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Der Grenzbotr Feiertagen Reclamen die Zeile 20 Psg. und Postboten angenommen > Inserate von hier und aus dem Verbreitung S-Z ' bezirk werden mit 10 Psg., von auswärts mit i —- - j Der Grenzbote er,w- i> mit Ausnahme des den Son», , klamden Tages und kostet viertel^.,. .ch, voraus- j bezahlbar, 1 'M. 2-- Psg. Bestellungen werden ! M "-er Geschäftsstelle, von den Austrägern deS ' Bmttes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten WW Uh AMM für Mors Md das obere Vogtland 15 Psg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder s deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr ! für den nächstfolgenden Tag erbeten. Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Htto Meyer in Adorf. Fernsprecher Nr. 14. HchLrztt Gormtags Sie rlittftr. Gratisbeilage „Der Amtspiegei". Fernsprecher Nr. 14.M ZV Sonnabend, den 3. Februar 1906 Iahrg 71 Deutscher Reichstag. Atzung vom 1. Februar 1906. Bei schwachem Besuche begann heute die zweite Lesung -des Etats.. Beim Etat des Reichs tags regte Abg. Erzberger (Zentr.) die Anleg ung eines Generalregisters der stenographischen Berichte vom Jahre 1867 ab au. Abg. Singer (Soz.) befürwortete unentgeltliche Lieferung des Rcichsiagsgesetzblattes und des Reichsanzeigers an die Mitglieder des Hauses. Abg. Dr. Müller- Sagau (srs. Vp.) empfahl Ausstellung einesFcrn- druckerS und fand dabei die Unterstützung des Abg. Dr. Arendt (Rp.i. Nach weiteren Reden der Abgg. Schrader (srs. Vgg.) und Graf Oriola (ul.) sagte Präsident Graf BaUeslrem eine wohl wollende Prüfung aller dieser hüuslichcnSchmer zen zn nnd das Haus tonnte sich zum Etat des Reichsamts des Innern wenden. Erster Redner war hier Ab-g, Trimborn (Zentr.), dessen sozial politischer Eifer sich in einer laugen Kette von Wünschen und Beschwerden äußerte. Er klagte über das Ausbleiben des Entwurfs über die BerusSvereine, forderte den lOstündigen Arbeits tag für Fabrikarbeiterinnen wie die Sonntags ruhe für die Binnenschiffahrt und verurteilte die zögernde Haltung des Bundesrats in Mit- telstandssragen, d-ie die Thronrede völlig über gangen habe, die aber in einer großzügigen Ge setzgebung geregelt werden müssen. Unentbehr lich sei ein gutgeschulter Handtverlerstand-. Die Mißstände sm Ausvertaufswesen seien zu besei tigen, die Schaffung von Handelsinspektoren dürfe nicht weiter verzögert werden. Abg. Fischer (Soz.) berührte sich in manchen Wünschen mit dem Vorredner, stellte aber als Unterschied hin, daß Zentrum wolle die Arbeitgeber entlasten, wahrend seine Partei den Arbeitnehmern Er leichterungen gewähren wolle. Abg. Pauli Pots dam (Ions.) versicherte, auch seiner Partei sei es Ernst mit der Fortführung der Sozialpolitik. Arbeiterpvlitik müsse mit dem gleichen Eifer getrieben werden wie Mittelstandspolitik, doch sei eine weitere Belastung des Mittelstandes zu vermeiden. Die Wciterbcratnng ward auf Sonnabend 1 Uhr vertagt. Schluß dreiviertel 6 Uhr. politische Rundschau. Berlin, 1. Februar. Ter „Reichsanzcigcr" veröffentlicht einen Tankerlaß des Kaisers für hie ihm zugegangenen Glückwünsche an seinem Geburtstage. Es heißt in o«m Erlaß: „Voll innigen Dantes kann Ich auf das verflossene Jahr znrückblicken, in dein Gottes Güte Mein Hans und das deutsche Vaterland vor schweren Heimsuchungen gnädiglich bewahrte. Es hatMei- nem Herzen besonders wohl getan, aus den zahlreichen Kundgebungen zn ersehen, mit wel cher herzlichen Teilnahme Mein Geburtstag von allen patroiotisch fühlenden Dentschen ohne Un terschied des Bernf-es, des Bekenntnisses und der Parteistellung gefeiert worden ist, und daß neben den festlichen Veranstaltungen der Behörden und- Korporationen sich vielfach Gutsherrn, Kauf leute unh Jüdustriellc mit ihren Angestellten und Arbeitern vereinigt haben, um Meinen Ehrentag gemeinsam zu begehen. Ein solcher Ausdruck des Gefühls der