.": „Das sind ganz kluge Berechnungen, die hoffentlich auf ein kaufmännisches Volk, wie das englische, nicht ohne Eindruck bleiben werden. Die deutsche Flotte hat sich wieder um ein gutes Schiff vermährt, bei dessen Taufe unser Generalstabschef mit sehr eindringlichen und klaren Worten darlegte, daß Deutschland seinem ausgebreiteten Seehandel den nötigen Schutz gewäh ren müsse. Jedes neue Schiff verstärkt aber nicht bloß diesen Schutz, sondern macht uns auch bündnisfähiger. Es ist schon oft das spöttische Wort zitiert worden, mit dem vor der Zeit unserer Flottengründung ein eng lischer Diplomat im Gespräch das Angebot eines deut schen Bündnisses abwies: „Ja, wo sind denn Cure Schiffe?" Die Schiffe sind jetzt da und ihre Zahl wird in dem gesetzlichen Rahmen noch weiter wachsen. Wir haben etwas zu bieten, sind nicht mehr zur See eine verächtliche Größe. Nur wer etwas gilt, kann dem englischen Weltreich imponieren. So wollen wir denn hoffen und wünschen- daß wir mit England in um jo gesichertere und friedlichere Verhältnisse kommen werden, je stärker unsere Kriegsflotte wird Nur wer kräftig Zuschlägen kann, wird sich behaupten". Zur al t p r e u ß i s ch e n Einfachheit zu rück! Unter dieser Spitzmarke meldet die „Voss. Ztg ", daß an die Kommandeure aller Truppenteile die Wei sung ergangen ist, mit Rücksicht auf die vom Reichstag bewilligte Erhöhung der Leutnantsgehälter eine Herab setzung der von den Fahnenjunhern und Offizieren zu fordernden Privatzulagen in Erwägung zu ziehen. 25 Jahre S ee fi sch e r ei verein. Zu d'fr in Berlin abgehaltenen Feier des 25jährigen Bestehens des Deutschen Seefischereivereins war als Vertreter des Kaisers Prinz Friedrich Leopold von Preußen er schienen Zahlreiche Minister der Reichs- und preußi scheu Staatsregierung waren erschienen, Zeugnis ab legend dafür, 'wie hoch das Wirken des Vereins an maßgebender Stelle eingeschätzt wird. Der Kaiser hatte dem Bergin, dessen Protektor er ist, sein Bildnis geschenkt, außerdem wurden eine Anzahl Personen, die sich um die deutsche Seefischerei hervorragend verdient gemacht haben, durch Ordensverleihungen ausge zeichnet. - DiekOjährige Wiederkehr des ruhm reichen Todesrittes bei Mars la Tour, den die 16 Ulanen in Salzwedel und die 7. Kürassiere in Halberstadt, deren Uniform bekanntlich dadurch histo risch geworden ist, daß sie Bismarck trug, unternommen haben, soll diesmal mit ganz besonderen Feierlichkei ten begangen werden. Von den Reitern jenes Todes rittes leben nur noch wenige, meistens altmärkische Bauern In Halberstadt werden sich die Ueberleben- den jener ruhmreichen kavalleristischen Tat zusammen finden. M as s e n d e m o n st r a ti o n s - Versamm lunger, in Berlin unter freiem Himmel. Trotz des wenig günstigen Wetters bei empfindli cher Kühle wechselten Regen und Schneeschauer mit einander ab hatten Tausende und Abertausende sich an den drei riesigen Plätzen eingeiundenj. an de neu die Massenprotestversammlungen unter freiem Himmel am gestrigen Sonntag stattfanden Es mögen wohl 30 40 WO Menschen gewesen sein- die im Fried richshain, 60 - 70 000 imHumboldthain und 75 30000, die im Treptower Park dicht gedrängt standen und be geistert den einzelnen sozialdemokratischen und demokra tischen Rednern auf den verschiedenen errichteten Tri bünen zustimmten Von jeder Tribüne herab sprachen je zwei Redner und übten scharfe Kritik an der Preu ßischen Wahl rech tsvo rlage, sowie an dem Verhalten des Polizeipräsidenten von Jagow. Schließlich gelangte überall eine bereits veröffentlichte Refolution zur ein stimmigen Annahme, worauf die Massen unter leb haften Hochrufen auf das allgemeine, gleiche und di rekte Wahlrecht unter der Absingung der Arbeitermar seillaise auseinandergingen. Nirgends wurde die Ruhr gestört. Polizeipräsident