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und MgMtMMmg Bezirksanzeiser für Altenberg, Geising, Lauenstein, Bärenstein unö Sie umliegen-en Ortschaften Dieses Blatt ist sür die Deröffentlickung der amtliche« Bekanntmachungen des Amtsgerichts Lauenstein, sowie der Stadtbehördcn Altenberg, Geising, Lauenstein und Bärenstein bebördlichcrscits bestimmt Druck und Verlag: F. A. Kuntzsch, Altenberg — Verantwortliche Schriftleitung: Flora Kuntzsch, Altenberg — Fernruf Lauenstein 427 — Postscheck Dresden 11811 — Giro Altenberg 11 «Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Lonnadcnd mitlngs Wöchentliche Beilage: »Neue Illustrierte" NIonatsdeilage: »Rund um den «Keisingbcry" Bezugspreis siir den Monat 1,15 RM. einschließlich Iutragen Anzeigen: Die oiergespaltenc «!5 mit» breite Kvrpuszeile oder deren Rauin 20 Ps., die X6 mm breite ReUlame- oder Einge- sandizeilr oder deren Rauin 40 Psg. -- Bei zwangsweiser Ein treibung erlischt der Anspruch auf ctw. Wicderholungsnachlaß. Sonnabend, den l4. Mai >N t2 Nr. ,7 87. Aahrsanv Reichswehrminister Groener seht Als Annenminister bleibt er Reichswehr- und Reichsinnenminister Groener Hal am Donnerstag an den Reichspräsidenten und den Reichskanz ler Brüning die Bitte gerichtet, ihn von seinem Amt als Reichswchrminister zu entbinden und ihm ausschließlich das Amt eines Reichsministers des Innern zu übertragen. Als Begründung gibt Groener an, daß er cs als seine Aufgabe betrachtet habe, während des Winters alle Macht und Autorität des Reiches in einer Hand zusammenzusassen und zu sichern, und daß er diese Aufgabe als erfüllt ansähe. Die weitere Leitung beider Ministerien sei sür ihn zu viel. Außerdem sei die gleichzeitige Verwaltung des politischen Reichsmini steriums des Innern und des unpolitischen und überpar teilichen Reichswehrministeriums mit dem Charakter der Reichswehr nicht in Einklang zu bringen. Groener läßt weüer erklären, er habe Aufgaben im Bereiche des Reichs- innenministeriums in Angriff genommen, denen er sich fetzt ganz widmen wolle. Wer wir- -er Nachfolger ? Über die Nachfolge des Reichswehrminislers Groener ist noch keine Entscheidung gefallen. Es ist auch noch nicht l sicher, wann der Reichspräsident von Hindenburg, der am ; Donnerstagabend zu einem kurzen Pflingsturlaub auf sein I Gut Neudeck gefahren ist, seine Entscheidung fällen wird. Der Reichspräsident wird dem Wunsche Groeners voraus sichtlich entsprechen. Die Leitung des Reichsmehrministeri ums übernimmt zunächst für die Wehrmacht der Chef der Heeresleitung, General v. Hammerstein, und für die Seemacht der Chef der Marineleitung, Admiral Raeder. In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß der Chef der Marinelcitung, Admiral Dr. h. c. Raeder, für die Nach folge als Reichswehrministcr in erster Linie mit in Frage komme. Seine Ernennung sei jedoch erst für die Woche nach Pfingsten zu erwarten. In Berliner politischen Kreisen verlautet gerüchtweise, daß sich Groener wahrscheinlich auch als Reichsinnenmini- stcr nicht lange mehr werde halten können. M Stimmen Mehrheit für Brüning Pfingstahnen rr nach toter Ahnen ist's in goldner Maienzeit — Zeit fängt neues Leben an — bis jetzt, so wird es immer bleiben, Mensch daran nicht rütteln kann! Sehnen schleicht in deutsche Herzen, wars kleine leises So der Ein ein Die frischen Saaten grünen auf dem Felde im Sonnengold, in Frühlingsherrlichkeil — Gott läßt gewiß uns einst die Ähren schneiden, ein Ahnen sagt es uns zur Pfingstenzeit! Das Vöglein droben, das so still im Winter, singt wieder laut, — denn herrlich ist die Zeit — unO auch der Mensch — ein leises Pfingstenahnen — wird wieder froh, denn Freude folgt auf Leid. Die Zeit der Pfingsten gibt es kund den Menschen, 2ns deutsche Land wird wieder Pfingsten kommen, und, will es Gott, ein Blühen weit und breit! Eurt Rambach. Beispiellose Tumultszenen - Polizei im Reichstage - Bier national sozialistische AbgeorSnete verhaftet - Aufhebung -er Sitzung ohne vollstän-ige Erledigung -er Tagesordnung Der Reichstag ist unter beispiellosen Tumulüzenen in den Nachmiltagsstunden des Donnerstags aufgeflogen, ehe die Tagesordnung zu Ende geführt war. Trotz des frühen Sitzungsbeginns um 10 Uhr ist der Saal von Anfang an stark besetzt. Bevor die Abstimmun gen beginnen, beschäftigt sich das Haus mit dem von der Zentrumsfraktion eingebrachten Gesetzentwurf über die Rechtsstellung der weiblichen Beamten. Der Entwurf, der im Ausschuß einige Änderungen erfahren hat, sieht in der jetzigen Fassung vor, daß ver heiratete weibliche Reichsbeamtc jederzeit auf ihren Antrag aus dem Beamtenverhältnis zu entlassen sind und die vor gesetzte Dienstbehörde die Entlassung auch ohne diesen An trag verfügen kann, wenn die wirtschaftliche Versorgung des weiblichen Beamten nach der Höhe des Familienein kommens dauernd gesichert erscheint. Die auf Grund dieses Gesetzes ausscheidenden weiblichen Beamten haben Anspruch auf eine Abfindung, die sich nach der Zahl der Dienst jahre richtet. Der Reichstag nahm nach etwa einstündiger Aus sprache den Gesetzentwurf mit der notwendigen Zweidrittel mehrheit gegen die Stimmen der Kommunisten an. Das Gesetz wird in 2. und gleich darauf auch in 3. Lesung mit 460 gegen 73 Stimmen der Kommunisten, also mit der für Verfassungsänderungen erforderlichen Zweidrittel mehrheit, angenommen. Bei der 3. Lesung des Schuldentilgungs gesetzes wird zunächst namentlich abgestimmt über den 8, der die Ermächtigung gibt, Geldmittel zur Arbeitsbeschaffung usw. durch Schuldverschreibungen zu beschaffen und die Höhe des jeweils zu beschaffenden Betrages festzusetzen sowie in Höhe der gezeichneten Beträge bis zum 1. Ok tober 1933 Geldmittel im Wege des Zwischenkredits zu beschaffen. H 8 wird mit 283 gegen 256 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. 2n der Schlutzabstimmung wird das Gesetz mit 287 gegen 260 Stimmen angenommen. Präsident Löbe teilt darauf mit, daß im Rcichstags- restaurant der als Gast anwesende, ehemals den Natio nalsozialisten und jetzt dem Reichsbanner nahestehende Journalist Dr. Klotz von Abgeordneten und Nichtabgeord neten (Große Unruhe im Hauses Überfällen und geschla gen morden sei. Er habe Anweisung gegeben, daß die Kriminalpolizei die zu ermittelnden Täter festnimmt, ganz gleich, ob sie dem Hause angehören oder nicht. Präsident Löbe unterbricht dann die Sitzung auf eine 1/2 Stunde. Die Prügelei im Reichstavsreftaueant 2m Neichstagsrestaurant hatte der Schriftsteller und Kapitänleutnant a. D. Dr. Klotz an einem Tische der SPD. Platz genommen. Dieser Journalist gehörte früher der Nationalsozialistischen Partei an Er ist dann ausgeschie den und hat vor kurzem Broschüren gegen die National sozialisten und über die bekannten Röhm-Briefe veröffent licht. Während er sich im Restaurant aufhielt, traten meh