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R. 1!!. - IW. La» Wochenblatt „Landbote Vvb Veneral'Anr«iger für Dhemnitz und Umgegend" erscheint Doiinabend» und kostet mit dem »«nftr. Unterhaltuttgshlatt vierteljährlich 45 Pf,. Druck und Verlag: Mrander Mede, Kyemvkh. Für de» redaktiouelleu Teil ver antwortlich: Julius Theiß In Chemnitz, sür den Inseratenteil: der Verleger. Postzeitungsliste unter,1-". kdmÄ, k«». Riij. Anzel gen.Prei s Sgespaltene Korpnszeile oder der«» Raum 20 Pfennige. Bei voraus« bestellten Wiederholung«» größerer Inserate entsprechender Rabatt. — Bel Bestellungen von Auswärts wolle man die Zahlung beifügen. Vrstedittonr Theakeratrasse «tr. 6. Fernsprechanschluß Nr. ISS. B-rlag-.Anst alt der Chemnitzer Gisenbah»»-Zeitung. «Socheufchcktt. Chemnitz, de» 4. Mürz 190b. Deutsche» «eich. — Das Befiudeu des HcezogS Ernst von Sachse«- «ltsuvueg hat neuerdings die Berufung des Gcheimrals Prof. vr. ^mschmann von der Leipziger Universität erforderlich gemacht, «ährend die akuten Erscheinungen der Influenza bei dem greisen Patienten in befriedigender Weise vorübergegangen sind, hält ei» be» /eits früher vorhanden gewesener stärkerer Bronchialkatarrh auch gegenwärtig noch an. Seit einigen Tagen ist jedoch die Atmung er heblich sreie», da» Allgemeinbefinden gehoben, Temperatur und Puls normal. Der Herzog muß vorläufig noch das Bett hüten. — I« Cuxhaven wurde Anfang Februar ein Zweigverein des Evangelische« Bunde» gegründet. Wenige Tage später hat ein Paderborner Blatt den Badeorten Cuxhaven, Dörl und Umgegend die Entziehung der katholischen Badekundschaft aus Westfalen und Rheinland angedroht, weil die Bevölkerung dieser Badeorte mit dem Evangelischen Bunde fraternisiere, die katholische Kirche schmähe usw. I Dieser Artikel wurde in einem Sonderabdruck an die Cuxhavener Hotelier-, Wirte, Geschäftsleute, Pensionen gesandt. Doch kam der Einschüchterungsversuch an die Unrechten; die Antwort waren dreißig neu« Mitglieder für den Evangelischen Bund. Bravo! — Auf den Zechen des RuhrgebicteS sind für diejenigen Leute, Die während der AttsstailVSzcit gearbeitet haben, schwere Zeiten angebrochen. Bon Kameraden, die gestreikt haben und zu Aus schreitungen »eigen, werden diese Arbeitswilligen jetzt verhöhnt und beleidigt, auch, wie in einzelnen Fällen festgestellt ist, überfalle» und schwer mißhandelt. Auch in den Gruben selbst läßt man die Ar beitswilligen nicht in Ruhe. Die Verbände find im Besitz des Namensverzeichnisses der Arbeitswilligen, da die Streikposten seiner zeit jede» einzelnen zur Arbeit gehenden Bergmann verzeichneten. Die Zechenverwaltungen schützen die Bedrängte» nach Kräften und geben solchen Leuten, die frühere Arbeitswillige verhöhnen, sofort die Entlassung. DaS Bochumer Berggewerbegericht hatte sich mit solchen Fällen zu befassen, da die Entlassenen auf Zahlung einer Entschädig ting wegen unberechtigter Entlassung geklagt hatten. Da» Gewerbel gericht erkannte jedoch auf Abweisung der Klagen, da die Entlassung zu Recht geschehen sei. — Eine Liste von 34 aus Berlin ««»gewiesenen lästigen Rtt-lättder« wird jetzt im „Zentral-Polizei-Blatte" veröffentlicht. 