Volltext Seite (XML)
15 Psg. die 4mal gespaltene Grundzeit oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamen die Zeile 20 Psg i Inserate von hier und aus dem VerbrettungS- ! bezirk werden mit 10 Psg., von auswärts mit > 15 "" ' ' ' ' Ter Grenzbote täglich ! mit Ausnahme des den Sonu R Feiertagen - folgenden Tages und kostet viertcha., >ch, voraus- ! bezahlbar, 1 Mk. 2c- Psg. Bestellungen werden i A ^er Geschäftsstelle, von den Austrägern deS -i Mattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postbote» angenommen. Ägckatt Wh MM für Adors und das adere Vogtland F ernsprechcr Nr. 14. Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Ktto Weyer in Adorf. Hierzu Sonntags die illuftr. Gratisbeilage „Der Aeitspiegel". Fernsprecher Nr. 14 .zs 188. Donnerstag, den 16. August 1006 Aayrg. 7t »»»Ma MW—»——»«1^ .. " .. politische Rundschau Berlin, 14. Äug. Der Kaiser trifft am 22. d. M. vormittags in Mainz ein, um tauf dem dortigen Großen Sande in Gegenwart des Großherzogs von Hessen und anderer geladener Fürstlichkeiten eine Truppenschau abzuhalten. — Wie aus Essen gemeldet Wira, wird das Kaiser paar der im Oktober dieses Jahres stattfin- den-ven Hochzeit von Fräulein Bertha Krupp mit dem Legativnsrat Dr. v. Bohlen u. Hal bach beiwohnen. — Wie ferner aus Essen ge meldet wirb, wird der vom Kaiser entdeckte Tenor Koller, jenes Mitglied des Kruppschen Gesangvereins, das von dein Monarchen bei dessen Anwesenheit auf Villa Hügel besonders ausgezeichnet wurde, für die Bühne ausgebildet werden. Legationsrat v. Bohlen u. Halbach hat Köller kostenlose Ausbildung angeboten, was dieser mit Dank annahm. — Ueber die deutsche Flottenvermehrung in englischer Beleuchtung wird aus München ge schrieben : Das ständige Wachstum der deut schen Flotte verursacht der bekannten Zeitschrift „The Mneteenth Century" heftige Beklemm ungen. Und doch mi-cht sich in ihre Angst und Eifersucht auch das süße Gefühl, daß der Flot- lengeist Wilhelm II. „made in England" ist. Wie sich sämtliche Parlamente auf das eng lische Parlament zurückführen lassen, so verdan ken alle Flotten ihre Entstehung der engli schen, manche, wie die amerikanische, russische, japanische und chinesiscle, tatsächlich, andere, wie etwa die Deutsche, geistig. Tie deutsche Flotte ist die „erstaunlichste Staatsaktion, die je ein einzelner Mann geleistet hat", sie ist des Kai sers „persönliche Schöpfung". Sie entstand in seinem träumenden Geiste, wenn er als Knabe in den Docks von Portsmouth herumlief, wenn er an den schwankenden Schiffsseilen auf- und abkletterte und aus den Wiesengründen von Osborne die mächtigen Mcerkolosse heranziehen sah. Und wenn er dann aus England nach Potsdam zurückkehrte, so war es ihm ein Ver gnügen, stundenlang das FregattenmodeU aus deu Havslseen fahren zu lassen, das einst König Wilhelm IV. von England hem König Fried rich Wilhelm III. von Preußen geschenkt hatte. Jeder Besuch in England wurde in diesem Sinne fruchtbar gemacht, und "der Höhepunkt seiner Wünsche war erfüllt, als die Königin Viktoria ihm, als einzigem der fremdländischen Fürsten, 1889 den Admiralsrang verlieh und auf sei nen Befehl auf einem der englischen Kriegsschiffe die preußische Flagge emporstieg. In Malta inspizierte er die englische Flotte aufs genaueste und überraschte altgediente Seeoffiziere durch sein gesundes Urteil und seine genauen Kennt nisse. Sein zwangloses Verhalten erwarb ihm damals viele Sympathien, die sich auch auf seine Jlvttenpläne übertrugen, deren großartiges Ge lingen keiner voraussah und voraussehen konnte. Wilhelm der 2. äußerte selbst häufig, daß er deü schwersten Kampf gegen die deutsche Gleichgültig keit zu führen gehaot habe; seine Pläne seien verspottet und lächerlich gemacht worden, er aber habe ausgehalten. Bei jeder Gelegenheit gab er den Deutschen praktischen Anschauungs unterricht, zunächst bei der Einweihung des Kaiser Wilhelm-Kanals, als die wenigen deut schen Schiffe neben dem Geschswader von vierzehn auswärtigen Mächten noch ärmlich erschienen, während die Regatta in Kiel nach dem Urteil der genannten Zeitschrift heute bereits Cowes in Schatten stellt. Es gab eine Zeit, wo die vornehmste Flagge auf dem Atlantischen Ozean die britische war und heute tragen die schnell sten Passagierdampfer die deutsche Handels flagge. Als Wilhelm II. die Regierung an trat, hielt man in Deutschland die britische Suprematie auf dem Meere, für unerschütter lich, aber begeistert wie ein Fanatiker hat Wil helm II. sein Volk von diesen Gedanken zurückgebracht und an dem Satze festgehalten, daß Deutschlands Zukunft auf nem Wasser liege. So hat er erreicht, daß Deutschland 1917 38 Kriensschiffe, 58 Kreuzer und 144 Torpedo jäger b esitzt. — Ein deutsches Kvnsulat in Mukden. Gleich England und Amerika soll nun auch Deutschland in Mukden ein Konsulat zum Schutze und zur Förderung seiner Handelsinteressen errichten. Die Mandschurei bietet in ihrem südlichen und südöstlichen Teile noch immer das Bild des Landes, das von einem Herten und verwüstenden Kriege heimgesucht wurde. Insbesondere hat das große Schlachtfeld von Mukden seine traurige Physiognomie behalten. Da und dort liegen Reste von zerschmetterten Wagen, zerriffene Draht- und Stachelgitter durchziehen das gelb braune Feld, die verderbenbringenden Wolfs löcher gähnen hungrig. Man hat noch nicht „aufgeräumt". Die Weltgeschichte aber zieht schon mit kräftigem Schritt über das Schlachtfeld, und bald wird die Kultur wieder menschen freundliche Früchte zeitigen Tie japanische Regierung fördert den ökonomischen Aufschwung iin Lande nach besten Kräften. Tie Sperre, die eine Zeitlang für Handelstransporte durch die Mandschurei verhängt war, rst aufgehoben, oa die Japaner nunmehr die Zurückziehung ihrer Truppen und ihres Kriegsmaterials beendet ha ben vnd den Kaufleuten wieder deu nötigen Schutz für Waren und Menschenleben bieten können. Nur Talny bleibt noch bis auf weiteres für den ausländischen Handel verschlossen. Tie Japaner haben bisher etwa 50 000 Menschen in der Mandschurei angesiedelt. Unter den neuen Bewohnern sind alle Berufe und Produltions- arten vertreten. Die neue Kultur wird japa nisch sein, so wie das Land, offiziell eine chi nesische Provinz, dennoch in der Gewalt der Japaner ist. Die Kolonisten arbeiten und er werben. Aber sie klagen über — Mangel an Frauen. Vorerst war es ihnen verboten, Frauen mitzunehmcn. Jetzt wo es ihnen gestattet ist, ist der Zuzug von Frauen ein überaus spär licher, und die Ansiedler leiden schwer darunter. In Mulden kommen auf 2000 männliche Aus wanderer 500 Frauen, in Fusan 300 Frauen auf 600 Männer, in Tidiu 800 auf 3000, in Antung 1000 auf 4000, in New Chang 2000 auf 6000. Man qoift jedoch, diesen Uebelstand sobald abhelfen zu können, als mau bequemere Lebensbedingungen geschaffen haben wird. Probefahrt des jüngsten Reichspost dampfers. Ter neue auf der Werst des Stet tiner „Vulkan" erbaute Rcichspostdampfcr „Prinz Ludwig" des Norddeutschen Lloyds traf heute morgen uim 4 Uhr nach sehr rascher Fahrt von Swinemünde in Bremerhaven ein. Wäh rend der Ueberführung machte der Dampfer in der Ostsee feine vertragsmäßige sechsstündige Probefahrt, die insofern ein glänzendes Resul tat ergab, als der Dampfer die vorgeschriebene Geschwindigkeit um etwa 1^ Seemeilen pro Stunde überschritt, da eine Turchschnittsge- schwindigkeit von reichlich 17 Seemeilen in der Stunde festgestellt wurde. Der „Prinz Ludwig" ist eiu Schwesterschiff des Reichspostdampfers „Prinz Eitel-Friedrich", und hat ungefähr die selben Abmessungen. Bei einer Länge von 155 Meter, einer Breite von 17,5 Meter und einer Tiefe von 11,6 Meter beträgt die Tonnage des Schiffes 9630 brutto Reg.