Volltext Seite (XML)
alt, Aid die cht. der er- 9e- fd. en- iit-. N. nel !pe )N, uv m- ter at- en en ne fe? es icr icr f- n- n, h. Nl iS g r. n Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. pfkvttumvranrjtt. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpus spalten zeile mit tv Pf., unter „Eingesandt" mit 80 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend DrgQn für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. AG. Dienstag, den 25. April 1882. 7. Jahra. Tagesbericht. — Bestellt in einem Gastlokal ein unbekannter Gast Speisen und Getränke, ohne von seiner ihm bewußten Mittellosigkeit und Zahlungsunfähigkeit dem Gastwirth oder dessen Personal Mittheilung zu machen, so genügt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, HI. Strafsenats, vom 28. Januar 1882 dieses Verhalten zur Bestrafung des Gastes wegen Betruges, ohne daß es der Feststellung sonstiger Thatsacheu bedarf, aus welchen die Absicht des Prellers, einen Jrr- thum über seine Zahlungsunfähigkeit zu erregen, hervorgeht. — Ein Commis in Falkenstein, der den fortschrittlichen Wahl aufruf bei der letzten Reichstagswahl im 22. Wahlkreise mit unter zeichnete, wurde vom Schöffengericht zu 180 Mk. Geldbuße verur- theilt, weil er öffentlich geäußert halte, der Amlshauptmann v. Po lenz habe sich Wahlbeeinflussung zu Schulden kommen lassen, welche Behauptung der Beklagte in keinem Falle zu beweisen vermochte. — Hainichen, 21. April. Ein schrecklicher Unfall ereignete sich heute Vormittag bei dem gegen 11 Uhr iu Hainichen eintreffen den Roßweiner Persouenzuge. Als der Zug sich nicht mehr weit von Hainichen befand, stürzte sich die Frau eines dortigen Gast- wirthes mit ihrem sechs Jahre alten Söhnchen vor der Locomotive in das Geleis. Beide wurden, trotzdem der Zug auf ganz kurze Entfernung hielt, überfahren und starb die Frau nach kurzer Zeit an den erlittenen Verletzungen, während das ebenfalls schwer ver letzte Kind am späten Nachmittag noch lebte. Beide waren kurz vorher an der Bahnböschuug sitzend gesehen worden und muß der Anblick für das Locomotivpersonal ein furchtbarer gewesen sein, als es bemerkte, daß die Frau, den sich sträubenden Knaben nachzieheud, sich in das Geleis stürzte. — Die Sänger des Döbelner Gesangvereins „Harmonia" kehrten in der Nacht zum 17. d. von einem Concert aus Großweitzschen zurück. Der Omnibus, der sie zurückbrachte, kam jedoch in der Räbe von Zschepplitz vom Wege ab, fuhr in den Straßengraben und warf um, wodurch fast alle Insassen mehr oder minder schwer verletzt wurden. — Die Gegend von Sömmerda in Thüringen wurde am 15. April von einem schweren Hagelnnwetter heimgesucht, sodaß binnen wenigen Minuten nußgroße Eisslücke in Höhe eines halben Fußes unsere Felder bedeckten. Großer Schaden ist den Obstbünmen und den Saaten zugefügt worden. — Gera. Die Hinrichtung des Kommis Gebhardt hat, wie wir bereits berichtet, am Donnerstag, Morgen 6 Uhr stattgefnnden. Um 5 Uhr besetzte die 8. Kompagnie des hiesigen 2. Bataillon 90. Infanterie-Regiment mit einem Zuge die Portale des in der Schloß- slraße gelegenen LandgerichiSgcbäudeS. Es war wenige Minuten nach 6 Uhr, als Gebhardt in Begleitung zweier Subalterngerichts beamten, anscheinend ruhig, wenn auch bleichen Aussehens, unter dem in den Hosraum führenden Thore erschien. Nach Verlesung des Urtheils und erfolgter Uebergabe Gedhardt's an den Scharfrichter Krauts vollzog sich der Akt der Hinrichtung ungemein schnell. Kaum zwei Minuten halte die Proccdur gewährt. Wie man hört, soll Gedhardt's Leiche nicht der Anatomie der Universität Jena über geben, sondern hier begraben worden sein. In der Schloßstraße hatten sich zahlreiche Gruppen Neugieriger angesammelt, die ihre Neugierde indeß nicht zu befriedigen vermochten. Die Eigenthümer der Häuser, von deren Rückseite aus man etwa den Hofraum des Landgerichtsgebäudes zu sehen vermocht hätte, waren polizeilicherseils ersucht worden, keinem Unberufenen den Eintritt in ihre Häuser bez. den Ausblick in den Hofraum des Landgerichtsgebäudes zu gestatten. — Es ist noch ein bemerkenswerthes phychologisches Interesse, das Benehmen Gedhardt's in den letzten Tagen vor seinem Ende zu verfolgen. Er scheint Hoffnung auf Begnadigung gehadt zu haben. Als ihm