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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prssnuwvranäo. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die CorpusspaltenzeUe mit io Pf.,-unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 132. Sonnabend, den II. November 1882. 7. Iahrg. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Verordnung der Königlichen Amtshauptmannschaft vom 6. dss. Mts. in Nr. 370 des Chemnitzer Tage blattes, die Einführung einer Polizeistunde an den Vorabenden der Sonn- und Festtage betreffend, wird hierdurch in Erinnerung gebracht, daß mittelst Bekanntmachung vom 13. Juni 1877 ffür hiesige Stadt eine Polizeistunde dergestalt eingeführt worden ist, daß an gewöhnlichen Wochentagen über Nachts l2 Uhr und an gewöhnlichen Sonntagen über Nachts 1 Uhr hinaus Niemand in den Schankstätten gednldet werden dars. Zuwiderhandelnde trifft die in § 365 des Neichsstrafgesetzbuchs gedachte Strafe. Zwönitz, am 10. November 1882. Der Bürgermeister. Adam. Tagesbericht. — Zwönitz. Unser zukünftiger Arzt, vr. most. Bursian, wird am 15. dss. Mts. seinen Wohnsitz von Gri.nma nach hier verlegen. — Für Diejenigen, welche in die Lage kommen, als Zeugen vor Gericht vernommen zu werden, dürfte die Ministerialverord- nung vom 20. October des laufenden Jahres, die Gewährung von Zeugengebühren betreffend, von Interesse sein. Es ist da nach seither zum Nachtheil des Kostenschuldners bezw. der Staats- caffe nicht immer die nöthige Rücksicht auf 8 2 der Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige genommen worden, wonach die stattgehabte Zeitversäumniß nur dann einen Entschädigungsanspruch begründet, wenn dieselbe mit einer Erwerbsversäumniß verbunden gewesen ist. Eine Erwerbsversäumniß wird beispielsweise nicht vorausgesetzt werden können der Personen, welche ein firirtes Ein kommen (Gehalt, Salair, Löhnung, Pension rc.) beziehen, es wäre denn, daß sie wegen ihrer zeitweiligen Abwesenheit Stellvertretungs kosten zu bezahlen haben, oder einen Abzug sich gefallen lassen müssen; desgleichen nicht bei Personen, welche ihren Unterhalt von Anderen empfangen, insbesondere bei Ehefrauen und Hauskindern, dafern sie nicht durch Unterstützung des Ehemannes oder Vaters bei dessen Er« werb oder durch eigenen Erwerb zu ihrem Unterhalt beizutragen haben. Ebenso werden Personen, deren Thätigkeit in der Beaufsich tigung und Leitung eines Erwerbsunternehmens besteht, oder welche sich bei zeitweiliger Abwesenheit durch ihre Gewerbsgehilfen vertreten lassen können, ferner solche Personen, welche in der Lage sind, ihre Geschäfte so einzurichten, daß sie ohne Einbuße der Vorladung Folge leisten können, der Regel nach keinen Anspruch auf Versäumnißge- bühr haben. In solchen Fällen, oder wenn sonst nach den Verhält nissen des Zeugen eine erlittene Erwerbsversäumniß nicht vorausge setzt werden kann, ist die Gewährung einer beanspruchten Versäum- nißgebühr von einer besonderen thatsächlichen Begründung der be züglichen Behauptung und von deren Bescheinigung abhängig zu machen. — Stollberg, 8. November. Auf ergangene Einladung hatte sich gestern Abend im Salon der Otto Hecht'schen Restauration eine größere Anzahl hiesiger, meist handel- und gewerbetreibender Bürger eingefunden, um die Eisenbahnangelegenheit in Erwägung zu ziehen. Zum Vorsitzenden und Protokollanten wurden einstimmig Factor Fleischer und Katechet Melde gewählt. Der Vorsitzende theilte zu nächst mit, daß durch das Project der Wilischthalbahn die hiesige Eisenhahnangelegenheit in ein anderes Stadium getreten sei, indem dadurch das "frühere Project Stollberg-Thalheim-Thum-Ehrensrieders- dorf-Schönefeld gegenstandslos geworden und für Stollberg nur noch die Linien Stollberg-Zwönitz und Stollberg-Thalheim Interesse hätten. Letztere