17 davon sind russische Staatsangehörige. ««»»and. — Am 22. Februar fand in der evangelische« Kirche in der Martinstraße z« Wien die Aufnahme von47 bisher katholisch, n Studenten i« di» protestantische Kottfessio»»gemei„sch. ft statt. Pfarrer vr. Beck hielt an die vor dem Altar versammelten Studierenden eine Ansprache, in der er hervorhob, daß der Ueber- tritt dem Wesen der evangelischen Kirche entsprechend schlicht und einfach, ohne jeden äußern Prunk vor sich gehen solle. Er machte die jungen Männer darauf aufmerksam, daß sic den folgenschweren Schritt wohl bedenken möchten, da den Uebertretenden auch in ihrer weltlichen Karriere dadurch Hindernisse entstehen könnten. Nach der Rede de» Pfarrers vr. Beck leistete omni. insä. Hermann, der Ob mann des Hochschulausschusses» im Namen der Studenten die Ange lobung. Mit lauter Stimme sprach er: „Im Namen meiner Komilitonen gelobe ich, daß wir der evangelischen Kirche angehören vollen, mit ganzem Herzen, daß wir ihr dienen wollen uns zum Heil »ud zum Heil des deutschen Volks. Das walte Gott!" Nun stieg Pfarrer vr. Beck von der Kanzel und nahm jedem einzelnen der übertretenden Studierenden den Handschlag ab. Mit dem Besang: „Der Herr ist mein Hort" schloß die kirchliche Feier. — Aus Anlaß des Gerüchts, daß eine gross« Abordnung deutscher Etndente« nach Paris kommen solle, und daß bei der Beratung über ihren Empfang in der „Association des Etudiants de Paris" heftige Debatten stattgefunden hätten, hat ein Mitarbeiter dcs „Echo de Paris" den Vorstand der Association befragt. Die Studenten, die an der Spitze dieser großen Pariser studentischen Ver einigung stehen, erklären, daß im April etwa 50 Studenten aus Göttingen mit ihren Professoren auf einer Studienreise nach Paris kommen werden, daß der Besuch keinerlei offiziellen und politischen Charakter habe, und daß der Vorstand der „Association des Etudiants" einstimmig und ohne jede Debatte beschlossen habe, die deutschen Komilitonen gastlich zu empfangen. Die französische» Studenten werden zu Ehren der deutschen ein Diner veranstalten und ihnen die Pariser Sehenswürdigkeiten zeigen. Es ist festgesetzt worden, daß keine Fahnen und keine Abzeichen mitgebracht werden dürfe». — Madrider Blätter veröffentlichen das vorläufig für die Be gegnung Kaiser Wilhelms mit König Alfons von Spanien aufgestellt« Programm. Danach findet das Zusammentreffen wieder in Vigo statt, von wo aus beide Monarchen das berühmte Kloster Santiago di Compostella besuchen werden. Auf seiner Mittelmeer fahrt trifft Kaiser Wilhelm später in Barcelona zum Besuch des dort liegenden Regimentes ein, zu dessen Inhaber König Alfons ihn jüngst ernannte. In Barcelona soll ein offizieller Empfang stnttfinden. — In der Frage der Stttschädignng Rußlands in der Hull-Angelegenheit werden Schwierigkeiten nicht befürchtet; man glaubt, daß der Gesamtbetrag sich aus 75 bi» 100000 Pfund Sterling (1500 000 bi» 2 Mill. Mark) belaufen werde. Eine neue Statistik ves Lokal Gouvernement Board bringt die ernste Tatsache an» Licht, daß heut in England und Wales jede 40. und in London jede 36. Person öffentliche Armenunterstützung erhält. Derartige Zustände im „reichen England" geben viel zu denken! -- Wenn die »«sfische« Revolutionär« ihr« Drohungen wahr machen, dann muß man sich für die nächsten Tag« wieder auf blutige Vorgänge gefaßt machen. So eifrig auch die verschiedensten Regwrungskomitees an der Vorbereitung der Reformen arbeiten, mit den papierenen Beschlüssen, die sie bis jetzt gefaßt haben, läßt sich bei der gegenwärtigen Stimmung in Rußland nichts mehr erreichen. Die Bevölkerung verlangt bestimmte Garantien für die Erfüllung ihrer grundlegenden Forderungen, und an solchen fehlt es vorläufig »och durchaus. Eine neue Mahnung, daß hier Gefahr im Verzüge ist, geht aus der Tatsache hervor, daß viele hochgestellte Persönlichkeiten in Moskau Drohbriefe erhielte», worin klipp und klar erklärt wurde, daß sie sich vor dem nächsten Sonnabend hüte» sollten. Es ist bie der Tag der Aushebung der Leibeigenschaft. UebrigenS wird für diesen Tag auch in Petersburg mit Unruhe» gedroht. — Wie aus