rere nationalsozialistische Abgeordnete unter Führung des Abg. Heines in den Raum, schlugen auf Klotz ein und entfernten sich wieder. Klotz ging ihnen gemeinsam mit einem Reichstagsbeamten nach, um ihre Namen festzustel len, geriet aber dabei mit einer überlegenen Zahl von Nationalsozialisten abermals ins Handgemenge und wurde wieder geschlagen. Die Ra-auszenen im Sitzungssaale Während der Pause wurde der Journalist Dr. Klotz in den Sitzungssaal hineingeführt, um festzustellen, ob sich einer der Angreifer unter den Abgeordneten befinde. Dr. Klotz bezeichnete den nationalsozialistischen Abgeordneten Heines als den Hauptangreifer. Nach dreiviertelstündiger Unterbrechung wurde die Sitzung wieder eröffnet. Präsident Löbe teilte mit, der Ältestenrat habe sich dahin geeinigt, daß die an dem Zwi schenfall Beteiligten im Reichstagsgebäude zwecks Feststel lung des Tatbestandes vernommen werden sollen. Darauf nahmen die Abstimmungen ihren Fortgang. Vor Abstimmung über die Mißtrauensanträge erklärt Abg. Dingeldey (DVP.), daß seine Fraktion dem Miß trauensantrag gegen die Reichsregierung zustimmen wird. Sie könne allerdings nicht dem Mißtrauensantrag gegen den Außenminister ihre Zustimmung geben. Er erklärte weiter, daß seine Fraktion auch dem Antrag auf Aufhe bung des SA.-Verbotes zustimmen wird; werde dieser An trag angenommen, so werde seine Fraktion auch das Ver bot des Reichsbanners ablehnen, weil dann eine gleiche Behandlung aller Verbünde durch die übrigbleibende Not verordnung ermöglicht werde. Sonst würde die Deutsche Dolkspartei dem Antrag auf Auflösung des Reichsbanners zustimmen. Abg. Dr. Breitscheid (SPD.) erklärt, daß seine Freunde sämtliche Mißtrauensanträge ablehnen würden. Darauf wurden die Mißrrauensanträge ge gen das Reichskabinett mit 287 gegen 257 Stimmen abgelehnt. Auf sozialdemokratischen Antrag wurde hierauf die Sitzung erneut aus eine Stunde unterbrochen. Nach Wiedereröff nung der Sitzung um 14.45 Uhr erklärte Präsident Löbe: Ich habe der Polizei meine Befugnis zur Verfolgung der an der Straftat Beteiligten übertragen und alle Maßnah men zur Verhütung einer Verdunkelung des Tatbestandes getroffen. Mir ist noch milgeteilt worden, daß bei der Frau des überfallenen Journalisten Klotz vom Reichstag aus angerufen und ihr mitgeteilt wurde, ihr Mann habe sich im Reichstag ungebührlich betragen. Er sei infolge dessen zusammengeschlagen worden; sie solle Herkommen, uni sich seine Knochen abzuholen. (Stürmische Pfuirufe). Nach den bisherigen Ermittlungen waren an der Straftat beteiligt die nationalsozialistischen Abgeordneten Heines (Laute Rufe links: Der bekannte Fememörder!), Weitzel, Krause und Stegmann, die aus Grund des K 91 der Ge schäftsordnung wegen gröblicher Verletzung von mir auf dreißig Citzungstage von allen Sitzungen ausgeschlossen sind. (Beifall). Ich fordere diese Abgeordneten auf, den Saal zu verlassen. Abg. Dr. Frick (Natsoz.): Ich bitte ums Wort zur Geschäftsordnung. Präsident Löbe: Ich erteile das Wort erst, wenn die ausgewiesenen Herren den Saal verlassen haben. Nach einigem Abwarten: Die Herren verlassen den Sitzungssaal nicht; damit ist die Sitzung unterbrochen. Ich werde den Damen und Herren mitteilen, wann ich die nächste Sitzung einberufe. Diese Erklärung wird von der Linken mit großem Beifall ausgenommen. Die Abgeordneten bleiben in er regten Gesprächen noch längere Zeit im Sitzungssaale.