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Der Grrnrbotr ^I1»I4v4»44» 15 Pfg. die 4mal gespaltene Grnndzeile oder " '' deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr j für für den nächstfolgenden Tag erbeten. Adorf mld das ödere flogt!and und Postboten angenommen. Reelamen die Zeile 20 Pfg. 8 Der Grenzbote erscheint täglich s mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen f folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus- t bezahlbar, 1 Mk. 2v Pfg. Bestellungen werden s in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des s Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Otto Meyer irr Adorf. Fernfprecher Nr. 14. Hierzu Gonntrtzgs die illttstk. Gratisbeilage „Der Zeitsyiegel". Fernsprecher Nr. 14. V 88 Somttag, de» 17. April 1804.Aahrg. 08« Dentscher Reichstag. Tor Reichstag setzte gestern die zweite Lesung des Etats der Reichskanzlei fort. 'Abg. Graf Mielezynsti Polc-j lentre die Erörternng ans auf das neue prenstische Ansiedelungsgesetz und juchte nachzuweisen, daß dieser Entwurf dein Leiste der Bc'rfassung widerspreche. Staatsse kretär Gras Posadowsky verwies ans den wirt schaftlichen Ansschwnng, den das polnische Volk unter der Herrschaft der Hohenzollern genom men stak und bezeichnete es als Pflicht einer wachsamen Regierung, daS Gleichgewicht, das durch diesen wirtschaftlichen Aufschwung verlo ren gegangen sei, mit allen erlaubten Mitteln wieder herzustellen. Abg. Graf Bcrnstorsf(Welse) polemisierte gegen die vorgestrigen Bemerknn- gen deS preußischen Ministers von Hammer stein über die ivelfische Agitation und meinte, die Hannoveraner feien dem Kaiser und dein Reiche ebenso treu ergeben, wie alle übrigen Deutschen. Abg. Payer (südd. Pp.> bezweifelte die Giltigkeit des Beschlusses des Bundesrates O> Paragraph 2 des Fesuitengesetzes nnd machte insbesondere darauf aufmerksam, daß seit Be stehen des Reiches bisher noch niemals eine so große Spanne Zeit zwischen einem Beschluss-.' des Reichstages und dem entsprechenden Beschlusse des Bundesrats vergangen Hi. F-i einer groß»»- gelegten Rede erörterte Abg. Graf Kanitz Zons.) die Notlage der Landwirtschaft, wies nach, daß auch in der Ostmark die Förderung des Dentsch- tnmS ohne eine hinreichende Fürsorge für die Landwirnchafl nie zn dein gewünschten Erfolge führen werde und forderte namens der deutschen Landwirtschaft wiederholt sofortige Kündignng der Handelsverträge. Abg. von Gerlach (fr. Vgg.) mißbilligte die Ausweisung der anarchisti schen russischen Studenten rind forderte eineVer- schärfnng des Klosettgesetzes. Abg. Graf Oriola (nl.) bemerkte, daß er nnd die Minderheit seiner Freunde, die für Aufhebung des Paragraph 2 des Fesnitengesetzes gestimmt hätten, keinen An laß hätten, ihre früher 'ausführlich erörterte Stellungnahme nochmals darznkegen. Nach ei ner weiteren Rede des Abg. Dr. Arendt (Rp.) und einer 'Erwiderung des Staatssekretär Nie- berding vertagte daS Hans die Weiterberatung auf Sonnabend l Uhr. Schluß des Berichts 0 Uhr. Politische Rundschau. Merlin, 15. April. Tie Lippesche offiziöse Landeszeirung" schreibt: „Erbgraf Leopold hat, wie uns mit dem Ersuchen nm Veröffentlichung mitgeteilt wird, an den Beisatz« ngsfeierlichkeiten in Karlsruhe (für die Fürstin Sophie von Lippe- Dermold) nicht teilgenommen. Ter hohe Herr- Hat sich gestern für einige Tage nach Berlin nnd Potsdam begeben." Auffallend ist diese Notiz deshalb, weil Erbgraf Leopold tatsächlich nach Karlsruhe gereist war, nm an den Traucr- feierlichkeiten teilznnehmen. Tie „Lippesche Lan- desztg." verrät heute den Grund der Nichtbctei- lignug des Grafen: es handelt sich darnach nm Enkeltensragen. Graf Leopold beanspruchte bei der TranerseierlichkKr seinen Platz inner den an wesenden Fürstlichkeiten einzunehmen, während