Warschau gemeldet wird, hat die A«ssta«dsbewegttng nun auch auf die Landbevölkerung übergegriffen. A» verschiedenen Orte» Russisch- Polens fordern die ländlichen Arbeiter Lohnerhöhungen und haben sich, wo ihre Forderungen abgelehut wurde», zu Ausschreitungen Hinreißen lassen, indem sie in vielen Dörfern die Monopolmagazine stürmten, plünderten oder anzündeten. — Der Verteidiger von Port Arthur ist am Mittwoch in der russischen Hauptstadt eingetroffen. Die großen amtlichen Ehrungen, die früher für diese Gelegenheit in Aussicht gestellt waren, sind fast ganz ausgcblieben; die allgemeine Depression, die infolge des äußeren und des inneren Mißgeschicks auf den leitenden Personen Rußlands ruht, mag zu dieser Zurückhaltung noch mehr beigetragen haben, als die doch wahrscheinlich haltlosen Vorwürfe gegen die Maßregeln Stöffels beim Abschluß der Kapitulation. — Der deutsche Botschafter i« Konstatttinopel, Freiherr V. Marschall» gab zu Ehren türkischer Würdenträger ein Festmahl, zu dem der Großwesier, fast sämtliche Minister und die hervor ragendsten Palastbeamten eingeladen waren. Kaiser Wilhelm hat den Botschafter beauftragt, dem Sultan zur Vermählung seiner Tochter Naile Sultane besonder« Glückwünsche auszusprechen und der Prinzessin ein Blumenarrangement zu überreichen. Die Prinzessin ist dem deutsche» Kaiserpaar von dessen erstem Besuch in Konstantinopel in freundlicher Erinnerung geblieben. — In Belh-Sahur in Palästina sind vorigen Monat über 40 Lateiner (römisch-katholische Christen) zur evangelischen Kirche übergetreten. Die evangelischen Gottesdienste, die einstweilen noch im Schulhause abgehalten werden, sind überfüllt. So entsteht allmählich um Bethlehem eine blühende Predigtstation »ach der anderen. In Beth-Sahur ist der Bau einer Kapelle und Psarrwohnung in Aussicht genommen. Die Gemeinde ist in wenigen Jahren auf SO Seelen gewachsen. — Sarl of Selvorne ist zum Oberkommissar für Englisch Südafrika und zum Verwalter von Transvaal und der Oranje River» Kolonie an Stelle MillnerS ernannt worden. König Friedrich August in Chemnitz. Der Einzug des König- Friedrich August in Chemnitz am Mittwoch war vom prächtigsten Wetter begünstigt. Die Straßen und Vlätze, durch die der Monarch zog, prangten im schönsten Fest gewandt. Bor Ankunft des Monarchen entfaltete sich auf den Straßen der inneren Stadt ei» festliche- Wogen und Dränge», wie es in gleicher Weise wohl kaum zuvor vorgckommen sein mag. Kurz vor zwei Uhr fanden sich zur Begrüßung dcs König» am Hauptbahnhofe die Herren des großen Empfange- ein. Genau dem Programme entsprechend erfolgte die Ankunft des Königs um 2 Uhr 30 Minuten. Im KönigSzimmer wnrde der Monarch durch 8 Ehrenjungfrauen bewillkommnet, wobei Frl. Beck, die Tochter des Herrn Oberbürger meisters, dem Monarchen mit einer poetischen Ansprache ein prächtiges Bukett überreichte. Auf den Straßen, die der^König unter dem Geläute sämtlicher Glocken der Stadt bi» zum Hotel „Römischer Kaiser" passierte, bildeten die Innungen, Vereine und Schulen Spalier. Vor dem neuen Nathause wurde der Monarch von den Beamten der Stadt erwartet und alsdann »ach dem Rathaussaale geleitet, wo sich der offizielle Begrüßungalt vollzog. Hierbei hielt HerrOberbürger- meister vr. Beck eine längere Ansprache an den Monarchen, worin er zunächst der Frende der Einwohnerschaft von Chemnitz über den Besuch des Landesherrn herzlichen Ausdruck verlieh und hierauf Glück- und Segenswünsche für den König und das ganze Königshaus aussprach. Herr Oberbürgermeister l)r. Beck schloß seine warm beseelte Ansprache mit einem dreifachen Hoch auf den Landesherrn, das von den Anwesenden