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Der Grenzbote Inserate von hier und aus dem Verbreitungs bezirk werden mit 10 Pfg., von auswärts mit 15 Pfg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamen die Zeile 20 Pfg. Der Grenzbote erscheint täglich mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus bezahlbar, 1 Mk. 2t» Pfg. Bestellungen werden On der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. ÄgM M MM für Dorf und das obere Vogtland Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Atto Weyer in Adorf. Hierzu Sonntags die illusLrirte Gratisbeilage „Der Zeitspiegel". 176. Donnerstag, den 2. August 1960. 63. Iahrg. Der am 1. August d. I. fällige 2. Termin der Grundsteuer ist baldigst, läng stens bis zum 14. desselben Monats zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung an un sere Stadtsteuereinnahme abzuführen. Adorf, am 31. Juli 1900. Der Stadtrath. Das deutsche Hilfscomite fiir Ostasien hat einen Aufruf zur Sammlung von Liebes- gaben für unsere in Ostasien kämpfenden Brüder, ihre Angehörigen und deren Hinter bliebenen erlassen, weil die geordnete Fürsorge des Reichs der Ergänzung durch eine umfassende Liebesthätigkeit des gesammten Volkes bedürfe. Unter Bezugnahme auf diesen auch von Ihrer Majestät unserer Königin unterzeich neten Aufruf erklären wir uns zur Annahme von Gaben bereit und bitten, diese ans der Polizeiwache unter Einzeichnung des geleisteten Beitrags in die ausliegende Liste abzuliefern. Auch die Geschäftsstelle des Grenzboten ist zur Entgegennahme von Spen den ermächtigt. Adorf, den 31. Juli 1900. Der Stadtrath, , Kämnitz. Die in der Stallung Cat.-Nr. 271 in Adorf ausgebrochene Rotzkrankheit ist wieder erloschen. Adors, den 1. August 1900. Der Stadtrttth. Kämnitz. Albert-Zweigverem Gel-nutz. Die geehrten Mitglieder des Zweigvereins werden in Befolgung eines Ersuchens des Direktoriums des Albertvereins andurch noch ganz besonders aus den vom Deutschen Hilsskomittz für Oftasien erlassenen Aufruf, dem sich die sächsischen Vereine vom Rothen Kreuz uud der Albertverein allenthalben ange schlossen haben, hingewiesen nnd gebeten, auch ihrerseits dazu beitragen zu wollen, daß das Ergebnitz der zu Gunsten unserer wackeren, nach Ostasien entsendeten Mann schaften und deren Angehörigen eingeleiteten Sammlung ein recht erfreuliches und reiches werde. Etwaige Beiträge werden bei den Kassenstellen der Königlichen Amtshauptmannschaft Oelsnitz nnd der Stadträthe zu Oelsnitz, Markneukirchen und Adorf sowie bei den Herren Gemeindevorständen jederzeit angenommen werden. Oelsnitz, den 30. Juli 1900. Anna Herzog, Vorsteherin. sPotttische Rundschau. Bremerhaven, 31. Juli. Der Kaiser hat sich von Helgoland aus mit der „Hohen- zollern" nach Bremen-Feuerschiff begeben, wo um 6 Uhr die Begrüßung der mit deutschen Truppen auslausenden „Sardinia" in feierlicher Weise stattfand. Zweimal passirte die „Hohen- zollern" den Transportdampfer, dessen Beleg schaft von Reeling und Strickleitern aus dem Kaiser entgegenjubelte. Der Kaiser stand salu- tirend hoch oben auf der Commandobrücke, die Kaiserin winkte vom Oberdeck grüßend mit einem weißen Tuchs. Dann stiegen an Bord der „Hohenzollern" die Wimpel, durch die der Kaiser den Ausfahrenden glückjiche Reise wünschte. Die „Sardinia" nahm ihren Kurs in der Rich tung des Kanals, die „Hohenzollern" in derjeni gen auf Helgoland. Die Heerschau auf hoher See war vorüber. Der Auslauf der „Aachen" und der „Straßburg" hat heute Nachmittag in Bremerhaven stattgefunden. Der Kaiser kam trotz der stürmischen See dorthin, um dem Aus lauf beizuwohnen. An Bord der „Hohenzollern' befanden sich das Kaiserpaar, die Prinzen und Graf Bülow, das Schiff wurde von den Saluts des Forts Brinkhammer 1 begrüßt. Die „Aachen" nimmt ca. 500 Mann mit sich, nämlich eine Sa nitätskompagnie, eine Feldbäckerei-Colonne und eine halbe leichte Feldhaubitzen-Munitionscolonne. Die „Straßburg" hat 850 Mann an Bord, näm lich das 1. Bataillon des Ostasiatischen Infante rie-Regiments Nr. 2. — Nach der „Köln. Volksztg." belaufen sich die Kohlenkosten der beiden auf der Fahrt nach China befindjichen Transportdampfer „Wittekind" und „Frankfurt" auf 95 000 Mk. Die 4 Panzer schiffe der Brandenburgklasse erfordern für die Reise nach China einen Kohlenverbrauch im Be trage von 309 600 Mk. — Ein hochersreuliches und zur Nacheiferung aufmunterndes Erträgniß hat die Hilfsaction für unsere deutschen Soldaten in China namentlich in Hamburg ergeben, indem die Sammelliste des dortigen Comitees gleich am ersten Tage einen Betrag von 27 000 Mk. aufweifen