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MMer 7. Jahr«. Donnerstag, den 28. September 1882. UL A« Bezahlung des Schulgeldes wird erinnert! Inserate werden bis spätesten» Mittag« de« vorhergehenden Lage« de» Erscheinen« erbeten und die Torpu«spalten>eile mit io Pf., unter „Eingesandt'' mit «0 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal N«d zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). LbonnemrntSprei« teträgt vierteljährlich i Mark ro Ps. prnnnwormuio. für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Ott in Zwönitz. für Zwönitz und Umgegend Die Zukunft EgMeuS. Nachdem der erste Akt der egyptischen Frage, die Niederwerfung des Arabischen Aufstandes, durch dir englischen Waffen beendigt worden ist, tritt die Nothwendigkeit der Ausführung, des zweiten Aktes, die vollständige Beruhigung und staatliche Neuordnung Egyptens in den Brennpunkt der auswärtigen und europäischen Pontik. Nicht wenig Befürchtungen werden nun hinsichtlich der Auseinandersetzung über die zukünftige staatliche Gestaltung des Nillandes laut, die Furchtsamsten fürchten eine allgemeine Verfeindung der Großmächte wegen Egyptens» wo schließlich jede Interessen geltend zu machen habe, da das Nilland schon seit Jahrzehnten eine hochwichtige inter nationale Stellung einnehme, Andere besorgen Zerwürfnisse Englands wegen Egypten mit Frankreich oder Rußland, denn singeweihte Organe letzterer Großmächte haben erklärt, daß die englische Regierung sehr irre, wenn sie glaube, nur nach ihrem eigenen Gutdünken in Egypten schalten und walten zu können. Es ist min allerdings richtig, daß derartige Kundgebungen eine gewisse symtomatischs Bedeutung haben, daß sie Ereignisse wahr scheinlich machen» wenn bestimmte Voraussetzungen richtig sind, aber wir glauben nicht, daß sich die Meinungsverschiedenheiten der Groß mächte über die Zukunft Egyptens bis zu gefahrdrohenden Zerwürf nissen steigern werden. Man darf eben bei der Beurtheilung der englischen Politik niemals außer Acht lassen, daß England in erster Linie Handelsstaat und als solcher mehr schlau und auf Gewinn be dacht als kriegerisch und erobernd ist, England wird daher in Egypten semen Vortheil zu wahren suchen- ohne dieses Land zu annektiren und dadurch einigen Großmächten den Fehdehandschuh vor die Füße werfen, und aus den Zeitungen „Times", „Standard", und „Pall Mall Gazette", welche meistentheils die Anschauungen der leitenden englischen Kreise wiederspiegeln, erfährt man ja auch Pläne, welche mit unserer Behauptung übereinstimmen. Egypten soll danach in eine Art orientalisches Belgien» d. h. in ein von den Großmächten garantirtes neutrales Gebiet umgestaltet werden. Die Schmierigkeit der Lage am Nil sei aber augenblicklich die, daß der Khedive kein Heer und keine zuverlässigen Beamten habe, um seine Autorität ge nügend zur Geltung zu bringen und Ordnung im Lande zu schaffen, es sei daher natürlich, daß England im Einverständniß mit dem Khedive dessen Heer reorganisire und auch Civilbeamte nach Egypten schicke, die zur Reorganisation der Landesverwaltung nothwendig seien. Daraus folgere aber nicht, daß Egypten englisch werde, ebenso wenig wie Belgien durch das Einschreiten französischer Truppen 1830 französisch geworden wäre, denn die Verträge Egyptens mit der Türkei und den Großmächten würden aufrecht erhalten, auch werde England dafür Sorge tragen, daß die auswärtigen Aktieninhaber und fremden Kaufleute ihr Geld, resp. ihre Besitzungen zurückbekämen und der Handel in und mit Egypten bald wieder in Blüthe komme, auch sei in Friedenszeiten der Suezcanal der freien Schifffahrt un gehindert geöffnet. Mehr könne Europa nicht verlangen und alles Uebrige sei Sache des Khedive und derjenigen Macht, also England, welcher der Khedive seine Macht und Wstenz verdanke. Aus diesen Kundgebungen der englischen Presse erhellt aller dings, daß sich England seinen Vortheil m Egypten zu wahren sucht, aber gleichzeitig