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Amts- und ÄNMgeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock unö dessen Umgebung Vezugsprois viert>.ljährl. M. 1.50 einschließl. des „Jllustr.Untcrhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Keichspostanstalten. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Eibenstock, Carlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — 57. Jahrgang. , - Mittwoch, den 21. Dczrmbcr Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene I Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. «NIES Arn 20. Dezember 1010 ist der 4. Termin der diesjährigen Laud- «nd LandesknUnrrente^r fällig. Es wird dies mit dein Bemerken erinnert, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangsvollstreckung vorzugchen ist. Ortssteuereinnahme Schönheide. Tagesgeschichte. Deutschland. — Bon der Kronprinzenreise. Aus Hai der ab ad, 19. Dezember, wird telegraphiert: Seine Kaiserliche Hoheit der Deutsche Kronprinz nahm gestern vormittag an einer Jagd auf Antilopen mit Jagdleo parden teil und besuchte nachmittags das alte moham medanische Königsschloß von Golkonda. Auf einer heute unternommenen Jagdexpedition erlegte der Kronprinz zwei Panther. — Prinz Dr. Augu st Wilhelm von Preu ßen bestand am Sonnabend vor der Prüfungskom mission des Kammergerichts in Berlin sein Referendar examen mit dem Prädikat „Gut". — DiemecklenburgischeVerfassuugsre- form. Der mecklenburgische Landtag hat dem Groß-- herzog die Mittel zur Führung des Landesregimlentes verweigert. Darauf hat der mecklenburgische Landtag unter dem Montags-Datum eine Regierungsvorschrift erhalten, in der ausgeführt wird, daß eine schnelle Verständigung der Stände über die Verfassungsreform unbedingt notwendig ist, wenn nicht das Land in ei nen schweren Konflikt gestoßen werden soll. Würden die Verhandlungen, betreffend die Verfassungsreform, scheitern, so sehe sich die Regierung genötigt, die Kosten des Landesregimenies aus dem angejammelten Do- manial-Kapitalfonds oder aus einer Anleihe zu ent nehmen. Die Verantwortung für die höchst unwirt schaftliche Maßnahme weist die mecklenburgische Re gierung aber den Ständen zu, die zurzeit die für not wendig erkannte Verfassungsreform hindern. — Ablehnung der Regelung der deut schen Schadenersatzansprüche aus dem Bu renkriege. Die englische Regierung hat die Regelung der deutschen Schadenersatzansprüche aus den« Buren kriege ihrerseits sowohl als durch einen Schiedsspruch im Haag abgelehnt. — Die deutsche Militär Mission für Bra silien. Wie die ,,N. G. C" mitzuteilen weiß, steht nunmehr fest, daß 20 deutsche Offiziere der Aufforde rung der brasilianischen Regierung folgen und in das brasilianische Heer für die Dauer von 3 Jahren cin- treten werdend Diese deutsche Militärkommission wird sich folgendermaßen zusammensetzen: ein Major vom Generalstab als Führer, 7 Hauptleute (einer zur Ver tretung des Führers, die übrigen 6 je 2 von den 3 Waffen) und zwölf ältere Oberleutnants von den drei Waffen, den Verkehrstruppen usw. Die Aufforderung der brasilianischen Regierung wurde durch das Mi litärkabinett nur an drei Armeekorps mitgeteilt, aber ungefähr 150 Offiziere haben sich, nach erteilter Ein willigung ihrer Vorgesetzten, bei der brasilianischen Ge sandtschaft in Berlin gemeldet. Augenblicklich wartet man nur noch auf die genaue Festsetzung der materiellen Bedingungen, welche die brasilianische Regierung dsen 20 Offizieren garantieren wird. Dann wird zunächst unter den Bewerbern der Führer gewählt werden, und dieser wählt die geeignetsüe-n übrigen Offiziere aus. Die Offiziere scheiden sämtlich aus dem deutschen Heere aus. Sie nehmen die Zusage mit, nach Ablauf der drei Jahre mit ihren alten Patenten in Deutschland wiederangestellt zu werden. Sonst aber handeln sie ganz auf eigene Gefahr und die deutschen Militärbe hörden enthalten sich jeder Einmischung auf ihre Ent schlüsse. Ohne mit der Mannschaft direkt in Berührung zu treten, sollen die deutschen Offiziere vornehmlich die brasilianischen Offiziere mit dem deutschen Dienstbe triebe vertraut machen. vesterreiU-NnWn«. — Di^. innerpolitische Krisis in Oester reich. Wenn auch die innerpolitische Lage unter dem Zeichen der Weihnachtsstille steht, so werden die Er örterungen