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Erscheint wöchentlich drei Mal und ,war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich 1 Marl 20 Pf. prseuuwüranäo. ÄMM für Inserate werden bis spätesten« Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redäcteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 78. Dienstag, dm 5. Zuli 1881.«. Jahrg. Bekanntmachung, die diesjährige Landtagswahl betr. Nach den bestehenden gesetzlichen Vorschriften wird den Wählern der Stadt Zwönitz bekannt gegeben, daß die Wahl eines Abge ordneten für den Landtag im 17. städtischen Wahlkreise Dienstag, den 12. dieses Monats, zu erfolgen hat. Als Wahllocal wird das Sessionszimmer im hiesigen Nathause und*) die Zeit von vormittags 1v bis nachmittags 3 Uhr zur Abgabe der Stimmzettel bestimmt. Zwönitz, am 1. Juli 1881. Der Wahlvorsteher. Brgrmstr. Schönherr. *) War irrthümlicher Weise in voriger Nummer „auf" gedruckt. Wahlversammlung. Die von dem fingierten Wahlcomitee für Dienstag Abend in dem goldnen Adler in Stollberg ausgeschriebene zahlreich besuchte Wahlversammlung wurde von Herrn Samuel Forbrig, der sich als Einberufer entpuppte, eröffnet. Herr Nealschuloberlehrer Lösche wurde einstimmig zum Vorsitzenden gewählt und gab — nachdem er zur Klarstellung der Sachlage vorausgeschickt hatte, daß in Stollberg zwar ein Wahlcomitee bestehe, aber nicht für Herrn Hartwig, sondern für den als Kandidaten des Kreises bereits proklamirten Herrn Baumeister Stadtrath Uhlemann aus Stollberg — Herrn Hartwig das Wort zu seinem Vortrage. Herr Hartwig schilderte in längerer Nede unsere Verfassungsverhältnisse, die Zustände auf dem Landtage, die Betheiliguug des letzteren an der Gesetzgebung und die Finanz lage des Landes, berührte namentlich die Eisenbahnpolitik und sprach sich dabei besonders für die Secundärbahnen aus. Nachdem er schließlich noch einen Excurs in das Gebiet der sächsischen Geschichte unternommen, bei dem er sich als ein Mann bewies, der treu zu König und Vaterland, auf das stolz zu sein wir alle Ursache hätte», hält; schloß er seinen Vortrag, der manches Interessante bot, wenn schon er ein tieferes Eingehen auf die politifchen und wirthschaft- lichen Fragen, insoweit sie auf dem sächsischen Landtage zur Er örterung kommen werden und namentlich auch unseren Kreis be rühren, vermissen ließ. Herr Dathe berichtete hierauf als Vor sitzender des Landtagswahlcomitees, wie Männer aus allen Städten des Wahlkreises mehrfache Verhandlungen über die Aufstellung eines Kandidaten gepflogen, wie sich dann die 5 Städte Elterlein, Geyer, Grünhain, Stollberg und Zwönitz auf Herrn Baumeister Uhlmann geeinigt und nur Ehrenfriedersdorf und Lößnitz sich schließlich nicht gefügt, trotzdem sie an der Abstimmung theilgenommen. Herr Dathe hat Angesichts dieser Thatsache Herrn Hartwig, im Interesse der guten Sache und der Einigkeit der Ordnungsparteien zurückzutreten, namentlich, da er ja auch schon im 13. Wahlkreise kandidire. Herr Hartwig verwies den Redner mit seiner Bitte an das Ehren friedersdorfer Comitee. Im Namen desselben sprach Herr Massalsky, der sich mit 3 anderen Herren aus Ehrenfriedersdorf eingefunden hatte. Herr Massalsky beklagte sich zunächst über die unfreundliche Aufnahme, welche Herr Hartwig gefunden und erklärte dann be stimmt, wie Ehrenfriedersdorf „durchaus gar nicht" zugeben werde, daß Herr Hartwig zurücktrete. Der Vorsitzende wies die gemachten Vorwürfe zurück, indem er ausführte, daß der Empfang natürlich hätte kühl sein müssen, da das Verfahren der Herresi einen solchen provocirt; im