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Der Greurbote. Der Grenzbote erscheint täglich mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen , salzenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus bezahlbar, 1 Mk. 2o Pfg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von dm Austrägem des ! Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstaltm und Postboten angenommen. Tageblatt Nb Anzeiger für Adorf und das obere Vogtland Inserate von hier und aus dem Verbreitungs bezirk werden mit 10 Pfg., von auswärts mit 18 Pfg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamcn die Zeile 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Glto Meyer in Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Werz» Sornstags die illttftr. Gratisbeilage „Der Zeitspiegel". Fernsprecher Nr. 1s. H 89. Dienstag, de« 19 April 1904. Iahrg 09. Das auf die Monate Januar, Februar und März ds. Js. fällig gewesene Schul- und Fortbildungsschnlgeld ist nunmehr sofort nnd spätestens Vis MM 23. April dss. Js. bei Vermeidung der schriftlichen Erinnerung an unsere Schulkasse abzuführen. Adorf, den 16. April 1904. Dev S 1 S d i V tt 1. Deutscher Reichstag. 68. .Sitzung vom 16. April 1 Uhr. Der Reichstag widmete auch noch die heutige Sitzung der zweiten Lesung des Etats desReichs- Lamziers. Bei der Fortsetzung der Beratung nahm zunächst das Wort Abg. Dr. Bachem sZentr.), der sich gegen die Resolution Müller- Meiningen (Beschränkung der Frist, in der der Bundesrat Initiativanträgen des Reichstages zustimmen darf) erklärte und schließlich den Bi schof von Metz gegen die gestrigen Angriffe des Abg. von Blumenthal in längeren juristischen Darlegungen in Schutz zu nehmen suchte. Wg. Wolff (wirtsch. Bgg.) billigte die auswärtige Po litik gegen Rußland, empfahl aber, die jetzige schwierige Situation Rußlands zu benutzen, um schnell zu Handelsverträgen zu kommen. Dein bereits abgeschlossenen Vertrage mit Italien sehe die Landwirtschaft mit Mißtrauen entgegen. Nach unwesentlichen Bemerkungen der Mbgg. Krzyminsky (Pale) und Wetterle (Els.) wies Abg. von Oldenburg (kvus. j nach, daß allen Par teien vom Reichskanzler Geschenke gemacht wor den seien, nur die Landwirtschaft müsse singen: Grün, grün, Pfefserkraut, ich hab' meinem Schatz zuviel anvertraut. Die Legende müsse zerstört werden, als ob der Reichskanzler bisher schon etwas Reelles für die Landwirtschaft geleistet habe. Graf Bülow möge sich endlich durch Taten als Schüler Bismarcks erweisen. Nach dem Abg. Schrader (fr. Vgg.) diese Rede als das Schärfste bezeichnet hatte, was ja einen« Reichs kanzler gesagt worden sei, erwiderte Reichskanz ler Graf Bülow, sein Eintreten für den Zoll tarif u««d seine Bemühungen auf Zustandekom men von neuen Handelsverträgen seien für die Lairdwirtschaft nützliche Taten. Die Tinge lie gen aber nicht so, daß der Kanzler nur äuf den Knops zu drücke» brauche und der gedeckte Tisch für die Landwirtschaft stehe da. Nachdem noch Abg. von Normann (tons.) die Zustimmung sei ner Freunde zur Resolution Müller-Meiningen- Srockmaun angetündigt hatte, wurde der Etat des Reichskanzlers bewilligt und dis Resolution Stockmann degen di-e Stimmen dss Zentrums angenommen. Montag 1 Uhr: Resolutionen zum Etat des Reichskanzlers. Schluß dreiviertcl 7 Uhr. Politische Runsscha«. Berlin, 17. April. Nach den bestehenden Dispositionen wird die ,Kvhenzollern" mit dem Kaiser an Bord am 29. April in Genua ein- treffen. Der Kaiser wird dorr den bereitskehen- den Zug besteigen urid am 30. April oder nm I. Mai wieder im Reiche sein. Ueber die ferneren ReisedispoMonen dss Kaisers ist noch nichts festgesetzt. Bemerkt muß werden, daß d-cr Tag des Einlaufens der ,Hohonzolk:rn" in Genua sich noch ändern könnte; der 29. April ist aber in Aussicht genommen. Berlin, 16. April. Ernste Besorgnisse, so schreibt der L.