erfährt man auch, daß England an Europa gewisse Concessionen macht und mehr abs Garantien für diese Concessionen werden dis Großmächte von England auch nicht verlangen, da Eng land, wie die Dinge nun einmal liegen, in Egypten ohustreitig einen privilegirten Einfluß erlangt hat Tagesbericht. — Bis zum 23. d. M. hatte die Erneuerung der Lvofe für die am 2. und 3. October zu erfolgende Ziehung der 4. Classe der 102. Kgl. Sächs. Landes-Lotteris zu erfolgen. Säumige werden behufs schleuniger Erneuerung ihrer Looss hieran erinnert. — Ein Schuldner, der seine Zahlung eingestellt hat, aber einen seiner Gläubiger, mit Begünstigung vor den anderen gleichberechtigten Gläubigern, eine fällige Schuld mit baarem Gelds zahlt, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 7. Juni d. I. nicht strafbar. Es ist nur die Zahlung nach den Bestimmungen der Neichsconcursordnung anfechtbar.. — Wegen Inverkehrbringens gesundheitsschädlicher Nahrungs mittel aus § 1-2 Nr. 1 des Nahrungsmittelgesetzes ist ein Familien vater strafbar, welcher wissentlich solche Nahrungsmittel seinen Ange hörigen zum Genüsse überläßt. — Urtheil des Reichsgerichts, II. Straf senat, vom 12. Mai d. I. — Glauchau, 23. Septbr. Das „Gl. Tgbl." schreibt: Infolge des seit der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ununterbrochen an dauernden Regens ist die Mulds über ihre Ufer getreten. Bis zum Schluß unseres Blattes war das Wasser noch im Steigen begriffen. — Crimmitschau, 2A Sept. (Er. Anz.) Wir sind auch heute in der Lage, von einem Naturspiel berichten zu können. Es wurde uns nämlich von einem hiesigen Bürger ein von einer gewöhnlichen Henne gelegtes Ei überreicht, welches so- groß wie ein Gänseei ist und das außerordentliche Gewicht von 98 x hat. Von einer weiteren Eigenthümlichkeit haben wir insofern zu berichten, als eine hier woh nende Hausfrau in einer von ihr vorgestern geschlachteten Gans einen — Bandwurm vvrfand. , — Lichtenstein, 23. Septbr. In Nüdlitz brannte vergangene Nacht gegen 1 Uhr die Fankhähnel'sche Besitzung nieder. Da von den Bewohnern, 4 Familien, das Feuer zu spät bemerkt wurde, mußten sich, dieselben in der nothdürftigsten Kleidung retten. Die ganze Habe der Calamitosen verbrannte. Das Feuer entstand in der Hauskammer, welche mit Holz und Stroh angefüllt gewesen war. Leider vermißt man bis jetzt noch einen 13 Jahre alten Sohn des Besitzers, welcher vermuthlich im Feuer umgekommen ist. — x Auerbach. Ein hiesiger Einwohner, etwa 48 Jahre alt, gesund und kräftig, jedoch arbeitsscheu und dem Trünke fröhnend, ging am Sonntage in der Absicht, sich zu tödten, in die durch mehr tägige, dichte Niederschläge hochangeschwollene Göltzsch. Man fand» als man ihn am Ende der Stadt aus der brausend sich daherwäl zenden Fluth zog, den Kopf Liebolds, dies der Name des Selbst, Mörders, durch Stöße gegen das Gestein, wahrscheinlich beim Sturze vom hohen Wehre an der Falkensteiner Straße erfolgt, durchbrochen, so daß der Tod augenblicklich eintreten mußte. Um den Hals trug der Todts einen zur Schlinge gefügten neuen Strick, den als Selbst« > tödtungsmittel zu benutzen er wahrscheinlich vergaß» als er auf seinem finsteren Ausgange die schäumende Hochfluth erblickte. Liebold soll schon um 8 Uhr Morgens in einem von übermäßigem Genüsse spirituöser Getränke zeugendem Zustande gewesen sein. Halbzehn Uhr fand man seinen Leichnam, der nach Leipzig gebracht werden soll. — Nächsten Sonnabend feiert der wohlverdiente Ortsrichter Friedrich August Albert in Tannenbergsthal- sein bOjährrges Ehe jubiläum. Bei der Feier seiner goldenen Hochzeit steht der Jubilar im 75., seine Gattin im 73. Lebensjahre.. Zehn Kinder (6- Söhne und 4 Töchter, sämmtlich verheiratet, eine Tochter verwittwet) und- 47 Enkel umstehen das werthgeschätzte Jubelpaar. Ermähnt sei hierbei noch, daß der Jubilar vor Jahresfrist die seltene Feier einer 40jährigen Amtstätigkeit als Ortsrichter begangen hat und hierbei .