-Tons. Die Ma schinen indizieren etwa 8900 Pferdestärken. Der „Prinz Ludwig" kann gegen 1300 Passagiere beherbergen und hat eine Besatzung von etwa 200 Mann, so daß dr im ganzen etwa 1500 Personen über den Ozean bringen kann. Der neue Dampfer ist mit allen Errungenschaften oer Neuzeit au; rem Gebiete der Sicherheit, Bequemlichkeit und der künstlerischen Ausstatt-^ ung versehen. — Die französische Schriftstellerin Severine avellien an die bewährte Herzensgüte des deut schen Kronprinzen, um für die wegen Mordes zum Tode verurteilte und ihrer Entbindung entgegensetzende Frau Blömers in München- Gladbach eine Strafumwandlung zu erwirken. Köln, 14. Aug. Die Direktion des Aachener Hüttenvereins gibt durch Anschlag bekannt, daß sie genötigt fei, das Thomas-Stahlwerk, das Siemens-Martin-Stahlwerk sowie die Schlacken mühle nebst Kesfelanlagen und Maschinenbetrieb still zu legen, weil nicht eine genügende An zahl Arbeiter ihre Kündigung zum 15. d. M. zurückgezogen habe. Wieweit Arbeiter in den übrigen Betrieben nächste Woche noch beschäf tigt werden, läßt sich nicht übersehen. Infolge dessen hat die Direktion sämtlichen Arbeitern zum 31. d. M. ihre Kündigung zugestellt. Ko n sta ntinopel, 14. Aug. Die An sichten über den Zustand des Sultans sind vollkommen geteilt; die einen sehen ihn als sehr ernst, die anderen als unbedenklich an. Mas den Charakter des Leidens betrifft, so darf anderen Lesarten gegenüber als sicher gelten, daß es in einer akut gewordenen Nierenkranke heit mit Blusenaffektivnen besteht: die Funktion dieser Organe ist nur unter großen Schwierig keiten und mit Hilfe von Instrumenten möglich. Das Krankenlager umstehen Kurpfuscher und Wunderdoktoren, die Beschwörungen und ähn lichen Humbug treiben. — In allen türkischen Kreisen herrscht große Besorgnis, besonders hei den Günstlingen des jetzigen Sultans, die bei einem Thronwechsel zweifellos gestürzt werden würden. Ein hoher türkischer Würdenträger sagte, im Falle des Ablebens des Sultans sei alles möglich, da mehrere Parteien in oer Thronfolgefrage sich scharf gegcnüb erstehen. Große Wirren wären nur zu vermeiden, wenn im gegebenen Moment der neue Sultan recht zeitig zur Stelle wäre und für ein Interregnum keinen Augenblick Zeit ließe. — Designierter Thronfolger ist nach dem türkischen Hausgesetz das älteste männliche Mitglied der Familie Os man, der 1844 geborene Bruder des Sultans Abdul Hamid, Prinz Mohammed Resched-Efendi. ThronftreUigkeiten, wie sie vorstehend angedeutet werden, sind in der türkischen Geschichte sehr häufig vorgekommen, eben wegen jener Be stimmung des Hausgesetzes, sie die eigenen Söhne des regierenden Sultans sowie alle an deren jüngeren Verwandten zurücksetzt. Warschau, 14. Aug, Gestern abend hiel ten Truppen auf der Bahnstrecke Warschau-Wien einen Zug an und verhafteten 50 Passagiere. Viele derselben wurden durchsucht. Nach: drei- stündierg Verspätung kounte der Zug seine Fährt fortsetzen. Riga, 14. Aug. Gestern um 11 Uhr abends wurde gegen die Fenster der Weinstube Schwarz, wo viele Fabrikanten und baltische adlige Guts besitzer verkehren, und auch- gestern mehrere anwesend waren, eine Bombe geworfen, die ein Loch in die Mauer riß und die Scheiben zer trümmerte, sonst aber keinen Schaden anrichteie. Oertlichcs und Sächsisches. Adorf, 14. Aug- Der Fabrikbesitzer Herr Louis Uebel, Chef der Firma Gebr. Uebel in Adorf, Plauen und Netzschkau ist vom König zum K. S- Kommerzienrat ernannt worden. — Wettervorhersage für morgen: Starke östliche Winde, vorwiegend heiter, trocken, etwas wärmer. — Wichtig für Nichtschwimmer. Ein Mensch, der die Ruhe nicht verliert, kann nicht ertrin ken, auch wenn er des Schwimmens nicht kundig