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LVL4 Mittwoch, des 22. Joli rektor n. t- etr. auf die »in ru- urlaub und alle i es er- P o st e i, Ao. 25 5 Pfg sowie re« je- M grüne tig di« verhaften, llte. Er acht. Er inage zu m n, Mannes drei Briefe intimsten Charakters mittels Nach- jchlüjsels entwendet habe. Sie habe diese Briefe später zwar zurückgegeben und versichert, baß sie keine Ab- schrift von ihnen genommen habe, später hätte es sich jedoch herausgestellt, daß sie die Briefe habe photogra phieren lassen und eine ganze Anzahl von Abzügen be sitze. Die Drohung mit diesen Briefen, die intimste Ge heimnisse ihres Gatten an die Öffentlichkeit zerren sollten, habe ihr dieRuhe und klare Besi n a u n g geraubt. Auf eine Zwischeufrage des Borsitzenden, wieso sie denn so fest davon überzeugt gewesen sei, daß diese Briefe veröffentlicht werden würden, antwortet Frau Caillaux sehr geschickt, daß sie diese Veröffentlichung voraussehen mußte, da Calmette ja selbst im „Figaro" die Veröffentlichung von Privatbriefen angekündigt und sich entschuldigt habe, daß er gezwungen sei, zum ersten Male in seinem Leben Privatbriefe der Oeffent lichkcit zu übergeben, deren intimen Charakter er sonst ohne weiteres respektiert hätte. Nachdem Frau Caillaux ihre allgemein gehaltenen Erklärungen beendet hat, legt ihr der Vorsitzende eine Reihe von Fragen vor, die sich auf die intimen Briefe beziehen, die ihr Caillaux in der Zeit vor ihrer Ehe geschrieben hat. Einer dieser Briefe ist mit „Ton-Jo" unterzeichnet und wurde im „Figaro" tatsächlich ver öffentlicht. In einem anderen Briefe legt Caillaux seiner jetzigen Frau auseinander, aus welchen Gründen er die Scheidung gegen seine erste Gattin eingeleitet hat. Die Einzelheiten dieses Briefes sind außerordent lich intim und Calmette hatte alles Interesse daran, diesen Brief zu veröffentlichen, da es ihm als denkbar- schärfstes Angriffsmaterial für die Persönlichkeit Cail laux' als Mensch in seiner wütenden Kampagne gegen den Minister dienen konnte. Drese Briefe waren, bevor sie in die Redaktion des „Figaro" gelangten, bereits einer ganzen Reihe von Zeitungen, darunter des „Jntransigeant" angebote« worden, von allen Seiten jedoch abgelehnt worden. Nach dem Verhör der Frau Caillaux wird eine kurze Pause gemacht. Beim Wiedereintritt in die Ver handlung kommt es zu einer scharfen Diskussion, als der Präsident des Zivilgerichts Monier als Zeuge er scheint. Monier soll über seine Unterredung, die er am Tage vor dem Mord mit Frau Caillaux gehabt hat, aussagen. Nach der Angabe der Frau Caillaux, die ihn ge fragt hatte, ob es keinen Schutz gegen die Verleumdung gebe, soll er geantwortet haben, daß dies nicht möglich sei. „Es ist verwunderlich, daß es nicht mehr Leute gibt, die versuchen, den anderen das Genick zu brechen", soll er, wie Frau Caillaux behauptet, hinzugesetzt haben. Monier widerspricht in seiner Zeugenaussage auf das entschiedenste, einen derartigen Ausspruch getau zu haben. Nach Monier wird noch ein Polizeikommi,sar und drei Schutzleute vernommen, Seren Aussagen nichts von Belang boten. Kurz nach 5 Uhr wurde die Sitzung auf Dienstag vertagt. Der Gerichtshof will die Sitzungen io einrichten, daß jeden Nachmittag nur bis 5 Uhr verhandelt wird, trotzdem hofft man bis Sonnabend den Prozeß zu Ende führen zu können. Mittwoch, den 22. Juli 1914, nachmittags 2 Uhr e 1,1 " Zarnsprecher Nr. 210. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. _ «1 ZnH"««»«. AM- und Unzeigeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock Md dessen Umgebung 18«,7« 170.- »30- Ü 1S2.- »76 — 173- ie,le »38.2! 13» SV «8 2V» »V Der Caillaux-Prozeß. Am Montag begann in Paris der Prozeß gegen Frau Caillaux. Die große Anzahl der geladenen Zeu gen mußte sich mit Mühe den Weg durch oie Massen, sowie die absperreuden Beamten erkämpfen und vor dem Sitzungssaal selbst nahm das Gedränge direkt be ängstigende Dimensionen an. Die Zeugen konnten nur durch eine enge Tür nach Vorzeigen ihrer Ladungen in den Saal gelangen. Die andere Tür war verschlos sen und angeblich war der Schlüssel nicht zu finde«. Das Erstaunen der Zeugen war daher außerordentlich groß, als sie beim Betreten des Saales bereits eine Reihe bevorzugter Zuschauer erblickten, die persönliche Einladungskarten des Präsidenten Albadel erhalten hatten und durch eine Geheimtür in den Sitzungssaal gelangt waren, wo ihnen reservierte Plätze angewiesen wurden. Unter den Zeugen bemerkte man vor allen Dingen Herrn Caillaux, der bleich, doch gefaßt aussah. In seiner Begleitung befand sich sein Freund, der De putierte Cecoaldi, der gleichfalls als Zeuge geladen ist. Von anderen bekannten Politikern sieht man den früheren Ministerpräsidenten Barthou, den Deputierten Peinleve und die Brüder Guy und Paul de Cassagnac. Ein Klingelzeichen ertönt, und der Präsident eröffnet die Sitzung. Es werden 14 Geschworene, davon zwei als Ersatz-Geschworene ausgelost, von oeneu einer von der Verteidigung abgelehnt wird. Es ist dies ein Herr- Carl Berr, dessen Bruder Redakteur am „Figaro" ist und als Belastungszeuge in dem Prozeß eine hervor ragende Rolle zu spielen berufen ist. Um 12,25 Uhr geht eine Bewegung durch den Saal. Die Angeklagte wird in die Anklagebank geführt. Frau Caillaux sieht trotz der erlittenen Untersuchungshaft recht gut aus, wenn sie auch blaß im Gesicht ist und nervös erscheint. Sie trägt ein schwarzes recht gut sitzendes Schneiderkleid mit einem koketten weißen Tüllkrägelchen, der ihr etwas Maria Stuart-Mäßiges verleiht. Auf den Rat ihrer Verteidigung legt sie die sen Kragen ab. Punkt ein Uhr beginnt die Verlesung der Anklage schrift. Frau Caillaux schenkt diesem Akt nicht beson dere Aufmerksamkeit, da sie ja die ihr zur Last gelegte Straftat iu all ihre« Einzelheiten kennt und weiß, was der öffentliche Ankläger behauptet. Ihre Augen suchen fortgesetzt die ihres Gatten, der redoch ver meidet zu ihr hinzuseheu uud starr geradeaus vor sich hinblickt. 