begeistert ausgenommen wurde. König Friedrich August dankt« für die freildige Begrüßung in Chemnitz und erklärte, daß er dem weiteren Blühen der Stadt stets seine landesväterliche Fürsorge angedeihrn lassen wolle. Ans der weiteren Fahrt nach dem „Römischen Kaiser" empfing der Monarch vor dem Hauptpostamt dann »och die Huldigung der Post- und Telegraphcnbeamten und der Unterbeamte», hierbei überreichte Fräulein Anita Richter, die Tochter des Herrn OberpostdircktvrS Richter, dem Könige unter poetische» Huldigungsworte» einen Blumenstrauß von weißem Flieder mit seidener Schleife. Der König, von der herz lichen Begrüßung sichtlich erfreut, dankte der Spenderin in huldvoller Weise. Darnach hielt Herr Oberpostdircktor Richter eine Ansprache an den Monarchen, die in einem begeistert aufgcnommenen Hoch auf den Landesherrn ausklang. Aus der ganzen Fahrt wurde der König von den lebhaften Zurufen der Menge begleitet. Im weiteren Verlaufe des Tage- fand gegen 5 Uhr im „Römischen Kaiser" Königliche Tafel zu 17 Gedecken statt. Um 7 Uhr Abends begab sich der König zu Fuß nach dem Kasiuvsaale zu einem daselbst von der Stadt Chemnitz dargebrachteu Festkonzecte. Kurz nach 0 Uhr verließ der König das Kasino und kehrte abermals zu Fuße nach dem „Römischen Kaiser" zurück. Um '/^lO Uhr begann nunmehr die große Huldigung von Industrie, Handel und Gewerbe in Form eine» großartigen Fackclzuges, der von Herrn Branddirektor Weigand mit seltenem Geschick angeordnet war. Diese dem König dargebrachte Huldigung bildet« den Schluß de» erste» Tages. — Am Donnerstag besichtigte der König di« von Zimmermann'sche Naturheil.j an st alt, dann begab er sich nach der Maschinenfabrik des Herrn Kommerzienrats Haubold und von hier nach der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann, welche in vollem Be triebe vorgeführt wurde. Bon hier aus ging di« Fahrt nach de» Kgl. Staatslehranstalten. In der Aula daselbst hielt der Direktor Herr Geh. Hofrat Professor Berndt eine längere Ansprache an den König. Im weiteren Verlaufe des Tages besichtigte der Monarch die militärischeu.Anstalten an der Plaiiitzstraße, da» Militär gerichtsgebäude und die Kaserne de- Regiments Kronprinz. Während des Nachmittags stattete der Monarch dann noch der Fabrikanlage der Firma Wilh. Vogel, der Reißzeugfabrik von Richter u. Co., sowie der Fabrik von Herrn Herm. Riemann seine Besuche ab. Einen außerordentlich anregenden Verlauf nahm in den Abendstunden des genannten Tages die Huldigung der königlich sächsischen Militär vereine im großen festlich geschmückten Saale des „Kaufmännische» Vereinshauser". Beim Eintritt in das Kaufmännische Vereinshaus überreichte Fräulein Preis dem Könige einen Blumenstrauß zum Willkommen und dann hielt Herr Josef Fell er, der mit den Herren des Ge samtvorstandes vom Kaufmännischen Verein den Monarchen er- erwartcte, eine überaus herzliche Begrüßungsansprache, die auf de» Landesherr» sichtlich den besten Eindruck machte, wie denn auch sämtliche Veranstaltungen in den Räumen des Kaufmännischen Vereinshauses die volle Zustimmung des Monarchen fanden, dessen Leutseligkeit und Herzensgüte Jedermann entzückte. Auf die Ansprache dcs Herrn Bezirksvorstehers Schwenke vom Chemnitzer Militär» vereiusbuudesbezirk erwiderte der König: „Kameraden! Gerade hier in Chemnitz bin Ich durch den Mir bereiteten Empfang, wie Ich bereit» versichert habe, hoch erfreut wordeu. Die Tn ge in Chemnitz haben auf Mich eine« unaussprechlich tiefen Eindruck gemacht. Ich habe, so lange Ich mich erinnern kan», noch keine solche Liebe und Begeisterung sür Meine Person und für das Königliche Hau» gefunden. Mit großer