Volltext Seite (XML)
Der Bote vom Aising Dienstags, Donnerstags und Sonnabends mittag Wöchentliche Beilage: „Bilderbote vom Geising" Monatsbcilagc: „Rund um den Geisingberg" Müglitztal Zeitung Bezugspreis monatlich 1,15 RM. einschl. Zutragen Anzeigen: Die 6gespalt.46 min breite Millimeterzeile oder deren Raum 4 Pfg., die 3 gespalt. Tcxt-Millimeterzeile od. deren Raum - 12 Pfg. — Nachlaß nach Preisliste Nr. 4. Nachiatzstaffel Bei Konkurs u.Zwangsverglaich erlischt Anspruch auf Nachlaß » Die Keim«»zeitu«W Mr Attenberg, Geising, Lauenstein, Bärenstein und -ie umliegenten Ortschaften Dieses Matt ist für die Veröffentlichung der amtltcycn Bekanntmachungen der Stadtdehörden Altenberg, Geising, Lauenstein und Bärenstein vehördlicherseits bestimmt Druck und Verlag : F. A. Kuntzsch, Altenberg, Bosfestraße 3 — Fernrus Amt Lauenstein Nr. 427 — Postscheckkonto Dresden Nr. 11811 — Gem.-Girokonto Altenberg Nr. 897 — Postschließfach Nr. 15 Nummer 29 Donnerstag, den 9. Marz 1939 74. Fahrgang Sudetenland und Leipzig Um der Tatsache, daß an der ersten Reichsmesse Groß deutschlands die sudetendeutschen Aussteller und Einkäufer zum erstenmal als Reichsdeutsche teilnehmen, einen festlichen Ausdruck zu geben, veranstalteten der Oberbürgermeister der Reichsmeffestadi und das Leipziger Messeamt im Festsaal des Neuen Rathauses ein Sudetenlandlreffen. Den Willkommensgrnß der Reichsmessestadt entbot Bür germeister Haake. Er stellte den Willen der Reichsmessestadt fest, die Beziehungen auch zu dem Sudelengau zu pflegen und zu fördern. Als Hohcitsträger der Partei begrüßte KreisleUer Wettengel, der selbst gebürtiger Sudetendeutscher ist, seine Landsleute. Vizepräsident Fichte vom Leipziger Meßaml be tonte, daß die Beziehungen zwischen dem heutigen Suveien- gau und der Leipziger Messe fast ebenso seien wie die Messe selbst. Während im Frühjahr 1938 unter den Ausstellern aus der Tschechoslowakei 127 Sudetendeutsche waren, seien in die sem Frühjahr doppelt so viele, nämlich 256 Firmen in Leip zig vertreten. In Vertretung des Gauleiters Konrad Henlein sprach dann der Gauwirtschaftsberater Richter. Er führte u. a. aus: Wir Ludetendeutschc sind keine Fremden hier auf dieser Messe. §ie hatte für unsere Wirtschaft immer überragende Bedeutung. Und der Erfolg der Leipziger Messe war in den letzten Aahrc» für den Beschäftigungsgrad besonders unserer Export- mdustrie entscheidend. Mit dem Zusammenbruch der Donau-Monarchie verlor die mdetcndcmschc Industrie mit einem Schlag zwei Drittel ihres früheren Absatzgebietes und ein Binnenmarkt, der durch die Kaufkraft von 54 Millionen Einwohnern bestimmt mar, jchrumpfte auf 14 Millionen Einwohner zusammen. Heule ist die gewaltig gesteigerte Bedeutung der Rcichs- nesse Leipzig für die sudctendeutsche Wirtschaft in der gewal- ligen Erweiterung unseres Inlandsmarktes gegeben. Unsere Wirtschaft hat nun ein Fundament erhalten, auf dem sie selbst ich festigen kann. Von diesem Fundament aus wird sic je- wch nicht nur der Bedarfsdeckung des einzelnen Volksgenos sen dienen, sondern der alten Tradition und dem Willen des Führers entsprechend die gesamte deutsche Exportkraft stärken tnd weiterhin entwickeln. Mit der Eingliederung der sudeicn- »eutschcn Wirtschaft in das Eroßdcutsche Reich erwächst ihr iber auch die Aufgabe, ihren Produktionsapparat zu moder- «ifieren. In seinen weiteren Aussührungen gab der Redner einen lleberblick über die Struktur der sudetcndeutschen Wirtschaft, vie sie eindrucksvoll in den Ständen der sudetendeutschen Aus- tellung zum Ausdruck komme. Die sudetendeutsche Wirtschaft laben den tschecho-slowakischen Außenhandel stets aktiv aestal- ct. Etwa 50 Milliarden Kronen insgesamt habe die suveien- »eutsche Wirtschaft im Laufe ihrer zwanzigjährigen Zugehö- ngkeit zur Tschccho-Slowakei an Devisenüberschüssen abgege- >en. Durch die Erträgnisse der sudetendeutschen Arbeit habe Prag den Aufbau Innerböhmens und der Slowakei finanziert, lluu soll endlich, so schloß der Redner, unsere Kraft