1,15 Uhr wendet sich der Vorsitzende Frau Caillaux- direkt zu und bittet sie um Angabe ihrer Personalien^ die sie kurz und präzis macht. Dann fragt er sie über die Zeit ihres Lebens aus, die seit der Scheidung von ihrem ersten Gatten Jules Claretie vergangen ist. Frau Caillaux gibt sehr präzise Antworten. Sie erklärt, daß sie mir ihrem jetzigen Gatten in der glücklichsten Ehe ge lebt habe. Es habe sie tief geschmerzt, daß er auf das Heftigste angegriffen worden sei und saß man ihm vor geworfen habe, sein Vermögen nicht auf rechtmäßige Weise erworben zu haben. „Dieses Vermögen ist übrigens nicht so groß, wie mau glaubt," erklärt Frau Caillaux. In her Fortsetzung ihres Verhörs gibt Frau Cail laux an, daß ihre Erregung begreiflich gewesen lei, wenn mau sich erinnere, daß in 95 Tagen 138 Artikel gegen ihren Mann erschienen seien, von Venen die größte Mehrzahl ihn in seiner persönlichen Ehre aufs schwerste kränken mußten. Am 14. März, seien Cecoaldi und Dubarry, zwei erprobte Freunde ihres Mannes, bei ihnen in der Woh nung gewesen und hätten Caillaux vorauf aufmerk sam gemacht, daß Calmette im „Figaro" intime Briese ihres Gatten zu veröffentlichen gedenke. Zur Erklärung fügte sie hinzu, daß Caillaux' erste Gatti«, die jetzige Frau Gueyda«, aus dem Schreibtisch ihres ^1*1 ^44 für Eibenstock, Larlsfeld, yundrhübet AÜUkVlUr» Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstvtzengrün,WUdenthalusm t Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschließl f des „Illustr.Unterhaltungsblattr" und der t humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der > Expedition,bei unserenvoten sowie belasten Beichspostanstalten. Tagesgeschichte. Teatschlaxd. — Fünf Jahr« Reichrkanzler. Die.Bayerisch« Staat«,ettung" schreibt in ihrer Montag«rundlchau: Reich«- kanzler Dr. v Bahmann Hollweg hat anläßlich dk» Tage«, an dem er auf da« vollendete fünfte Jahr seiner A-ntSfüh- Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 20 Pfennige. Im Handelsregister ist heule auf Blau 303 für den Landbezirk die Firma k>loür1ol» E LSelrvI L Le», in Schönheide und als deren Gesellschafter die Bürstenfadrikanten rrisckrivtl Johannas USaksl und krisckriok Lmil Kunsmann, beide in Schönheide, eingetragen worden. Geschäftszweig: Bürstenfabrikation. Eibenstock, den 21. Juli 1914 sollen im Versteigerung-lokale des Königl. Amtsgerichts hier 6 elektrische Matore, 23 va- aenlampe«, 25 Stehlampe«, 1 Waschmaschine mit elektrischem Motor, l Sasa mit Umbau, l Buffet, 2 Ausziehtische, t Wandschränkchen, 1 Pfeilersptegel, l Re a«latar, 10 Leuchter, 5 Zuglampe«, 1 Schreibtischseffel, 2 Hirschgeweih-Leuch ter, 80 Lampenschirme, 270 GlaSschale«, 150 Glühkörper, 26 Deckeudeleuch« tuuge«, 80 Taschenlampe«, elektr. Plättglacken, Racher und Sptelwaren, 1 Pia- «a, 1 vollständiges Bett, 1 Regal, 1 Tasel «. a. m. an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 21. Juli 1914. Der Gerichtsvollzieher de- Königlichen Amtsgerichts. rung zurückblicken durfte, seitens der öffentlichen Meinung zahlreiche Kundgebungen der Sympathie und des Vertrauen» erfahren. Die Entschiedenheit, mit der der fünfte Kanzler deS Reiches den Ausbau der deutschen Wehrmacht bettieben und die Aufbringung der hierzu benötigten Mittel durchge setzt hat, ist mit Recht nicht weniger anerkennend gerühmt worden wie die Ruhe und Stetigkeit, mit der er die auswär tigen Geschicke Deutschlands lenkt. Das Vertrauen, das diese Politik des Kanzlers dem deutschen Volke einflößt, kommt in der kühlen und zurückhaltenden Art, mit der die Presse Deutschlands die Dinge am Balkan behandelt, unzweideutig zum Ausdruck. — Eine Erklärung der Lausitzer Tuchin