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Voigtländi scher Anzeiger. Z9- Stück. Sonnabends den ZO, September I8O9. Erinnerungen bei der im z6. Stück aufge- worfenen Frage: Ist der Ackerbau oder Manufacturen treibende Staat der gluck, lichere ")? Bei Beantwortung obiger Frage ist zuvörderst die Zeit, worinn sie aufgeworfen wird, zu be rücksichtigen; ferner, daß ein Staat, der aus, schließend oder ganz vorzugsweise vom Ackerbau leben solle, in der heutigen Zeit kaum existire, oder als existirend gedacht werden könne. — Ich setze voraus, daß Vers, des genannten Aussatzes nur von civilisirten, nicht von rohen, nomadisirenden Völkern spreche, und ich glaube daher — und sein Aufatz scheint dies zu bewei« sen, — daß er in seinem Thema sagen wollte: Ist rc. v or zugsweise treibende rc.; da ohne einen von diesen ein civilismes Volk wohl nicht gut gedacht werden könne. Bekanntlich sind in Ländern, in denen der Ackerbau die höchste aller Beschäftigungen ist, noch heute die Ueberreste der Sklaverei und Leibeigenschaft zu suchen; Rußland und Sardinien sind Beispiele hiervon, Daß solche Lander unmöglich die höchste Stufe ihres Glücks erreicht haben, ist an sich dcut» lieh. Aber was ist nun die Ursache, daß an- dre Länder zum Theil von diesen Uebeln befreit sind? Ist cs nicht jener Kunstfleiß, der sich in Manufacturen und Fabriken zeigt? Ist es nicht jene Kraft des menschlichen Geistes, die sich ohne Zagen dem fürchterlichen Elemente am vertraute? Durch Manufacturen und Fabri, ken entstand ein gewisser Mittelstand zwischen dem Sclaven und Herren; allmählig erwarb sich derselbe durch seiner Hande Arbeit mehr, als zu seinem Unterhalt und derer, die zunächst um Wegen srüher eingegangener Beiträge konnte dieser Aufsatz, der so viel Wahres enthält und für dessen Mitthcilung ich dem Herrn Verfasser ergebcnst danke, erst jetzt erscheinen. Der Aufsatz, ge gen welchen er gerichtet ist, wurde aus dem politischen Journal entlehnt und spricht allerdings etwas zu allgemein. Jndeß liegt, nach meinem Ermdssen, auch hier die Wahrheit in der Mitte, wie auch der Herr Berichtiger am Schlüsse seines Aufsatzes richtig bemerkt hat. Es kommt bei dem in Frage stehenden Gegenstände alles auf den Begriff an, den man mit dem wahren Staatenwohl verbindet. Mein Glaubensbekenntniß über diesen Punkt habe ich in einer Abhandlung: ueber den rheini- fchen Bund «nd dessen Folgen, welche zuerst in dem Jahrgange von iso/ dieser Wochenschrift erschienen, und späterhin auch in des Herrn v. Archeuhvlz Minerva ausgenommen wurde, gleichsam im Vvrübergehen niedergelegt, d, Red,