Zusammengehörigkeit berechtigt zu der zuversichtlichen Hoffnung, daß das deutsche Volk auch in ernster, Gott gebe ferner Zeit ein mütig sich uni seine Fürsten schart und lediglich von den Interessen leiten lassen werde, welche das Wohl und die Größe des Vaterlandes er heischen." - Der Automvbilpark und die Chauffeure des Kaisers. Ter Kaiser lumutzt jetzt zu seinen täglichen Spazierfahrten im Tiergarten und den sonstigen Ausfahrten in die Stadt und die Um gebung fast ausschließlich das Automobil. Eine wachsende Menge erwartet ihn nachmittags im Tiergarten bei der Ausfahrt oder bei der Rück kehr. Das Automobil, oas der Kaiser benutzt, ist stets ein unh dasselbe. Ein herlMtniSmäßig kleines Fahrzeug, bietet es doch bequem für 2 Personen Platz. Es ist ein Geschenk des Kö- s nigs von Italien und in dessen Lande gebant. Während dieses Automobil den rotbraunen An- , strich Der königlichen Wegen zeigt, haben die s übrigen Automobile des Kaisers einen hellgelben Anstrich. Sir sind dentschen Ursprungs nnd wer- - den abwechselnd von der Begleitung des Kaisers ' benutzt. Sie sind viel größer und- haben bequem j für 4 Personen Platz. Es sind- bis jetzt deren drei s vorhanden, so daß der ganze Automobilpark i des Kaisers bis jetzt nur aus vier Wagen be- s steht, eine verschwindend- kleine Zahl, wenn man - bedenkt, daß der kaiserliche Marstall 650 Pferde rind- ebenso viel Wagen zählt. Das Automobil - des Kaisers wird in der Regel voir Wagenmeister > Schröder gefahren. Neuerdings ist ein zweiter ! Chauffeur angestellt w-vroen in der Person des Rennfahrers Werner, eines geborenen Württem- ! Vergers, der bisher in Diensten eines Ameri- : kaners stand. Die beiden Chauffeure wechseln in - der Führung des kaiserlichen Automobils ab. - - In Aussig fand am Dienstag nachmittag - Pie Weihe der evangelischen PaMnskirche in feierlichster Weise und unter großer Beteiligung s statt. Am Festzuge beteiligten sich u. A. etwa - 30 evangelische Geistliche, die Spitzen der Be- § Hörden und verschiedener Anstalten. Herr Ober- s konsistorialrat Dr. Dibelius-TreSpen hielt die s FestpreLigt. Abends wurde in der Turnhalle s ein Familienabeud abgehalten, bei dem u. a. i das Wort ergriffen die Herren Kurator Sieg- - fried, Superintendent Gummi, Dr. Dibelius, der s die Grüße der obersten Kirchenbeh-örde seines s Laiches nnd des TresdML Hauptvercins der i Gustav-Ächolf-S-tiftung überbrachte, Rektor Dr. Bauer-Gallneukirchen, Dr. Bornemann-Aussig, Fabrikant Wolfrum. Posen, 1. Februar. Tie Stadtverordneten brwMgten anläßlich- oer Silberhochzeit des Kai- serpaares gegen die Stimmen der Polen 50 000 Mark zur Errichtung einer Milch-Versorgungs- i anstatt behufs Heraburucherung der gerade in ! Posen besonders großen Säuglingssterblichkeit, i Algeciras, l. Februar. Die Konferenz versammelte sich heute uin 10 Uhr zur Plenar- beratung der revidierten Kvmmissions-Bearbcff nng über die marokkanischen Finanzreform-Vor- schläge. Nach zweistündiger Verhandlung wurde der Kvmmissionsentwurf betreffend Einführung gewisser Steuern, vorbehaltlich- der Zustimm ung des Sultans von Marokko, angenommen. Man hat unter Abstrcichung übertriebener ma rokkanischer Forderungen diesen bis zu einem ge wissen Gr<che Rechnung getragen und gleich zeitig dafür gesorgt, daß die Einnahmen durch Verwendung für städtische Verbesserungen auch j den Fremden zugute kommen. K o n st antinope l, 31. Januar. In Akaba, au dem gleichnamigen Golf des Roten Meeres, ist zwischen der Pforte rind Aegypten resp. Eng land ein Streitfall entstanden. Der dortige tür kische Kvmman,dant Rufochi-Pascha meldete, daß der englische Oberst der ägyptischen Truppen, Ramley.Bey, mit einer starken Mi-litärestorte ein Lager gegenüber Alaba bezogen hat, nyr im Auftrage des Sirdars die Grenze zwischen Aegypten und Syrien festzustellen. Die Pforte 'beauftragte den türkischen Botschafter in Lon don, dagegen