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Erscheint wöchentlich dreimal: Tienülag, Donnerstag und «onnodend mittags Wöchentliche Beilage: „Neue Illustrierte" Nlonatsacilage: „Stand um den Eeisingderg" und MügliWl-Zeitung Bezugspreis siir den Monat 1,1.' RN!, einschließlich Zulragen Antrigen Dir viergespaliene 0', nun drriie Xorpuszcile oder deren Raum 20 P?., dir xn nun dreitr Rrlrlamc- odrr Einqr- sandi;rilc odrr drrru Raum 10 Psg. — Bri uvangsweiser Ein- lrcidung rrlischt drr Anspruch au? rtw. Wirdrrdolungsnachlas;. Vezirksanzeiser für Altenberg, Geifing, Lauenstein, Bärenstein und die umliegenden Ortschaften Dieses Blatt ist für die Beröffentlick'lnq der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts Lauenstein, sowie der Stadtbchörden Altenberg, Heising, Lauenstein und Bärenstein bcbördlichcrscits bestimmt Druck und Berlag: F. 2t. Kuntzsch, Attenberg — Verantwortliche Lchriftlcitung: Flor.» Kuntzsch, Altenberg — Fernruf Lauenstein 427 — Postscheck Dresden 11811 — Hiro Altenberg 11 «7. Sahrgans Donnerstag, den 14. Sanuar 1932 Nr.« Die Landwirtschaft muß schwer leiden Neuer Notruf der Grünen Front Die „Grüne Front" veröffentlicht einen mit den Unterschriften Brandes, Graf Kalckreuth, Hermes, Fehr versehenen Aufruf, in dem es u. a. heißt: Die ungeheure Not des Bauernstandes ist zu einer ern sten Gefahr für unser Land geworden. Ohne Unter brechung geht der Preissturz für Vieh, Molkerei erzeugnisse des Bauern weiter. Nach den neuesten Feststellungen des Instituts für Konjunkturforschung betrugen die Verkaufserlöse der deutschen Landwirt schaft aus Getreide, Kartoffeln, Vieh, Molkereierzeug- nisscn, Eiern, Zucker, Weinmost und Tabak im Jahre 1930/31 acht Milliarden Neichsmark gegen neun Milliarden Neichsmark im Jahre 1929/30 und wer den nach dem gegenwärtigen Stande der Produk- tionsschätzungen und der Preise für 1931/32 kaum mit mehr als 6,6 Milliarden Reichsmark zu veran schlagen sein. Das bedeutet in den letzten beiden Jahren einen Rückgang um 26-3 Prozent. Jede Maßnahme, die, wie der Vollstreckungsschutz, eine Atempause für die Landwirtschaft darstellen soll, verliert ihren Sinn und Zweck, wenn nicht gleich zeitig entschlossen die Grundlagen für die Renta bilität der deutschen Landwirtschaft wiederhergestellt werden. Hieran aber fehlt es. Die Rentabilität der Landwirtschaft kann unter den gegenwärtigen Umständen keineswegs allein durch Erzeugungskosten senkung erreicht werden, sondern bedarf vor allem auch einer nachdrücklichen Stützung von der Preis seite her. Von der Reichsregierung must gefordert werden, das; sie endlich dem deutschen Bauern sein Recht zu teil werden lästt, indem sie ihn mit allen anwend baren Mitteln vor dcr vernichtenden Überschwem mung des deutschen Marktes mit ausländischen Er zeugnissen schützt. Die Unterbindung jeglicher ent behrlichen Einfuhr von Nahrungs-, Genustmitteln und von Holz ist zudem zur Verteidigung unserer bereits stark zusammengeschmolzenen Währungsreserven un- > erlästlich. Es müssen auch alle Mastnahmen des Kommissars für Preisüberwachung sich hinsichtlich der Lebensmittelpreise auf die Herabminderung der Handels- und Verarbeitungsspanne beschränken und dürfen nicht dazu führen, dast ein weiterer Druck auf die Preise ausgeübt wird, die der landwirtschaft liche Erzeuger erhält. An Stelle immer wiederholter Versicherungen verlangen die deutschen Bauern end lich entschlossene Taten. — Der Aufruf schließt mit der Mahnung an alle Landwirte, höchste Geschlossen heit und Einigkeit zu bewahren. Sine Rede Schieles In einer Rundfunkrede wies am Montag abend Reichsernährungsminister Dr. Schiele auf die fort schreitende Senkung der deutschen Lebensmitteleinfuhr hin, die im nationalwirtschaftlichen Inleresse von allergrößter Bedeutung sei. Während 1927 noch insgesamt 10,4 Millionen Tonnen ausländischer Er zeugnisse im Werte von 3,4 Milliarden RM. eilige- führt worden seien, betrug die Einfuhrmenge 1931 nur noch ein Drittel, nämlich 3,6 Millionen Tonnen im Werte von 1,2 Milliarden. Die genannten Zah len über den Rückgang