Volltext Seite (XML)
? 31. - - . » » ö 1 r Zur Verständigung. Freitag, den 31. Juli „ , Ich mußte mich übrigens bei Errichtung die- ses Instituts ganz den hiesigen Localverhältnissen accomodiren und diese erlauben vor der Hano nicht, einen förmlichen Turnverein für dieSchul- kttaben zu gründen und zwar , 3) weil es an einem geeignetem Platz zur Aufstillung der Turngeräthscyaften zur Zeit hier orts ganz fehlt; d) weil die Kosten für die Turngerathschaften dürch die meist sehr arme, theilnehmende Einwoh nerschaft nicht aufgebracht werden können und die Bedingung eines Beitrag- von vielleicht nur 5 Pf. wöchentlich mir jedenfalls A der Knaben aus der Anstalt entfernen würde, ich selbst aber leider nicht in solchen Verhältnissen lebe, um das Nö- thige aus eigenen Mitteln zu bestreiten; ' e) weil ich die Ueberzeugung habe, daß bei körperlich wohlgebildeten Knaben von 7 bis 14 Jahren, die mehr naturgemäßen Bewegungen, als Laufen,. Springen, Wendungen, Armbewegungen und ander* Anstrengungen rc. genügen, und den mehr künstlichen auf die Dauer die Geduld man ches Knaben ermüdenden, vorzuziehen sind. AllderS verhält es sich bei den mehr erwachsenen und körperlich verbildeten Personen. Endlich. ä) weil eS mir sowohl an Zeit als auch an Geschicklichkeit fehlt, einen förmlichen Turn lehrer abzugeben, und ein zu honorirender hier orts nichts gehalten werden kann. Kurz ich finde' in meinen Amtsgeschästen und den durch die Lokalität bedingten Verhältnissen Hindernisse, die mir nicht erlauben, das hierorts jetzt einzuführeu, waS ich selbst sehnlich wünsche, nämlich: einen förmlichen Turnverein, je dem unentgeldlich zugängig. Vielleicht wird sich das in der Zukunst machen, wenn die Lust geweckt und die guten Folgen un serer Bestrebungen sichtbar sind; vielleicht wird dann auch unser geehrter Stadtrath in Ueberein- Zu dem, in voriger NuMmer befindlichen Aussatze über die Beschäftigung unserer Schulju gend in den Abendstunden mit angemessenen kör perlichen Bewegungen, insbesondre auch zu jener' beigefügten, wohlgemeinten Marginalbemerkung der geehrten Redactiow-, fühle ich, damit nicht etwa bei sachunkundigen hiesigen Einwohnern die Jhee rege werde, als habe man einen Mißgriff in der Wahl des AusbildemittelS getroffen, mich genöthigt, Folgendes berichtigend hinzuzufügen: Es ist die von uns errichtete Anstalt keines wegs beschränkt auf militärische Erercitien, son dern es sind diese bloß nebenbei eingeführt, um auf die große Mehrheit der hiesigen Knaben leich ter einzuwirken, welche wegen der, einem sehr großen Theile der hiesigen Einwohnerschaft nöti gen Lebensweise (die Jahrmärkte- mit ihren Ar» beitsproducten zu beziehen oder monatelang we gen Wachshandels abwesend zu sein) gar ost der nöthigen Aufsicht zu Hause entbehren und kaum durch die Schullehrer dahin gebracht wer den können, in den gehörigen Schranken außer halb der Schule sich zu erhalten. Auch dürste nichts geeigneter sein, in, durch stetes Sichselbstüberlassen gewissermaßen verwil derten Knaben, den Sinn für Ordnung und Rein lichkeit, Pünktlichkeit, Gehorsam und Anstand schnell zu wecken und ans die Dauer zu erhalten, als gerade eine gewisse, verständig gehandhabte, militärische Disciplln in gleichzeitig unterhaltende Abwechselung gebracht mit den übrigen vorzuneh menden körperlichen Bewegungen, die sich soweit als möglich dem förmlichen Turnen nähern. Die gänzliche Freiheit, in der sich die Knaben hinsichtlich der Theilnahme befinden, leistet schon genügend Gewähr, daß die E nsührung einer sol chen Disciplin mehr ein Sporn zm Theilnahme, als eine Zwangsjacke ist."' - Ein Beiblatt zur sächsischen Dorfzeitung. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verleger H.einrich und Walther.