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Erscheint wöchentlich dreimal : Dienstag. Donnerstag und Lonnadend mittags Wöchentliche Beilage: »Neue Illustrierte" Monate deilagc: »Rund um den E>eisingderg" und Müglitztal Zeitung » Bezugspreis für den Monat 1,15 RM. einschließlich Anträgen Anzeigen: Dit viergespaltenc mm dreitc .itorpuszeilt oder » deren Raum 20 Pt., die xo mm dreitc Reklame- oder Einge- sondtzrile oder deren Raum 40 Pig. — Bei zwangsweiser Ein« » treidung erlischt der Anspruch aus eiw. Wirderdolungsnachlaß. Bezirksanzeiser für Altenberg, Geising, Lauenstein, Barenstein und die umliegenden Ortschaften Dieses Bialt ist für die Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts Lauenstein, sowie der Ltadtdcdörden Altenberg, Geising, Lauenstein und Bärenstein bebördlicherseits bestimmt Druck und Verlag: F. A. Kuntzsch, Altenberg — Verantwortliche Schriftlcitung: Flora Kuntzsch, Altenberg — Fernruf Lauenstein 427 — Postscheck Dresden 11811 — Giro Altenberg 11 Rr. Ui Sonnabend, den 24. September Mt2 «7. Jahrgang Kanzler Aufruf zur Winterhilfe Diens» am Baterlande Reichskanzler v. Papen hielt Donnerstag abend im Rund funk folgende Rede: Meine lieben Landsleute! Heute wendet sich das Minierhilfswerk an Sie und das ganze deutsche Volk mit der dringlichen Bitte, es auch im kommenden Minier durch freiwillige Spenden aller Art bei der Betreuung bedürftiger Volksgenossen zu unterstützen. Die Rcichsregierung macht sich gern durch mich zum Fürsprecher dieser Bitt^, die die in der Deutschen Liga der Freien Wohl fahrtspflege zusammengesaßtcn Wohltätigkeitsoiganisationen an alle, die helfen können, ergehen lassen. Aus unserem deutschen Baterlande liegen noch immer dunkle Schatten. Mohl lassen manche Anzeichen erkennen, daß sich in der Welt hier und dort gewisse Aufhellung ver breitet. Die Rcichsregierung hat für den Zeitpunkt, an dem sich eine neue, aufstrebende Entwicklung anbahnt, ihrerseits Maßnahmen getroffen, um die deutschen Wirtschaftskräfte aus ihrem Erstarrungszustande wieder zu neuer Entfaltung zu bringen. Sie hat damit den Kampf gegen die Arbeitslosig keit als eine der offenbarsten Erscheinungen des unverschulde ten Elends von Millionen darbender Volksgenossen und ihrer Familien mit Entschlossenheit ausgenommen. Sie erwartet zuversichtlich, daß sich ihre Maßnahmen schon in den nächsten Monaten heilsam auswirken werden und daß das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Haltlosigkeit, von der manche Volks- krcise zu Zeiten erfaßt gewesen sein mögen, bald einer zu versichtlicheren Betrachtung weichen wird. Ein derart stetiger Gesundungsprozeß erfordert jedoch seine Zeit. Deshalb wird auch der kommende Winter dem Gemeinschaftssinn des deutschen Volkes neue grohe Aufgaben stellen. Bei der Massenhaftigkeit der Verarmung reichen trotz des größten Aufwandes öffentlicher Mittel die staatlichen und gemeindlichen sozialen Einrichtungen nur eben hin, um einen äußersten Lebcnsbedarf sicherzustellen. Wie groß dennoch die Lebensnot von Millionen deutscher Volksge nossen ist, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Sie sind täglich Zeu gen ihres oft verzweifelten Lebenskampfes. Die Massen un schuldig ins Unglück Geratener haben dennoch den Glauben nicht verloren, daß sie mit ihren zermürbenden Sorgen und Entbehrungen sich wieder einmal in eine bessere Zukunft bin- überretten. Sic Haven sich das Zutrauen zu. sich selbst und zu ihrem Volke erhalten, aber sie werden in diesem Vertrauen neu gestärkt werden, wenn cs auch in diesen Mintcrmonaten gelingt, ihnen einen neuen Beweis wohltätiger Nächstenliebe zu erbringen, wie es stets Christenpflicht und Ehristenbrauch gewesen ist. Mancher, der gern geben möchte, wird glauben, hierzu nicht in der Lage zu sein. Viele sind selbst in Rot geraten, die noch vor einem Jahr anderen helfen konnten. Um so größerer Anstrengungen wird es bedürfen, um mit den Samm- lungserträgnisscn gegenüber dem Vorjahre nicht