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Der Grenzbole Der Grenzbote erscheint täglich s mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen i folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus- f bezahlbar, 1 Mk. 2o Psg. Bestellungen werd« : in der Geschäftsstelle, von den Austrägern deS ' Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. Tageblatt nab Anzeiger für Adorf und das obere Vogtland ! Inserate von hier und aus dem Verbreitungs- l bezirk werden mit 10 Pfg., von auswärts mit 15 Pfg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Raum berechnet und bis Mittag? 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamen die Zeile 20 Pfg. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Gtto Meyer irr Adorf. Hierzu Sonntags die iüuftr. Gratisbeilage „Ter Heitsprcgel". Fernsprecher M 14 f» 189. Dienstag, den 16 August 1964. Iahrg 69. Politische Rundschau. Berlin, 13. August. Der Kaiser trifft an läßlich der Kaisermanöver am 4. September in Altona ein. - Aus Kattowitz wird gemeldet, daß der preußische Fiskus auch in Oberschlesien feinen Bergwerks'besitz zu vermehren gedenke. Er soll mit dem Grafen Tiele-Winckler wegen Austausches ciuer Grube gegen eine Domäne in Unterhandlung stehen. Berlin, 13. August. Die Abendblätter be richten: Die Bildung einer 'deutschen Mittet- standspartei ist gestern in Berlin in einer ver traulichen Konferenz von Vertretern der in Deutschland bestehenden Handwerkerorganisatio nen und Mittelstandsverbindungen beschlossen worden. Seitens des Zentralausschusses der ver einigten Jnuungsverbände Deutschlands in Ber lin lvar ein Aufruf zur Bildung einer deutschen Mittelstandspartei erlassen worden, in dem es hieß: „Tie Entwickelung der innerpolitiischen Verhältnisse unseres Vaterlandes in den letzten Jahrzehnten muß jeden Zweifel darüber be seitigen, daß der gesamte deutsche Mittelstand langsam, aber sicher zerrieben werden wird, wenn sich nicht die ihm angehörenden großen Crwerbsgruppen der Handwerker, Fabrikanten, Kaufleute, Beamten, Händler und anderen Ge werbetreibenden in letzter Stunde zur Selbst hilfe ermannen. Was nützen uns die schönen Versprechungen der Regierung, wenn wir in folge der durch die sogenannten Wohlsahrts- gesetze uns aufgebürdeten Lasten zugrunde ge richtet werden? Teutscher Mittelstand! Ter Worte haben wir nun genug gehört, wir wollen endlich Taten sehen! Wir verzichten jetzt da raus, auch fernerhin in Abhängigkeit zu ver harren von dem Wohlwollen der Regierung und der Parteien: sehen wir doch jahrein, jahraus, daß sich die Maschine der Gesetzgebung nur be wegt, ivenn es sich um die Verbesserung der Lage der Arbeiter oder derjenigen Stände han delt, welche einer Fürsorge viel weniger bedür fen, als der von allen Seiten bedrückte und gänz lich vernachlässigte Mittelstand." — Die am Freitag versammelten Vertreter der interessier ten Gruppen einigten sich nach längerer Be ratung auf ein Programm, das insgesamt 12 Punkte .enthält, md das dem Ende d. M. in Magdeburg zusammeniretenden allgemeinen deutsclu'n Jnnungs- und Handwerkertag zur Be ratung vorgelegt werden soll. Kiel, 14. August. Das L-niewschifs „Kaiser Friedrich III." ist im Großen Belt aus Grund geraten. Nackchem es kurze Zeit festges,eisen, kam das Schiff durch eigene Maschinenkraft los. Es hat eine geringe Havarie des Doppelbodens er litten. Heute ist es in das Trockendock eiuge- lanfeu. — Nach einer anderen Meldung sollen bei Anstößen ans den. Grund dreißig Platten eingedrückt sein. An Bord des Panzers befanden sich Prinz Albrecht Joachim von Preußen und Prinz Leopold' von Bayarn. lieber das Schicksal der in den veutsch- ostasiatischeu Hasen Tsingtau ciugelaufenen rus sischen Kriegsschiffe herrschen zwei verschiedene Anschauungen: nach der einen müssen sie deS- arnnert