dust r i e l l e n. Der Arbeitgeberverband der Lausitzer Tuch industrie teilt mit: Die durch Berliner Morgenblätter ver breiteten Nachrichten aus Finsterwalde und Sommerfeld über angebliche innerhalb der Arbeitgeberverbände bestehende Diffe renzen und über bevorstehende Austritte einzelner Fabrikan- ten auS dem Verbände entsprechen in keiner Weise den Tat sachen, sondern sind völlig aus der Luft gegriffen. Es besteht vielmehr unter den Mitgliedern der Arbeitgeberverbände nach wie vor Einmütigkeit. Rußland. Pvincarö in Rußland. Präsident Pvin carö ist am Montag an Bord des Linicnschisf.'S „France" in Kronstadt eingetroffen. Der Kaiser emp fing den Präsidenten an der Schiffstreppe der Jacht und begrüßte ihn in herzlicher Weise. Präsident Poin care betrat in Begleitung des Marineministers Gri gorowitsch die Jacht, oie dann die Rückfahrt nach Peterhof antrat. Auf dem Landungsplatz in Peterhof, wo eine Ehrenwache aufgestellt war, wurde Poincare von dein Gouverneur von Petersburg, dein Kommaii- danten von Peterhof und dem Personal dec sra.izösi scyen Botschaft begrüßt. Der Kaiser geleitete den Vrä sidenten in vierspänniger Equipage, die von zwei Zu ge« deS kaiserlichen Convoi begleitet wurde, in das große Palais, wo der Präsident Aufenthalt nahm. Bald nach dem Eintreffen wurde der Präsident von der Kaiserin empfangen. - Bei der Galatafel, oie abends 7'/., Uhr im großen Palais stattfand, richtete Kaiser- Nikolaus folgenden Trinkspruch an Poincare: Herr- Präsident! Lassen Sic mich Ihnen zum Ausdruck brin gen, wie glücklich ich bin, Sie hier willkommen zu heißen als das Oberhaupt eines befreundeten und ver kündeten Staates. Es ist immer sicher, daß Sie i« Rußland der wärmsten Aufnahme begegnen, aber heute ist unsere Befriedigung, den Präsidenten der französi schen Republik begrüßen zu können, noch verdoppelt durch das Vergnügen, in Ihnen einen alten Bekannten zu finden, mit dem ich vor zwei Jahren versönliche Re Ziehungen anzuknüpsen die Freude hatte. Vereinigt von langher durch die gegenseitige Sympathie der Völ ker und durch gemeinsame Interessen Und Frankreich und Rußland seit bald einem Vierteljahrhmidert eng verbunden, um besser dasselbe Ziel zu verfolgen, das darin besteht, ihre Interessen zu wahre«, indem sie Mitarbeiten an der Erhaltung des Gleichgewichts mid Friedens in Europa. Ich zweifle nicht, daß unsere beiden Länder, getreu ihrem friedliche« Ideale, sich stützend auf ihr erprobtes Bündnis, ebenso Ivie auf gemeinsame Freundschaften auch fernerhin die Wohltaten eines gesicherten Friedens genießen werde«, indem sie die Bande, die sie einigen, immer fester knüpfen. In diesem sehr aufrichtigen Wunsche erhebe ich mein Glas auf Ihre Gesundheit, Herr Präsident, ebenso wie auf die Wohlfahrt und den Rnhm Frank reichs. Frankreich. — Untersuchung im Zusammenhang mit dem Attentat in Gerajew o. Im Auftrage dr« Mini sterium« de« Innern wurde in Arra«, im Nordwrsten Frank reichs, der Vaterstadt RobeSpierre«, ein gewisser Eilet verhaftet. Dieser hatte in einem dortigen Anarchiftenblatt, da» sich ,Le grand Soirr" nennt, einen Artikel veröffentlicht, in dem die m Sonn- »e« ««- efecht, un- r, währte landete r. — Der : ein Ge< ie in den den Frei-