überflüssiger Nahrungsmittel- einfuhr seien in unserer jetzigen außenpolitischen Lage geradezu Schicksalsziffern. Wirtschaftspolitik und Au ßenpolitik in organischer Verbindung seien erst die Grundlage für eine straffe Staatspolitik. Weiter wies der Minister noch auf die kaum zu überschätzenden Möglichkeiten hin, die die Landwirt schaft für die Lösung der Arbeitslosenfrage biete. Vorbereitungen Scheitern -es Reichskanzler Vorschlags Die parlamentarische Aktion des Reichskanzlers zur Wie derwahl des Reichspräsidenten v. Hindenburg durch den Reichs tag ist nunmehr auch formell abgeschlossen. Der Reichspräsi dent hat Dienstag abend den Kanzler zum Vortrag empfangen, wobei der Kanzler, wie in einer amtlichen Mitteilung gesagt wird, dem Reichspräsidenten über seine Fühlungnahme wegen der Möglichkeit einer parlamentarischen Verlängerung der Amtszeit des Reichspräsidenten durch den Reichstag berichtete. Auf Grund dieses Vortrages bat der Reichspräsident den Reichskanzler, von einer weiteren Verfolgung des Weges einer parlamentarischen Lösung der Frage Abstand zu nehmen. i-cacyoem oie Bemühungen des Reichskanzlers um die Verlängerung der Amtszeit des Reichspräsidenten zum Ab schluß gekommen sirid, beschäftigt man sich in politischen Krei sen stark mit der Frage der weiteren Entwicklung. Nir gends besteht eigentlich ein Zweifel darüber, daß jetzt der Weg zur Volkswahl aus breitester Basis frei ist. Für die Einleitung der Dolkswahl gibt es nach Ansicht politischer Kreise zwei Möglichkeite n. eine Initiative der Par teiführer. In dieser Richtung sind auch bereits Bemühungen im Gange und zwar hat sich unteres Wissens Gras Westarp mit den Führern der anderen Gruppen der gemäßigten Rech ten und der Mitte in Verbindung geletzt, um entsprechende Schritte einzuleiten. Dabei ist es selbstverständlich, daß die ganze Frage jetzt mit dem größten Takt behandelt wer den muß, um in geeigneter Form vorwärts gebracht zu wer den. Als eine der ersten Voraussetzungen für das Gelingen betrachtet man es deshalb auch daß die Bemühungen von vornherein auf eine möglichst breite Grundlage gestellt wer den. d. h. daß der Block, der die Kandidatur des Reichspräsi denten für die Dolkswahl oorschlägt so weit wie möglich von rechts bis links reicht. Ein zweiter Gedanke, den man erörtert, geht in der Richtung, daß die WiederaufsteUung Hindenburgs durch ein Gremium führender Persönlichkeiten des deutschen Volkes behandelt wird, die nicht in erster Linie und ausschließlich Politiker sind. Es kämen allo die Spitzen der Wissenschaft, der Wirtschaft, der verschiedenen Berufsstände usw. in Frage, um den Eharakter der Volkswahl und des Eintretens ohne Unterschied der Parteien und der Stände besonders deutlich zu dokumentieren. In unterrichteten Kreisen rechnet man darauf, daß der Reichspräsident sich einem solcher. Rus nicht entziehen würde. Die Antworten an Drüninv Hitlers Absage Der Führer der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Adolf Hitler, hat folgendes Schreiben an Reichskanzler Dr Brüning gerichtet: „Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Am 6. Januar 1932 teilte mir Reichsinnenminister Gc neral Groener mit, es bestünde die Absicht, die Präsident schaft des Generalfeldmarschalls von Hindenburg auf parla mentarischem Wege zu verlängern, bezw. den Reichspräsiden ten durch eine Zweidrittelmehrheit des Reichstages neu wäh len zu lassen. Reichsinnenminister Groener bat mich um Stellungnahme der Partei zu diesem Vorhaben. Ich beehre mich, Ihnen, sehr geehrter Herr Reichskanz, ler, mitzuteilen, daß die NSDAP bei aller Verehrung für die Person des Herrn Reichspräsidenten nicht in der Lage ist, diesen Vorschlag zu unterstützen. Ich lehne daher namens der nationalsozialistischen Bewegung unsere Zustimmung ab. Die verfassungsrechtlichen, außen- und innenpolitischen, sowie moralischen Gründe, die uns zu dieser Stellungnahme bewegen, werde ich Ihnen, sehr geehrter Herr Reichskanzler, in einer eingehenden Darlegung umgehend zustellen. Mit der Versicherung vorzüglicher Hochachtung bin