werden: sie sind dann für die Russen während der Dauer des Krieges verloren. Nach der anderen können wir den russischen Schiffen den Au reuihalt in Tsingtau nicht verwehren, wir dürfen ihnen -ogar Lebensmittel und eine beschränkte Kohleumcnge liefern, müssen aber verhindern, daß sic Tsingtau zu ihrer Opera tionsbasis machen, h. von dort zu Kreuztou ren auslaufen und dorthin wieder zurückkehren. Eine Entwaffnung der Schiffe'sei nicht unbc. dingt notwendig, selbst wenn sie bis zum Ende des Krieges im Hafen bleiben. Nun kann aber auch der Fall eintreten, daß japanische Schiffe ebenfalls in Tsingtau einlaufen. Für sie gilt dann dasselbe wie für die Russen. Und sollten beide Gegner sich he raus fordern zu einem Ge fecht auf der Reede außerhalb der Ncutralitäts- grenzc, so steht auch dem nichts im Wege. Nur innerhalb' der Neutralitätsgrenze haben wir darüber zu wachen, daß keine Feindselig, keilen vorfallen. Petersburg, 14. August. Wie „Birshe- wija Wjedomofti" aus Liaujang von gestern meldet, gingen von der japanischen Südarmec 12 Regimenter nach Port Arthur ab. W e zu verlässig bekannt geworden sei, hat der Kaiser von Japan den Befehl erlassen, Port Arthur um jeden Preis zu nehmen, selbst wenn die Ope rationen in der Mandschurei eingestellt und nach Korea verlegt werden müßten, Es sei möglich, daß in den nächsten Tagen die japanische Haupt macht nach Port Arthur abgehe. Der Regen hübe alle Operationen zum Stehen gebracht. — Ein 'Irrsinniger im Petersburger Wi»- terpalast. Ein irrsinniger Erfinder einer sieg bringenden Kriegsmaschine, der durchaus den Zaren sprechen wollte, erkletterte das Gitter des Winterpalastes, prang bis in die Apartements der Hofdame Fürstin Galitzin, nahm dort ein mit Brillanten besetztes Porträt der Kaiserin Alexandra und andere wertvolle Gegenstände an sich pnd verließ unbehindert wie er gekommen, den Palast. Er begab sich sodann zum Polizei- chef und übergab ihm die mitgenommenen Wert gegenstände mit den Worten: „Verzeihung, ich hatte Hunger und konnte die kaiserliche Küche nicht finden. Diese Steine jedoch kann man nicht essen." Eine strenge Untersuchung sei einge leitet worden. — lieber das Seegefecht am 10. d. M. wird folgendes gemeldei: Den Kreuzern „Askold", „Tiana" and zwei anderen Kreuzern sowie den Kanonenbooten „Otwaschni" und „Giljak" ge lang es, begleitet von den Torpedobooten, ein Scheinmanöver auszuführen, als ob diese Flottille während des zwischen den beiderseitigen Ponzern engagierten Kampfes den Japanern in den Rücken fallen wollte. In Wahrheit aber hatten die Kreuzer, Kanonenboote und Torpedo boote pur den Auftrag, nach dem Süden Japans zu entkommen und durch die so den Japanern aufgenötigte Frontverändernug die Verfolgung zu vereiteln. Ter russische Plan gelang auch teilweise, wozu wesentlich die von russischen Panzern künstlich erzeugte außerordentlich starke Raucheutwickelung beitrug. Diese Halbinvaliden, wie Admiral Dkrydlow die Panzer von Port Arthur nennt, harrten aus, bis die Kreuzer und Kanonenboote außer Sehweite gelaugt waren, die .Kanonade, welche die nach Port Arthur zu- rückkehreuden Panzer vernahmen, galt, wie sich später herausstellte, dem „Askold" und einem anderen Kreuzer, die beide starke Verluste an Offizieren und Manusclmften erlitten. — Die russischen Schiffe in Tsingtau. Von den nach dein deutschen Hafen von Kiautschau ge flüchteten Schiffen des russischen Geschwaders hat ein Teil wieder das offene Meer ausgesucht. Dafür sind mehrere Torpedoboote neuerdings in Tsingtau eingelaufen. Einer der nach Kiautschau geflüchteten Kreuzer, wahrscheinlich der „No wik", ist von dorr entkommen, nachdem er Koh len eingenommen hatte. Auch aus Tschifu wird gemeldet, daß der russische Kreuzer „Nowik" nach Ablauf der Frist von 24 Stunden aus dem Hafen von