bekannt worden war, daß er auf Begnadigung nicht zu hoffen habe, soll er vollständige Zerknirschung gezeigt und Tag und Nacht geseufzt, geweint, gebetet und geistliche Lieder gesungen haben. Später zeigte er mehr Ruhe. Während der letzten drei Tage waren ihm die Fesseln an den Händen abgenommen. Während der Nacht, von 6 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens, nahm in seiner Zelle, deren Thür nun nicht mehr verschlossen war, ein Doppelposten vom hiesigen Jnsanteriebataillon, ohne Gewehr, aber mit gezogenem Säbel, Auf stellung, ein Soldat am oberen Ende des Lagers, der andere am unteren. Von zwei zu zwei Stunden wurden die Posten abgelöst. Gebhardt soll in diesen drei letzten Tagen gefaßt und ruhig erschienen sei», aber auch häufig wirre Redensarten geführt haben. Zuweilen soll er sich auch ganz unbefangen mit den Soldaten unterhalten haben. Das sei sein Schicksal, daß er nun hingerichtet werde, soll er, wie erzählt wird, geäußert haben. Acht volle Tage habe er Zeit gehabt zur Flucht. Es sei ihm ein Leichtes gewesen, in dieser Zeit nach einem Seehafen zu kommen und nach Amerika zu fahren. Aber er sei eben nicht fortgekommen. Das habe so kommen müssen. Er gleiche jetzt auch einem Soldaten in der Schlacht, nur mit dem Unterschied und da sei er eigentlich besser dran, als ein Soldat, daß er wisse, wenn der Tod an ihn herautrete, der Soldat wisse es aber nicht, wenn ihn die Kugel treffen werde, diesen träfe der Tod un vorbereitet. Am Mittwoch ließ er sich ein Glas Bier und eine Ci garre reichen. Das ist seit sechs Monaten die erste wieder, die ich rauche, soll er dabei geäußert habe». Den Scharfrichter Krauts, der gestern iu Begleitung mehrerer BerufSgeuossen hier ankam und Geb hardt im Lause des Tages besuchte, soll er gebeten haben, ihn bei den Vorbereitungen zur Hinrichtung nur ganz allein gewähren zu lassen. Er wolle Alles, was nöthig sei, selbst an sich vornehmen und sich das Hemd selbst Herunterstreifen. Das führte er auch aus. Gebhardt hat auch das heilige Abendmahl vorher genossen. — Karlsbad, 20. April. Am vergangenen Sonntag ver gnügten sich zwei Bergleute damit, mit einem 6 läufigen Revolver nach einer Scheibe zu schießen. Nachdem 5 Schüsse abgefeuert waren, versagte die Waffe, und der eine Schütze untersuchte die Mechanik, während der andere zusah. Unversehens klappte der Hahn aus den Stift der Patrone, die Kugel ging los und fuhr dem zuschauenden Bergmann in die Brust. Der Thäter holte erst einen Arzt herbei, ging daun aus'ö Gericht und stellte sich dem Richter als strafbar vor. Es wurde sofort eine Untersuchung des Falles vorgeuommen, da der Verletzte noch vernehmungsfähig war. Rührend war es, wie dieser um Schonung für seinen Kameraden, den er als ganz schuld los bezeichnete, bat. Leider ist der Schwerverwundete, welcher eine Frau und 6 Kinder hinterläßt, seinen Leiden erlegen. Deutschland. Der Kaiser ersrcut sich in Wiesbaden des besten Wohlbefindens und unternimmt täglich kleinere oder größere Aus fahrten. Am Freitag empfingen er und die Kaiserin, welche am genannten Tage früh 8 Uhr ebenfalls in Wiesbaden eingetroffen ist, den Besuch des auf der Rückreise nach Petersburg begriffenen Groß fürsten Wladimir von Rußland. Letzterer traf am Sonnabend in Berlin ein und setzte nach mehrstündigem Aufenthalte Abends 11 Uhr die Reise nach Petersburg sort. Angesichts der in dieser Woche erfolgenden NeichStagseröffnung mindert sich erklärlicher Weise das Interesse an den Verhandlungen der zur Zeit noch thätigen Landtage verschiedene Bundesstaaten, zumal diese Verhandlungen Gegenstände von allgemeinerem Interesse nicht berühren. Was das preußische Abgeordnetenhaus anbelangt, so sind von dessen Verhandlungen in der vergangenen Woche nur die Debatte am Donnerstag und Freitag über die Vorlage betreffend die Erweiterung, Vervollständigung und bessere Ausrüstung des Staatseisenbahnnetzes hervorzuhcben. DaS Haus genehmigte schließ lich den Bau einer Anzahl von Linien untergeordneter Bedeutung und ebenso die zur Anlage zweiter Geleise und zum Umbau und zur Erweiterung von Bahnhofs-Anlagen geforderten Summen durch weg nach den Commissionsanträgen. Von weiterem Interesse war lediglich die Discussion über die Umgestaltung der Kölner Bahnhöfe.