Volltext Seite (XML)
48. Stück. Sonnabends den 2. December igOy.* Welche Gespräche eignen sich in unsern Ta gen vorzüglich zur Unterhaltung? Durch die gesellschaftliche Unterhaltung will man sich nicht blos angenehm die Zeit vertrei ben, sondern auch an Einsichten und an Ver edlung gewinnen. Man will Menschen und Dinge kennen lernen, so wie auch zum Guten milchiger aus Gesellschaften gehen. Diese Zwecke lassen sich durch die Gegenstände erreichen, welche man in dem Kreis des gesell schaftlichen Gespräches zieht. Allein wie nicht jedem Geschlechte, jedem Alter alles ziemt, so darfauch nicht zu jeder Zeit alles berührt wer den. Vieles ist in glücklichen Tagen gestaltet, was unglückliche Zeiten nichr erlauben. In diesen bedarf der Mensch Much, um es mit den Stürmen dieser Welt aufzunehmen, Stärke, um nicht zu unterliegen, Beharrlichkeit, um nicht den Kampf sogleich auszugcben, und der festen Zuversicht, daß der Böse nicht zur Welt herrschaft bestimmt ist. Wir wandeln unter Trümmern; eine Welt ist untergegangen, um einer Andern Platz zu machen. Nationen verschwinden, wie einzelne Menschen; wer schwach sich beugt, der wird zerknickt und die Zeit mähet ab, was sich ge duldig in das Joch schmiegt. Blos das Hohe und Würdige darf auf Rettung hoffen; ihm ist der Sieg bestinnnt, weil es den Adel der Mensch heit beurkundet; an ihm geht jede Zerstörung vorüber, weil dort Einer über den Sternen waltet. Will der Mensch dem Schicksale gewachsen sepn, das verheerend und zermalmend einher tritt, so muß er sein Gemülh durch das Gute und Große erheben u. es durch den Anblick der Män ner stählen, weiche die Ehre und Pflicht höher als alles Irdische geschätzt haben. Was also eine solche Erhebung und Stählung des Geistes zu bewirken vermag, das muß jetzt den Inhalt der gesellschaftlichen Unterhaltung ausmachen. Was der Mensch will, das kann er auch, so lange er innerhalb der Grenzen des Rechts und der Pflicht bleibt; was ihn an seine Größe er innert, was seine Energie belebt, das muß ihm jetzt Stoff zur Unterhaltung geben. Wer Gu tes will, und nicht in diesem Vorsätze wankt, der fühlt einen Much und eine Entschlossenheit in sich, die noch in Gefahren wachst und ihn über das Grab hinüber trägt. Edle und gute Männer sind Muster aller Zeilen,