-A., erregt in hiesige«« kolonialen Kreisen das Ausbleiben jeglicher Nachricht über das Schicksal der Kolonne Glasenapp. Nach dem siegreichen Kampfs der Hauptabteilung unter Leutwcin bei Onganjira geriet die Kolonne Gla senapp dadurch in schwierige Lage, daß die in diesem Gefecht zersprengten Herero, die aus min destens 2000 Gewehre zu schätzen sind, auf den damaligen Standort Glasenapps abgedrängt wurden. Glasenapp dürfte noch über 350 Strei ter .verfügen. Wenn man auch, «vaH das Nach richtenwesen betrifft, mit den äußerst schwierigen örtlichen Verhältnissen zu rechne«« hat, so muß doch das Fehlen jeder Meldung um so mehr Befremde«« erwecken, als sicherlich die leitende«« Männer in Berlin sowohl wie in Südwestafrika alles aufgeboten habe«« werden, mit Glasenapp in Verbindung zu bleiben. Hoffentlich werden schon die Nachrichten der allernächsten Zeit diese Besorgnisse zerstreuen. Berlin, 16. April. Hauptmann Fiedler schickt aus dem derzeitigen Hauptquartier Oka- haudja folgende Depesche des Gouverneur Leut- wein über das Gefecht bei Okatumba. Die De pesche, welche infolge Betriebsstörung der He liographenlinie, erst am 16. April früh 7 llhr ii« Okähandja eintraf, lautet: Am 13. April rückte ich von Otjosasu gegen die bei Okatumba stehenden Hereros vor. Die letzteren wichen bis in die Gegend von Oviumedo zurück, wo sie dann ihrerseits zum Angriff übergingen. In mehrstündigem, .schweve« .Gefecht wurde der an Zahl überlegene Gegner abgewieseu; letzterer hatte zahlreiche Verluste. Ta die Heranziehung von Munition und Verpflegung nicht möglich war und weiteres Vorgehen in diesem Gelände auch keine«« Erfolg versprach, ging ich nach Otjosasu zurück. Die diesseitigen Verluste sind : Hauptmann Bagensti, Oberleutnant Reiß und 7 Reiter tot, Leutnant Findeis und 7 Rejiter schwer, 6 Reiter leicht verwundet. Berlin, 16. April. Dem „L.-A." wird aus London gemeldet: Die Einäscherung des kai serlichen Palastes in Söul wird dem „Daily Ehroniele" in einer Depesche von dort «läher beschrieben. Danach brach das Feuer, ob infolge eines Versehens oder durch Brandstiftung, ist ungewiß, Donnerstag abend um 10 Uhr aus und griff, vvi« frischen« Winde, angefacht, schnell um sich. Die den Räumen für die Dienerschaft be nachbarte große Empfangshalle bildete bald eil« Flammenmeer, aus dessen Wirbel mächtige Fun- kengarben auf die bunten Kacheldächer der niedrigen Gebäude herabschossen. Tie japani sche Feuerwehr war angeblich ziemlich schnell zur Stelle, die koreanische Palastwache verweigerte ihr jedoch dei« Eintritt. Traußen sammelte sich eine tobende Menschenmenge an, die von japani schem Militär mit Hilfe von Tetack)emeuts der fremden Gesandtschaftswack)en nur mühsam in« Zaun gehalten «verden konnte. Während die Feuerwehr-mannschaften vergeblich mit der kai serliche«« Leibwache um Einlaß verhandelten, griff die Feuersbrunst mich wachfenderGeschwin- digkeit weiter um sich und bereitete sich nament lich auch in -er Richtung der auswärtigen Ge sandtschaftsgebäude, speziell des englischen, aus. Schließlich gelang es einer vereinigtet« Kolonne britischer und französischer Marinesoldatsn, durch eine Hintertür in den brennenden Ge bäudekomplex einzudriugen. Das Feuer war je doch schon zu »reit vorgeschritten, als daß inner halb des Palastes etwas Brennbares hätte ge rettet werden können. Indessen gelang eS we nigstens, zu verhinderu, was eine Weile un vermeidlich schien, nämlich daß die ganze Stadt in Flammen aufging. All? im Palast aufge häuften Schätze, sowie sämtliche dort aufbewahr ten To tu nun re und Archive sind vernichte:. Paris, 17. April. Eine Heraldmeldung ans