zurückzustchen. Alls den Grundbindungen jedes nationalen Zusammenhaltes, Familie, Heimat, Vaterland, ergibt sich aber die Pflicht zum persönlichen Dienst des einen am andern. Auch das Winterhilfswerk ist Dienst am Va terlande! Und auch für den Dienst an unseren deutschen Volksgenossen sollte das Dichterwort gelten: „Genug ist nicht genug!" Das letzte Winierhilfswerk hat den Beweis erbracht, wie groß und stark sich deutsche Opserbcreuschaft und deutscher Opfersinn trotz allem erhalten haben. Allen denen, die daran mit n wirkt haben, spreche ich den Dank des Reiches aus. Ich bin überzeugt, daß auch der diesmalige Appell an die Dpferbereitschaft nicht vergeblich sein wird. Der erbar mungslose Lebenskampf des einzelnen ist ja nur ein Teil des großen Kampfes, in dem Deutschland als Ganzes steht, in dem es um seinen Bestand, sein Dasein und seine Zukunft ringt. Es ist ein Befreiungskampf, wie ihn Preußen vor 120 Zähren gekämpft hat. Zeder gebe daher nach Kräften, und sei es die unscheinbarste Spende! Deutschland ist wehrlos Das Ergebnis der Herbstmanöver Die großen Herbstmanöver im Oder-Warthe-Bogen ha ben Donnerstag mittag ihr Ende gefunden. Nach der ab schließenden Manöverlage hat die nach der Annahme und den beigegebencn Attrappen auf das modernste ausgerüstete motorisierte Kavallerie von Rot den Erfolg der teilweisen Vernichtung und Abdrängung der im wesentlichen nach den Abrüstungsbestimmungen des Versailler Diktates arbeitenden blauen Division aus Küstrin zu verzeichnen. Blau hat nicht einmal der roten Aufklärung den Weg nach Berlin verlegen können. Im Ernstfälle wäre also zunächst die Reichshaupt stadt für feindliche Zugriffe frei. Zedenfalls hat das Manö- ver schlagend bewiesen, welche Gefährdung der deutschen Sicherheit und des europäischen Friedens die einseitige deut sche Abrüstung darstellt und wie unerläßlich die Durchsetzung der deutschen Gleichberechtigung, also entweder Abrüstung der anderen oder Umbau der deutschen Wehrmacht, ist. Dieser Anschauungsunterricht ist mit besonderem Interesse von den ständig über die Manöverlage unterrichteten fremden Militär attaches verfolgt worden. Bei der in Frankfurt a. O. abgehaltenen Schlußbespre chung und Kritik faßte der Reichswehrminister das Ergebnis in einer Ansprache an die Führer der Wehrmacht zusammen. Der Reichspräsident dankte schließlich Führung und Truppen für die im Manöver gezeigten Leistungen und sprach den Manövertruppen seine Anerkennung aus. Die Stadt Frankfurt a. d. Oder bereitete am Donners tag dem Reichspräsidenten, der an der Schlußbesprechung der großen.Herbstübung der Heeresleitung im Schützenhaus teilnahm, einen jubelnden Empfang. Die Stadt hatte reichen ,ftaggenschmuct angelegt, die Schulen und Behörden hatten vorzeitig geschloffen. Nach einem kurzen Frühstück in dcr Ort schaft Rosengarten fuhr kurz nach 1 Uhr der Reichspr^ndent durch die ganze Stadt über die Oderbrücke ins Schützenhaus zur Schlußbesprechung. Dor der Besprechung fand eine offi zielle Begrüßung durch den Oberbürgermeister Dr. Kinne statt. Der Reichspräsident dankte herzlichst für den feierlichen Empfang und fuhr nach einiger Zeit im Kraftwagen nach Berlin zurück. Stimmen -um Metschaftsproyramm Präsidium und Vorstand des Reichsverbandes der Deut schen Industrie stellen zum neuen wirtschaftlichen Programm der Reichsregierung einmütig fest, daß die ganze deutsche Wirtschaft Anlaß habe, sich zum Versuch einer Belebung der Wirtschaft von der Seite der persönlichen Initiative positiv und aktiv einzustellen. Von der Wirtschaft und der Industrie selbst müsse andererseits alles getan werden, um die ange strebte Wirkung des Regierungsprogramms zu einem mög lichst großen Grad zu erreichen. Der Reichsverband richtet an seine Mitglieder den dringenden Appell, durch weitgehende Initiative sich mit allen Kräften für eine Belebung der Mrt- schaft einzusetzen und alles zu vermeiden, was die psycholo gischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen, von