und un- ere Leistung dem deutschen Volk und dem wiedergewonnenen Vaterland allein dienen. Berufsausbildung Pflicht der Unternehmer Ein Erlaß des Ncichswirtschaftsministers. In einem Erlaß an die Rcichswirtschaftskammer Hai der Reichswirtschaftsminister zur Pflicht der Betriebe zur Berufsausbildung Stellung genommen. Die be triebliche Leistungsertüchtigung hänge wesentlich davon ab, wieweit Betriebssichrer und Unternehmer die ihnen obliegende Verpflichtung zur Ausbildung und Fortbil dung ihrer Gefolgschaftsmitglieder erfüllen. Um ver- schiedentlichen Irrtümern über den Umfang der Ausbil dungsverpflichtung zu begegnen, stellt der Erlaß fest, daß Unternehmer und Betriebsführer die volle Verantwortung für alle Maßnahmen der Ausbildung und Fortbildung tragen, die betriebsbedingt sind. Diese Maßnahmen um fassen im wesentlichen folgende drei Gruppen: 1. Neben der Förderung der jugendlichen Hilfs arbeiter die systematische Ausbildung Jugendlicher innerhalb der Anlern- und Lehrvcrhältnisse; 2 die weitere systematische Ausbildung zum beruflichen Ausstieg; 3. die wirtschaftspolitisch notwendige Umschulung von Hilfskräften zu Fachkräften svwie die Umschulung aus ueue Werkstoffe, neue Arbeits- uud Fabrikations- Methoden, Buchsührungsrichtlinien usw. Dabei ist cs gleichlültig, ob die Umschulung von einzelnen Betrieben oder von Arbeitsgemeinschaften veranstaltet wird. Wesentlich bei den Maßnahmen ist die Betriebs bedingtheit, die unmittelbare Anwendungsmöglichleit und -Notwendigkeit des Erlernten im Betrieb. Der Minister erwartet, daß in allen Betrieben die zur Leistungsertüchti- gung erforderlichen Aus- und FortbildunHsmaßnahmen von den Unternehmern nnd Betriebsführern durchgeführt werden in dem Bewußtsein, für ihren Betrieb im Rahmen der Gesamtwirtschaft voll v e r a n t w o r t l i ch zu sein. Friebe nm ebne Bedingungen möglich National Spanien verhanKelS nicht Verlautbarung des Rundfunksenders Oviedo Der nationalspanische Rundfunksender von Oviedo veröf fentlichte eine Verlautbarung, in der es heißt, daß das na tionale Spanien nicht die Absicht habe, mit solchen Leuten zu verhandeln, die nicht die Eigenschaft spanischer Vertreten hät ten. Der annehmbare Friede sei ausschließlich der ohne Be dingungen. Die Besetzung von Madrid werde sich aus dieselbe Weise vollziehen wie diejenige Barcelonas, nämlich durch Waffengewalt. Wie verlautet, hat sich „Oberst" Casado in voller Ueber einstimmung mit „General Miaja" im Laufe der letzten Nacht in die uationalspanischcn Linien begeben, um zn versuchen, eine Unterredung mit General Franco zu erreichen. Der VerleidigMgsrat „säubert" In Madrid loben inzwischen die Kämpfe zwischen den Kommunistcn und dem „Verteidigungsrat". Die Abteilungen des roten „Verteidigungsrates" konnten in Madrid mehrere kommunistische Brigaden gefangennehmen. Fünfzig „Offiziere" dieser Brigaden wurden an die Wand gestellt uud erschossen. Die Kommunisten brachten jedoch ihrerseits den Abteilungen deS „Verteidigungsrates" außerordentlich schwere Verluste bei, die aus mehrere tausend Mann geschützt werden. Die Kranken. Häuser von Madrid sind von Verwundeten überfüllt. Die Stadt ist vom übrigen Sowjetspanien abgeschuittcn und kann nur durch den Rundfunk die Verbindung aufrechtcrhaltcn. Ter sogenannte „Verteidigungsrat" ist in permanenter Sitzung versammelt. Er erläßt die „strengsten Verordnungen" gegen die Kommunisten und fordert die Bevölkerung auf, ak- iiv an der Niederwerfung der kommunistischen Auflehnung mitzukämpfcn, da die Kommunisten nach der Alleinherrschaft strebten. Aus den Arsenalen wurden Waffen an die Bevöl kerung verteilt. Der rote „General" Miaja hielt eine Rundfunkansprache, in der er mit den schärfsten Worten die Kommunisten an- grifs, deren Widerstand gegen den roten „Verteidigungsrat" verbrecherisch sei, da er nur neues Proletarierblut vergieße. Negrin sollte vors Standgericht Nun weiß man auch, aus welchem Grund Negrin so schnell Spanien den Rücken kehrte. Er sollte, wie von