von Jagow überzeugte sich im Friedrichshain und in Treptow persönlich davon. Wie die „positive Arbeit" der So zialdemokratie beschaffen ist, zeigen folgende Ausführungen der sozialdemokratischen „Leipz. Volks zeitung", welche schreibt: „Die politische Revolution ist die positive Arbeit, die es für das Proletariat geben Rann. Und alles, was zu dieser Revolution mMsilft, was sie näher bringt und fördert, ist fruchttragende, posi tive Arbeit. So erscheint auch die parlamentarische Tätigkeit in einem neuen Licht. Die Agitation zum Fenster hinaus ist nicht bloß Hilfsmittel, um unsere Mit beratung an Gesetzen erfolgreich zu machen- sondern diese Beratung, dieser zähe, tagtägliche Kampf um je den Paragraphen Hst selbst, gleich- wie die Agitations. reden, nur ein Hilfsmittel zur Vorbereitung, oer Re volntion. Und während sie sonst nur zu ost als zweck lose Mönchsarbeit erscheint, wird sie gerade durch die sen Zusammenhang mit der Revolution zu wirklicher, echter, erfolgreicher positiver Arbeit". Deutlicher kann wohl kaum ausgodrückt werden, daß das letzte Ziel der Sozialdemokratie nur die Revolution ist. Oefterreich-Ungarn. Wien, >0. April. Expräsident Rooseve lt trifft Freitag früh hier ein und wsrd mittags vom Kaiser in Audienz empfangen werden. Am Sonn- abend findet ein Galadiner und am Sonntag die Wei terrei.se statt. Die russische Spionage. Wie aus Czer nowitz gemeldet wird, sind dort drei Personen verhak tet worden, die den nördlichen Teil der Bukowina be reisten. Wie man mitteilte, waren es in Zivil ge. Neidete russische Offiziere. Außer einer umfangrei chen kompromittierenden Korrespondenz wurden ruck viele Pläne und militärische Dokumente beschlagnahmt. Eine aus 6 Köpfen bestehende angeblich chinesische Jongleurtruppe wurde in Lemberg unter dem dringen den Verdacht der Spionage zu Gunsten Rußlands ver haftet. Frankreich. D i e N ach l aß st e u e r in Fra n k reich. Uni das Budget und die zur Bilanzierung desselben von der Regierung vorgeschlagenen Steuergesetze ist zwi schon der Kammer und dem Senate ein heftiger Kampf entbrannt, der um so schärfer wird, als angesichts der unmittelbar bevorstehenden Neuwahlen sich die Gegen- sätze zwischen den gegnerischem politischen Parteien sehr zugespitzt haben. Es handelt sich dabei vorwiegend um -den t; l I der Erbschaftssteuer, welcher bestimmt, daß, wenn ein Erblasser zwei direkte Laibeserben hinter läßt, von seinem Vermögen 20. v. H. dem Staate anheim fallen sollen, welche Quote sich aber auf .50 v. H. erhöht, wenn nur ein Kind das Vermögen des Vaters erbt Im Senate bezeichnet man, eine solche Taxie rung der Erbschaftssteuer geradezu als drakonisch- und der ehemalige Finanzminister Jules Roche gab die ser Meinung beredten Ausdruck, indem er erklärte, daß eine solche Steuer einer VermögensbeschläMahme sei tens des Staates gleichkäme. Der Senat wei gert sich daher entschieden- diesen Paragraph ll anzunehmen, er hat ihn wiederholt verworfen, und so wandert das Gesetz zwischen Kammer und Senat tsin und her. Zum L iq u i d ati o n ss chwind el in Frankreich kommen wieher erbauliche Nachrichten. Mehrere Blätter berichten, daß der.Liquidator Duez in vielen Fällen im Einvernehmen mit den aufgelösten Kongregationen vorgegangen sei. Das Gericht hat in Panis bei einer Madame Martin Gauthier 12 Schrift stücke beschlagnahmt, die sich auf die Liquidation der Kongregationen in der Provinz beziehen, ferner zahl reiche Schriftstücke, aus denen hevvorgeht, daß sich eine richtige Bande organisiert hat, um Grundstücke, die früher den Kongreganiften gehört hatten, an sich zu reißen. — Bon der Fremdenlegion, lieber die Et- sässcr in der Fremdenlegion berichtet der „Figq.ro": Nach einer Statistik der in der Fremdenlegion enga gierten Elsässer sind insgesamt 1220 Elsässer in die