darüber doch unentwegt fortgesetzt. Was die deutsch-tschechischen Ausgleichsverhandlungen be trifft, so kann einstweilen von ihrer Fortsetzung keine Rede sein, da hierüber im tschechischen Lager selbst Un einigkeit entstanden ist. Die radikalen Elemente, wel che vollständig Oberwasser erhalten haben, stellen aller lei Bedingungen an die Deutschen, bevor sie überhaupt von einer Wiederaufnahme der Konferenz etwas wis sen wollen. Sie fordern, daß zuerst in die böhmischen Landesfinanzen Ordnung gebracht und außerdem eine neue Geschäftsordnung in der Prager Landesstube ein geführt werde, die in Zukunft jede Obstruktion un möglich machen soll. Das heißt mit anderen Worten, die Deutschen sollen im böhmischen Landtage erst münd tot gemacht werden, bevor die Tschechen überhaupt mit ihnen weiter unterhandeln wollen. Auch die Aussich ten, daß dem Ministerium Bienerth die Neubildung gelinget: wird, sind vorläufig noch sehr trübe. Es scheint, daß Freiherr von Bienerth mit rechts und links unterhandelt, um auch die radikalen Parteien in dem neuen Ministerium vertreten zu haben Es soll deshalb der Posten des deutschen Landsmannministers mit dem bekannten Führer der Alldeutschen in Böh men, dem Reichsratsabgeordneten Pacher, besetzt wer den. Ebenso spricht man davon, daß tschechischer Lands mannminister ein Radikal-Sozialist werden wird. Im großen und ganzen aber wird die Lage sehr skeptisch be trachtet, und man erwartet mit ziemlicher Bestimmtheit die Auflösung des Hauses und Neuwahlen bereits in den ersten Monaten des neuen Jahres. lAraxkreich. - Paris, 19. Dezember. Die Deputicrtenkam- mer hat mit 445 gegen 65 Stimmen den Gesetzentwurf angenommen, betreffend die Verzollung von ein geführten Taschenfeuer zeugen, Anzündern für Gas- und Azetylenlicht, Zündhütchen und anderen Ma terialien, welche zu deren Herstellung dienen G«gla«d. — London, 19. Dezember. Wie „Daily Chro- nicle" meldet, wird im März am englischen Hofe ein freudiges Ereignis erwartet. Das Königs paar werde Ende Januar den Buckingham-Palast in London beziehen und dort bis nach der Entbindung der Königin verbleiben. Amerika. — Eine Beschwichtigungsrcde Tafts. Präsident Taft hielt am Sonntag in der Gesellschaft für schiedsgerichtliche Entscheidung internationaler Strei tigkeiten eine Rede, in der er die Beunruhigung zu be schwichtigen suchte, welche durch die vom Generalstabs chef dem Komitee für Militärangelegenheiten im Rp- präsentantenhause unterbreiteten Denkschrift hervorge rufen worden ist. Wir haben, führte Taft aus, aus gezeichnete Küstenverteidigungswerke und eine sehr gute Flotte, die geeignet sind, eine Invasion auf dem «See wege zu verhindern. Das Volk der Vereinigten Staa ten würde niemals darin einwilligcn, ein stehendes Heer zu unterhalten, das genügend wäre, es in einer Schlacht mit den stehenden Heeren der Großmächte auf zunehmen. Taft trat schließlich für gesetzliche Bestim mungen ein zur Verbesserung der militärischen Rüstung und zur Beschaffung von Geschützen und Munition für die Streitmacht, die im Notfälle anfgeboten werden könnte. — Das Wiederaufflackern der Rcvolu- tionin Mexiko. Einer Meldung der Londoner „Ti mes" zufolge, wird die Stadt Guerrero nach wie vor von den Aufständischen besetzt gehalten. Im Mini sterium der auswärtigen Angelegenheiten in Washing ton sind ferner unbestätigte Nachrichten eingetroffen, denen zufolge General Navarro, einer der Generale des Präsidenten Diaz, mit seinen Truppen geschlagen und gefangen genommen wurde. Dagegen lauten die Nachrichten über die Revolutionskämpfe in Mexiko aus den jüngsten Tagen, welche der Vertreter der „Associa ted Preß" in der Hauptstadt von Mexiko erhalten hat, abweichend von vorstehend erwähntem Gerüchte. Der amtliche Bericht besagt nämlich, daß nach einem hart näckigen Kampfe General Navarro am Freitag die Re bellen bei Pedernales auseinandertrieb. Wie dem auch sei, das Wiederaufleben der revolutionären Umtripbe in Mexiko wird auf jeden Fall bestätigt. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 20. Dezember. Um Mißverständ nissen zu begegnen, konstatieren wir, daß das gestrige Ein gesandt, den Fernsprechverkehr betr., nicht von dem Kais. Postamt auSgeht, sondern einen an das hiesige Fernsprechnetz angeschlosscnen Einwohner zum Verfasser hat. — Schönheide, 19. Dezember. An Stelle der mit Ende dieses Monats aus dem Gemeinderate aus schei denden Gemeindeältesten Herren Fabrikbesitzer Gustav Lenk und Robert Tuchscherer, welche eine Wiederwahl entschieden ablehnten, wurden in der Gemeinde ratssitzung vom 16. ds. Mts. die Herren Apothekenbesitzer Curt Seume und Kaufniann Emil Tuchscheerer für die nächsten 6 Jahre als Gemeindeälteste unserer Gemeinde mit großer Majorität gewählt. Ein vorher von der Mino rität des Kollegiums eingebrachter Antrag, die Wahl erst im Januar n. I. geschehen zu lassen, wurde abgelehnt und darauf die Wahlen vollzogen. — Schönheide, 20. Dezember. Den hiesigen Kriegsveteranen eine Ehrengabe zu überreichen, regte ein Herr am Sonntag nachmitrag im Hotel Rathaus an. Die sofort in die Wege geleitete Sammlung ergab noch am gleichen Tage den Betrag von 170 M., sie wird emsig fortgrführt, und verspricht eine stattliche Höhe zu erreichen. - O b er st ü tz e n gr ün, 19. Dezember. Bei der am Sonnabend stattgefundenen Gemeinderats-Ergän zungswahl wurden gewählt als Begüterte: Herren Tisch lermeister Emil Leistner jr., Bernhard Staab, als Un- ansässiger: Herr Werkmeister Hermann Lange. — Cjarlsfeld, 19. Dezember. Der Postgehilfe S ch e ffle r, der sich beim hiesigen Pastamte und beim Post amte Rothenkirchen Unterschlagung amtli cher Gelder in Höhe von 600 Mk. hat zuschulden kom men lassen, und der seit vier Wochen spurlos verschwunden war, ist jetzt in dem v. Ouerfnrthschen Forstrevier in Her - lagrün erschossen aufgefunden worden. Der junge Mann, der sich selbst erschossen hatte, mußte an Ort und Stelle vergraben werden, da die Leiche schon stark ver west war. - - Dresden, 19. Dezember. Frhr. v. Hausen, General der Inf., Staats- und Kriegs Minister, ä la 8uite des 1. Jäg.-Bats. Nr. 12, wurde zum Gene ral-Oberst befördert. — Dresden, 18. Dezember. In Dresden liegen amtliche Berichte in der Angelegenheit desPrin- zenMax von Sachsen bis jetzt nicht vor. In maß gebenden Kreisen besteht die Auffassung, daß die Angelegen heit lediglich die Person des Prinzen und seine geistliche Tätigkeit berührt und daher bei diesem Stand der Sache kein Anlaß zu einer Stellungnahme der Regierung gegeben ist. — Dresden, 19. Dezember. Gestern nachmittag gegen 4 Uhr schleuderte ein gutgekleideter, etwa 25 jähriger Mensch einen großen Stein in das Schaufen st er des Hofiuweliers Moritz Elimeyer, wodurch die Schaufensterscheibe zertrümmert wurde. Der Täter raubte dann aus dem Fenster Schmucksachen im Werte von etwa 36000 M. und entfloh damit. Er wurde jedoch von Zivilpersonen verfolgt und flüchtete sich, in die Enge getrieben, in das Gebäude der Königlichen Kreis hauptmannschaft. Dort hat er sich auf der Treppe vom ersten zum zweiten Stockwerk, da er keinen Ausweg fand, erschossen. Einen Teil der geraubten Schmucksachen hat er unterwegs von sich geworfen, während die übrigen bei ihm vorgefundrn wurden. Der Täter hatte vor dem Ge sicht eine Maske. Die geraubten Schmucksachen sind sämt lich wieder zur Stelle gebracht worden. — Dresden, 19. Dezember. Ein gefürchteter Ein brecher, der 24 Jahre alte Kaufmann Wilke, der von Weimar nach Dresden transportiert worden war, um seine schwerkranke Mutter zu besuchen, ist entwichen. — Leipzig, 19. Dezember. In der vergangenen Nacht hat sich in der Küche ihrer Wohnung, Wettinerstraße 6, die 32 Jahre alte Gattin des Hausbesitzers und Sekre tärs der Fleischerinnung Klara Weber mit ihrem 7 Jahre alten Sohn Kurt durch Leuchtgas vergiftet. Die Tat hat die Frau in Abwesenheit ihres Mannes begangen. Der Grund zur Tat soll Krankheit sein. — Als Hoch stapler trat hier ein 27 jähriger Kellner aus Neustadt a. d. Orla auf. Er verstand eS, einer Schlossersehefrau durch schwindelhafte Angaben 9000 M. abzuschwindeln. Der Schwindler wurde in Weimar verhaftet. Das Geld hatte er bis auf den letzten Pfennig verpraßt. — Radeberg, 18. Dezember. Durch einen Unfall büßte der Gutsbesitzer Klemens Schütze aus Arnsdorf sein Leben ein. Dem Genannten gingen die scheuen den Pferde durch, wobei er vom Wagen herunter geschlen dert wurde. Obwohl der Verunglückte sofort in das Rade berger Krankenhaus gebracht wurde, erlag der Bedauerns werte doch dem infolge des Sturzes erlittenen Schädelbrnche in kurzer Zeit.