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Alan braucht sich ja nur vorzustellen, was geschehen soll, wenn sich England und Frankreich wegen Egypten überwerfen, oder wenn der schon seit Jahren gährende mohamedauische Fanatismus, vom Nil aus in Brand gesteckt, allmählich sich allen von Mohame- danern und Christen gemeinschaftlich bewohnten Ländern mittheilt, in beiden Fällen wäre ein Weltbrand fertig. So sehr nun aber auch in dieser Beziehung der politische Horizont umdüstert erscheint, so erwarten wir doch gerade von den bedrohlichen Eventualitäten etwas Bortheilhaftes für den Frieden, denn gerade die Furcht vor großer Kriegsuoth dürfte alle betheiligten Mächte zur Vorsicht und Mäßigung nöthigen, und von den mohamedanischen Fanatismus darf man vorläufig nicht das Schlimmste erwarten, zumal die Araber sammt ihren Glaubensgenossen erfahren haben, daß sie die Christen nicht ungestraft massakriren dürfen. Nun könnte man allerdings einwendcn: Was soll aus Egypten werden? Der dortige Zustand ist unhaltbar geworden und einmal mit dem Schwerte angefangen, wird auch nur das Schwert über das Schicksal Egyptens entscheiden, und die Engländer werden, wenn sie in langwierigen Kämpfen mit Arabi Pascha's und seiner Partei Niederwerfung fertig sind, 10 leicht ihre Hand nicht von Egypten lassen und dann ist das europäische Zerwürfniß da. Dieser Gedanken gang ist an und für sich richtig, aber nach unserer Meinung sind die Bedingungen zu seiner Erfüllung nicht vorhanden. Zunächst ist in den Augen aller Mächte ver Weltfriede doch ein so kostbares Gut, daß sie alle schlechterdings ein großes Interesse daran haben, den Frieden zu erhalten. Deutschland, Oesterreich, Rußland und Italien werden ohnstreitig schon ganz gehörig auf ihrer Hut sein, sich wegen der egyptischen Frage zu eugagiren, und wenn bezüglich Englands und Frankreichs nicht alle Beobachtungen trügen, so scheuen auch diese beiden Mächte einen Zweikampf um Egypten im höchsten Maße. So verlockend der Besitz des fruchtbaren und im Mittelpunkte des Verkehrs von drei Erdtheilen gelegenen Egypten für England und Frankreich auch sein mag, so glauben wir doch nicht, daß in London und Paris der Werth Egyptens so hoch geschützt wird, daß England oder Frankreich direkt seine Existenzbedingung daranknüpft und beide Mächte sich deshalb auf Tod und Leben bekämpfen werden, zumal es gar nicht abzusehen ist, welcher von beiden Gegnern nach langem, furchtbaren Kampfe als Sieger hervorgehen würde, denn England wie Frankreich sind starke Mächte mit gewaltigen Hülfsquelleu. Der Zwang der Umstände wird daher wohl auch den beiden großen West mächten Mäßigung und Zurückhaltung in der egyptischen Frage auf erlegen und ihnen, wie dein Erdtheile, eine in ihren Folgen unbe rechenbare blutige Auseinandersetzung ersparen. England und Frank reich werden sich bezüglich Egyptens verständigen müssen, weil es nicht gut anders möglich ist. Die Verständigung dieser beiden Mächte bedingt aber wiederum, daß der Sultan der Oberherr und der Khe- dive der suzeräne Herr über Egypten bleiben werden, denn wollte man deren Herrschaft aus dem Nillande beseitigen, so müßte eine andere Macht an deren Stelle treten und dies wäre ohne Gefährdung des Weltfriedens nicht möglich. Eine Lösung der egyptischen Frage ohne Störung des europäischen Friedens hat daher gute Aussichten. Tagesbericht. — In der sächsischen Justizpflege macht sich die höchst' erfreu liche Wahrnehmung geltend, daß seit einigen Jahren die Zahl der Meineidsprozesse sich vermindert hat. Es ist dies in der Hauptsache einer Verordnung an die sächsischen Justizbehörden zu verdanken, worin der derzeitige Justizminister v. Abeken zu größerer Vorsicht in und bei Abnahme von Eiden