Petersburg besagt, in dortigen Bkariiwkretseu werde bemerkt, daß über eins der siebe«« Torpe doboote, welche am 13. d. M. von Porr Arthur aus fuhren, keine Meldung vorliegt. Nur fünf kehrten in den Hafen zurück. Gesunken ist außer „Strachny" jedoch keius. Es ist fraglich, ob das vermißte Torpedoboot von den Japanern ge nommen wurde. Petersburg, 16. April. Nach neueren Meldungen betrug die Besatzung des „Pe- tropawlowsk" 600 Manu, wovon nur 75 Mann gerettet sind. Die aufgesundenen Leichen wur den gestern von Kameraden begraben. — Aus Charbiu wird gemeldet, daß wieder zwei ja panische Generalstabsoffiziere nahe dem Schse- neustrange gefangen genommen wurde. Beide trüge«« die Kleidung tibetanischer Lamas. In ihrem Zelte fand inan 30 Kilo Pyroxihin-Dtreich- schachteln, Bikford-Zündschnur, Dynamit und Geräte, um Schienen loszuschrauben usw. Wahr scheinlich beabsichtigten iie die Brücke über den Fluß Nonua zu sprengen. Beide Gefangene ge standen äußerst kaltblütig ein, daß sie die Ei senbahnlinie zerstören wollten. London, 16. April. Wie vom Kriegs-f schauplatze berichtet wirch hätten die Japaner fast ununterbrochen seit Mittwoch Port Arthur beschossen. — „Daily Telegraph «neidet aus Söul: Als Landuugspunkt bei Port Arthur hätten die Japaner Chilgen, vierzig Meilen von Port Arthur entfernt, in Aussicht genommen. In Widschu «verden groß, Streitkräfte der Ja paner konzentriert. Gerüchtweise verlautet, der Zugang vom Hafen zu Port Arthur sei durch das gesunkene Pauzer;ckisf „Petropawlowsk" versperrt. — Ans Petersburg meldet der „Stan dart": Admiral Togos Flotte eskortierte, einen« im Umlauf befindlichen Gerücht zufolge, eine Anzahl Trausportschüse nach einem Punkt west lich der Mündung des Jalu, wo die Ausschif fung der Expedition begann, ohne daß die Ja paner bemerkten, daß die Russe«« im Hinterhalt lagen. Als 12 000 Mann japanische Truppe«« gslairdet waren, griffen die Russen an und trie ben die Japaner zu ihre«« Schiffen zurück, wo bei die Japaner schwere Verluste au Mann schaften und Schiffen hatten. Ferner wird ge meldet, das Wladiwostoker Geschwader sei wie der ausgelaufen. — Tie Lage bei Port Arthur. In militäri schen Kreisen prophezeit «na» dem Rest der rus sischen Flotte vor Port Arthur, wenn es nicht ge linge«« solle, unbemerltPortArkhur zu verlassen u. den Japanern zu entkommen, dasSchicksal der spanischen Flotte vor Santiago. Bon den russi schen Panzern sind nur noch 3 kampffähig, da zu kommen der Panzerkreuzer „Bajan" und 4 bis 5 geschützte Kreuzer; geht von den Panzern noch einer verloren, was nicht ausgeschlossen sein dürfte, dann muß der Rest im Hafen vin- geschlosseu liegen bleiben. Im Hafen aber wer den die Schiffe so lange beschossen werden, na mentlich noch nach Einschluß Port Arthurs von der Landseite her, der wohl auch bald erfolgen dürfte, bis ihnen der Aufenthalt daselbst so un gemütlich wird, daß sie ausbreck)en müssen. Da mit wäre dann aber das Schicksal des Restes fder russischen Flottenmacht besiegelt; die Japaner bäneii eine nahezu gleichstarke Macht vernickstet, ohne selber viel eingebüßt zu haben. Wie ganz anders würde der bisherige Verlauf des Krie ges gewesen sein, hätte«« die Russe«« von Anfang ai« sich mehr auf die Offensiv? verlegt undhätten sie die Japaner zur Schlacht gezwungen. Wenn die russische Flotte bis zur Vernichtung ge kämpft, so hätte sie sicher die Hälfte der japa nischen Seemacht mit in den Tod genommen und ein zweites russisches Geschwader hätte beim Eintreffen auf dem Kriegsschauplätze sofort die Sceehrrschaft gewinnen könne««. Pensa co la (Florida.) Die Explosion auf den« Panzerschiff „Missouri", wobei 5 Ladun gen rauchlose«« Pulvers aufflogeu, trug sich fol gendermaßen zu: Das linke 12zötlige Geschütz