biete für Stollberg, namentlich für die Handel- und Gewerbe treibenden, bei Weitem größere Vortheile, was doch hier die Haupt sache sei, weil zwischen Stollberg und Thalheim und den umliegen den industriellen Dorfschaften Gornsdorf, Meinersdorf, Hormersdorf, Auerbach rc., welche eine Bevölkerung von 10-—11,000 Seelen re- präsentiren, stets ein reger Verkehr stattgesunden habe, mährend für Stollberg in gewerblicher Hinsicht von Zwönitz, Elterlein und Geyer nichts zu erwarten sei, auch würde sich der Kohlentransport nach jenen Ortschaften von Zwickau dem näheren Oelsnitz-Lugauer Stein kohlenbecken zuwenden und es sei darum bereits hierorts für die Linie Stollberg-Thalheim, wodurch keineswegs der Weiterbau der Linie Zwönitz-Elterlein und Geyer nach Annaberg alterirt und aus geschlossen werde, ein Comitee von sechs Mitgliedern gebildet. Diesen Anschauungen schloffen sich mehrere Anwesende an. Es wurde noch besonders hervorgehoben, daß auch jene genannten Ortschaften sich für diese Linie lebhaft interessiren und behufs dessen für den nächsten Sonntag in Thalheim ebenfalls eine Versammlung anberaumt haben. In Erwägung dessen, daß der Staatsminister von Könneritz sich an gelegen sein lasse, das Kleingewerbe zu unterstützen und zu heben, und in der Hoffnung, daß auch der Landtagsabgeordnete Stadtrath Uhlemann sich zum Besten Stollbergs für diese Ansicht entscheiden dürfte, wurde einstimmig der Beschluß gefaßt, für Erbauung der Linie Stollberg-Thalheim eine Petition an die Staatsregierung und an die Ständeversammlung des Landes auszufertigen und abgehen zu lassen. Schließlich fand die weitere Ergänzung des Comitees statt. Deutschland. Für die Rüstigkeit, deren sich unser greiser Kaiser erfreut, zeigt auch die Thatsache, daß zwischen den verschiedenen Jagdausflügen, die derselbe in der letzten Zeit unternommen hat, nur sehr kurze Zwischenräume liegen. An die Jagden b.ei Ludwigs lust schlossen sich fast unmittelbar diejenigen bei Wernigerode im Harz an und kaum von letzteren zurückgekehrt, hat der hohe Herr an, Donnerstag den schon angekündigten Jagdausflug nach Ohlau in Schlesien unternommen, von welchem er voraussichtlich am Abend des 11. November wieder in Berlin eintreffen wird. Das Feld unserer inneren Angelegenheiten wird noch immer durch die Frage beherrscht, ob es der Negierung gelingen werde, im neuen preußischen Abgeordnetenhause eine Majorität zu finden. Eine Antwort hierauf hat indessen noch Niemand zu geben vermocht und bei der Unsicherheit, welche die parlamentarische Verhältnisse in Bezug auf das neugewählte preußische Abgeordnetenhaus augenblicklich charac- terisict, erscheint es auch sehr schwierig, die große Räthselfrage der Majorität zu lösen. Man muß darum abwarten, wie sich die Frac- tionen in der am nächsten Dienstag beginnenden neuen Landtags session in Preußen zu einander stellen werden; erst, nachdem die Fraktionen ihre gegenseitige Stellung geklärt haben werden, wird sich ermessen lassen, inwieweit die Regierung auf eine Mehrheit zählen kann. Was die Eröffnung des Landtages anbelangt, so heißt es, daß dieselbe durch den Kaiser und König in Person erfolgen werde, da das Befinden des greisen Monarchen dies erfreulicher Weise ge statte. Irgendwelche Bestätigung dieser Nachricht liegt aber aus Hochkreiscn noch nicht vor und möchten wir dieselbe vorläufig noch bezweifeln. Der Reichskanzler Füest Bismarck sah in den letzten Tagen auf seinem pommerschen Tusculum Varzin verschiedene hohe Gäste bei sich. Unter ihnen sind Fürst Hohenlohe-Schillingsfürst, der deutsche Botschafter in Paris, ferner der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuß VII. nebst Gemahlin und der deutsche Botschafter in London, Graf Münster, zu erwähnen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß