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Erscheint wSchenMch drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark so Pf. pr»n>ii»«ranä<». Amcher für Inserat» werden bi« spätestens Mittag» de« vorhergehenden TageS de» Erscheinens erbeten und die CorpuSfpaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz undUmgegend. Amtsblatt für den Stadtgcmcinderath zu Zwönitz. «5. Tagesgeschichte. Berlin, 30. Mai. Der Schah von Persien trifft, dem Ver» nehmen nach, am Freitag Abend, von Warschau kommend, mit seinem Gefolge auf der Ostbahn hier ei» und wird voraussichtlich eine Wohnung im königliche» Schlosse beziehen. Wie man Hörl, beab sichtigt derselbe, in Berlin sich nur einen Tag aufzuhalten und dann seine Reise nach Wie» fortzusetzen. — Die „Nat.-Ztg." schreibt: Wie zu Anfang des vorjährigen Krieges die Sorge in Europa auftauchte wegen der in Beirut und Damaskus zuerst auftreteudeu Pest, so richtet sich gegenwärtig die Aufmerksamkeit auf die Cholera. Die aus Indien in Suez anlangen den TruppenlranSportschiffe haben mehrfach Cholerakranke an Bord gehabt. Wenn die Krankheit auch bisher, wie es scheint, nicht mit großer Heftigkeit auftrat, so rechtfertigen doch die Erfahrungen, die mit solchen Epidemien, gerade wenn sie aus Asien kamen, gemacht wurden, die größten Vorsichtsmaßregeln. England beobachtet für seine Schiffe eine Quarantäne, aber es ist das Recht ganz Europa's, daß diese Quarantäne mit aller möglichen Strenge und für alle Fälle durchgeführt werde. Wir glauben, daß hier eine Angelegenheit vor liegt, ans welche die Aufmerksamkeit aller europäischen Regierungen sich sehr ernstlich zu richten hat. Die gegenüber der Ueberführnng asiatischer Truppen nach Europa erhobenen Bedenken erhalten hier eine ebenso unangenehme als bedeutsame Bestätigung. Die englische Regierung setzt sich jedenfalls einer schweren Verantwortlichkeit aus. London, 28. Mai. Am Donnerstag wird dem Kronprinzen des deutschen Reichs eine bereits mit zahlreichen Unterschriften be deckte Loyalitätsadresse der hier wohnenden Deutschen überreicht werden. In derselben wird auf das Band der Liebe zum gemein samen lheneren Vaterlande hingewiesen, das alle Deutschen umschließe und daran ein herzliches Willkommen an den Kronprinzen und die Versicherung unerschütterlicher Anhänglichkeit an das glorreiche Kaiser haus und den erhabenen Fürsten geknüpft, dem es vergönnt gewesen sei, die dem deutschen Vaterlande gebührende und so lange vorenthaltene Machtstellung zu sichern. Da» ruchlose Attentat, dessen Gegenstand der Kaiser gewesen, hätte nur dazu beigetragen, die Gefühle der An hänglichkeit und Liebe aufs Neue zu beleben. London, 29. Mai. Earl Russel ist gestern Abend kurz vor I l Uhr gestorben. — Nach einem aus Portsriko eingegangenen Tele gramm ist das Packetboot „Tasmanian" bei Ponce (Portoriko) ge- scheitert; Schiffe und Mannschaften waren abgegangen, um Hilfe zu bringen. Kokales und Sächsisches. * Zwönitz, 3l. Mai. In der heutigen Mittagsstunde wurde dem Handarbeiter Fischer beim Ansbohren eines geladenen Bohrloches da durch, daß der Schuß dabei sich entlud, derartig die rechte Hand sammt Hanogelenk zerschmettert, daß die Amputation am Vorderarm auSgeführt werden mußte. — Von heute, Sonnabend, an ist alles Geld, worauf nicht „Deutsches Reich" steht, mit alleiniger Ausnahme der Thaler, werthloö. — Zum silbernen Ehejubiläum wird unserm KönigSpaar eine Votivtafel von Er; mit dem Namen kämmllicher Städte überreicht werden. Es habe» dies zu thun die Vertreter der Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz und in Folge LooSziehung die der Mittelstädte Radeberg, Rochlitz, Treuen und die der kleineren Städte Wilsdruff, Geringswalde und Schlettau. Sämmtliche Kreise Sachsen» (Städte und -kitterschaft) zusammen bieten als Geschenk «in vollständiges Meublement zur Aufstellung in dem Bankelsaale der AlbrechtSburg zu, Mußen im. Werth, von etwa 15,000 Mark dar. Wir au» kleinem Ausängen GroH es hervorgehen kann, 3. Jahrg. sieht man deutlich an der von dem verstorbenen Kirchen« und Schul- rath Döhner