ermahnte. Andererseits werden in Sachsen aber nach wie vor recht viele Klagen wegen der Gerichts kosten laut. Wohl oder übel sind infolge deren viele Leute ange wiesen, das ihnen zustehende Neckt nicht zur Geltung bringen zu können, und es unterliegt keinem Zweifel, daß die Erkenntniß dieser Sacklage eine ganze Reihe von schwindelhaften Unternehmungen be günstigt. — Annaberg. Am 13. Juli wurden zwischen Königswalde und Jöhstadt im Ännaberger Nathswald zwei Kinder im Wasser todt aufgefunden. Nach weiterer Erörterung hat sich herausgestellt, daß die Kinder, ein ^/zjähriger Knabe und ein I V4 Jahr altes Mädchen, mit ihrer Mutter, der Frau Breitfeld, am 6. Juli ihren Wohnort, verlassen haben und bis heute die Mutter der Kinder nach ihrer Wohnung noch nicht wieder zurückgekehrt ist. — Schwarzenberg. In verflossener Woche stürzte ein Theil des im Bau begriffenen Tunnels der Schwarzenberg-Johanngeorgen- städter Eisenbahn nebst einer Gartenmauer in ziemlicher Länge zu sammen. Der Zusammenbruch geschah glücklicherweise des Nachts, ein weiterer Unfall ist außer der Verzögerung des Baues nicht zu beklagen. — Burkhardsdorf, 16. Juli. Am vergangenen Donnerstage Vormittags verunglückte hier in der Zwönitz das ziemlich zweijährige Kind des Strumpffabrikanten Freitag, indem dasselbe in einem un bewachten Augenblicke dem Ufer des oberen Mühlgrabens zu nahe kam und, ohne daß jemand es gesehen, ins Wasser stürzte. Ober halb des Mühlrades der Oelslermühle wurde der entseelte Leichnam des Kindes aufgesunden. — x Auerbach. Von vier Burschen, welche nach durchzechter Nacht am Sonntag früh ^5 Uhr baden gingen, versank der Eine im Teiche, nach dessen Mitte er sich zu weit vorgewagt hatte. Kein des Schwimmens Kundiger war in der Nähe, der die Rettung ver sucht hätte, versuchen konnte. Nur Einer stand unweit, ein Familien vater, der erst kürzlich dem Tode entgangen war. Dieser wollte eine That nicht wagen, die seine Familie des Ernährers berauben konnte. Die herbeigeholte Hilfe kam zu spät. — In Cainsdorf ertrank beim Baden in einem Teiche der 26 Jahre alte unverheirathete Dienstknecht Heinrich Alfred Spranger aus Schönau. — Brand bei Freiberg, 15. Juli. Die Sittlichkeitsverbrechen, verübt an Kindern bez. jugendlichen Personen, mehren sich'in schreck hafter Weise. Wie wir vernehmen, befindet sich ein Bergarbeiter M. von hier im hiesigen Amtsgerichtsgefängniß in Haft, welcher im dringenden Verdacht steht, bez. auch eingestanden haben soll, gewalt sam einen solchen Frevel vorgenommen zu haben. Man möchte hieran die, angesichts solcher Verbrechen leider Gottes sich nothwen dig machende Aufforderung für Eltern beifügen, in der Ueberwachung ihrer Kinder recht sorgfältig zu sein. Der Verbrecher sieht einer wohlverdienten exemplarischen Strafe entgegen. — Riesa. Am Donnerstag verunglückte beim Negimentsexer- zieren auf dem Schießplätze bei Zeithain ein Kanonier der 8. Bat terie dadurch, daß er beim Trabfahren während des Passirens eines Grabens vom Sitze geschleudert wurde. Das Geschütz ging ihm über den Leib und er erlitt außerdem noch einen Armbruch. — Dem Vernehmen nach wohnt nächste Woche Se. Maj. der König den Schießübungen bei. — Es ist bereits bekannt, daß am 15. September die große Kaiserparade über die gejammten sächsiscken Truppen auf der Ebene südlick von Riesa abgehalten werden soll. Wie man weiter erfährt, wird sich der Kaiser, einer Einladung des Königs von Sachsen fol gend, von dort nach Meißen und der Albrechtsburg begeben; in seiner Begleitung werden sich der Kronprinz, Prinz Friedrich Karl und Feldmarschall Gras Moltke befinden. — Bautzen, 14..Juli. Der Cigarrenfabrikant Liebqu, sowie .der Agent Näther hatte« sich vor einigen Tagen ttnter Uniständen j