ich. sehr geehrter Herr Reichskanzler,'Ihr 'ehr egebener Adolf Hitler." Dieser Brief wurde im Auftrage Hitlers dem Herrn Reichskanzler durch Hauptmann Goering persön lich überreicht. Im Laufe des Montaa und Dienstag haben, wie von zur Bolkswahl nationalsozialistischer Seite mitgeteilt wird, wiederholt Be sprechungen zwischen Staatssekretär Meißner und Haupt mann Goering stattgefunden, die vonseiten der NSDAP den Zweck hatten, eine Kläruna der Lacie bcrbeizufübren. Hugenbergs Ablehnung Das Schreiben des deutschnationalen Parteiführers Hu genberg an Reichskanzler Brüning lautet wie folgt: „Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Sie legten mir gestern die Frage vor, wie sich die Deutschnationale Volkspartei zu Ihrem Vorschläge der parlamentarischen Ver längerung der Amtszeit des Herrn Reichspräsidenten General feldmarschall von Hindenburg stelle. Sie, Herr Reichskanzler, könnten diese Frage nicht aufgerollt haben, wenn Sie dabei nicht des Einverständnisses des Zentrums und der SPD. sicher gewesen wären. Es sind das die Parteien, die seinerzeit die Wahl des Reichspräsidenten auf das schärfste bekämpft haben. Mit dem Rückhalte dieser Parteien treten Sie jetzt an uns heran, die wir einst seine Wahl angeregt und durchgesetzt haben. Sie begründen Ihr Vorgehen mit der außenpolitischen Notwendigkeit einer Stärkung der „Stabilität" der deutschen Regierungsgewatt. Gleichzeitig schwächen Sie aber selbst diese Stabilität empfindlich durch die zähe Aufrechterhaltung einer Regierung im Reich und Preußen, hinter der keine Mehrheit des Volkes steht. Sie begründen die Notwendigkeit Ihres Schrittes weiter mit der außenpolitischen Wirkung einer ein heitlichen Vertrauenskundgebung für den Herrn Reichspräsi denten. Demgegenüber sind wir der Auffassung, daß die außenpolitische Stellung Deutschlands am meisten durch einen Rücktritt der jetzigen Negierung gestärkt würde, deren Ver gangenheit es ihr erschwert, dem veränderten Willen des deutschen Volkes dem Auslande gegenüber glaubhaften Aus druck zu geben. Sie, Herr Reichskanzler, erstreben die Wiederwahl auf dem Wege der Beschlußfassung des Parlamentes. Nach der Verfassung geht die Wahl des Reichspräsidenten unmittelbar vom Volke aus. Dieses Recht auf den Reichstag zu über tragen, liegt um so weniger Anlaß vor, als der Reichstag der wahren Dolksmeinung nicht mehr entspricht. Als die alten Anhänger des uns nach wie vor vereh rungswürdigen Generalfeldmarschalls glauben wir zu der Be merkung berechtigt zu sein, daß die Art seiner Hineinziehung in parteimäßige und parlamentarische Erörterungen der ver fassungsrechtlichen Stellung und dem hohen Ansehen nicht ge recht wird, das der Herr Reichspräsident im deutschen Volke genießt. Diese Tatsache wird durch die öffentliche Behand lung der Angelegenheit bedauerlich verstärkt. Der parlamen tarische Wahlakt würde weniger als eine Vertrauenskundge bung für den Herrn Reichspräsidenten, als für die von uns bekämpfte Politik und insbesondere Außenpolitik der jetzigen Reichsrcgierung wirken. Unter diesen Umständen muß ich Ihnen nunmehr endgültig mitteilen, daß eine Billigung oder Unterstützung Ihres Vorhabens für uns nicht in Frage kommen kann." ch ch ch Gegen den Inhalt des Briefes Hugenbergs an Reichs kanzler Brüning wird von amtlicher Seite recht deutlich Stel lung genommen, und es wird u. a. darauf hingewiesen, daß die Behauptung, der Kanzler habe die ganze Frage nur im Einverständnis mit Zentrum und Sozialdemokraten auftollen wollen, jeder Grundlage entbehre. Ebenso sei es unzutreffend, wenn Hugenberg behaupte, daß hinter der Regierung keine Mehrheit mehr stehe. Die Sitzung des Ältestenrates habe erst wieder den Beweis erbracht, daß die Mehrheit des Reichs tages bei ihrem Beschluße, das Plenum nicht einzuberufen, durchaus im Sinne der Reichsregierung gehandelt habe. Der kommunistische Kandidat Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei hat be schlossen, bei den Reichspräsidentenwahlen in jedem Falle als eigenen Kandidaten den Vorsitzenden der Partei, Ernst Thälmann, aufzustellen.