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Voigtländi scher Anzeiger. -4. Stück. Sonnabends den 7» April iZio. Ueber die neuen französischen Maaße und Gewichte. Die französische Revolution, die, gleich einem heftigen Fieber, den Staatskörper Jahre lan- durchschüttelte und somit manche Unreinigkeiten ausstieß, aber freilich auch manche Nachwehcn zu« rückließ, Hal, unter vielen unnöthigen, und darum bald wieder zu Grabe gegangenen, dochauch manche nützliche Neuerung zurückgelaffen, und dahin gehört die der neuen Maaße und Gewichte. Freilich hat sich das Gros der Nation, eben darum, weil die Sache neu und. ungewohnt war, ungern in diese Umänderung gefügt, allein wäre die neue Regierung nicht von der Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit der Einrichtung überzeugt gewesen, so würde dieselbe gewiß auch sie mit allen dem, was nach der Zeit der Gleichheit und Freiheit roch, in die Acht erklärt haben; allein sie blieb und sie verdiente es zu bleiben; denn durch sie wird das Maaß - und Gewichtswescn, was es vorher nicht war und bei uns bis diese Stunde noch nicht ist, ein wahres System voll schönen Zusammenhangs, worin nichts, auch nicht die kleinste Bestimmung, willkührlich ist. Alles näm- lich gründet sich auf eine einzige genaue Messung, auf die des Meridianquadranten, aus welcher auch die Einheiten aller Maaße und Gewichte hergeleitet sind, wodurch natürlicher Weise nicht nur eine sehr wünschenswerthe Uebekeinstimmung, sondern auch eine ganz sichere Zuverläßigkeit entsteht. Das einzige nicht genau richtige bei der Begründung dieses Maaßsystems ist die angenommene Voraussetzung, daß alle Erdmeridiane von gleichem Umfange sepen; auch ist die französische Gradmessung bei weitem nicht so richtig, als die neueste schwedische; jedoch im Eigentlichen bringt dies der guten Sache keinen Schaden; denn man erhielt doch ein Princip, von welchem man aus« gehen, und dem man alles übrige anpassen und unterordnen kann. Man verfuhr nun folgender maßen : Man nahm von dieser Meridianslänge den vierten Theil oder Quadranten (zu zo'794,580 Par Fuß) thcilte diesen in so viele kleine Theile, bis einer ein bequemes Maaß ab, gab und hatte so ein vestes, unveränderliches Maaß für alle Erdgegenden. Außerdem schaffte man das gewöhnliche unbequeme Duodecimalmaaß (d. h. Eincheilung des Fußes in 12 Zoll, des