anderen Flücht lingen in Toulonsc berichtet wurde, vom „Verteidigungsrat" vor ein Standgericht gestellt werden. Sofort nach Bekaunt- werden der Machtübernahme dnrch den sogen, „nationalen Ver- teidigungsausschnß" in Madrid hätten sämtliche republikani schen Flughäfen Anweisung erhalten, kein Flugzeug starten zu lassen ohne besondere Erlaubnis dieses Ausschusses. In der allgemeinen Unordnung und Verwirrung sei es Negrin und del Vayo aber dennoch gelungen, sich aus dem Staub zu mache». Ein fünfter Apparat, der ebenfalls von Albacete aus starten wollte, sei im letzten Angenblick daran gehindert wor den. Die Insassen habe man gcfangcngesetzt. Dem „Tcmps" zufolge sind bisher nicht weniger als 24 ehemalige rotspanische „Minister", „Unterstaaatssekrctäre" und „Generale" aus dem roten Rcstspanieu geflüchtet. Aus Algier wird gemeldet, daß in Oran ein Segelschiff, drei Frachtdamp- fcr und zwei Schaluppen ans Cartagena etngetroffen seien, dicht besetzt mit Bolschewistengesindel, das es verstanden hat, sich in letzter Stunde „in Sicherheit" zu bringen. Das aus Cartagena geflüchtete rotspanische Geschwader ist in den inneren Hasensce von Bizerta geleitet und unter die Ueberwachung französischer Kriegsschiffe gestellt worden. Aus dem Bericht geht hervor, daß sich mit der Besatzung der Schiffe auch die Unterwelt Cartagenas gerettet hat. Unter den ins gesamt 5lM Bolschewisten befinden sich auch 500 bis 600 Weiber. Bemerkenswertes Eingeständnis Im Madrider Sender verlas man eine aufschlußreiche Erklärung des „Verteidigungsrates". Es wird darin mil Be- zug auf eine Fülle belastenden Materials, das man angeblich jetzt erst gefunden hat, erklärt, Madrid arbeite bisher aus schließlich auf Anweisung Moskaus. Man sehe sich dem Befehl Moskaus gegenüber, unbedingt den Krieg fortzuführen und damit möglichst jetzt noch Anlaß zn einem neuen Weltkrieg zu geben Diese sowjetrussische Politik — das erkenne man jetzt — gehe ausschließlich auf sowjetische Interessen zurück und lasse jede Spur einer Sympathie für das spanische Volk vermissen. Die letzten Nachrichten, die man von dem Negrin- Ausschuß aus Madrid hörte, gingen dahin, daß der Be fehlshaber sämtlicher roten Streitkräfte in Mittelspauien, General Miaja, von Herrn Negrin seines Amtes ent setzt wurde, weil er jeden Widerstand für unnütz erklärt hatte. Herr Negrin war es, der ihm schließlich noch die militärische Führung in Madrid lassen wollte. Zum Ober befehlshaber aber wurde „General" Casado eingesetzt. Der neue Befehlshaber hat sehr rasch mit seinem „Ernen ne!" abgerechnet. Im Madrider Sender kann man jetzt von der Politik Negrins allerlei zutreffende Charakte ristiken hören. Der ehemalige Bolschewistenhäuptling wird beschuldigt, einen sinnlosen und verbrecherischen Wi derstand zu leisten mit dem einzigen Zweck, sich persönlich an dem Elend Rotspaniens zu bereichern und es auszu rauben, um dann rechtzeitig noch mit den Anhängern und natürlich mit dem geraubten Gute sich ins Ausland zu rückzuziehen. Herr Negrin wird als Verräter bezeichnet, und man mißt ihm auch die Schuld an dem Zusammen bruch Kataloniens zn. Zwischendurch hört man, daß der Verteidigungsrat für einen „ehrenvollen Frie - V e n" eintrith notfalls aber auch den Widerstand bis zum Ende fortsetzen will. Die naive Drohung mit dem „Wi derstand bis zum Ende" dürfte General Franco mit Recht nicht sehr ernst nehmen. Wenn der Verteidigungsrat kapitulieren will, so steht dem nichts im Wege. Hoffent- „Premierminister Cham berlain trinkt Cham pagner in der Sowjet- Botschaft" Unter dieser Überschrift schreibt der Londoner „Daily Erpreß": „Über eine Stunde lang stand Chamberlain mit dem Sowjet» botjchaster Maisky im ernsten Gespräch, bevor Kaviar, Wodka und französischer Champagner serviert wurden. Mr. Chamber lain hob sein Glas und sagte: „Wir müssen unsere Aufmerk» samkeit auf friedlichere Dinge, vor allem auf den Handel len ken. Uber Chamberlains Haupt lächelte ein Litwinow-Porträt von der Wand." Associated Preß, M.