konnte. — Die Thronfolge in den Herzogthümern Sachsen-Koburg und Gotha gehört nach der Verzichtleistung des Herzogs Arthur von Con- naught, Bruder des Herzogs Alfred, zu Gunsten des Sohnes seines verstorbenen jüngeren Bruders Leopold, dem jetzt 16jährigen Herzoge Karl Eduard von Albany, dessen Vormund der Erb prinz Ernst zu Hohenlohe-Langenburg ist. Nach dem am 3. Juli v. I. vom Landtage verab schiedeten Gesetze, betreffend die Thronfolge, steht dem genannten Vormunde die Regierungsver wesung bis zur Mündigkeit des Herzogs zu. Herzog Alfred ist durch sein plötzliches Hinschei den vor langem, qualvollen Siechthum bewahrt worden. Der Herzog suchte im Mai dieses Ia- res mit günstigem Erfolge in Herkulesbad Heil ung von einem rheumatischen Leiden. Im Juni zeigten sich jedoch Symptome eines Halsleidens, welches allmählich einen bedrohlichen Charakter annahm. Am 22. Juni stellten bei einer Con- suliation in Wien die namhaftesten Spezialärzte die Entstehung von Krebsgeschwüren an der Zungenwurzel fest. Einem ähnlichen Leiden er lag bekanntlich Kaiser Friedrich im Jahre 1888. Der kranke Herzog nahm nunmehr aus den Wunsch seiner Gemahlin und der übrigen Fa milienmitglieder, die von der Natur des Lei dens verständigt wurden, in Schloß Rosenau Aufenthalt. Hier ist der Herzog, der seinen Zu stand nicht kannte und Genesung erhoffte, in folge einer Herzlähmung unerwartet schnell ver schieden. — Der deutsche Dampfer „Jägersborg" colli- dirte, wie ein Telegramm aus Kopenhagen mel det, mit Trawler „Germania" bei Blyth. Die „Germania" sank. Von ihrer Besatzung sind 7 Mann ertrunken. Belgrad, 31. Juli. Der Kaiser von Ruß land willigte ein, bei der Hochzeit des Königs Alexander Trauzeuge zu sein und betraute den russischen Geschäftsträger Maussurow mit seiner Vertretung. — Der Zar sandte der Braut des Königs ein prachtvolles Brillantendiadem als Hochzeitsgeschenk. Exkönig Milan beabsichtigt, am Tage der Trauung trotz aller etwaigen Hindernisse nach Belgrad zu kommen. Rom, 31. Juli. Das junge Königspaar traf am 11 Uhr Vormittag in Reggio-Calabria ein, wird um Mitternacht in Neapel anlangen und morgen früh 4 Uhr ohne Aufenhalt Rom passiren. Die Minister reisen ihm bis Neapel entgegen. Rom, 31. Juli. Die Königin betete in letz ter Nacht lange in dem Gemach, worin die Leiche des Königs ruht, und zog sich erst gegen Mor gen zurück. — Es verlautet, daß der Mörder am letzten Freitag in Begleitung eines jungen Man nes bei einer Wittwe mit Namen Rossi vorsprach und Wohnung suchte. Der Begleiter wird jetzt gesucht. Weiter heißt es, daß die Mailänder Po lizei in dem Hause eines gewissen Ramella wich tige Schriftstücke an sich genommen habe, aus denen heroorgehen soll, daß Bressi mit Indivi duen in Amerika in Verbindung gestanden hat, und zwar bezüglich des von ihm begangenen Verbrechens. Bei Ramello wohnte Bressi mit einem Toskaner Namens Gillsti zusammen. Der Kellner des Wirthshauses, in dem die beiden Ge nossen verkehrten, erklärte, daß sie sich von einem „großartigen Plane, der die Welt in Staunen setzen sollte", unterhalten hätten. Gillsti wurde verhaftet. Als Bressi bei Ramello wohnte, gab er sich für einen Franzosen aus und sprach im mer nur französisch. Alles deutet darauf, daß Bressi das Verbrechen lange vorbereitet hatte. Rom, 30. Juli. Der „Tribuna" zufolge glaubt man an das Vorhandensein einer Verschwörung, da ein Anarchist, der nicht der Partei der That angehört, erklärt, es habe vor einiger Zeit eine Anarchistenversammlung in Paris stattgefun den, in welcher ausgeloost wurde, wer den König ermorden solle. — Die in Rom anwesenden monarchischen Deputirten beschlossen, alle Kollegen sofort nach Rom einzuladen. Die hier anwesenden republi kanischen Deputirten haben energisch gegen das Verbrechen von Monza protestirt. Alle Geschäfte, Theater und Cafees sind geschlossen. Die Zei tungen erscheinen fast alle mit Trauerrand. Wie ferner berichtet wird, kam Bressi in Mailand am 27. Juli an, nachdem er 2 Tage in Bologna geweilt hatte. Eine Frauensperson Cisira Ra mella, mit welcher Bressi in Mailand verkehrte, wurde verhaftet. Sie will Bressi erst seit Diens tag kennen. Der heftig blutende Mörder wurde enikleidet, in eine Decke gehüllt und auf den Tisch des Wachtlokals niedergelegt. In seiner Tasche fand man einige amerikanische anarchi stische Blätter aus Paterson, andere Papiere und Adressen von in Italien lebenden Personen. Der Revolver ist eine Präzisionswaffe, 20 Cen- timeter lang, Marke 7, Kaliber 9 mit der Be zeichnung Massachusetts August 1890. In der Nähe der Königsjoge fand man noch einen 2.