übrigen habe man keinen Grund, sich über seine Ge schäftsführung zu beklagen, und werde auch keinen erhalten, was üb rigens später von Herrn Hartwig ausdrücklich anerkannt wurde. In der nun weiter sich entspinnenden Debatte wies Herr vr. Gelbe schlagend nach, wie sehr Ehrenfriedersdorf im Unrechte sei, noch einen zweiten Kandidaten aufzustellen und so eine Stimmenzersplitterung herbeizuführen, die der Ordnungspartei nur schädlich sein könne. Auf die Bemerkung des Herrn M., daß nach einem Zurücktreten des Herrn Hartwig Herr Amtshauptmann von Bernewitz aufgestellt werden würde, replizierte Herr Dathe scharf, daß das sowohl den genannten beiden Herrn Kandidaten, als auch der Vereinigung der Städte gegenüber nicht gerade loyal genannt werden könne, da hieraus klar hervorzugehen scheine, daß es sich nicht sowohl um die Person der Herren Hartwig und v. Bernewitz, als um eine Stimmenzer splitterung handele. Herr Metallwarenfabrikant Neugebauer trat warm für die Kandidatur Uhlmann ein und betonte, daß Herr Hartwig bereis einmal dem Landtage angehört, aber von seinem Wahlkreise nicht wieder gewählt worden sei, weil er sich einen Widerspruch zwischen seiner Abstimmung und seiner vorher kundgegebenen Meinung habe zu schulden kommen lassen; gegen welchen Vorwurf sich Herr Hartwig vertheidigte. So spann sich die Debatte, in welche auch Herr Direktor Schneider von Ehrenfriedersdorf mehrfach eingriff, noch längere Zeit fort, bis der Antrag auf Schluß gestellt wurde. Der Vorsitzende gab mir noch ein Resums, in welchem er mit Be ziehung auf eine desfalls von Herrn Massalsky gemachte Bemerkung darauf hinwies, Laß Herr Baumeister Uhlmann nur dann erst seine Aufstellung gewilligt, nachdem er außer von Stollberg noch in 4 anderen Städten gebeten, und daß es ihm unbedingt nicht beige kommen sein würde, sich von einer Minorität aufstellen zu lassen. Da an der Debatte sich naturgemäß nur wenige Herren von Stoll berg beteiligen konnten, so schlug der Vorsitzende, damit Herr Hartwig ein klares Bild über die Stimmung hier gewinne, vor, die ver sammelten Wähler von Stollberg mögen sich durch eine Abstimmung darüber erklären, ob sie mit den bisherigen Vorgehen des hiesigen Wahlkomitees, beziehentlich mit der Aufstellung des Herrn Baumeister Uhlmann einverstanden und ob sie an der'Kandidatur Uhlmann festzuhalten gesonnen seien? Nachdem diese Fragen eine beinahe einstimmige freudige Bejahung gefunden, wurde der Schluß der Versammlung vom'Vorsitzenden ausgesprochen. r. Tagesbericht. — Wenn es im wohlverstandenen Interesse des engeren Vater landes liegt, der gedeihlichen Entwickelung jeglichen Ermerbszweiges nach Möglichkeit Vorschub zu leisten, so verdient die seitens der k. Staatsregierung der vaterländischen Pferdezucht zu theil werdende Fürsorge ganz besonderer Erwähnung. Wenn die vaterländische Pferdezucht zuweilen als nicht entmickelungsfühig, als mit den ört lichen Verhältnissen Sachsens nicht vereinbar bezeichnet wird, so ist solche Ansicht, wie so manches andere bereits hinreichend widerlegte Vorurtheil eben nur Vorurtheil, und darum grundlos. Der Bedarf Sachsens an Pferden ist ein höchst bedeutender und muß zu durch Zukauf von außen gedeckt werden, der Ausfluß sächsischer Vaarmittel ist demnach nach dieser Richtung hin ein ganz enormer. Sachsens Landwirthschaft vermag die Pferdezucht für sich, für des Vaterlandes Gesammtwohl weit nutzbarer zu gestalten. Nur muß es derselben Ernst, voller Ernst damit sein! Es muß die früher und zu gewissem Theil noch jetzt übliche planlose Zucht durch rationelle Züchtung,