ihm tatsächlich als dem Abgesandten des Graf- rcgenren nur ein Platz unter den Abgesandten von Fürstlichkeiten angewiesen war. Graf Leo pold hatte -sogleich nach seiner Antnn't in Karls ruhe eine ganz kurze Audienz beim Großherzog und reiste vor der Tranerfeier wieder ab. Bei der Feier blieb sein Platz nnd der seines Beglei ters leer. - Nach der neuesten Meldung des Oberst Leutwein, daß die am 9. d. Mts. zum Abzüge nach Osten nnd Nordosten gezwungenen Herero wieder in die Nähe ihrer früheren Stellungen zurückgekchrt sind, wird die Sachlage dort eine ! klare nnd übersichtliche. Die Herero stehen jetzt in dem Dreieck Otjisazn, Eundo, Katjapia: von Okahandja ans kann der Gouverneur das Vor gehen gegen die hartnäckigen Feinde bequem leiten. Tie Rückkehr der Herero nach den Onjali- bergen hin beweist, daß sie diese schützenden j Bergzüge nnd Schluchten nickst verlassen können, l ohne sich selbst der größten Gefahr ansznietzen. j Daneben bilden die großen Viehherden ein i Schwergewicht, das ihnen außerordentlich hin derlich ist. Wie gnt sie ihre Herden selbst wäh rend des Kampfes haben verbergen können, geht daraus hervor, daß der Schntzlrnppe nur .250 Stück Großvieh in die Hände gefallen sind, ob wohl die Herero dort viele Tansende Rinder ; beisammen haben. Nach dem Verlassen derBerge s würde der Verlust ihrer Herden, ihres einzigen s Besitzes, nnr eine Frage kurzer Zeit sein. Ta- s durch, daß die Herero ans diese Weise gezwungen sind, möglichst dicht in dein begrenzten Bezirk benommen zu bleiben, wird der Kamps gegen sie wesentlich erleichtert. Noch in dieser Woche wird die erste Abteilung der neuen Verstärkung von 400 Mann in Swakopmnnd eintreffen: die Aufständischen tonnen fester nmsclstvssen wer den und die .eicbliche Artillerie wird ihre Wirk ung ans den Gegner nicht verfehlen. Unzwei- KUwH wird r- de e . MN!-,! Be.FcwhHc Ans- stand niedergeworfen werden. Straßburg i. E., 15. April. Gestern wurde der vielgemMtte Verfasser- des Romans „Ans einer kleinen Garnison", Leutnant Bilse, welcher in Straßburg seine sechsmonatige Ge fängnisstrafe verbüßte, ans dein Bezirksgefäng nis entlassen. Syrakus, 15. April. Der Kaiser hörte henke noch den Vortrag des Marinctabinetts nnd machte am Nachmittag mit Gefolge einen Ausflug auf dem „Sleipner" nach Augnsta. lieber die Mittelmeerreise des Kaisers wird weiter ans Syrakus berichtet: Kaiser Wil helm besichtigte di« hier eingetroffeue Facht Vanderbilts „North-Star" und wurde an Bord von der Familie Vanterbilts begrüßt. Der Kai ser verblieb nahezu eine Stunde. Vanderbilt wird dem Kaiser zu Ehren ein Dejeuner ans seiner Facht geben. Athen, 15. April. Für morgen wird die „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord ans der Reede von Korfu erwartet. Zur Begrüßung werden vier griechische Kriegsschiffe den deut schen Schiffen 30 Kilometer ans S-ec entgegen fahren. Die königliche Familie wird an Bord vertreten sein, doch steht noch nicht fest, wer die Fahrt mitmacht. lieber den jüngsten Seekamps vor Port Arthur kommt aus Petersburg folgende zujam- mensassende Darstellung: Um t> Uhr morgens am Mittwoch fand ein Kampf zwischen sieben Torpedobooten und japanischen Schiffen stakt, der bis 7 Uhr morgens dauerte. Die „Besstrasch- nij" wurde von drei Torpedobooten umringt nnd ging unter. Vorher war der Kreuzer „Ba- jan" zu ihrer Hilfe herausgetommen. Die feind lichen Torpedoboote zogen sich zurück ans die Vorhut ihres Geschwaders. Um 3 Uhr ungefähr verließen die Linienschiffe „Pekropawloivsk", „Popjeda" nnd „Pereswjät", der Kreuzer „Bo jan", fünf Torpedoboote und der Mineukreuzer „Gajdamat" die Reede und nahmen Kurs auf das feindliche Geschwader. Deeses zog sich auf das Gros zurück, das bald in einer Srärkc von 16 große» Schiffen in Licht tam. Daraus ging