gestifteten BolkSschulfreund-PensiouScass« in Dresden, die aus dem Reinerträge der pädagogischen periodischen Schrift „Volksschulfreund" entstanden ist. Sie hat in 82 Jahren 256,260 Mark Pensionsunterstützungen an emeritirte Lehrer oder deren Wittwen gezahlt und besitzt ein Vermögen von 7O,l87 Mark. Die Ausgaben des vergangenen Rechnungsjahres betrugen 40,815 Mark. Dresden, 28. Mai. Der Mordproceß Pusinelli ist nach drei tägiger Verhandlung vor hiesigem Geschwornengericht gestern zu Ende geführt worden. Die Verhandlungen, zu denen jeden Tag «ine Unmasse von Hörlustigen zuströmte, die selbst Treppen und Flur des Gerichts« gebäudes Kopf an Kopf besetzt hielt, haben leider nicht vermocht, ab solute Klarheit in das Dunkel zu bringen, welches über die grausige» ganz Dresden in Aufregung versetzende That ausgebreitet liegt. Be kanntlich wurde der 77 Jahre alte Rentier Pusinelli, vielen Dresdnern- als reicher Sonderling in Erinnung, am 27. Oktober v. I. in seiner Wohnung, große Brüberstraße Nr. l, 4. Etage, beraubt und ermordet aufgefunven, und fiel der Verdacht auf die in demselben Hause neben dem Quartier des Ermordeten wohnenden Angeklagten Damenschneider Stebich und Tischler Georgy, welche die That leugnen, aber zugeben,. längere Zeit mit dem Gedanken umgegangen zu sein, den reichen Nachbar zu bestehlen. Beide wußten auch von der Existenz eines mit Geld gefüllten Reisenecessaires, das Pusinelli in der Regel im Bette aufbewahrte und welches nach seiner Ermordung ausgeschnitten und geleert im Zimmer lag; Georgy räumt auch ein, eine» wenige Tage vor der That gekauften Schnitzer scharf geschliffen und später, während seiner kurzen Freilassung wieder stumpf gemacht zu haben. Auch fällt in diese Zeit das Aufsinven eines Packers mit zu P.'schen Staats» papieren gehörigen Coupons in einem Hausflur am Neumarkt, von dem angenommen wurde, daß Georgy sich desselben auf dem Heimwege von einer Restauration durch Wegwerfe« erledigt habe. Letzteres wurde aber durch die Hauptverhandlung nicht erwiesen. Bon den abhanden gekommenen Gegenständen konnte bei de» Angeklagten nicht das Ge- ringste entdeckt werden. Nachdem am Sonnabend Abend die Beweis aufnahme (es wurden nicht weniger als 57 Zeugen und Sachver ständige vereidigt) geschlossen war, begannen gestern früh die Plaidohers des Oberstaatöanwalls Roßtäuscher und der Vertheidiger Justizräthe Or. Stem und vr. Schaffrath. Die Berathung der Geschworenen dauerte 2 Stunden; sie bejahten die auf Versuch des schweren Diebstahls gerichtete Schuldfrage, verneinten aber die auf Mord bez. Tödtung gerichteten. Das Abends '/<9 Uhr verkündete Urtheil lautete auf 3 Jahre Zuchthaus für Stebich wie für Georgy. Chemnitz. Ueber die Verhaftung Most's schreibt die „Chemnitzer Zeitung": Der ReichStagsabgeorduete Most hielt bekanntlich gestern (Sonntag Vormittag) in „Stadt London" eine Rete über „Das Reichsgesundheilsamt und sein Programm", bei weicher Gelegenheit er jedoch weniger von dem genannten Amte selbst, als vielmehr von allen möglichen anderen Dingen sprach, die gar nicht zur Sache ge hörten. Zuletzt kam er auch auf das „Attentat" zu sprechen und suchte die Unschuld der Socialdemokratie an demselben mit den be kannten, aber nichtssagenden Gegengründen zu beweisen. Dabei erging er sich auch in Ausdrücken, welche vir Geduld der anwesenden Polizei beamten sehr auf die Probe stellten. Schließlich löste Herr Polizei- inspector Carius die Versammlung auf — Herr Most nahm aber trotz des Verbotes nochmals das Wort und sagte: „Parteigenossen! Ich habe mein Ziel doch erreicht. Was ich Euch habe sagen wollen, habe ich Euch gesagt. Stimmt nur mit mir in ein „Hoch auf die socialistischen Bestrebungen und deren ferneren guten Fortgang" ein! Nach diesen Motten wurde Herr Most seiner Widersetzlichkeit wegen, welche er sich grgen das polizeiliche Verbot hatte zu Schulden kommen lassen, arretirt und nach der Polizei abgeführt. Chemnitz, 27. Mai. Ueber die an hiesige Pokizeibeamt» ge langten Drohbrief» Ore weiter gemeldet: Heute ist, durch, die Poft Sonnabend, den 1. Juni 1878.