Einspruch zu erhoben, da Aegypten s und Syrien integrierende Teile der Türkei seien. Nach englischer Angabe ist der türkische Bericht jedoch unrichtig. Gin ägyptischer Grenzinspektor ' habe einen starken türkischen Posten auf ägyp- l tischem Gebiet angetrvffcu. Man habe die Zu- ' rückziehung des Postens und, falls bezüglich der; Grenze Ungewißheit herrschen sollte,'eine freunde schaftliche Besprechung darüber verlangt. DiS Pforte habe die Grenzfestsetznng verweigert. Tür- kischerseits wird auf Akaba großer Wert ge legt. Man plant, u n sich bei Truppentrans porten nach dem Jemen vom Snezkanal unab hängig zu machen, den Ban einer Zweiglinie von der Mekkabahn nach Akaba. Im voriges Jahre Muche in Akaba ein Unterbczirksamt, eins Hafenpräfektur uno ein Zollamt errichtet. Gertliches und Sächsisches. A -ü o r f, 2. Fe'br. Als heute morgen kurz nach 6 Uhr ein in der an der Kärlsgasse gele genen Bammlcr'schen Stickereifabrik beschäftig ter hiesiger Einwohner an seine Arbeitsstätte, kam, bemerkte er im Innern eine starke Rauchp entwickelung. Er alarmierte sofort die Nachbar schaft, nnd alsbald kamen die Feuerwehren zur Hilfeleistung herbei. Nach Eindringen in das Fabrikgebäude bemerkte man, daß in der im ersten Stockwerk gelegenen Äusbesserftube durch den Ofen -die Diele vom Brand ergriffen und durchgebrannt, der Ofen selbst aber in das un tere Stockwerk hinuntergefallen war. Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehrleute von den drei hiesigen Wehren - als erste hat die Uebel' sche Wehr Wasser gegeben — gelang es bald, des Feuers Herr zu werden. Wenn der entstandene Schaden auch nicht allzugroß ist, so bringt nian Herrn Bammler, der jetzt die Stickerei von dem Besitzer, Herrn Geipel in Bautzen, gepachtet hat, doch allgemein warme Gefühle der Teilnahme an seinem Mißgeschick entgegen. — Es ist ein eigentümliches Spiel des Zufalls, daß unsere Stadt schon so oft gerade zur Lichtmeß oder kurz darauf (zum Lichtmeßb-all der Schützengesell schaft) von Bränden heinigesucht worden ist. Ter Lichtmeßtag ist hier förmlich gefürchtet, unh oft genug hort man um Anfang des Jahres hier die Worte: ,.Na, wo wird's zur Lichtmeß wie her brennen?" Es waren zum Teil ganz bedeu tende Brände, von denen unsere Stadt um diesen Zeitpunkt heinigesucht wvroen ist, so im Jahre 1872 der Schützenhausbrand, der gerade wäh rend des „Lichtmeßballes" der Schützengesell schaft ausbrach. Traurige Erinnerungen knüpfen sich an jenen Schreckenstag, der 6 Menschenleben forderte. In der allgemeinen Panik drängte bei Anspruch deS Brandes alles dem Ausgang zu und stürmte die Treppe hinab-, um ins Freie zu gelangen. Dabei brach das Treppengeländer, hie an demselben Stehenden wurden durch das Gedränge von der Treppe hinabgestoßen, andere Personen fielen anf sie, und so kam es, daß 4 verheiratete Frauen, 1 Mädchen nnd 1 Mann buchstäblich erdrückt wurden. Tas alte Schützen- Haus brannte gänzlich nieder. Zehn Jähre spä ter, am 4. Febrnar 1882, wütete bei strenger Kälte in der „Hofstadt" (obere Bergstraße) eine verheeren-de Feuersbrnnst, tv-elche 21 Häuser und 23 Scheunen einüscherte. Ter nächste Brand nm Lichtmeß ereignete sich am 6. Febrnar l 893, wo bei in der Oelsnitzerstraße der alte Gasthof „Deutsches Haus" sowie das MüllerZche, das Haueis'sche unh das Zenkcrschc Haris den Flam men zum Opfer fielen. Tarans folgte am 4. Fe bruar 1895 der Brand des Rathauses, der unsere S-ta-dt schwer betraf. Bücher und Akten wurden vollständig gerettet. Ein bedeutungsloserer Brand vernichtete am 2. Febrnar 1902 am Bahn hof ein Bretterhäuschen, in dem Bahnarbeiter kochten. Auch das heute Nacht sich entwickelnde Feuer fällt wieder auf Lichtmeß, den 2. Febrnar, den sprichwörtlich gewordenen „Feuertag" un serer Stadt, an dem, wie man zwvcilen erzählt, manch eifriges Feuerwehrmitglied die Uniform nnd alles Nötige sich- schon vorher bereit legte,