nnser Geschwader auf die Reede zurück und nahm Schlachtstellung ein. Um 8 Uhr 30 Minuten erfolgic die Explosion, wodurch der „Petropaw- lowst" innerhalb zwei Minuten versank. Ueber die Anzahl der Gereuete» schwanken die An gaben Mischen 50 rind 90. Auch dir „Pobjeda" wurde am Mittelteil beschädigt, worauf sie im inneren Bassin vor Anker ging. Wie aus den Erzählnngen des Großfürsten Kyrill zn ent nehmen ist, stürzte er im Augenblick der Explo sion auf die linke Seite der Kommandobrücke nnd ließ sich an den Händen auf Deck herab, wo er von einer Welle fvrtgespült wurde. So dann geriet er in das Wasser in beträchtliche Diese nnd kam durch eigene Anstrengungen ans das treibende Schutzdach eines Tampfkutlers. Er hielt sich darauf etwa zehn Minuten lang nnd wnrde dann von dein Torpedoboot „Be- snmny" ausgenommen. Fm russischen Marine- stabe glaubt man, daß sich ans den Kreuzern „Nisshin" und „Kasuga" Unterseeboote eng lischen Typs befanden. Man erwartet genauere technische Details über die vom „Pobjeda" er littene Beschädigung, um über die Wahrschein lichkeit eines Unterseebvvtangriffs sichere An haltspunkte zn erlangen. Der Kommandant des „Pobjeda" wird sich übrigens deswegen zn ver antworten haben, daß er nnter dem Eindruck des Untergangs des „Besstraschnij" die Geistes gegenwart verlor und gewisse Sondervorfchrif- ten der Mineninspektion von Port Arthur unbe achtet ließ. Die sieben Batterien BergartA- lerie, welclst General Altvater nach Polen diri giert batte, Und nunmehr unterwegs nach der Mandschurei. Zwischen Port Arthur nnd Ni- utschwang wnrde eine Brücke zerstört; der Zug verkehr ist unterbrochen. Vor Port Arthur dauerte gestern, wie ans Tschifn berichtet wird, eine Kanonade vom Morgengrauen mit Unter brechungen bis zum ipäteu Nachmittag. Die Forts beantworteten diesmal das Feuer der japanischen Panzer. Es verlautet, daß den Ja panern abends die Ausschiffung von Truppen und Geschützen gelungen sei. Petersburg, >5. April. Ueber die Ex plosion im Hotel du Nord wird noch berichtet, daß vier Zimmer durch die Explosion völlig zer stört wurden. Der Fußboden stürzte in die da- rnnier gelegenen Räume, wodurch die Baronin Kreuzenstern getötet wnrde. Die Untersuchung soll ergeben haben, daß die Katastrophe das Wert eines gewissen Kazanow, Sohn eines TtaatsrateS, sei. Er sei am Tage vorher in Peiersbnrg eingen-osfen. Die Bombe habe ibn selbst gelötet. Loudon, 15. April. Ter Tschisuer Be richterstatter des „Daily Erpreß" drahtet vom 14. d. M., es seien bestimmte Anzeichen vorhan den, daß der Untergang des „Petropawlowsk" direkr einem japanischen Angriff zuznschreiben sei. Togos Flotte segelte nach der Hafeneinfahrt nnd traf dorn auf die Russen. Die Katastrophe erfolgte während eines heftigen Geschützkampfes. Der Mekdnng, daß der „Petropawlowsk" auf eine Mine aufgelaufen sei, werde in Tschifn kein Glaube beigemessen, denn die russischeFlotte habe Tag für Tag Ausfälle aus dem gleichen Wege gemacht, ohne daß ihr ein Mißgeschick widerfuhr. Es sei in Tschifn bekannt, daß es Togos Absicht gewesen sei, die Russen ans dem Hasen heranszulocken und ihnen einen vernich tenden Schlag durch Fngrundbvhreu oder wcnig- steus Beschädigung ihres Flaggschiffes zu ver setzen, koste es„ was es wolle. Es verlautet fer ner, Togo habe seine Flotte zwecks neuer Aus rüstung zurückgezogen, woraus gefolgert wird, daß auch sie Beschädigungen erlitten haben muß. Ncwyork, 15. April. Wegen der Ka- lastroptze des Linienschiffes „Missouri" wurde ein Kriegsgericht einberufen. Bermurlich war das Bestreben, ein anderes Schiss im Schnell feuern zu übertreffe», die Ursache des Unglücks. Unter de» 31 Toten besinden sich 6 deutscher Abstammung, «darunter der Midsstipmau Neu mann, der Soh» des früheren Beraters der Kö nigin L-liukolani.