denen der ganze Effekt des Programms in weitgehendem Maße eb- hänge, stören könnte. Zum Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung nahm der Einzelhandelsverband in einer Kundgebung der drei Landesverbände des westdeutschen Einzelhandels eine Ent schließung an, in der u. a. die Sammlung aller gutgewillten Kräfte des Einzelhandels bei der gegenwärtigen wirtschaft lichen Lage als besonders dringend bezeichnet wird, um die Durchführung des Grundprinzips des Wirtsckiaftsprogramms der Reichsregierung zu ermöglichen. Der Einzelhandelstag lehnt jedoch ledigliche Subventionierung von Betrieben ab und verlangt gerechte Verteilung der Steuerlasten. Zur MMklW -er MM MklMslIMM SM Slk MMM Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahnge- sellschaft beschloß, über die bisher vorhandenen Mit tel hinaus für weitere Beschaffungen und Arbeiten etwa 180 Millionen Mark zu verwenden, die der Reichsbahn aus den Gutscheinen für die Beförde- rungsstcuer zufließen. Um diese Mittel schon jetzt flüssig zu machen, ist eine Vorfinanzierung der Stcuer- gutscheine in Aussicht genommen, der der Verwal- tungsrat zustimmte. Von diesen 180 Millionen entfällt ein Drittel auf die Löhne, im übrigen entfallen 35 Millionen auf Neubauten, 25 Millionen auf Erneuerung äußerer Anlagen, 20 Millionen aus die Maggonindustrie, 17 Millionen auf die Lokomotivinduitrie und eine Reihe kleiner Bcrräge auf andere Zndustriezwcige. Darüber hinaus beauftragt der "Verwaltungsrat den Generaldirektor, die Verhandlungen über die Beschaffung weiterer Mittel in Höhe von 100 Mil lionen Mark zur Erhöhung des außerordentlichen Beschaffungsprogramms auf 280 Millionen beschleu nigt fortzusetzen. Das zusätzliche Arbeitsbeschaffungs programm gibt neben der Mehrarbeit bei den Liefe ranten allein bei der Reichsbahn selbst 24000 Mann Arbeit. Außerdem können durch Einlegen von Feier schichten bei der Bahnuntcrhaltung mindestens wei tere 6000 Arbeiter in Beschäftigung bleiben. Um mit den zur "Verfügung stehenden Mitteln möglichst viel Arbeitsgelegenheit zu beleben, sollen in weitem Umsangc über das ganze Reichsgebiet ver teilte Wiedcrherstcllungs- und Verbesserungsarbeiten an Gebäuden und sonstigen Reichsbahnanstalten vor genommen werden. An Eisenbahnobcrbaustoffen sollen vom 1. Oktober an acht Monate lang je 40000 Tonnen im Monat neu beschafft werden. Hinzu tritt der entsprechende Einkaus von Holzschwel len und Lteinschlag. UMMM Ser MAM« 3m Gegensatz zur Reichsbahn ist die Reichspost, die als Nichtsteuermhler keine Steuergutscheine zu- rückerhalten kann, nicht in das Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung eingeschaltet. Trotzdem wird auch die Reichspost zusätzliche Aufträge vergeben, deren Höhe zwischen 50 bis 60 Mill. RM. schwan ken dürfte. Die Aufträge dürften in erster Linie der Schwachstromindustrie für Modernisierung der Tele- phonämter und Erneuerung von Kabeln zugute kom men. Damit erklärt sich auch das schon seit einiger Zeit an der Börse bestehende Interesse für Kabel aktien. Sie SU U W VWMrbk Die Notverordnung vom 4. September 1932 hat bekanntlich auch Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung für das Baugewerbe und vor allem für das Hand werk vorgesehen. Die Steuergutscheine in Höhe von 40 Prozent, die dem Hausbesitz bei der Zahlung der Grundsteuer zur Verfügung gestellt werden, sollen dazu dienen, die Ausführung von Instandsetzungs- und Umbauarbeiten in größerem Umfange zu finan zieren. Darüber hinaus sind 50 Millionen Mark für die Instandsetzung von Wohngebäuden vorge sehen. Der Reichsarbeitsminister hat jetzt die näheren Bestimmungen über die Verwendung der Mittel verfügt. Der Zuschuh wird für größere Instand, setzungsarbeiten gewährt. Die Kosten müssen mindestens 250 RM. betragen. Der Zuschuß beträgt ein Fünftel der Kosten. Eine Rückzahlung wird nicht gefordert. Bei der Teilung von Wohnungen und dem Umbau gewerblicher Räume zu Wohnungen wird die Hälfte der Kosten