Freude habe Ich aus dem Programm ersehen, daß auch die Kameraden des Militärvereinsbundesbezirks Chemnitz Mir da» Vergnügen machen wollten, eine kurze Zeit in ihrer Mitte verweilen zu können. Ich habe schon im Jahre 1894, als Ich hier in der Gegend mit Meinem Schützen-Regiment im Manöyer war, den Vorzug und die Freude gehabt, inmitten eist er Anzahl von Kameraden des Bezirks einen sehr schönen und erhebenden Abend verleben zu könne«. ES war das am 1. Sep tember 1894, als der hiesige Militärverein Jäger und Schützen das Sedanfest feierte. Damals war Ich schon überzeugt, daß ein wahrhaft bester Geist in den hiesigen Militärvereinen herrscht. Ich habe Mich immer gefreut, wenn Ich mit alten Soldaten Meiner Armee zusammenkam, und der in Leipzig mit den Militärvereinen verlebte Abend war für Mich ei» besonder» schöner Moment. Ich konstatiere heute mit Genugtuung, daß auch die hiesige» Militärvercine mit ihrem bewährten Bezirks- Vorsitzenden Mir durch den Feftapend und die Gelegenheit, in ihrer Mitte weile» zu können, «in großes Vergnügen bereiten. Alles Gute, wa- Ich dem Militärvereinsbundesbezirk Chemnitz wünsche, fasse Ich zusammen in die Worte: Der Bezirk wachse, blühe und gedeihe auch in Zukunft! Er lebe hoch! hoch! hoch!" Gegen 9 Uhr verließ der Monarch mit einem freundlichen „Guten Abend, Kameraden!" das Fest. Einen großartigen, ungetrübten Verlauf nahm die hieraus olgende Serenade durch den Chemnitzer Sängerbund. Die Sänger brachten zunächst „Gott grüß Dich" und „Sängers Gebet" zum Vortrag. Dann hielt der Bundesvorsitzende Herr Lehrer Reiche » bach eine Ansprache an den König. Dieser erwiderte aus dieselbe: „Meine Chemnitzer Sänger! Ich danke Ihnen für di» Ovation, die Sie Mir entgegen bringe». Durch die beiden soeben von Ihnen gehörte» herrlichen Lieder haben Sie Mich sehr erfreut. Meinen besten Dank." Es folgten alsdann noch einige Gesänge, nach deren Beendigung die Leiter der Serenade zum Könige gerufen wurde». Der Monarch empfing di« Herren in huldvoller Meise, dankte ihnen für ihre Leistungen und bemerkte dabei, daß es ihn besonders erfreut habe, vielen Sänger» im Bunde zu begegnen, die dem Arbeitcrstande angchörten. Auch am letzten Tage der Anwesenheit des Monarchen in Chemnitz besichtigte derselbe einige Etablissements und unternahm eine Fahrt nach Einsiedel, um die Talsperre dcs Chemnitzer Wasserwerkes daselbst in Augenschein zu nehme». Bei seiner Rückkehr wurde noch das Stadt krankenhaus besichtigt. Gegen Abend unternahm dann der König die Fahrt nach Lichtenwalde, dessen Bewohner dem Monarchen gleich- alls die herzlichste Ovation bereiteten. Die Vertreter der Stadt Chemnitz hatten sich an der Flurgrenze von Chemnitz-Hilbersdorf und Ebersdorf nachmittags ^6 Uhr von dem Monarchen verabschiedet. Jedenfalls aber wird König Friedrich August von seinem Besuche in Chemnitz die besten Eindrücke mit nach Hause nehmen. Sachsen imd Thüringen. — Der Arbeiter Martin? in Halle hatte mit seiner Ehefrau einen Maskenball besucht und das zweijährige Kind allein in der Wvhnnng gelassen. Als der Mann gegen Mitternacht in seine Wohnung kam, weinte das Kind aus irgend einer Ursache. Au» Acrger darüber nahm der Vater einen Knüppel und schlug das Kind derart auf den Kopf, daß die Schädeldecke zertrümmert und das Ge hirn blvßgelegt wurde. Die Mutter hatte sich ans dem Balle so gut unterhalten, daß sie erst gegen Morgen (!) in ihre Behausung kam. Hier legte sie sich sofort schlafen und daher kam cS, daß der Zu» taud des Kindes erst in den Vormittagsstunden bemerkt wurde. Das Kind wurde »och lebend in die Klinik gebracht. Der unmensch liche Vater ist verhaftet worden.