Tsingtau entkommen ist; von einem Kamps mit japanischen Schiffen wird nichts be- richrer. Eine Erweiterung dieserMeldnng bringt eine japanische Depesche, die anderweitig aller dings noch keine Bestätigung gefunden hat, sie lautet: Tokio, 13. August. Amtlich.' Meldung. Aus Tsingtau, 12. August, vorm. 10 Uhr wird gemeldet: Tie russischen Kreuzer „Nowik" und „Askold" kreuzen, nachdem sie in Tsingtau Kol- len genommen, außerhalb des Hafens; zwei weitere russische Torpedobvotszerstörer sind so eben in den Hafen eingelaufen; das Panzerschiff „Zesarewitsch" liegt noch im Hafen. — Ter russische Kreuzer „Askold" und der Torpedobootszerstörer „Grosowoi": sind in Schanghai eing-etroffen. Ersterer ist schwer be schädigt und beansprucht das Recht, im Schang haier Hafen zu bleiben, da er manöverunfähig sei. London, 13. August. Wie die Abend blätter aus Petersburg melden, berichten amt liche Einzelheiten über die Seeschlacht vom 10. d. M., daß das Panzerschiff „Zäsarewitsch" die Linie der japanischen Schiffe durchbrach und Kiautschau mit starker Beschädigung erreichte. Sein Verlust betrug 210 Tote, einschließlich des Admirals Witthöft, und 60 Verwundete. London, 13. August. Ter russische Kreuzer „Askold" traf mit drei Löchern oberhalb der Wasserlinie in Schanghai ein. Drei russische Kriegsschiffe ankern vor Wüsung. Der Standard meldet aus Nikolajew, die Kreuzer „Ural" und „Don" per Ostseeflotte seien an Stelle der „Pe tersburg" pnd „Smolensk" zur Ausübung der Konterbandenpolizei jm Roten Meer bestimmt. L o u d o n, 14. August. Aus Kiautschau liegen über Petersburg russische Berichte über den See kampf vom Mittwoch vor. Danach hat das Pan zerschiff „Cäsarewlisch" Wunder der Tapferkeit verrichtet. Cs schlug sich mit drei Torpedo booten nach Kiautschau durch. Das Schiff ist schwer beschädigt, der Steuerapparat ist weg- geschosseü, 210 Mann der Besatzung sind getötet, 60 verwundet. Admiral Withöft wurde auf der Kommandobrücke durch Granat splittet getötet. Aus amtlicher Quelle will der Washing toner Korrespondent der „Morningpost" erfah ren haben, die japanische Regierung habe bereits Schritte unternommen, um Protest gegen das Verfahren Deutschlands einzülegeu, was den Russen gestattete, unter irregulären Umständen in Kiautschau Kohlen einzunehmeu. Die japa nische Regierung sei davon benachrichtigt wor den, daß bereits im voraus Vorbereitungen ge troffen waren, um die russischen Schiffe bei ihrer Einfahrt in den Hafen von Kiautschau mit Koh len zu versorgen. Anstatt in den inneren Hafen einzufahren und die Erlaubnis der zuständigen Behörde uachzusuchen, Kuhlen einzun.chmcn, hät ten die russischen Schiffe auf der Außenreedq geankert und dort Kohlen eingenommen, wo für offenbar Vorbereitungen getroffen worden seien. Falls diese Behauptung sich als wahr er weisen sollte, würde Deutschland um eine Er klärung ersucht werde». Wei-hai-wei, 13. August. Ter russische Torpedobootszerstörer „Burny" ist im Süden des Vorgebirges von Schantung gescheitert; bald darauf wurde er in die Luft gesprengt. Drei Offiziere und sechzig Matrosen von seiner Be satzung sind gestern abend hier eingetroffen und werden voraussichtlich nach Hongkong an Bord des englischen Kriegsschiffes Humber gesandt werden. Toki v, 13. August. Nach einem aus Tschifu hier eingcgaugencn Telegramm sind am 11. ds. Mts. zwei russisclg Torpedobootszerstörer 20 Meilen östlich von Weichai-wei gestrandet. To ki o, 1t. August. Amtliche Meldung. Ad miral Kamimura meldet, sein Geschwader habe nach fünfstündigem, schwerem Kampf mit drei Scchffen des Wladiwostok-Geschwaders am heu tigen Morgen nördlich Tschutchimas den Kreu zer „Rurik" zum Sinken gebracht; die anderen beiden Kreuzer hätten anscheinend schwer ge litten und seien nordwärts geflohen. Tie japa nischen Verluste seien gering.